Serie: TOS
Paarung: K/S
Code: R
Summe: siehe weiter unten
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LadyCharena@aol.com
Disclaimer: Paramount/Viacom
gehört Star Trek und alles, was ich mir hier borgte.
Die Story ist mein, „Fanfiction“
– ich beabsichtige weder, damit Geld zu verdienen, noch irgendwelche Rechte zu
verletzen.
Wer unter 18 ist, bzw. sich am
Inhalt dieser Story stören könnte, sieht sich bitte anderswo für passendere
Unterhaltung um.
Erstveröffentlichung in der Amok
Times Nr. 24, der Clubzeitschrift des ClassiKS-Clubs (http://www.geocities.com/classiks1701/index.html.)
(Eine Nacherzählung
zu „Kodos, der Henker“ – bezogen auf die Episode, sowie auf die Romanfassung
von James Blish)
Lady Charena
Herrlich, endlich einen Moment Ruhe! James T. Kirk, Captain der
Enterprise, streckte sich genüsslich auf dem Bett seines Ersten Offiziers aus.
Er lauschte einen Moment auf die leisen Geräusche, die aus dem Badezimmer
drangen. Spock duschte - und wie er seinen wasserscheuen Vulkanier kannte, war
das eine Sache von höchstens eineinhalb Minuten.
"Versuchst du einen Rekord im Schnellduschen aufzustellen?",
fragte er grinsend, als Spock kurz darauf tatsächlich in seine Kabine trat.
Der Vulkanier beschloss, die Frage zu ignorieren. "Was machst du
schon hier?", erkundigte er sich statt dessen und legte eine frische Robe
zurecht . "Ich dachte, du wärst noch bei Dr. Leighton?"
Jims entspannte Miene verdüsterte sich und er setzte sich ruckartig auf.
"Es gibt keine synthetische Nahrung, stell' dir das vor! Er hat uns - mich
- hierher gelockt, damit ich mir einen Schauspieler ansehe."
Spock drehte sich zu ihm um, eine Augenbraue fragend hochgezogen.
"Einen Schauspieler?"
Mit einem Seufzen kam Kirk auf die Beine und trat zu seinem Geliebten.
"Ja", meinte er leise und lehnte sich müde gegen den Vulkanier.
Offenbar spürte Spock, dass Jim irgend etwas bedrückte und hielt ihn
fest. Und fasste sich in Geduld.
Doch nach einem Moment löste sich Kirk von ihm Er lächelte schief und
hakte einen Finger unter den Saum des Handtuchs um Spocks Taille - gegenwärtig
das einzige, was der Vulkanier überhaupt trug - und zog leicht daran. "Du
solltest vielleicht etwas anziehen", schlug er vor. "Sonst fühle ich
mich noch versucht, meine Verabredung heute abend platzen zu lassen und mich
statt dessen ganz dir zu widmen..."
Die Augen des Vulkaniers blitzten amüsiert auf, doch
er war in kürzester Zeit angezogen.
Jim setzte sich wieder auf der Bettkante und
beobachtete ihn. Lange hielt er es nicht aus, sondern sprang wieder auf, aller
Müdigkeit zum Trotz.
"Was ist auf Arkturus passiert,
Jim?", unterbrach Spocks ruhige Stimme in seine Gedanken.
Kirk holte tief Luft und entspannte bewusst seine Schultern. Und erzählte
dann von der unglaublichen Behauptung, die ihm sein alter Freund Thomas
Leighton unterbreitet hatte – bei dem Schauspieler Anton Karidian handele es
sich um Kodos, den totgeglaubten ehemaligen Gouverneur von Tarsus.
Als er endete, blickte er den Vulkanier, der ihm ohne zu unterbrechen
zugehört hatte. Mit einiger Beunruhigung sah er die scharfe Falte auf Spocks
Stirn. Es war ein wohlbekanntes Zeichen, das für gewöhnlich bedeutete, dass
sein Erster Offizier besorgt war.
"Das ist eine sehr... gewagte... Behauptung, die Identität eines
derartig bekannten Schauspielers einfach anzuzweifeln", meinte Spock
vorsichtig, als er erkannte, dass Kirk auf eine Antwort von ihm wartete.
Seufzend fuhr sich Jim mit den Fingern durch das Haar - was nur dazu
führte, es jetzt in alle Richtungen abstand. "Ich weiß. Aber ich habe wohl
keine andere Wahl, als mir die Aufführung anzusehen. Und danach versuche ich,
noch einmal mit Tom Leighton zu sprechen. Oder mit seiner Frau Martha.
Vielleicht kann sie Tom von dieser absurden Vorstellung abbringen." Er
warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr und fluchte leise. In einer halben
Stunde begann die Vorführung und er wollte zuvor noch duschen und sich
umziehen.
Mit einem entschuldigenden Blick in Spocks Richtung verschwand er in ihrem
gemeinsamen Badezimmer. Als er fünf Minuten später in die Kabine zurückkehrte,
wartete bereits eine frische Uniform auf ihn. Er hielt einen Moment inne, das
Uniformoberteil in den Händen. "Danke. Und du willst wirklich nicht
mitkommen? Sie spielen Shakespeare - Macbeth. Und laut unserer Datenbank sollen
sie gut sein."
Der Vulkanier schüttelte den Kopf. "Wirklich nicht, Jim. Außerdem - ich würde stören, wenn du mit Dr. Leighton und seiner Frau sprichst." Er schenkte seinem Captain jenes rare Halb-Lächeln, das jedes Mal Jims Stimmung aufhellte. Kirk nickte - Spock hatte natürlich recht. "Na gut", meinte er bedeutungsvoll und streifte seine Kleidung über. "Aber später kommst du mir nicht mehr so leicht davon."
"Ich werde das in Erinnerung behalten", versprach der Vulkanier
feierlich, doch in seinen Augen funkelte es amüsiert, als Jim in Gelächter
ausbrach.
Spock blickte ihm gedankenvoll nach, bevor er sich auf den Boden kniete n
weg, um zu meditieren. Er machte sich Sorgen, wenn er sich auch
nicht absolut sicher war, weshalb...
Jim hatte die Vorstellung genossen - trotz der düsteren Erinnerungen, die
ihm Toms Behauptung (und die Daten des Schiffscomputers, die er früher am Abend
vorsorglich durchgegangen war) ins Bewusstsein zurückgerufen hatten. Vor allem
Lady Macbeth - dargestellt von Lenore Karidian, Tochter des fraglichen
Schauspielers – war ihm besonders aufgefallen. Sie hatte die Rolle nicht nur
einfach gespielt – Sie hatte sie mit Leben erfüllt.
Lenore Karidian erwies sich auch ohne das bizarre Bühnen-Makeup als eine
äußerst attraktive junge Frau. Ihre Unterhaltung, in die Kirks vorsichtige
Erkundigungen nach ihrem Vater einfließen liess, wurde allerdings nach kurzer
Zeit vom Summen seines Kommunikators unterbrochen. Etwas unwillig über die
Störung beantwortete er den Ruf. Es war Spock - und was er zu sagen hatte, war
alles andere... nur keine gute Nachricht.
„Dr. Leighton ist tot.“ Einen Moment lang stand er da, starrte
verständnislos auf das Gerät in seiner Hand. Ob wohl irgend jemand auf der
Brücke das Mitgefühl in der ruhigen Stimme des Vulkaniers hörte?, dachte er
zusammenhanglos.
Dann löste er sich aus der Starre. "Verstanden, danke. Ich kümmere
mich sofort darum", meinte er leise. "Bis später. Kirk Ende."
Nach einer knappen Verabschiedung von Lenore machte er sich auf den Weg in das
Appartement der Leightons auf Arkturus.
Marthas ruhige Stimme, ihre traurigen - doch gefassten - Worte,
verfolgten ihn, als er eine Stunde später an Bord zurückkehrte. Er fühlte sich
vollkommen verwirrt und wütend. Toms Tod machte einfach keinen Sinn! Außer er
hatte recht gehabt mit seiner Behauptung... Wenn er nur einen Beweis dafür
finden könnte.
Spock war noch auf der Brücke, weswegen Jim sich in seine Kabine
zurückzog und sich am Schreibtisch niederließ. Diese Truppe... morgen würde sie
wieder weg sein und damit jede Möglichkeit, mehr über Karidian herauszufinden.
Außer... Er aktivierte das Interkom und ließ sich von Uhura mit dem Captain der
Astral Queen verbinden.
Müde lehnte er sich zurück und rieb seinen Nasenrücken, heftige
Kopfschmerzen kündigten sich an. Er setzte Spock eher kurzangebunden über ihren
Kurswechsel in Kenntnis, eine vage Idee verfolgend. Riley – der, wie er
inzwischen erfahren hatte, ebenfalls ein Augenzeuge der schrecklichen Massaker
auf Tarsus IV gewesen war – versetzte er vorsorglich in den Maschinenraum, so
war er außer Sichtweite der Schauspieler. Er lächelte grimmig. Möglicherweise
konnte ihm ja Lenore Karidian ein paar Fragen beantworten, nachdem ihr Vater es
abgelehnt hatte, Besuch zu empfangen. "Ich denke, ich werde einer jungen
Dame das Schiff zeigen", meinte er gedehnt.
Eine lange Pause folgte seinen Wortenn. Spock
antwortete merklich kühl, doch Jim war zu sehr mit seinen eigenen Gedanken
beschäftigt, um es wirklich zu beachten.
Lenore Karidian erwies sich als begeistert, als er sie zu einer
Schiffsbesichtigung einlud. Kirk ließ seinen berühmt-berüchtigten Charme
spielen - irgendwie genoss er das ungezwungene Zusammensein mit einer Frau
sogar.
Yeoman Rand unterbrach die romantische Stimmung leider. Dabei hatte er
strikte Anweisung gegeben, nicht gestört zu werden. Die Nachricht des
Vulkaniers, die sie ihm überbrachte, steckte er in die Hosentasche. Es konnte
sich um nichts allzu dringliches handeln, sonst hätte Spock ihn über das
Interkom informiert. Er konzentrierte sich lieber wieder auf die Unterhaltung
mit Lenore. Irgendwann begann ihr Gespräch aber dann in etwas privatere Bahnen
abzudriften. Und bevor er sich versah, hatten sie Worte bereits hinter sich gelassen
- und waren beim Küssen angelangt.
Ihr Mund war kühl und ihr Körper weich und nachgiebig in seinen Armen. Er
schloss die Augen - und sah Spock vor sich. Das hatte ungefähr die Wirkung
einer kalten Dusche und vertrieb den Nebel aus seinem Verstand so rasch, wie er
aufgetaucht war. Was mache ich da eigentlich?
Sanft löste er sich von ihr und wich zurück. Verdammt, was war nur mit
ihm los? Knutschte wie ein Teenager mit einem Mädchen im Dunkeln herum, während der Mann, den er liebte,
sicherlich auf eine Antwort von ihm wartete. Mit einer lahmen Entschuldigung,
die sogar für seine Ohren so klang, verabschiedete er sich von Lenore Karidian
und ließ sie dann einfach stehen.
Im Korridor lehnte er sich einen Moment an die Wand und holte tief Luft.
Er hatte doch nur beabsichtigt, sie über ihren Vater auszufragen - nicht eine
Affäre mit ihr zu beginnen. Früher ja -
aber jetzt gab es Spock und niemanden sonst...
Damit schob er diesen Ausrutscher zur Seite und zog Spocks Nachricht aus
der Tasche.
Sekunden später war alles andere vergessen - und Captain Kirk auf dem Weg
in die Krankenstation.
Vergiftet! Ein Mitglied seiner Crew vergiftet! Am liebsten wäre er sofort
in die Kabine der Schauspieler gestürmt und hätte sie dazu befragt. Er kochte
innerlich vor Wut. Dazu McCoys unangenehme Fragen und Spocks eisige
Förmlichkeit, die ihn nur noch mehr irritierten. Er verschob eine Aussprache
auf später - und machte sich trotz der Einwände des Vulkaniers auf, Karidian
sofort zu befragen. Es war schon zuviel Zeit mit Spekulationen vergeudet worden, jetzt wollte er die
Wahrheit wissen...
Vollkommen erschöpft und verwirrter als jemals zuvor, kehrte er später in
seine Kabine zurück und warf sich auf sein Bett, das Gesicht in den Händen
vergraben. War Karidian nun Kodos - oder war er es nicht...? Er wusste es
nicht. Er wusste überhaupt nichts mehr. Das bizarre Gespräch mit Karidian
spielte sich wieder und wieder vor seinem inneren Auge ab, doch er konnte zu
keiner Entscheidung finden. Entweder ist er Kodos oder verrückt... Oder
vielleicht bin ich es...
Ich bin so müde. Er sehnte
sich plötzlich mit ungewohnter Heftigkeit nach Spocks beruhigender Präsenz.
Doch der war noch auf der Brücke, überwachte den Kurswechsel nach Eta Benecia,
dem nächsten Engagement der Schauspieler und schien auch sonst sehr beschäftigt
zu sein. Offensichtlich viel zu beschäftigt, um sich um ihn zu kümmern.
Ruhelos wälzte er sich hin und her und konnte nicht einschlafen. Er
wartete noch lange darauf, dass Spock vielleicht doch noch zu ihm kam. Doch der
Vulkanier tauchte nicht auf. Schließlich schlief er über das Warten ein - und
wurde von Alpträumen und alten Erinnerungen geplagt.
Spock hatte sich entschuldigen lassen, McCoy kam - wie fast schon üblich
bei solchen Anlässen - wieder einmal zu spät. Unbehaglich saß Jim allein in der
ersten Reihe ihres improvisierten Theaters und lauschte mit halbem Ohr dem
erwartungsvollen Gemurmel der Crewmitglieder um sich herum.
Und dann wurde es wirklich schlimm. Zuerst kam der Ruf aus der
Krankenstation – der kaum von seiner Vergiftung genesene Riley war
verschwunden. Dann der aus der Sicherheitsabteilung - eine Waffe hatte sich
offenbar in Luft aufgelöst.
Dieser verdammte Narr! Klaut' einen Phaser und versucht Racheengel zu
spielen. Nicht, dass er die
Gefühle des jungen Mannes nicht verstehen köonnte -
aber er war immer noch nicht völlig überzeugt, dass Karidian wirklich Kodos
war. Selbst der Verifikationstest von Karidians Stimme und der Mordanschlag auf
sein eigenes Leben früher an diesem Abend hatten nicht alle Zweifel vollständig
ausgeräumt. Während vorne die Vorstellung begann – Hamlet - musste er sich
hinter der Bühne herumtreiben und nach einem Mitglied seiner Crew suchen, das
darauf aus war, den Hauptdarsteller zu erschießen. Was ging nur plötzlich
mit seinem Leben so schief?
Es war vorbei. Karidian - Kodos - war endgültig und diesmal zweifelsfrei
tot, Lenore unter Bewachung in der Krankenstation. McCoy hatte ihm seinen
Bericht übergeben. Sie war geisteskrank. Sie tat Jim fast leid.
Kirk lag auf seinem Bett. Barfuss, mit bloßem Oberkörper und versuchte
sich zu entspannen. Er dachte über McCoys Frage nach - eine Frage, die er auf
der Brücke nicht beantwortet hatte. 'Du hast sie gemocht, nicht wahr?' Eine
ungewöhnlich vorsichtige Formulierung für seinen sonst sehr direkten CMO... Und
keine Antwort. Weder damals, noch jetzt. Er drehte sich auf den Bauch, legte
den Kopf auf verschränkte Arme. Gemocht? Vielleicht - ja, man konnte so sagen -
anfangs zumindest. Er hatte sie sympathisch gefunden, sogar anziehend. Früher
hätte er ohne Bedenken eine Affäre mit ihr angefangen - und sie dann wieder
vergessen. Aber das war eben früher gewesen... und jetzt war jetzt. Jetzt war
alles anders. Er liebte Spock und die Tiefe seiner Gefühle machte ihm manchmal
Angst. Aber er bereute nicht einen Tag, seit sie Liebhaber waren. Es hatte
schließlich lang genug gedauert, den Vulkanier dazu zu bringen, seine Gefühle -
und die des Menschen - zu akzeptieren - und danach zu handeln.
Eine Zeitlang verlor er sich in weitaus
angenehmeren Erinnerungen, als die der letzten Tage. Ein verträumtes Lächeln
spielte um seine Lippen, als er einschlief.
Abrupt erwachte er in Dunkelheit. Irgendein Geräusch hatte ihn aus dem
Schlaf gerissen. Er setzte sich auf, schüttelte die restliche Müdigkeit ab und
lauschte. Mit einem belustigten Kopfschütteln sank er zurück in die Kissen. Die
Dusche nebenan - offensichtlich war Spock endlich wieder zum Vorschein
gekommen. Den ganzen Tag hatte sich der Vulkanier mit einem augenscheinlich unglaublich
wichtigen Projekt in den Labors der Enterprise vergraben. Obwohl es irgendwie
sehr beruhigend gewesen wäre, ihn auf der Brücke um sich zu haben. Sein Anker
der Normalität.
Oder mied ihn sein Erster Offizier vielleicht? Er wusste, dass er während
der letzten beiden Tage manchmal unausstehlich gewesen war, Spock grundlos
harsch angefahren hatte. Aber der Vulkanier wusste doch sonst auch mit ihm
umzugehen, wenn er unter Stress stand... Er diskutierte es mit ihm aus,
erklärte ihm auch mal, wie unlogisch er sich benahm, wenn es notwendig war.
Oder gab ihm eine dieser herrlichen Massagen. Die meist im Bett endeten. Eben
Spocks ganz persönliches Anti-Stress-Programm für seinen Captain. Genau was der
Arzt verordnete...
Irgend etwas ist nicht in Ordnung. Die leise Stimme der Intuition, der er fast immer vertrauen konnte,
meldete sich zu Wort. Unsinn! Was sollte nicht in Ordnung sein? Er
streckte sich wieder aus. Spock war eben manchmal etwas zurückhaltender...
Abrupt setzte er auf und schwang die Beine über die Bettkante. Trotzdem
war es ungewöhnlich. Vielleicht sollte er den ersten Schritt machen?
Gesagt, getan. Kirk machte sich nicht die Mühe, etwas überzuziehen. In
Spocks Kabine würde es heiß sein. Und für das, was er beabsichtigte, war zuviel
Kleidung ohnehin nur hinderlich.
Spock saß an seinem Schreibtisch, ganz in die Datenkolonnen auf seinem
Bildschirm vertieft, als er zu ihm trat. "Hi."
Der Vulkanier sah flüchtig auf. "Guten Abend. Was kann ich für dich
tun?"
Der steife Tonfall ließ Jim seine ausschließlich amourösen Absichten ganz
rasch vergessen. Er schlug eine andere Taktik an und lehnte sich an den
Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Sehr beschäftigt?", fragte er leise und
versuchte, aus den Ziffern schlau zu werden.
Der Vulkanier schaltete mit einer alarmierend
heftigen Bewegung das Terminal aus und stand auf. Er entfernte sich einen
Schritt vom Schreibtisch - und von ihm – und sah an Kirk vorbei, die Hände auf
den Rücken gelegt. "Nein. Das ist nur eines meiner Forschungsprojekte, die
ich in meiner Freizeit durchführe, Captain."
Dann also ein Direktangriff. "Okay, was ist los, Spock? Du bist mir
heute den ganzen Tag ausgewichen."
Zum ersten Mal, seit er eingetreten war, sah ihn der Vulkanier direkt an
- und Jim unterdrückte ein Schauern angesichts der Kälte, die aus seinem Blick
sprach.
"Mit mir ist nichts ‚los’", entgegnete Spock unterkühlt.
"Das sehe ich", schnappte Jim zurück. Und hätte sich am
liebsten auf die Zunge gebissen, als er sah, wie sich das ohnehin strenge
Gesicht seines Geliebten noch mehr verhärtete. Er hob beide Hände in einer
beredten Geste - entschuldigend und besänftigend zugleich. "Entschuldige,
das war unangebracht." Der Vulkanier schien sich etwas zu entspannen.
"Aber rede mit mir", fuhr Kirk fort. "Bitte?"
Spock kam wieder näher. "Ich habe nur eine Frage, Jim. Hatte McCoy
recht?"
Einen Moment hatte er keine Ahnung, worauf der Vulkanier anspielte. Dann
glaubte er fast ein Klicken zu hören, als ihm einiges klar wurde.
Er stieß sich vom Schreibtisch ab und stellte sich, um das Möbel
herumgehend, Spock in den Weg.
"Einen Augenblick", sagte er
betont leise. "Verstehe ich dich richtig? Das hier ist wegen McCoys dummer
Bemerkung über Lenore Karidian?" Als Spock nickte, widerstand er nur mit
Mühe dem Impuls zu lachen. Spock war... eifersüchtig...? Eigentlich war ihm
überhaupt nicht zum Lachen zumute. Was jetzt aber mit dieser Erkenntnis
anfangen? Verwirrt strich er sich durch die Haare.
"Hattest du dich in sie verliebt?"
Der Vulkanier hatte ihm somit die Entscheidung abgenommen. "Nein -
ja, vielleicht ein wenig... Himmel, Spock. Ich weiß es nicht!" Frustriert
durchquerte er den Raum und setzte sich auf das Bett. Tief atemholend beruhigte
er sich. Er hob den Kopf und sah Spock an, der ihm gefolgt war, jedoch am
Raumteiler inne gehalten hatte. "Komm' setz' dich zu mir", meinte er.
Für einen langen Moment bewegte sich Spock nicht, ließ sich dann aber doch
steif neben seinem Captain nieder.
Jim wandte sich ihm voll zu und griff nach seinen Händen - was Spock
widerspruchslos zuließ. "Hör' mir bitte zu", meinte er leise.
"Ich war nicht in Lenore verliebt - noch bin ich es. Vielleicht war ich
eine Zeitlang versucht. Ich weiß es nicht. Die letzten beiden Tage waren ein
einziger Alptraum. Die ganzen Erinnerungen an die Zeit auf Tarsus IV, Toms Tod
- und die ganze Zeit diese Zweifel, ob ich es nicht verhindern hätte können,
wenn ich ihm nur mehr Glauben geschenkt hätte." Und erst jetzt, als er
diesen Gedanken in Worte gefasst hatte, sah er zum ersten Mal, dass es wirklich
so gewesen war. "Ich wollte es nicht glauben."
"Aber du konntest nicht anders handeln - zu diesem Zeitpunkt gab es
keinerlei Beweise, dass Anton Karidian wirklich Kodos war", wandte Spock
ein.
Jim lächelte schief und drückte die Hände des Vulkaniers. "Du
scheinst immer zu wissen, was du sagen musst, Spock. Weißt du das?"
Spock sah zur Seite, löste seine Hände aus Kirks Griff. "Nein, das
scheine ich nicht", erwiderte er bitter. "Ich..."
Doch Jim schnitt ihm mit einem Kuss das Wort ab. Er zog den Vulkanier an
sich. "Lass' uns jetzt nicht darüber reden, bitte. Halt' mich einfach fest
- und mach' mich glauben, dass dieser Alptraum vorbei ist..."
Er spürte die schmalen, heißen Lippen Spocks flüchtig auf seinen, dann
langsam seinen Hals entlanggleiten.
"Es ist vorbei, Jim."
"Ja..."
Sie langen engumschlungen im matten Schein des Wächters. Jim legte den
Kopf an Spocks Schulter - und begann zu erzählen.
Zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren sprach er wieder von demm
oder lieber gleich vom Alptraum auf Tarsus IV, von den
entsetzlichen Bildern, die den Sechzehnjährigen noch lange verfolgt hatten. Bis
die Zeit die Erinnerungen langsam begraben, wenn auch nicht getilgt hatte.
Allmählich wurden Jims Worte immer spärlicher und immer häufiger von
Gähnen unterbrochen. Er schlief schließlich ein.
Spock musterte sein im Schlaf entspanntes Gesicht. Es war ihm jetzt klar,
dass er seinem t'hy'la Unrecht getan hatte Kirks Barschheit, seine Zurückweisung
war nur eine Folge des Stresses gewesen, den ihn
weg die Ereignisse der letzten Tage auf ihn ausgeübt hatten - kein
Zeichen, dass Jim ihn nicht mehr liebte... über hatte hört sich
für Spock zu umgangssprachlich an, ev. Eher dass er ihrer Beziehung schon
überdrüssig war oder so
Er wusste, dass noch nicht alles wieder zwischen ihnen geklärt war. Es
gab noch vieles, über das sie sprechen mussten. Über Vertrauen - und darüber,
dass Sorgen dafür da waren, geteilt zu werden. Was für sie beide galt. Aber das
hatte auch noch Zeit bis morgen... Ohne Jim aufzuwecken, zog er ihn so an sich,
dass es für sie beide bequem war. Seine Fingerspitzen flüsterten einen letzten
Gute-Nacht-Kuss auf die kühlen Lippen des Menschen, bevor auch er in den Schlaf
driftete.
Du hast noch ein paar Trennungen im Text, nehme an,
du hast mal die Schriftgröße geändert oder durch den Rand ist es
runtergerutscht.
Ende