Titel: Ermittlungen.
Autor:
Myra
Fandom:
Star Trek TOS
Paarung:
K/S, Adventure
Summary:
Jim und Spock müssen eine Verschwörung aufdecken, und mehr….
Altersangabe:
PG-18
Disclaimer:
Es sollten keine Urheberrechte verletzt werden. Und natürlich wird damit auch
nichts verdient. Star Trek gehört Viacom/Paramount.
Beta:
Michaela, REV
Ermittlungen.
Die Übersetzung der vulkanischen
Begriffe befindet sich in einem Anhang am Schluss der Geschichte.
”Wenn ich nicht sofort meine Bezahlung kriege, werde ich
dich und deinen verdammten Verein ungefiltert ins All schießen - und dich
vorher noch persönlich vierteilen!”
Bug, ein orionischer Händler, brüllte so laut in den
Monitor, dass seine Stimme sich überschlug, und klebriger Speichel über den
ganzen Bildschirm spritzte. Die Brückencrew, genauso verdreckt wie ihr Captain,
grinste sich wissend an. Genauso musste man das mit vertragsbrüchigen Kunden machen.
Vor
Monaten hatten sie einen äußerst lukrativen Auftrag angenommen. Bug und seine
Crew sollten, meist illegal, verschiedene technische Bauteile und Geräte
besorgen. Diese Teile wurden dann von den Orionern zu bestimmten Koordinaten
auf den Planeten Vulkan gebeamt. Der Auftraggeber hatte darauf bestanden, dass
die Übergabe in aller Heimlichkeit durchgeführt wurde. Und das war genau die
Art von lukrativen Geschäften, die Bug sehr schätzte.
Aber
nach der letzten Lieferung war die Belohnung ausgeblieben. Und das mochte der Orioner wiederum überhaupt
nicht. Sofort hatte der Händler den Befehl gegeben, getarnt in den vulkanischen
Orbit zu fliegen und wieder Kontakt aufzunehmen.
Wütend
wischte sich Bug mit seiner ölig-grünen Hand über den Mund und starrte
erwartungsvoll auf das Bild seines Auftraggebers.
Die Gestalt auf dem Monitor trug eine hohe, spitze Kapuze und
einen langen, metallisch glänzenden Umhang. Das halb verdeckte Gesicht wurde von einer Art organischen Geflecht
aus gelblich leuchtenden Schnüren bedeckt.
Zwei große Schlitze ließen tiefrote Pupillen erkennen. Mehhta war einer der
wenigen Tholianer, die je ihren Heimatplaneten verlassen hatten. Offiziell
sollte er diplomatische Kontakte mit Vulkan herstellen. Die Fremden gegenüber,
grundsätzlich feindlich eingestellten, Tholianer waren daran aber nicht
wirklich interessiert. Mehhtas eigentlicher Auftrag bestand darin, sich
heimlich die Technik der anderen Welten anzueignen.
”Die letzte Lieferung war unvollständig! Es fehlte der
Subraum-Energie-Emitter!” Mehhtas Stimme klang kalt und scharf, wie
splitterndes Glas. Die orionische Crew zuckte unwillkürlich zusammen.
”Wo sollen wir, verdammt noch mal, denn so etwas überhaupt her
bekommen? Damit handelt hier doch keiner!” Bugs Stimme klang immer noch wütend,
aber der Orioner hatte das ungute Gefühl, dass das Geschäft schwieriger werden
würde, als erwartet.
”Fliegen Sie zur Starbase 373. Dort finden Sie eine
Starfleet-Forschungseinrichtung. Den Rest überlasse ich Ihren bekannten
Fähigkeiten. Bei Erfolg erhalten Sie von mir das Dreifache als Belohnung. Das
Starfleet-Raumschiff Enterprise soll
sich dort aufhalten. Seien Sie deshalb auf der Hut. Aber vergessen Sie nicht,
Orioner: Ein Vertragsbruch wird von uns nicht toleriert. Und noch eins: Ich
wünsche keinen weiteren Kontakt, bis Sie mit der Ware hier wieder auftauchen!”
Bevor Bug überhaupt noch ein Wort heraus bringen konnte, erlosch
das Bild auf dem Monitor. Wütend schlug der Händler auf das Gerät, während die
Crew versuchte, sich unsichtbar zu machen.
”Verdammt! Steht hier nicht so rum! Macht endlich den Kurs
klar!”
Schwer atmend ließ Bug sich in seinen Kommandosessel
zurückfallen. Er kannte jemanden auf der Starbase, der ihm noch etwas
schuldete. Viel schuldete. Der Diebstahl könnte also klappen. Aber das
Raumschiff machte Bug nervös.
„Die Enterprise ist doch das Flaggschiff von Starfleet.
Die sind zwar nicht schneller als wir, aber könnten uns mit ihrer Bewaffnung
gefährlich überlegen sein. Am besten wäre ...”, murmelte der Kapitän halblaut und
versuchte fieberhaft, sich einen Plan auszudenken.
„Wir müssen bei der Flucht von der Starbase absolut den Rücken
freihaben. Also sollten wir da unbedingt was unternehmen. Mit dem Rest werden
wir spielend fertig“, wandte Bug sich wieder an seine Crew und ein hässliches
Grinsen huschte über sein Gesicht. Er schlug mit seiner Faust bekräftigend in
seine andere Hand und seine Leute stimmten ihm lautstark zu.
Dann glitten Bugs Gedanken zu der angekündigten Belohnung, und
das war ihm die angenehmere Beschäftigung. Nach diesem Auftrag würde er sich
endlich ein größeres Schiff zulegen können, und dann in den Sklavenhandel einsteigen
- in das wirklich große Geschäft.
*
Scotty war erleichtert. Endlich wurde die Lady mal wieder generalüberholt. Verdient hatte sie es. Die
Konfrontation mit dem Planeten-Killer hatte zahlreiche Schäden verursacht und
er freute sich darauf, in aller Ruhe eine gründliche Reparatur durchführen zu
können. Die fast hysterische Aufregung der Crew über zwei Wochen Aufenthalt auf
der Starbase 373 konnte er allerdings nicht verstehen. Alle schienen etwas ganz
Besonderes geplant zu haben und mussten ihm ihre Fantastereien auch noch in
aller Ausführlichkeit erzählen.
Nun ja, er würde sich vielleicht mit echtem schottischen Whisky
versorgen, wenn es hier so etwas überhaupt gab. Aber das wäre es dann auch
gewesen. Sollten die anderen sich doch mit exotischen Sexgeschichten abgeben
und sich damit ordentlich Ärger einhandeln. Ihm konnte so etwas zum Glück nicht
passieren. Zufrieden seufzend, schaute Scotty auf seine leise brummenden Maschinen.
Ein paar Stockwerke höher waren alle Vorbereitungen für das
Andocken abgeschlossen worden,
und ein Großteil der Enterprise-Crew
hatte bereits ihre Plätze verlassen. Die Techniker von der Starbase
inspizierten schon neugierig ihre Arbeitsplätze für die kommenden Tage.
Auch Captain Kirk und sein Wissenschaftsoffizier Spock wollten
das Schiff verlassen. Spock plante, zu seinem Heimatplaneten Vulkan zu fliegen, um an der dortigen Akademie
wissenschaftliche Forschungen zu betreiben.
Kirk war von seinem Schiffsarzt eingeladen worden, mit ihm auf
der Starbase mal wieder einen drauf zu
machen. Er hatte zwar eingewilligt, aber es war ihm insgeheim nicht wohl
dabei, sich gerade jetzt von Spock trennen zu müssen. Es war noch nicht lange
her, dass sie sich endlich ihre Gefühle füreinander eingestanden hatten.
Der glücklicherweise misslungenen Bindung mit T`Pring war es zu
verdanken, dass Spock endlich den Mut gefasst hatte, ihm seine wahren Wünsche
zu offenbaren. Oder war er es selbst gewesen?
Kirk ließ seine Erinnerungen kurz Revue passieren und es stahl sich ein glückliches Lächeln über sein
Gesicht. Es war alles so schnell
gegangen, wie ein Knoten, der sich endlich, endlich gelöst hatte. Danach
begann die schönste Zeit in
seinem Leben, erfüllt mit einer bis dahin unbekannten, innigen Hingabe - in
langen, schlaflosen Nächten. Sein Leben bekam plötzlich einen tieferen Sinn.
Spock nannte ihn seinen T´hy´la und
Kirk übersetzte das für sich mit grenzenloser Liebe.
Doch dann erreichte wenige Monate später die Enterprise ein Notruf und sie waren
diesem furchtbaren Planeten-Killer begegnet. Seitdem musste sich irgendetwas
zwischen ihnen verändert haben. Spock ließ sich auf der Brücke nie etwas
anmerken. Auch Kirk nicht. Sie waren beide Profis. Aber Spocks seltsame
Bemerkung über das Ausprobieren von neuen Antriebsarten an ihm, ließ ihn schon
damals aufmerken. Das passte so gar nicht zu Spock. Und jedes Mal, wenn sie
darüber sprachen, bestand Spock darauf, stur wie er nun mal war, dass er damals
eine falsche Entscheidung getroffen hatte.
Es war - zugegeben - verdammt knapp gewesen, dachte er. Aber wie
konnte er in so einer Situation anders handeln? Wäre es wirklich besser gewesen
seinen Wissenschaftsoffizier auf die Constellation
schicken und selbst auf der Enterprise
zu bleiben?
Kirk schüttelte sich innerlich - undenkbar. Er setzte sich
damals ganz bewusst über Spocks Vorschlag hinweg. Spock führte gute, logische
Argumente an. Und zu Recht: Spock war bei technischen Problemen einfach der
Bessere von beiden. Sicher hätte ich auch Matt beruhigen können, wenn ich
auf der Brücke geblieben wäre, dachte Kirk zum hundertsten Male. Zugegeben
- aber trotzdem war es ihm nicht möglich gewesen anders zu handeln. Aber mit
Spock konnte man einfach nicht diskutieren, wenn er von etwas überzeugt war.
Diese ganze Sache lag Kirk schwer auf der Seele und er hatte
bisher keine Lösung gefunden. Aber es gelang ihm auch nicht, Spocks Argumente
einfach zu vergessen. Es war ja nicht das erstemal, dass seine
Kommando-Entscheidungen kritisiert wurden. Aber diesmal lag ihm ganz besonders
viel daran, dass Spock ihn verstand. War das ein Fehler? Kirk atmete
tief durch und seine Muskeln spannten sich unter dem grünen Uniformhemd. Er sah
auf die Uhr. Gleich würde er kommen.
*
Spock legte noch rasch einige Disketten mit Dateien aus der
Schiffsbibliothek in seine Reisetasche und ging dann schnell zu dem Quartier
des Captains.
„Komm rein, Spock.“
Spock hörte die vertraute Stimme hinter der Tür und betrat den
hellen Raum.
„Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden, Jim. Das
Starbase-Shuttle ist abflugbereit“, sagte er etwas steif und blieb in seiner
typischen Haltung vor der Tür stehen.
Kirk hatte sich sofort von seinem Stuhl erhoben, um ihm
entgegen zu gehen. „Sei bitte nicht so förmlich. Wir werden uns eine ganze
Weile nicht sehen. Mach es uns nicht noch schwerer, als es ist.“
Spock löste seine Arme hinter dem Rücken und schien sich
etwas zu entspannen, aber blieb abwartend stehen.
„Natürlich nicht, Jim. Das war auch nicht meine Absicht.
Unsere Diskussionen der letzten Wochen ändern nichts an der Tatsache, dass wir
...“
So ist Spock, dachte Kirk. Er kommt immer gleich auf den
Punkt. Kirk näherte sich ihm, soweit wie es ging, ohne sich zu berühren, und
konnte die feinste Regung auf dem markanten Gesicht wahrnehmen. In den dunklen
Augen meinte er, einen Hauch von Verständnislosigkeit
zu sehen. Oder war es sogar Trauer? Aber das war vielleicht zu sehr in
menschlichen Kategorien gedacht. Aber es tat ihm weh, das zu sehen, und Kirk wünschte sich nichts Sehnlicher,
als wieder die alte, blinde Vertrautheit von früher zurück. Warum war es jetzt
nur so schwierig geworden? Oder liegt es doch an mir?
„... uns vereinigt haben.“ Spocks Stimme hatte einen
tiefen, vibrierenden Klang bekommen, und Kirk rieselte ein heißkalter Schauer über den Rücken.
„Spock. Bitte. Es tut mir leid. Ich weiß, wie du über meine
damalige Anordnung denkst. Lass uns noch einmal in Ruhe darüber reden ...“
Kirk zuckte ratlos mit den Schultern. „...wenn wir uns
wieder sehen.“
Am liebsten hätte er Spock sofort fest an sich gezogen,
liebevoll umarmt und alles vergessen, was zwischen ihnen stand. Aber er ist
Vulkanier, dachte er. Und es
ist sicher besser, ihn jetzt nicht zu überrumpeln. Man lernt das schnell, wenn
man mit einem Vulkanier so eng zusammenlebt. Und ich will nichts mehr falsch
machen.
Als hätte er Jims Gedanken gelesen, nickte Spock und legte bis
auf zwei, alle Finger auf Jims Handfläche. Kirk hatte diese Geste schon bei
Spocks Eltern gesehen und legte seine eigenen Finger auf die von Spock. Die
Wärme und die seidige Textur der langen, schlanken Finger zu spüren, löste
einen sinnlichen Schauer in ihm aus. Er konzentrierte sich auf die Empfindung
in den Fingern und verlor bald das Gefühl dafür, wo seine Finger aufhörten und
Spocks anfingen. Das ist fast wie Sex, dachte
er und ein leichter Schweißfilm trat auf seine Stirn.
„So begrüßen sich vulkanische Bindungspartner und so - verabschieden
sie sich auch.“
Kirk nickte gerührt. Sie waren zwar noch nicht gebunden, denn
das würde erst passieren, wenn Spock wieder in das Pon Farr kam. Aber es freute
ihn, wie Spock ihm seine Zuneigung auf seine vulkanische Art zeigte.
„Ich wünsche dir eine erfolgreiche Zeit, Jim.“ Spock zögerte
einen Moment und fügte dann sehr leise, weitere vulkanische Worte hinzu.
„Ich hoffe auch, dass du eine schöne Woche hast“, antwortete der
Captain, aber ihm kamen seine eigenen Worte bittersüß vor.
Dann löste Spock langsam seine Finger, und Kirk hatte plötzlich das irrationale Gefühl, dass ihm etwas
Wertvolles weggenommen wurde. Zwei Wochen erschienen auf einmal unendlich lang.
Ist es ein Fehler gewesen, auf McCoys Einladung einzugehen, fragte er sich.
Aber es war alles so schnell gegangen, und Spock hatte unbedingt zu der
vulkanischen Akademie der Wissenschaften gewollt.
Eigentlich muss ich gar nicht bei der Enterprise bleiben,
dachte er. Einen kurzen Moment überlegte er, Spock zu bitten, nicht zu fliegen.
Wir könnten zusammen wegfliegen – irgendwohin, weit weg von allem ...
endlich mal genug Zeit für uns haben, schoss es durch seinen Kopf. Aber das ist sicher gleich vorbei, beruhigte
er sich selbst, von der unerwartet intensiven Empfindung noch ganz verwirrt. Ich habe mich sicher gleich wieder im Griff.
Er bemühte sich, ein Lächeln zu zeigen. „Also, dann wollen wir
mal“, sagte er forscher, als er sich eigentlich fühlte, und trat einen Schritt
zurück.
Spock hatte das deutliche Gefühl, dass Jim ihm noch etwas
Wichtiges mitteilen wollte, aber er wusste nicht was. Das ist doch
komplizierter, als ich vorausgesehen habe, überlegte er nachdenklich.
„Ja, Spock?“
„Kann ich noch etwas für dich tun?“
„Oh, nein. Es ist alles okay. Komm nur wieder zurück“,
versicherte Kirk und lächelte Spock beruhigend an. ”Warte, Spock, ich bringe
dich noch zum Hangar.“
Schweigend gingen die beiden Männer die hellen Gänge der Enterprise entlang. Unterwegs nahm Kirk
etwas Kleines und Flaches aus seiner Hosentasche und ließ es heimlich in Spocks
Gepäck rutschen. Spock hatte es dennoch gesehen, aber, als er einen Blick in
das scheinbar gleichmütige Gesicht von Jim warf, unterdrückte er seine Frage
danach. Ich sollte das offensichtlich nicht bemerken, dachte er
verwundert. Also ist es vermutlich ein Geschenk, dass ich erst nach meiner
Abreise finden soll. Diese Vorstellung gefiel Spock, auch wenn es ihm sehr
schwerfiel, seiner Neugier nicht sofort nachgehen zu können.
Am Hangar der Starbase wurden sie vom Stationspersonal in
Empfang genommen und zu Spocks Shuttle geführt.
Spock wandte sich zu Jim und hob die Hand zu einem vulkanischen
Gruß.
Kirk musste sich räuspern. “Leb wohl“, sagte
er mit rauer Stimme. Und bevor Spock noch etwas sagen konnte, drehte er sich
plötzlich um und eilte in das Innere der Starbase.
Verwirrt blickte Spock ihm nach.
*
Auf der Starbase traf sich Kirk mit dem Stationsleiter zu einem
kurzen Informationsaustausch und ging dann in sein für den Urlaub gemietetes
Apartment.
Mit Schwung warf er seine Tasche auf das breite Bett und sah
sich um. Kirk empfand den Raum eigentlich als zu luxuriös für seine
Bedürfnisse. Aber ich bin ja Captain, dachte er. Da ist das wohl der
übliche Standard. Schnell waren die wenigen Utensilien ausgepackt und Kirk
stand unschlüssig im Raum.
Und jetzt? Er fühlte sich in
der fremden Umgebung eigenartig deplatziert und wünschte sich auf sein geliebtes Schiff zurück, vermisste die leisen Hintergrundgeräusche,
den Herzschlag der Enterprise, seine
Crew – einfach alles. Aber du hast Urlaub,
Jim, gewöhne dich also besser daran, ermahnte er sich selbst.
Tief durchatmend ließ Kirk sich auf das Bett fallen und die
Abschiedsszene am Hangar erschien sofort wieder vor seinen inneren Augen. Was
Spock wohl gedacht hat, als ich so plötzlich abgehauen bin? Aber noch eine Sekunde länger, und ich hätte mich
wirklich wie ein Idiot benommen. Hätte nicht geglaubt, dass mich das so
mitnimmt. Er ist ja nur für zwei Wochen weg. Aber diese vulkanische Sache mit
den Fingern ... Da habe ich eigentlich erst richtig gemerkt, wie das ist - ohne
ihn. Ich habe mich schon so sehr daran gewöhnt, dass er immer da ist, dass ich
ganz vergessen habe, wie das früher war ...
Kirk seufzte leise auf und es fielen ihm wieder die letzten
Gespräche mit Spock ein. Aber warum beharrt er nur so hartnäckig darauf,
dass ich eine falsche Kommando-Entscheidung
getroffen habe. Spock kann so verdammt stur
sein. Es ist schließlich immer noch meine
Entscheidung, wen ich an die
Front schicke. Er fühlte bei diesen Gedanken so etwas wie Ärger kurz
aufwallen. Es war doch
richtig, wir hatten nur viel zu wenig Zeit, um wirklich darüber zu reden.
Dauernd ist etwas dazwischen gekommen und jetzt ist er weg ...
Versonnen schloss der Captain die Augen und sah wieder die
hochgewachsene Gestalt mit den rabenschwarzen Haaren und den vertrauten, aber
gleichzeitig so unergründlichen Augen vor sich. Er erinnerte
sich, wie dieser unglaublich brillante Mann vor dem Shuttle stand und die Hand
zum Abschied hob. Schnell öffnete Kirk wieder seine Augen und stöhnte leise
auf. Schluss jetzt mit diesem Unsinn, ermahnte er sich. Ich habe
endlich mal Urlaub. Und verdammt noch mal, wenn es sein muss, dann eben ohne
Spock!
Entschlossen sprang er vom Bett auf und setzte sich an die
Computer-Konsole. Er rief sich einen Plan der Station auf und plante einen
Rundgang. Am Abend würde er sich, wie verabredet, mit Pille in einer Bar
treffen.
*
Auf der Starbase gab es, wie auf der Enterprise, einen an der Erde orientierten Tagesablauf, und als die Lampen auf der großen
Station nur noch ein Dämmerlicht verbreiteten, schaute Kirk auf die Uhr. Es
wurde langsam Zeit, zu dem
Treffpunkt zu gehen. Er hatte sich die technischen Einrichtungen angesehen und
viele Gespräche mit dem Starbase-Personal geführt. Jetzt taten ihm langsam die
Füße weh und er freute sich auf ein kaltes Getränk.
Im für Durchreisende und nichtmilitärische Bewohner der Station
zugänglichen Bereich suchte er nach der Bar. Unterwegs fiel ihm ein Trupp
Orioner auf und er wunderte sich kurz über deren Anwesenheit. Der Anführer
schien ihn besonders intensiv zu mustern. Aber er wollte keinen unnötigen Ärger
provozieren und auch sie gingen schnell an ihm vorbei.
Endlich fand er eine doppelte Metalltür mit flackernden Lichtern
darüber und einem Schild auf dem LOST HOPE stand. Kirk schüttelte innerlich
über McCoys Geschmack den Kopf und ging hinein. Nachdem er sich an den
fremdartigen Lärm und die flackernden Lichter in dem erstaunlich großen Raum
gewöhnt hatte, sah er sofort den Arzt an einem Tisch sitzen.
„Hallo Pille, willst du heute der Star des Abends werden, oder warum sitzt du hier
in der Mitte?“
„Tja, wir wollen uns doch nicht verstecken, oder? Aber im Ernst,
es war kein anderer Tisch mehr frei. Wie du siehst, ist der Laden rappelvoll.“
„Stimmt.“ Kirk sah sich in der Bar um und war erstaunt über die
Vielfalt der Rassen, die sich in dem verräucherten Raum zum Amüsieren
versammelt hatten.
„Schön, dass du endlich
da bist, aber setz dich, Jim. Du machst mich noch ganz nervös.“ McCoy winkte
den Captain ungeduldig an seine Seite. Kirk nickte zustimmend und ließ sich
neben ihm nieder.
Eine exotisch bekleidete Bedienung nahm ihre Bestellung auf, und
bald waren beide intensiv mit trinken und reden beschäftigt.
„Was ist mit Spock? Ist er schon unterwegs nach Vulkan?“, fragte
McCoy interessiert.
„Ja, er müsste inzwischen schon angekommen sei.“
„Und, habt ihr endlich eure Differenzen bereinigt?“
Kirk stöhnte innerlich auf. Dem Schiffsarzt schien nichts zu
entgehen und er überlegte kurz mit McCoy darüber zu reden, aber entschied sich
dann doch dagegen. „Noch nicht. Das wird warten müssen, bis er zurück ist. Aber
dann klären wir das. Ein für alle mal.“
Oh - oh. Das wird aber nicht so leicht, wie
du dir das vorstellst, Jim. Einer ist so stur, wie der andere,
dachte McCoy bei sich. „Na - gut. Wenigstens ist er mal wieder in seiner
Heimat. Hast du schon mit dem Leiter der Station geredet?“, fragte er weiter.
„Ja, das Offizielle ist erledigt. Ich denke, es wird keine
Probleme geben. Die Enterprise ist in
ein paar Tagen wieder die alte. Dann fehlt nur noch der Datenkram und es kann
wieder losgehen. Auch die Mannschaft wird sich über den verdienten Urlaub
freuen.“
„Das ist gut zu hören. Endlich mal keine Probleme und akuten
Notfälle. Ich habe mich übrigens schon mit einem alten Studienfreund getroffen.
Er arbeitet hier an einem ziemlich wichtigen Starfleet-Forschungsprojekt mit.
Es geht anscheinend um Energiegewinnung im großen Stil.“
Lachend fügte McCoy hinzu: „Vielleicht kann ich ihn ja doch noch
aus seinem Labor zu einem netten Abend locken.“
Kirk grinste leicht bei dem Gedanken, was McCoy in der Regel
unter einem netten Abend verstand. Aber der Arzt brauchte das wohl von Zeit zu
Zeit, um mal abzuschalten.
„Wichtiges Starfleet-Projekt? Davon weiß ich gar nichts. Der
Leiter hat mir gegenüber jedenfalls nichts erwähnt“, wunderte Kirk sich laut.
„Das betrifft uns ja auch gar nicht. Denk nicht weiter darüber
nach, Jim. Wir haben endlich mal Urlaub.“ McCoy hob sein Glas und wollte gerade
Kirk zuprosten, als plötzlich die Tür der Bar
weit aufschwang und ein Trupp lärmender Orioner die Bar betrat. Sie strebten
einem Tisch zu, der gerade frei geworden war und unterhielten sich lautstark in
ihrer Sprache.
Die Gäste der Bar blickten irritiert kurz auf, aber nachdem die
Neuankömmlinge sich niedergelassen hatten, ging der normale Betrieb wieder
weiter.
„Was machen die Orioner denn hier? Das ist doch ziemlich weit
weg von ihrem Gebiet“, fragte der Schiffsarzt laut und nahm einen kräftigen
Schluck aus seinem Glas.
„Das frage ich mich auch. Ich bin ihnen vorhin schon auf dem Weg
hierher begegnet.“
Kirk warf einen flüchtigen Blick in die Richtung der Orioner und
stellte überrascht fest, dass er von dem Anführer heimlich beobachtet worden
war. Es lief ihm kalt den Rücken herunter, als er in die dunklen,
blutunterlaufenen Augen des Anführers sah. Er ließ sich nichts anmerken und
blickte scheinbar gleichmütig wieder zu McCoy. Trotzdem fragte er sich, warum
gerade er das Interesse des Orioner so erregt hatte und fühlte einen kalten
Druck im Magen.
Aber wenig später tauschten die beiden Freunde sich über ihre
letzten Erlebnisse auf der Enterprise aus. Es gab so manchen Grund zum
Lachen und die Orioner waren bald vergessen. Stunden später erhob Kirk sich
schwer von seinem Stuhl.
„Ich glaube, für heute reicht es mir, Pille. Ich bin hundemüde
und es war ein verdammt langer Tag. Tut mir leid, aber ich muss ins Bett. Wir
sehen uns morgen, okay?“
„Na klar, Jim. Ich werde auch bald gehen. Bis morgen. Gute
Nacht, Jim.“
Kirk nickte und verließ die Bar. Unterwegs zu seiner Kabine
fühlte er die Müdigkeit bleischwer in seinen Gliedern und war nur noch darauf
bedacht, sein Quartier so schnell wie möglich zu erreichen.
McCoy spielte mit dem letzten Drink in seiner Hand, aber in der
Abwesenheit von Jim verlor er bald das Interesse daran. Er hatte ihn sehr
gefreut zu sehen, dass Jim und Spock endlich zueinander gefunden hatten. Eine
Vermutung hatte er schon immer gehabt, sich aber wohlweislich nie eingemischt.
Das mussten die Beiden mit sich selber klären. Es war nur schade, dass Jim
immer seltener mal auf ein Schwätzchen zu ihm in die Krankenstation kam.
Deshalb hatte er sich auch besonders gefreut, als Jim seine Einladung
angenommen hatte.
McCoy ließ seinen Blick über die übrig geblieben Gäste in der
Kneipe schweifen und seine Aufmerksamkeit blieb gerade an einem wohlgeformten,
weiblichen Bein hängen, als er im Augenwinkel eine Bewegung an dem Tisch der
Orioner wahrnahm. Es beunruhigte ihn erst nicht, dass zwei der Männer gerade
aufstanden. Aber er hatte registriert, dass sie kurz vorher zu ihm geblickt
hatten. Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte und sein auf der Enterprise
geschulter Sinn ließ ihn Gefahr ahnen.
Jim war vorhin durch die Tür gegangen! Hatte das etwas mit ihm
zu tun oder waren das nur Hirngespinste, fragte er sich, immer unruhiger
werdend. Den Arzt hielt es nicht mehr länger auf seinem Stuhl. Er musste
herausfinden, was die beiden Orioner vorhatten. Schnell erhob er sich, sah noch
den überraschten Blick eines der Orioner und beeilte sich, hinter den beiden
Männern die Bar zu verlassen.
Draußen musste er sich erst an das schwache Licht gewöhnen, da
nur noch wenige Lampen auf dem Gang brannten. Die beiden Orioner waren
inzwischen aus seinem Blickfeld verschwunden, aber einer Ahnung folgend, wandte
er sich in die Richtung, wo die Quartiere der Enterprise-Besatzung
lagen. Er ging einige Gänge entlang, aber es begegnete ihm niemand, den er nach
zwei auffälligen Orionern fragen konnte.
Plötzlich hörte er vor sich laute Geräusche und ein
unterdrücktes Stöhnen. Sofort begann der Arzt, um die nächste Ecke zu laufen,
und blieb erschrocken wieder stehen. Die beiden Orioner standen um einen am
Boden liegenden Mann, der sich nicht bewegte. Einer der Angreifer zielte mit
einer Waffe auf ihr Opfer, während der andere versuchte, die Gestalt hoch zu
zerren.
„Jim“, schrie McCoy entsetzt und stürzte, ohne auf die Gefahr zu
achten, auf die Gruppe zu.
Überrascht zielte einer der beiden Männer auf den Arzt aber der
zweite fiel ihm in den Arm und der Schuss ging daneben. McCoy war durch die
Erkenntnis, dass es sein Freund und Captain war, der da am Boden lag so
aufgebracht, dass er sich mutig und ohne nachzudenken, den Orionern
entgegenstellte. Gleichzeitig zog er einen Phaser und den Communicator aus
seinem Gurt.
„Hier spricht McCoy. Schicken Sie zu meinem Standort sofort ein
Sicherheitsteam. Hier hat ein Überfall stattgefunden“, sprach er in das Gerät,
während er gleichzeitig mit dem Phaser auf die Orioner zielte.
Die Orioner sahen sich unschlüssig an und noch, bevor der Arzt
reagieren konnte, waren sie um die nächste Ecke verschwunden. Sofort bückte
sich McCoy und untersuchte den Captain mit seinem medizinischen Tricorder.
„Gott sei Dank. Nichts Ernsthaftes passiert“, murmelte er leise und klopfte
Kirk leicht auf die Wange.
„Hey, ich ... bin ... doch kein ... Vulkanier.“ Kirk schlug
mühsam die Augen auf und McCoy lachte kurz auf. Aber dann wurde sein Gesicht
wieder ernst und er behandelte den Captain mit seinem medizinischen Injektor.
„Was ist passiert? Ich weiß nur, dass ich plötzlich einen Schlag
bekommen habe.“
Kirk rieb sich benommen seinen Hinterkopf. Langsam kam er wieder
zu sich und war erschrocken, so leicht überrumpelt worden zu sein.
„Wer war das, Pille? Ich habe überhaupt nichts bemerkt.“
Der Arzt half ihm auf die Beine und wollte ihm gerade antworten,
als in diesem Moment das angeforderte Sicherheitsteam die Beiden erreichte.
McCoy berichtete ihnen, dass es zwei Orioner waren, die den Captain
niedergeschlagen hatten und Kirk erinnerte sich sofort wieder an den Blick des
Anführers in der Bar. Offensichtlich war der Überfall schon lange geplant, aber
den Grund konnte er sich nicht erklären, denn wirklich wertvolle Sachen trug er
in der Regel nicht mit sich herum. Und was sollten sie sonst von ihm wollen.
Die Sicherheitsleute ließen sich versichern, dass mit dem
Captain soweit wieder alles in Ordnung war. Und nachdem sie eine weiterführende
Untersuchung ankündigt hatten, verließen sie die Beiden wieder.
McCoy begleitete seinen Freund zu dessen Quartier, und machte
ein besorgtes Gesicht. „Ich möchte dich zur Sicherheit noch mal untersuchen,
Jim.“
„Danke, ich weiß, deine Besorgnis zu schätzen. Und ich danke dir
für deine Hilfe. Aber ich fühle mich soweit okay. Ich muss nur schlafen.“ Der
Captain winkte müde ab. Sein Kopf tat ihm immer noch weh, auch wenn McCoys
Mittel schon zu wirken angefangen hatte.
„Na gut, aber morgen früh schaue ich wieder nach dir. Und prüfe
bitte das Sicherheitssystem noch mal.“
„Ja. Ja. Aber lass mich jetzt bitte in mein Quartier gehen,
Pille.“
*
„Jim, bist du da?“ McCoy wollte trotz der frühen Stunde nicht
länger warten.
Kirk hatte kaum geschlafen. Erst war ihm der Abend nicht aus dem
Kopf gegangen. Aber trotz aller Grübelei konnte er sich keine vernünftige
Erklärung für den Überfall der Orioner vorstellen. Gab es da noch eine alte
Rechnung oder war es doch nur ein missglückter Raubüberfall? Passen würde
es ja zu den Orionern.
Doch dann kamen die Gedanken an Spock und mit jedem Bild von
seinem Geliebten, dass in seiner Fantasie auftauchte, vermisste er ihn immer
mehr. Irgendwann hatte er sich schließlich einsam in seine Bettdecke
eingerollt.
„Komm schon rein, Pille“, knurrte er übernächtigt.
„Wie geht’s dir, Jim?“ McCoy warf einen prüfenden Blick auf seinen
Freund.
Kirk verzog den Mund: “Ist schon gut, Pille. Ich habe einfach
nur schlecht geschlafen. Aber sonst bin ich okay.“ Kirk erhob sich und warf sich
schnell etwas über seinen Pyjama. Dann ging er zum Replikator. „Was möchtest du,
Pille?“
„Du solltest im Bett liegen bleiben und dich erst mal
auskurieren.“
„Hör sofort auf mich zu bemuttern wie eine Glucke. Ich bin total
in Ordnung. Also, was möchtest du essen?“ Kirks Stimme klang unwillig.
“Ist ja schon gut, Jim“, seufzte der Arzt in gespielter
Verzweiflung. „Mach mir dasselbe, wie dir.“ McCoy sah sich in dem Apartment um.
„Ist manchmal von Vorteil ein Captain zu sein. Nicht, dass ich dich um deinen
Posten beneide.“
„Du kannst es haben. Ich bleibe nicht mehr hier.“ Kirk
transportierte zwei Tabletts und stellte sie vorsichtig auf ein kleines
Tischchen in der Mitte.
„Hey, so war das doch nicht gemeint.“ McCoy griff sich eine
Tasse dampfenden Kaffees und musterte Kirk beunruhigt. Der ließ sich auf einen
Sessel nieder und nippte nachdenklich an seiner eigenen Tasse.
„Weiß ich doch, Pille. Aber mir ist die Urlaubslaune endgültig
vergangen.“
„Verständlich, aber das konnte doch keiner voraussagen, dass sie
ausgerechnet auf dich losgehen. Ich kann mir auch keinen Reim darauf machen.
Vielleicht hätten wir uns nicht in die Mitte sitzen sollen. Wir sollten die
Untersuchung von der Starbase abwarten. Oder hast du eine bessere Idee?“
„Oh, der Leiter hat schon mit mir gesprochen und sich bei mir
entschuldigt. Bis jetzt haben sie noch nicht die Schuldigen gefunden. Sie
werden alle Orioner im Auge behalten und den Fall weiter untersuchen. Aber sie
scheinen zu glauben, dass es wahrscheinlich ein missglückter Raubüberfall war.“
McCoy beugte sich vor und suchte den Blick von seinem Freund.
„Na hoffentlich steckt nicht mehr dahinter. Schlimm genug. Ich werde noch mal
mit ihm sprechen. Hier laufen für meinen Geschmack wirklich zu viele von diesen
Piraten herum. Starfleet sollte mal lieber mehr vor der eigenen Haustür kehren,
anstatt alle Schiffe an die neutrale Zone zu schicken. Aber es ist eine freie
Starbase. Und das allein kann es doch nicht sein. Jetzt mal ehrlich, Jim. Was
ist es denn wirklich, was dir die Laune verdorben hat. Oder besser, lass mich
raten.“
„Oh nein, bitte keine von deinen Psycho-Analysen“, stöhnte Kirk
auf, aber er wusste, dass Offenheit für McCoy zu
ihrer aufrichtigen Freundschaft gehörte.
„Dazu brauche ich keine Analyse. Es ist Spock. Du vermisst ihn.
Richtig?“
Als keine Antwort kam, fuhr McCoy fort. „Du kannst mir doch
nichts vormachen, Jim. Aber dein geliebtes Spitzohr ist in zwei Wochen wieder
da. Ich dachte, es täte dir mal ganz gut, etwas
Abwechslung zu haben. Versteh mich nicht falsch. Ich weiß doch, wie du zu Spock
stehst.“
„Das will ich aber auch hoffen. Aber mir fällt hier langsam die
Decke auf den Kopf.“
„Und was hast du im Sinn? Etwa auf die Enterprise zurückgehen?“
„Das geht ja leider auch nicht. Die Techniker wollen unter sich sein.
Da würde ich sowieso nur stören. Nein, ich habe gedacht, ich fliege nach Vulkan
und besuche Spock. Vielleicht geht’s ihm ja wie mir. Du kannst ja hier
verfolgen, was bei den Ermittlungen noch herauskommt.“
„Bist du sicher, Jim? Ich weiß nicht, ob das wirklich eine so
gute Idee ist. Vielleicht ist Spock ja ganz froh, mal ungestört seiner Logik
frönen zu können.“ McCoy lachte leise, als er an seine vielen Dispute dachte.
„Und du musst dich ja mal daran gewöhnen, dass es auch mal eine Trennung geben
kann. Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass Spock dich je freiwillig aus seinen
...“
„Quatsch Pille. Ich fliege einfach mal hin und sehe dann schon,
ob er sich freut. Ich komme sofort zurück, wenn er wirklich seine Ruhe haben
will.“
McCoy schüttelte seinen Kopf, aber er kannte ihn zu gut, um noch
zu widersprechen. Wenn Kirk sich etwas in den
Kopf gesetzt hatte, war er nicht davon abzuhalten. Auch wenn er sich schon oft
eine blutige Nase dabei geholt hatte. Aber nach dem Überfall durch die Orionern
hatte er auch Verständnis, dass Kirk nicht länger bleiben wollte.
„Na gut, dann flieg´ eben los. Aber schade ist es schon. Ich
hatte mich eigentlich darauf gefreut mal wieder etwas mit dir zu unternehmen.“
McCoy nahm noch schnell einen Schluck Kaffee und erhob sich dann langsam. „Aber
pass auf dich auf.“ Kirk bekam ein schlechtes Gewissen, Pille auf der Starbase
zurück zulassen. Aber er will ja auch noch seinen alten Studienfreund hier treffen,
beruhigte er sich selbst wieder.
„Wir holen das nach. Versprochen“, sagte er warm.
McCoy war erleichtert, dass Kirk wieder
aus seiner düsteren Stimmung heraus gekommen war, auch wenn er es gerne gesehen
hätte, wenn er noch geblieben wäre. „Na gut, Jim. Du musst wissen, was du tust.
Aber ich nehme dich beim Wort.“
Der Captain hatte die Entscheidung nach Vulkan zu fliegen
eigentlich erst während des Gesprächs mit dem Arzt getroffen. Aber es war die
ganze Zeit schon in seinem Kopf gewesen. Sofort fühlte er sich wie auf Flügeln
getragen und die Schwere in seinem Kopf war wie weggezaubert. Er konnte nicht
länger warten. Er musste mit Spock reden. Jetzt.
Die Frage, was hinter dem Überfall steckte, musste warten, bis
er zurückkam. Und auch die Enterprise
würde mal ohne ihn auskommen müssen.
Jetzt gleich würde er alles Notwendige in die Wege leiten, um so
bald wie möglich eine Passage nach Vulkan zu bekommen, schoss es ihm durch den
Kopf. Und dann hatten Spock und er bestimmt genug Zeit, mal wirklich ungestört
über alles reden zu können. Und konnten endlich gemeinsam Urlaub machen, weit
weg von allen Notrufen, der Schiffsroutine und den verpassten Gelegenheiten.
*
„Ihr verdammten Idioten! Jetzt habt ihr alles vermasselt! Ihr
solltet diesen Captain nur an einen sicheren Ort schaffen, wo ihn keiner
findet, bis wir wieder weg sind. Und was macht ihr? Ihr lasst euch von diesem
alten Mann ins Bockshorn jagen. Ich sollte euch sofort ...“
„Aber Bug, du hast doch gesagt, dass wir keine Zeugen ...“
Krachend landete die Faust des orionischen Anführers in dem Gesicht des sich
ängstlich duckenden Sprechers.
„Das Denken überlässt du besser mir. Jetzt ist die ganze
Starbase auf uns aufmerksam geworden. Verdammt noch mal! Ihr beiden
verschwindet erst mal und wir müssen mit dem Energie-Emitter noch warten, bis
sie uns wieder in Ruhe lassen. Und dieser Captain läuft immer noch frei hier
rum! Ich will sofort wissen, wenn er einen Mucks macht, verstanden? Die Enterprise
darf uns nicht in die Quere kommen. Es steht zuviel auf dem Spiel.“
Die Crew stand um ihren Anführer und nickte ergeben. Aber einer
wagte, noch einen Vorschlag zu machen: „Sollten wir nicht den Tholianer
informieren?“
“Bist du jetzt total übergeschnappt? Die dürfen hiervon
überhaupt nichts erfahren! Habt ihr das verstanden? Und wenn wir endlich das
Gerät haben, werden wir auch erst mal im orionischen Raum untertauchen. Sicher
ist sicher.“
Einen Tag später erfuhr Bug durch seinen Kontaktmann, dass
Captain Kirk die Starbase mit einem Frachter verlassen hatte. Leider war das
Ziel seiner Reise nicht bekannt. Im ersten Moment war Bug über diese Nachricht
sehr erfreut. Aber je länger er darüber nachdachte, umso mehr Sorgen machte er
sich darüber, dass er das Ziel nicht erfahren konnte. Aber dann beruhigte er
sich damit, dass die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering war, dass dieser Captain
ihm noch einmal begegnen würde. Und so viel wusste er schon von der
Starfleet-Bürokratie: Sie würden ihr Flaggschiff nicht ohne Genehmigung und
auch nicht ohne Captain auf einen Verdacht hin in Bewegung setzen.
*
Das erste, was Spock wahrnahm, als er
aus dem Shuttle stieg, war die hohe Lufttemperatur und feiner, rötlicher Staub,
der sich wie ein Schleier auf alles gelegt hatte. Tief die trockene, heiße Luft
inhalierend, ließ Spock seinen Blick über die wüstenartige Landschaft streifen,
und eine sandige Böe verfing sich in seinem Haar.
Es ist ein doch erfreulicher Anblick,
dachte er und wunderte sich selbst über seine verloren geglaubte
Heimatverbundenheit. Flüchtig dachte er an seine Eltern. Er wusste, dass sie
zur Zeit nicht auf Vulkan waren, aber er fühlte auch kein wirkliches Bedauern
darüber und ging zu den Transportmitteln, um sich zur vulkanischen Akademie der
Wissenschaften bringen zu lassen.
Im Institut traf er sich mit Solran, einem vulkanischen
Wissenschaftler seines Clans, mit dem er eine angeregte Diskussion führte.
Später am Abend suchte er ein vulkanisches Shokuto auf und mietete sich
für die Zeit seines Aufendhaltes ein.
Am Abend, nach einem typisch vulkanischen Mal, saß er in dem
offenen Atrium und betrachtete nachdenklich den Untergang der riesigen,
vulkanischen Sonne Nevasa.
Langsam näherte sich der große, gelbe Stern dem Horizont und
schien immer größer zu werden. Es sah aus, als würde er gleich auf die
vulkanische Erde stürzen. Rote und grüne Farbschleier stiegen auf, umhüllten den
Stern und ihre beständig wechselnde Farbenpracht verzauberte die Landschaft.
Der Stern ließ sich in das Farbbett fallen und versank langsam am Himmel. Spock
fühlte eine tiefe, innere Zufriedenheit und er erinnerte sich an seine erste
Nacht mit Jim. Das bis dahin Undenkbare war geschehen. Jim hatte sich mit ihm
vereinigt.
Dann raffte er seine Kleidung und ging in das erleuchtete
Apartment zurück.
Spock schaute sich in seinem Zimmer um, in dem er die
nächsten zwei Wochen leben wollte. An einer Wand stand eine Arbeitskonsole.
Langsam wanderte Spock durch den Raum und ließ die klaren und ästhetisch
anspruchsvollen Mosaike und Skulpturen auf sich wirken.
Das Fenster wurde von schweren, bestickten Vorhängen
umsäumt. Und Spock
blickte kurz in die Dunkelheit hinaus. Am Nachthimmel glitzerte ein dichtes
Sternenmeer und er erinnerte sich wieder daran, wie er als kleiner Junge oft
sehnsüchtig hinauf geblickt hatte. Hinter jedem Stern würde es ein neues
Geheimnis zu erforschen geben, hatte er sich vorgestellt. Und seine kindliche
Neugier war unersättlich gewesen.
Jetzt war er an das Ziel seiner Wünsche gekommen. Und mehr
als das. Er hatte seinen Wunschpartner gefunden. Was Jim jetzt wohl gerade
machte? Sicher ist er mit McCoy in irgendeiner Bar. In zwei Wochen werde ich ihn wieder zu einer gesünderen Lebensweise
anhalten müssen. Sicher wird sich auch McCoy über Jims Anwesenheit auf der
Starbase freuen. Und ich werde dann hier mit meinen Nachforschungen fertig sein ...
Spock ging zu dem großen, mit auf Vulkan extrem wertvollem
Palisander umfassten Bett und griff nach seiner Tasche. Er hatte nicht
vergessen, dass da noch etwas auf ihn wartete.
Langsam hob er den flachen Gegenstand an das Licht und sah,
dass es ein Datendisplay war. Er öffnete den Deckel und drückte eine Taste. Ein
strahlender Kirk lächelte ihn von dem Bildschirm an:
„Hallo Spock. Jetzt bist du sicher schon auf
Vulkan und ich hoffe, du fühlst dich wohl und alles ist so, wie du es gerne
hast.“
Spock holte scharf Luft und drückte auf die Pausentaste.
Das Bild blieb stehen und Spock hielt es sich vor das Gesicht. „Jim“, flüsterte
er und war überwältig von dem Anblick. Bei ihrem Abschied hatte Kirk so ganz anders gewirkt. Ernst und nachdenklich. Und
es gab noch diese unlogische Diskussion zwischen ihnen. Aber trotzdem musste
Jim kurz davor diese Bilder aufgenommen haben. Die Menschen waren manchmal so
vollkommen unbegreiflich.
Insbesondere dieser eine.
Spock drückte wieder auf die Abspieltaste.
„Sicher wird es mir unendlich lange
vorkommen, aber bald werden wir uns wieder sehen. Darauf freue ich mich schon
jetzt und ich weiß, dass es dir genauso geht. Spock, mein T`Hy`La - Spock lächelte über die Aussprache. Er
hatte es richtig gemacht, aber es war nicht seine Muttersprache. Und das Wort
klang aus Jims Mund so viel schöner - lass uns noch mal von vorne beginnen,
ja? Denk´ nur ganz fest an mich und ich bin in Gedanken bei dir.“
Kirk schmunzelte ihn auf dem Film verschmitzt an und in
seinem Blick war die ganze Wärme und Zuneigung, die Spock schon immer in den
Bann geschlagen hatte. Dann wurde der Bildschirm dunkel und Spock ließ sich langsam
auf das Bett zurücksinken.
Ihm so einen Brief zu geben, darauf wäre er selbst nie gekommen. So eine Idee konnte nur ein Mensch haben.
Ein Vulkanier würde so etwas nie tun. Es berührte ihn tief. Wir haben noch gar
nicht das Bindungsritual durchgeführt, aber es ist schon ein festes Band
zwischen uns. Über alle Entfernungen.
Spock entkleidete sich und legte sich unter die aus
seidigen Fellen bestehende Bettdecke. Er schloss die Augen und erwartete wie
gewohnt, sofort einzuschlafen. Aber es gelang ihm nicht. Immer wieder sah er
das lächelnde Gesicht von Jim vor sich und über sich selbst erstaunt, griff er
wieder nach dem kleinen Bildschirmgerät, ließ wieder den kleinen Film ablaufen.
Ich habe es gewagt mich ihm zu offenbaren und
bald wird er ganz mir gehören. Ganz und gar. Er ist mein. Mein Leben. Spock ließ sich aufseufzend auf den Rücken
fallen. „Oh, Jim“, stöhnte er leise in den dämmrigen Raum.
Er fühlte sich hellwach und rutschte unruhig auf dem Laken Hin
und Her. Wenn du doch jetzt hier neben mir liegen würdest, dachte er
sehnsüchtig und fand gleichzeitig sein Wunschdenken erstaunlich unlogisch. Die
Trennung hat das Band wieder stärker werden lassen, versuchte er, sich seine
starken Emotionen zu erklären.
Aber seine Versuche, sich mit einer Analyse zu beruhigen, halfen nicht. Immer
wieder tauchte Jims Bild in seinen Gedanken auf und aufseufzend ließ Spock
seine Hand über seinen harten, flachen Bauch gleiten. Und dann immer tiefer.
Und er stellte sich dabei vor, wie er von Jims breiten Händen fest umfasst
wurde. Wie er selbst ganz nah auf dem hellen, geliebten Körper lag und die
glatte, kühle Haut erwärmte.
Spocks Handgriff wurde enger und fester und sein ganzes Sein
konzentrierte sich auf die bebende Hitze zwischen seinen Schenkeln. Ein Keuchen
löste sich aus seiner Brust, als er begann, sich das langsame und tiefe
Eindringen in Kirks Körper vorzustellen.
„Jim. Mein T`hy’la ...“, formten seine halbgeöffneten Lippen.
Seine Bewegungen wurden heftiger und als das Feuer in
seinen Lenden sich wie ein Blitz entlud, warf er schwer atmend seinen Kopf in
das Kissen.
„...für immer“, flüsterte er erschöpft in das Halbdunkel
und strich sich mit der jetzt nassen Hand über sein heftig klopfendes Herz.
Vertrau mir, Jim. Ich werde immer bei dir
sein. Dich beschützen. Vor allem. Ich bin stärker als du. Von nun an wird dir
keiner mehr weh tun können. Ich werde dir in jeder Gefahr beistehen. Aber bei diesem Gedanken fiel Spock wieder
schlagartig ihre Diskussion über die voreilige Entscheidung ein. Jim hätte niemals auf die Constellation gehen dürfen. Das wäre meine Pflicht gewesen. Ich
muss ihm klarmachen, dass wir als zukünftige Bindungspartner unser Einssein
rituell teilen werden und er dann solche Gefahren nicht mehr auf sich nehmen
muss – nicht mehr darf.
Ich bin Vulkanier und als der Stärkere
verantwortlich dafür, dass ihm nichts passiert. Jetzt um so mehr. Er darf sich
nicht mehr in Gefahr begeben. Bei meinem Leben.
Dann erinnerte sich Spock wieder an die irritierende
Sturheit, mit der Kirk alle seine Versuche abgewehrt hatte, ihm das
klarzumachen. Aber sobald ich ihm die Logik ausreichend dargelegt habe, wird
er es akzeptieren. Ich bin jetzt für seine Sicherheit da. Ich war es immer und
werde es immer sein.
Mit diesen Gedanken fiel Spock in einen tiefen Schlaf.
*
Am nächsten Tag befasste sich Spock mit den vom Institut
mitgebrachten Dateien. Sein Interesse stieg beständig. In seiner dienstfreien
Zeit auf der Enterprise hatte er sich
immer wieder mit den neuesten Theorien über das Verhalten von Elementarteilchen
in alternativen Dimensionen beschäftigt. Er hatte damit angefangen, nachdem die Enterprise an der neutralen Zone in eine Auseinandersetzung mit
einem getarnten romulanischen Kriegsschiff verwickelt worden war. Bisher war es Starfleet jedoch noch nicht
gelungen, so eine Tarnvorrichtung in ihren Besitz zu bringen, und die
Forschungsabteilungen von Starfleet konnten sich das Wirkungsprinzip noch nicht
erklären. Dann hatte Spock Gerüchte über einen instabilen Raum in der Nähe des
tholianischen Machtbereichs gehört. Angeblich waren dort immer wieder Schiffe
verschwunden, aber später wieder unbeschädigt aufgetaucht. Es war der Verdacht
geäußert worden, dass die Tholianer dahinter steckten, aber Spock glaubte, dass
es sich hier um eine Art Schnittstelle zwischen parallelen Universen handeln
könnte. Und er vermutete, dass der romulanische Tarnschirm ähnlich
funktionieren musste.
Um mehr zu erfahren, hatte Spock Kontakt zu einem vulkanischen
Wissenschaftler aus seinem Clan aufgenommen, der sich für dasselbe Gebiet
interessierte und ihm bei einem Besuch, Zugang zu seinen eigenen Forschungen
erlauben wollte.
Spock hatte sofort die Gelegenheit ergriffen, sich mit
Solran in der Akademie zu treffen. Und sie waren sich schnell darüber einig
gewesen, dass es bei genügend Energie
möglich sein musste, Materie, aber auch Lebewesen zwischen gleichzeitig
existierenden parallelen Dimensionen wechseln zu lassen. Spock konnte Solran
überreden, ihm seine Forschungsergebnisse zu kopieren,
und sichtete jetzt das umfangreiche Material. Aber seine Gedanken schweiften
immer wieder zu den geheimnisvollen Bemerkungen des vulkanischen
Wissenschaftlers ab.
Solran war sehr besorgt, dass seine Ergebnisse in die
falschen Hände geraten könnten. Es war versucht worden, ihm seine Unterlagen in
der Akademie zu stehlen. Das war ein ungeheuerlicher Vorgang auf Vulkan. Aber
dieses Verbrechen konnte trotz aller Bemühungen nicht aufgeklärt werden.
Das erstaunte auch Spock und mit zunehmender Erkenntnis
über die potenziellen Möglichkeiten dieser neuen Technologie wurde er immer
nachdenklicher.
Spock seufzte und stützte sich auf seine Ellbogen, die
Hände gefaltet. Die Mittel- und Zeigefinger waren gestreckt, als suchten sie
eine Verbindung mit den Daten, während er weiter auf den Bildschirm starrte.
Plötzlich hob er seinen Kopf, denn aus dem Atrium drangen
Geräusche in sein Zimmer. Schritte näherten sich, und jemand betätigte die
Sprechtaste.
Als er die Stimme hörte, stand Spock schon in der Mitte des
Raumes.
”Jim!”, begrüßte er Kirk, sein
Erstaunen sorgfältig mit hinter dem Rücken verschränkten Händen verbergend.
”Spock!” Kirk strahlte über das ganze Gesicht.
Endlich wieder mit seinem Liebsten zusammen, fühlte Kirk sich
dennoch befangen. Es war erst zwei Tage her, dass sie sich getrennt hatten. Was
dachte Spock darüber, dass er ihm wie ein Stalker gefolgt war? Er war sich auf
einmal nicht mehr sicher, das Richtige getan zu haben und in dieser
vulkanischen Umgebung fühlte er sich sehr fremd. Er versuchte, in Spocks Gesicht Antworten auf
seine Fragen zu finden, und breitete kurz die Arme aus. ”Ich weiß nicht warum,
aber ich musste einfach kommen ...”
”T´sch“, kam aus dem Mund des Vulkaniers, und der Captain musste
über das ungewohnte Geräusch lächeln, als Spock sich ihm langsam näherte.
Kirk stellte sich die schlanke Gestalt unter dem lockeren,
eleganten Umhang vor und verschlang mit seinen Augen das scharf geschnittene
Gesicht, die fremdartigen Ohren, die schwarzblauen Haare. Unbewusst seufzend,
fühlte er seine Knie schwach werden.
Spock betrachtete seinen Geliebten genauso intensiv. Dieser
Mensch hatte sich entschlossen, sein Leben mit
ihm zu teilen, gehörte ihm. Und er würde alles tun, um diesen einzigartigen
Mann zu beschützen. Er würde sein Leben für ihn geben, wenn es sein musste.
Während ihn diese Gedanken durchfluteten, umfasste er Kirk,
spürte dessen Zittern. ”Jim, das war eine sehr gute Idee”, flüsterte er in das
menschliche Ohr.
Kirk lächelte still in sich hinein. Seine Zweifel waren
schlagartig verschwunden und er schmiegte sich eng an den vulkanischen Körper.
Mit beiden Händen streichelte er Spocks Rücken und spürte die kräftigen
Muskelstränge unter dem feinen Stoff. Dann umfasste er übermütig das schmale
Hinterteil und schob seine Hüften mit einer Bewegung an den Unterleib des
sehnigen Vulkaniers.
Als sich ihre Geschlechtsteile unter dem Stoff berührten, lachte
Kirk leise mit zärtlichem Unterton auf. „Ich hatte gehofft, dass ich willkommen
bin. Aber ich hatte ja keine Ahnung ...“
Warum habe ich mich in Jims Gegenwart so
schlecht unter Kontrolle, dachte Spock, über sich selbst erstaunt. Schon als ich gestern sein Bild
auf dem Video gesehen habe, ist es mir so ergangen, fiel ihm wieder ein.
Was löst seine Gegenwart aus, dass ich sofort jeden klaren Gedanken vergesse?
Ist es die Trennung? Ist deshalb mein Bedürfnis nach körperlicher Vereinigung
so stark geworden?
Dann durchfuhr Spock die Erkenntnis. Das alles konnte nur
bedeuten, dass es, bald soweit sein würde. Mein Körper hat angefangen, sich
auf die endgültige Bindung vorzubereiten! Das sind nur die ersten Vorboten.
Bald wird die Entscheidung fallen müssen, ob wir uns für immer vereinigen
werden!
Von Spocks Gedanken merkte Kirk nichts. Sehnsüchtig fuhr er
unter die vulkanische Kleidung und streichelte die samtige Haut darunter. Wie
schön er doch ist, dachte er berauscht. Seine Berührungen brachten
den Vulkanier zum Vibrieren und die dunklen Augen bekamen einen silbrigen,
sehnsüchtigen Glanz. Kirk liebte es, wenn sein Geliebter so intensiv auf ihn
reagierte, und ein Brennen ließ
seinen Unterleib sich auf einen Punkt zusammenziehen.
„Wer ist nur auf diese verrückte Idee gekommen, dass wir
getrennt Urlaub machen?“, murmelte Kirk in das
von hellen Lichtpunkten schwarzglänzende Haar.
„Unbekannt, Jim“, antwortete Spock mit neutraler Stimme, aber
das Lächeln in seinen Augen verriet ihn. „Es war offensichtlich eine unlogische
Entscheidung.“
Kirk lachte. „Schön, dass du dich so freust, dass ich gekommen
bin.“
Spock strich ihm bestätigend über den Rücken. Aber Kirk löste
sich von ihm und begann sich neugierig in dem Zimmer umzusehen. Er betrachtete
die wertvollen Kunstwerke und die geschmackvolle Einrichtung. Spock hatte in
seiner Heimat immer wie ein junger, reicher Prinz gelebt und doch alles
aufgegeben, um ein Leben zwischen den Sternen in einem engen Raumschiff zu
führen.
Kirk war nicht aus einem so begüterten Elternhaus, aber auch ihn
hatte nichts davon abhalten können, den gefährlichen Beruf eines
Raumschiffkapitäns anzustreben. Wir sind uns in vielen Dingen verdammt
ähnlich, obwohl er aus einer ganz anderen Kultur stammt. Sein Blick blieb
auf der Computerkonsole hängen.
„Jim?“, fragte Spock leise und betrachte versonnen die Konturen
von Kirks männlichem Körper. „Warum bist du gekommen?“
Sofort drehte sich Kirk um. „Warum? Ich wollte dich sehen. Mir
sind so viele Dinge durch den Kopf gegangen und ich muss mit dir reden. Ich
hoffe, ich störe dich nicht bei dem, was du hier machst?“
„Worüber willst du mit mir reden, Jim?“, fragte Spock und legte
sich auf das Bett. Es fiel ihm schwer,
den Blick von seinem menschlichen Liebhaber zu lösen.
„Wir müssen das ein für allemal klären Spock. Du weißt, dass ich
dich begehre, wie noch nie einen Menschen zuvor.“ Kirk lachte.
„Oder Vulkanier natürlich.“
Der Captain spürte, dass er wieder alles vergessen würde, was er
Spock sagen wollte, wenn er zu dem Bett ging, und blieb deshalb in sicherer
Distanz am Fenstervorhang stehen. Spock sah begehrenswert aus, wie er lasziv
auf dem dunklen Bettüberwurf lag. Aber Spocks Augen waren wachsam und Kirk
holte tief Luft.
„Spock, ich habe nachgedacht. Dass wir zusammen sind, ist eine
Sache. Aber ich bin der Captain der Enterprise
und ich habe zu entscheiden, wer was macht. Dein Rat ist sehr wichtig für mich.
Das weißt du. Aber ich trage die Verantwortung für alle. Ich muss entscheiden,
wer auf die Außenmission geht und wer nicht. Ich bin gewohnt, kritisiert zu werden. Damit muss man
leben als Captain. Aber von dir erwarte ich einfach mehr Verständnis und ...
Vertrauen in meine Entscheidungen. Auch wenn sie dir vielleicht nicht immer
passen.“
Schwer ausatmend, war Kirk einerseits froh es ausgesprochen zu
haben. Andererseits tat es ihm weh, so hart zu seinem Geliebten zu sprechen.
Als er einen schmerzlichen Ausdruck in Spocks Augen sah, biss er sich auf die
Lippe. Verdammt, aber ich muss jetzt hart bleiben, sonst werden wir das nie
klären können.
„Jim. Es war eine falsche Entscheidung. Und ich als dein erster
Offizier muss dir das sagen können.“ Spock versuchte, ruhig zu bleiben, aber er spürte eine für ihn untypische Unruhe
in sich aufsteigen. Das irritierte ihn beinahe mehr als Kirks Worte.
„Und wenn schon. Es war meine
Entscheidung. Und das Ergebnis zeigt doch, wie richtig es war, die Constellation in dem Planetenkiller
explodieren zu lassen.“ Kirk unterdrückte mühsam seinen Ärger. Er muss es
verstehen, dass ich freie Hand brauche, um erfolgreich arbeiten zu können.
Aber in seinem Inneren schmerzte es ihn tief, gerade von Spock so infrage
gestellt zu werden. Das war schlimmer, als das, was jeder Ausbilder an der
Akademie je zu ihm gesagt hatte.
„Du hättest sterben können, Jim. Und ich als dein zukünftiger
Bindungspartner darf das nicht zulassen.“ Spock hatte sich aufgerichtet und
saß, alle Muskeln angespannt, auf dem Bett. Seine Blicke verfolgten jede Regung
in Kirks Gesicht.
„Was hat das damit zu tun?“, schnappte Kirk laut zurück und alle
Vorsätze ruhig zu bleiben, waren vergessen. „Ich bin der Captain, verdammt noch
mal. Vergiss das nicht.“
Dann sah er den Schmerz in Spocks Augen und bereute sofort so
heftig reagiert zu haben. „Tut mir leid, aber es ändert nichts daran“, fügte er
etwas leiser hinzu.
„Ich bin als dein erster Offizier für deine Sicherheit
verantwortlich und dafür, dass du Captain bleibst. Und ich bin es ganz
besonders als dein zukünftiger Bindungspartner. Dir darf nichts geschehen.
Dafür bin ich mit meinem Leben verantwortlich. Das gehört zu unserer Bindung
dazu. Ich werde dich beschützen, solange ich atme. Und darüber hinaus. Das wird
ein Teil des Rituals sein. Ich kann nicht anders. Es ist meine vulkanische
Herkunft. Du wirst ganz mir gehören und dann habe ich eine Blutspflicht dir
gegenüber.“ Spock wurde mit jedem Satz klarer und bestimmter. Seine Augen
loderten von mühsam beherrschter Kraft und Kirk
meinte einen Hauch von den früheren vulkanischen Kriegern zu spüren. Es
erinnerte ihn an das Konutu-Kalife T´Prings. Und das war keine angenehme
Erinnerung.
„Du hast dann was? Aber, verdammt, Spock. Du kannst mich doch
nicht für den Rest meines Lebens einsperren wollen, oder?“ Der Captain war
verblüfft. So hatte er sich das
nicht vorgestellt. Ich kann das so nicht akzeptieren.
„Ich muss meine Entscheidungsfreiheit haben, sonst verliere ich
alles, was mir wichtig ist.“ Kirk sah, wie das Gesicht seines Liebsten sich
verschloss und das machte ihn wirklich wütend.
„Hör zu! Ich kann das nicht zulassen. So geht das nicht. Ich
brauche meine Freiheit. Es würde mich krank machen, immer nur andere an die
Front zu schicken. Ich bin nicht
durch dich Captain geworden und auch
nicht durch irgendeine Zurückhaltung. Du musst das verstehen, sonst ...“ Kirk
ließ den Satz in der Luft hängen, aber es zerriss ihn und der verletzte
Augenausdruck von Spock schüttelte ihn innerlich. Aber er muss begreifen,
dass unsere Beziehung und das Kommando über die Enterprise zwei paar Schuhe
sind.
„Spock“, flüsterte er leise, aber seine Stimme schien nicht mehr
durch den Raum zu tragen.
Spock hatte den Kopf gesenkt und selbst das Atmen bereitete ihm
Schmerz. Wie soll er mein Bindungspartner werden können, wenn er nicht die
Grundvoraussetzungen akzeptieren kann? Ich war zu sicher. Ich habe das
Menschliche in ihm vergessen. Wie soll er auch die Absolutheit einer
vulkanischen Bindung begreifen. Sein menschliches Streben nach Freiheit kann
das nicht zulassen. Er würde sich dem nicht unterwerfen können. Spock
konnte seine Enttäuschung nur mit Mühe unter Kontrolle bringen.
Kirk spürte wie seine Hände anfingen zu zittern und er musste
sich haltsuchend an den Vorhang klammern. Das darf nicht das Ende sein. Nein,
Spock, dröhnte es in seinem Kopf, aber es kam kein Wort mehr über seine
Lippen.
In diesem Moment summte das Videophon und sie schauten sich
unsicher an. Kirk rieb sich über seine feuchten Augen und auch Spock sah unter
den dunklen Ponyfransen sehr blass aus.
Spock blickte seinen Captain fragend an, aber Kirk nickte nur.
Dann setzte sich der Vulkanier an das Gerät und führte ein kurzes Gespräch. Danach
wandte er sich ihm wieder zu.
“Ich habe gerade eine Einladung von T`Pau bekommen. Ich habe ihr
erzählt, dass du auch hier bist. Und sie bittet uns beide, heute zu ihrem Empfang zu kommen.“ Dabei blickte Spock
fragend zu Kirk, der aber nur kurz nickte. Wir brauchen eine Atempause. Wir
werden bestimmt später noch eine Lösung finden, dachte Kirk hoffnungsvoll.
Aber er war sich nicht wirklich sicher.
*
Das Gebäude, in dem T`Pau residierte, war
mit einer imposanten Säulenfront geschmückt. Harfenmusik drang nach draußen,
und sie wurden von Vulkaniern in langen prächtigen Gewändern begrüßt.
Auch Spock und der Captain trugen
festliche, lange vulkanische Roben. Kirk fühlte sich selbst etwas fremd in der
ungewohnten Kleidung, aber Spock in seiner dunklen Robe gefiel ihm
außerordentlich. Der Anblick weckte wieder schmerzhaft, die Sehnsucht den
Vulkanier zu berühren. Ich liebe ihn,
verdammt noch mal. Es muss einen Weg für uns geben. Ich lasse nicht locker, bis
wir das geklärt haben, versprach er sich selbst. Aber sein Kopf schmerzte
und sein Herz fühlte sich seltsam leer an.
Neugierig schaute er sich um und betrachtete
die weitläufige Architektur. Um den großen Saal, wo T`Pau und ihre Berater Hof
hielten, verliefen runde, flache Treppenabsätze mit weißen Säulen darauf.
Dahinter erstreckten sich rund um den Saal weitere erleuchtete Räume.
Die Harfenmusik und für ihn kaum
verständliche Gespräche in vulkanischer Sprache drangen an Kirks Ohr. Es fiel
ihm auf, dass sie bei ihrem Eintritt beträchtliches Aufsehen erregten, auch
wenn die Vulkanier sich sehr diskret verhielten.
Spock tat aber so, als ob er nichts
bemerken würde und bald standen sie vor der kostbar gekleideten Matriarchin
T`Pau.
Sie wurden von ihr in Standard begrüßt: ”Spock, Sohn des Sarek, und natürlich”, T`Pau
machte eine künstliche Pause: ”Captain Kirk. Ich bin sehr geehrt, Sie wieder
hier auf Vulkan zu sehen. Ich hoffe, es ist Ihnen inzwischen gut ergangen?”
Kirk war etwas nervös, derart direkt von
der Matriarchin angesprochen zu werden, und spürte wieder, wie diese alte Frau
ihn beeindruckte. Eigentlich schon seit ihrem ersten Treffen. Sie schien seine
geheimsten Gedanken lesen zu können.
Wusste sie schon von seiner Beziehung zu
Spock? Der Gedanke versetzte Kirk wieder einen Stich, aber er riss sich
zusammen und setzte sein charmantestes Lächeln auf. ”Hochgeschätzte T`Pau, ich
fühle mich durch diese Einladung geehrt. Es geht mir ausgezeichnet. Danke der
Nachfrage.”
T`Pau erinnerte sich auch an ihr erstes
Zusammentreffen, und wie dieser Mensch es geschafft hatte, sich mithilfe seiner
Freunde aus der schwierigen Lage, in die ihn T`Pring gebracht hatte, wieder zu
befreien.
Sie nickte ernst. ”Das ist gut”, sagte sie
zu Kirk und er meinte, einen freundlichen Ton in der Stimme gehört zu haben.
”Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt”,
fügte sie mit einer ausladenden Bewegung hinzu und entließ die Beiden damit.
”T´Pau ist ja nicht gerade ein Freund von
langen Reden”, kommentierte Kirk trocken, als sie in der Mitte des Raumes
zwischen den vielen vulkanischen Gästen standen. Spock schien etwas entspannter
zu sein. ”Na gut Spock, und was jetzt? Ich weiß nicht, wie man sich hier am
besten vergnügt.”
”Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich
kurz mit einem befreundeten Wissenschaftler zu treffen. Danach könnte ich
sofort wieder zu dir kommen.”
Spock blickte besorgt auf Kirk, aber der
lächelte beruhigend zurück. Er wird doch
nicht glauben, dass er mich schon wieder beschützen muss, dachte Kirk
nervös. Oder werde ich langsam schon
paranoid?
Spock entfernte sich, und Kirk ging in die
Richtung, aus der die Musik kam. An die vielen Blicke, die ihm folgten, hatte
er sich schon fast gewöhnt.
Neugierig sah er sich um und registrierte,
wie ihm höflich Platz gemacht wurde. Es
ist eine mir fremde Kultur in der Spock aufgewachsen ist, ging ihm durch den
Kopf, als er die fast beklemmend zurückhaltende Atmosphäre um sich herum
wahrnahm. Letztendlich hat sich Spock
aber entschieden unter den Menschen zu leben. Das war nie leicht für ihn. Das
wusste ich immer und jetzt habe auch ich ihm wehgetan. Ich hätte ihn nicht so
anschreien dürfen, auch wenn ich im Recht bin. Aber mir sind die Pferde
durchgegangen, verdammt. Ach, Spock, warum ist das nur so. Ich hätte mich
besser unter Kontrolle haben müssen, dachte er noch, als er plötzlich im
Augenwinkel Spock eilig auf sich zukommen sah.
”Es ist etwas passiert, bitte komm sofort
mit mir mit.” Spocks Stimme klang beunruhigt und Kirk, der auch die leisesten
Untertöne nach jahrelangem gemeinsamen Dienst
unterscheiden konnte, wusste sofort, dass es etwas Ernstes sein musste.
Besorgt folgte er Spock, der sie beide
unverzüglich in einen separaten Raum führte.
*
T`Pau saß auf einem erhöhten Stuhl und
erhob sich sofort, als sie eintraten. Im Hintergrund standen zwei Vulkanier,
die das Geschehen schweigend verfolgten.
”Spock, was weißt du über Solran? Was
hattest du mit ihm zu tun?” Die Stimme war schneidend scharf.
Spock kniete sich sofort nieder und ließ
zu, dass die Matriarchin ihre Finger auf seine Schläfen legte.
Kirk beobachtete erschrocken, dass die
mentale Sondierung Spock offensichtlich schmerzte, aber ein Blick zu den beiden
Vulkaniern, ließ ihn schweigen.
T`Pau nahm ihre Hand zurück und blickte nun
nachdenklich auf Kirk und dann wieder auf Spock. ”Was weiß er davon?”
”Nichts”, antwortete Spock, und Kirk rief
aufgebracht: ”Was soll das alles bedeuten?”
T`Pau brachte ihn mit einem Wink zum
Schweigen: ”Vielleicht können Sie uns helfen, Captain Kirk. Solran, einer
unserer Wissenschaftler ist ermordet worden! Hier in diesen Räumen! Und es
scheinen Außenweltler in den Fall verwickelt zu sein. Unsere vulkanischen
Ermittler konnten keine verdächtigen Gedanken bei den anwesenden
Clanmitgliedern feststellen.”
Die vulkanische Herrscherin überlegte und
fixierte erst Spock und dann Kirk mit ihrem Blick. ”Es wäre logisch, die
Ermittlungen mit eurer Unterstützung durchzuführen. Sind Sie einverstanden,
Captain Kirk?”
Kirk blickte zu Spock, der sich in seine
Richtung gedreht hatte.
Spock nickte leicht, und Kirk antwortete
fest: ”Natürlich T`Pau, wir werden alles tun, um den Fall aufzuklären.”
Die alte Frau nickte bestätigend und sie
wurden von den beiden Vulkaniern wieder zur Tür geführt.
Schweigend durchquerte Spock den Saal und
Kirk eilte achselzuckend hinter ihm her. Vor dem Gebäude stiegen sie in das
Fluggefährt, und Spock flog sie wieder zu seinem Apartment zurück.
”Kannst du mir mal erklären, was hier los
ist, Spock?”
”Gleich erkläre ich dir alles, aber wir
dürfen keine Zeit verlieren”.
Resigniert zuckte Kirk mit den Schultern
und lehnte sich zurück.
*
Angekommen, eilte Spock sofort in seinen
Raum, gab verschiedene Befehle in seine Arbeitskonsole und stellte eine
Datenleitung zum vulkanischen Institut her. Dann drehte er sich zu Kirk.
”Gestern habe ich mit Solran, einem mir gut bekannten Wissenschaftler,
gesprochen. Ich wollte mich auf dem Empfang noch einmal mit ihm treffen, aber
er wurde kurz vorher umgebracht. Er hatte mir in der Akademie von seinen
Forschungsergebnissen erzählt. Es ging dabei um Bosonen, Fermionen, bzw. um
Anyonen... ”
”Bitte Spock, verschon´ mich mit den
Details. Sag´ mir einfach nur, was hier los ist.” Beide wurden sofort wieder zu
dem professionellen Team, das auch auf der Enterprise
erfolgreich jede Krise meisterte. Der einzige äußere Unterschied war nur
die ungewöhnliche Kleidung und die Umgebung. Aber daran verschwendeten im
Moment beide keinen Gedanken.
”Ich werde mich auf die wesentlichen
Details beschränken. Seit unserem Kontakt mit den Romulanern hat mich die Frage
beschäftigt, auf welchen Prinzipien ihre Tarnvorrichtung basiert. Meiner
Meinung nach wird sie kurzfristig durch eine Art parallel existierende
Dimension künstlich erzeugt. Ich wollte die theoretischen Möglichkeiten
erforschen, eine parallele Dimension unter kontrollierten Bedingungen
herzustellen.”
”Wozu soll das gut sein?” Kirk wunderte
sich. Er selbst würde nie auf solche Ideen kommen. Er war ein Mann der Tat, der
sich Problemen stellte, wenn sie da waren. Aber vielleicht ergänzten sie sich
deshalb auch so gut.
”Theoretisch besteht so die Möglichkeit,
Materie unsichtbar zu machen, indem man sie in eine andere Dimension
transportiert. Dennoch wäre sie noch vorhanden und könnte jederzeit
zurückgeholt werden. Oder anders gesagt, es wäre eine perfekte Tarnung, um zum
Beispiel unbemerkt Forschung zu treiben.”
”Das klingt mir eher nach einer perfekten
Waffe, wenn so etwas in die Hände von den falschen Leuten gerät. Und wofür die
Romulaner das benutzen, wissen wir beide am besten.”
”Wie der romulanische Tarnschirm wirklich
funktioniert ist unbekannt. Und sie können ihn auch nur im Weltraum einsetzen.
Aber wenn das stimmt, was ich vermute, sind noch ganz andere, friedliche
Anwendungen denkbar.”
Kirk runzelte skeptisch die Stirn und
glaubte, dass Spock das ein wenig zu blauäugig sah. Und die jüngsten Ereignisse
schienen das zu beweisen.
”Und was hatte Solran damit zu tun?”,
fragte Kirk.
”Er war mit seinen theoretischen
Forschungen dazu bereits sehr weit fortgeschritten. Aber ... Moment, die
angeforderten Dateien sind eingetroffen.” Spock beugte sich über seine Konsole
und murmelte leise vor sich hin.
”Was ist los, Spock? Hast du heraus
gefunden, wer dahinter steckt?” Kirk schaute neugierig über Spocks Schulter.
”Negativ, Jim. Aber es ist, wie ich
befürchtet habe. Solrans komplette wissenschaftliche Aufzeichnung
ist nicht mehr vorhanden. Es existiert nur noch eine kleine, verschlüsselte
Datei. Ich kenne den Code und werde sie öffnen.” Spock tippte Zahlen ein und
schaute dann nachdenklich auf Jim:
”Aber eigentlich verstehe ich nicht, was
die Diebe damit anfangen wollen. Es ist nur ein theoretisches Modell. Für einen
praktischen Versuch bräuchte man ungeheure Energiemengen. Dafür fehlen aber,
soweit mir bekannt ist, bisher alle Voraussetzungen.”
Kirk runzelte die Stirn und dachte nach.
Darüber hatte er doch erst kürzlich erst etwas gehört ... Ja richtig, McCoy
hatte ihm von dem Wissenschaftler auf der Starbase erzählt. Da ging es doch um
Energiegewinnung im großen Stil. Es war nur eine
Ahnung, aber seine Eingeweide prickelten. Das war für ihn ein sicheres Zeichen,
dass da etwas im Busch war.
”Spock, ich muss mal mit McCoy reden. Stell
mir doch bitte eine Verbindung her.”
Spock nickte, ohne zu fragen. Aber eine
halbe Augenbraue verschwand unter seinem Haar.
”Hallo Jim. Warum wundert mich das nicht,
dass du anrufst? Nun ja, ich habe schon so eine Ahnung, was du wissen willst”,
McCoys Stimme war hellwach. Typisch Kirk,
dachte er und beugte sich in seinem Sessel vor. Brannte es irgendwo, dauerte es
nicht lange und Kirk war garantiert mitten drin.
”Spuck es aus, Pille. Ist irgendetwas auf
der Starbase los?”
”Das kann man wohl sagen. Es wurde ein
sogenannter Subraum-Energie-Emitter aus dem Labor von meinem Freund gestohlen.
Und sie haben hier die Besatzung von einem orionischen Schiff in Verdacht.
Jedenfalls hat ein orionischer Kreuzer heimlich die Station kurz danach mit
unbekanntem Ziel verlassen. Starfleet ist schon benachrichtigt worden und will
Hilfe schicken. Aber bisher ist noch keine Spur von den Orionern entdeckt
worden. Weißt du etwas darüber, Jim?”
”Noch nichts Genaues, aber ich habe da so
eine Ahnung. Hast du eine Ahnung, wieweit sie inzwischen mit den Reparaturen
auf der Enterprise sind?”
Also, Orioner stecken dahinter, dachte Kirk. Das
verhieß nichts Gutes. Aber da musste es auch noch jemand auf Vulkan geben. Denn
den Orionern war zwar so ziemlich alles zu zutrauen. Sie waren Schmuggler und
Piraten der übelsten Sorte. Aber sie waren bestimmt keine Wissenschaftler. Ein
Diebstahl passte einfach besser zu ihnen.
”Soweit ich weiß, ist auf der Enterprise im Großen und Ganzen schon
das Wichtigste passiert. Aber sie hat noch keine Starterlaubnis.”, antwortete
McCoy auf Kirks Frage.
”Also gut. Sag´ Scotty, er soll unsere
Mannschaft zusammen trommeln und die Enterprise
schon mal für einen Flug bereit
halten. Wenn ich mehr weiß, melde ich mich bei ihm. Urlaub ist erst mal
gestrichen.” Kirks Stimme bekam den befehlsgewohnten Kommando-Ton.
”Alles klar, Jim. Na, die werden sich nicht
gerade freuen. Wir warten auf weitere Order. Ende.”
Kirk wandte sich wieder an Spock. ”Das
könnte deine Frage von vorhin beantworten. Hast du noch etwas herausgefunden?”
Spock nickte bestätigend und zeigte auf den
Bildschirm: ”Solran hatte noch eine besonders gut versteckte Notiz in seinem
Computer. Das haben die Diebe offensichtlich übersehen. Es geht darum, dass er
sich in Shanai mit jemanden treffen
wollte, der ihm wichtige Informationen geben wollte.”
Kirk rieb sich gedankenverloren das Kinn.
Er dachte daran, dass sie wieder dabei waren, sich auf eine gefährliche Mission
einzulassen. Aber Spocks Haltung signalisierte ihm, dass er bereit war, ihren
Streit für den Moment beiseitezulegen. Sie
würden später noch genug Gelegenheit finden. Erst einmal musste der Mord an
Solran aufgeklärt werden.
”Wie wollen wir vorgehen, Captain?”, fragte
Spock im dienstlichen Tonfall. Seine Anspannung war nur an einer feinen Linie
auf seiner Stirn zu erkennen.
”Es ist nicht viel. Aber was hältst du
davon, wenn wir uns mal in Shanai
etwas genauer umsehen?”, fragte Kirk
vorsichtig.
”Das erscheint mir sehr logisch, Jim.”
Spock hatte kurz darüber nachgedacht, dass er Jim bitten wollte, ihn alleine
losfliegen zu lassen. Es war primär eine vulkanische Angelegenheit und Jim
sollte nicht wieder unnötig in Gefahr geraten. Kirk schien aber so zu tun, als
wenn Spocks Darlegungen für ihn keine Bedeutung hätten.
Meine Argumentation war noch nicht ausreichend logisch, um Jim
zu überzeugen, dachte Spock. Ich werde auf einen geeigneteren Zeitpunkt warten müssen. Auch hatte T´Pau ausdrücklich um Kirks Mithilfe
gebeten. Und das hatte im Moment Priorität.
Beide tauschten einen Blick und Kirk nickte
bestätigend und auch ein bisschen erleichtert.
”Dann sollten wir losfliegen. Ich hoffe, es
ist nicht zu weit?”, fragte er.
”Wenn wir uns abwechseln, sollten wir bis
zum Sonnenaufgang da sein”, antwortete Spock ohne erkennbare Regung in seinem
Gesicht.
”Wunderbar. Wir sind schließlich ein
legendäres Team. Es sollte doch möglich sein, dass wir stoppen können, was
immer da los ist.” Von der neuen Herausforderung mitgerissen, blickte Kirk
enthusiastisch zu Spock. Aber in den dunklen Augen Spocks war nur kühle
Professionalität zu erkennen.
Ernüchtert zuckte Kirk kurz mit den
Schultern. Es tat ihm weh, aber irgendwann würde der Zeitpunkt gekommen sein,
an dem sie endlich Klarheit zwischen sich schaffen würden.
”Aye, Captain”, kam Spocks trockene
Antwort.
*
Die intensiven, vulkanischen Sonnenstrahlen
hatten bereits die Nacht vertrieben und es war ein neuer, heißer Tag
angebrochen.
”Die Koordinaten deuten auf das Feld, dort
hinter dem Felsen. Ich sehe ein Gebäude. Wir sollten gleich hier, in sicherer
Entfernung landen.”
”Okay, Spock. Es macht Spaß, mal wieder
selbst zu fliegen.” Kirk hatte der Flug trotz der gedämpften Stimmung sehr
gefallen.
Spock tauschte einen Blick mit ihm. ”Wir
sollten vorsichtig sein. Wir wissen nicht, was uns da unten erwartet.” Kirk
stöhnte innerlich auf. Jetzt fängt er
schon wieder an, sich Sorgen um mich zu machen. Aber
er ließ sich nichts von seinen Gedanken anmerken, sondern lächelte nur
beruhigend zurück.
Wieder auf festem Boden gingen sie auf das
Gebäude zu. Von außen waren nur helle Wände zu sehen, und eine Eingangstür mit
einem Schild in vulkanischer Schrift.
Kirk blickte fragend zu Spock.
”Das ist eine Fabrik für Computer und
Ähnliches”, übersetzte Spock und hob eine Augenbraue.
”Ist das nicht ein etwas seltsamer Ort
dafür, so mitten in der Wüste?”
”In der Tat. Wir sollten hineingehen.”
”Und wie?”
”Am besten durch die Tür. Auf Vulkan gibt
es in der Regel keine verschlossenen Türen”,
antwortete Spock trocken und betrat das Gebäude.
Kopfschüttelnd folgte ihm Kirk. Nachdem er
sich an das plötzliche Dämmerlicht gewöhnt hatte, sah Kirk einen Vulkanier in
traditioneller Arbeitskleidung mit hoher, roter Kappe auf sie zukommen.
Der Mann verbeugte sich vor Spock: ”Ich bin
der Leiter dieser Anlage. Was führt sie hierher, Sohn des Sarek?“
Kirk hätte am liebsten gleich nach Solran
gefragt, aber Spock machte ihm ein ablehnendes
Zeichen und antwortete dem Leiter feierlich: ”Wir möchten die Anlage besichtigen.“
Der Leiter wirkte erstaunt. „Zur Zeit wird
hier aber nicht gearbeitet“, antwortete er.
„Wir möchten uns trotzdem die Anlage
ansehen.“
Der Leiter schien kurz zu zögern, aber
nickte dann. Mit gemessenen Schritten folgten
sie ihm in einen großen Fabrikraum.
Soweit Kirk verstehen konnte, wurden hier
Bauteile für hochtechnologische Anlagen hergestellt. Neugierig überblickte er
die Räumlichkeiten. Dann fiel ihm eine Tür auf, der von dem Leiter der Fabrik
bei der Besichtigungstour offensichtlich übergangen worden war. Heimlich machte
Kirk seinen Ersten Offizier darauf aufmerksam. Gleichzeitig zeigte er auf den
Fabrikleiter und fuhr still mit seiner Hand über die Kehle.
Spock hob die Augenbraue und wandte sich
dann wieder dem Leiter der Fabrik zu. Bei der nächsten guten Gelegenheit
benutzte er seinen vulkanischen Betäubungsgriff. Der Mann sank bewusstlos
nieder.
”Ich hoffe, ich habe dich richtig
verstanden?”
”Selbstverständlich, Spock. Mein Zeichen
war natürlich nur symbolisch gemeint.”
”Das dachte ich mir”, antwortete Spock
trocken und kniete sich neben dem bewusstlosen Vulkanier. Es widerstrebte ihm,
ohne Einwilligung in den Geist eines anderen einzudringen, aber er hatte das
Gefühl das die Zeit drängte.
”Kannst du noch Informationen aus ihm herausbekommen?”
Kirk hockte sich neben Spock, der schon eine Mentalverschmelzung hergestellt
hatte.
Nach einer Weile löste der Vulkanier seine
Finger: ”Er wusste eigentlich nichts. Es hat jemand mit einer mir unbekannten
Kraft Teile seines Gedächtnisses gelöscht. Vermutlich war er derjenige mit dem
Solran sich treffen wollte. Aber jetzt ist für ihn alles ganz normal, und der
Weg, den du mir gezeigt hast, existiert in seiner Wahrnehmung überhaupt nicht.
Aber dort sollten wir weiter suchen.”
Spock schaute Kirk fragend an.
”Ganz meine Meinung, Spock. Aber ich habe
vorne ein Fach mit Phasern gesehen. Die sollten wir mitnehmen. Wer weiß, was
uns hinter dieser Tür erwartet.”
Spock nickte zustimmend. Beide standen
wieder auf und holten sich die Waffen. Dann gingen sie vorsichtig in den
unbekannten Gang.
Die Wände bestanden aus reflektierenden
Metallplatten, und ihre Schritte hallten auf dem glatten Boden. Nach einer
Abzweigung standen sie plötzlich wieder vor einem versiegelten Tor mit einem
Display daneben.
”Es soll hier doch keine verschlossenen
Türen geben, oder?”, neckte Kirk leise, aber Spock versuchte bereits ein paar
Kombinationen. ”Das ist in der Tat erstaunlich. Aber wie ich schon sagte, in
der Regel ...”
Plötzlich schob sich das Tor wie von Geisterhand
zur Seite.
“Ich wusste, dass du gut bist, Spock, aber
...“ Kirk war verblüfft.
„Das war nicht ich, Jim. Die Tür hat sich
von selbst geöffnet.“
„Oh, dann sollten wir jetzt sehr vorsichtig
sein.“
Sie schauten in einen großen Raum, der mit
einer großen und kompliziert aussehenden Maschine fast ausgefüllt war. Durch
glasige Röhren waren Lichter in allen Farben zu erkennen und die Maschine gab
ein tiefes Summen von sich.
”Was ist das denn?”, staunte Kirk, der
seinen Blick nicht abwenden konnte.
”Ich vermute, dass hier tatsächlich mit
einer Tarnvorrichtung experimentiert wird. Und ich befürchte, es sind keine
Vulkanier, die hier ...”
Plötzlich kamen drei mit langen
Kapuzenmänteln vermummte Gestalten hinter der Tür hervor. Sie trugen lange
glitzernde Stäbe und die unter den Kapuzen kaum erkennenbaren Gesichter waren
mit leuchtend gelben Linien übersät. Zwei in der Gruppe sprachen aufgeregt in
einer Sprache, die fast nur aus Klick- und Schnalzlauten zu bestehen schien.
Dann brachte der Dritte die beiden anderen
mit einer Handbewegung zum Schweigen.
”Was haben Sie hier zu suchen?”, herrschte
er Kirk und Spock im fließenden Standard
an und die roten Augen in den Sehschlitzen glühten teuflisch auf.
Kirk spürte einen tiefen Schauder, als er
in das fremdartige, nichtmenschliche Gesicht
sah.
Spock zeigte keinerlei Reaktion und wandte
sich an den Sprecher: ”Ich habe ein Recht, mich überall auf Vulkan aufzuhalten.
Ich bezweifle, dass das für Sie ebenso gilt, denn ich vermute, dass Sie der
tholianische Botschafter Mehhta sind. Und vermute ebenso, dass sie hier
illegale Forschung betreiben.”
”Es geht Sie nichts an, was wir hier
machen!” Die Linien auf dem Gesicht des Botschafters begannen, bedrohlich zu
pulsieren.
Kirk fühlte Ärger in sich aufsteigen und mischte
sich in das Gespräch: ”Hiermit beschuldigen wir Sie, mit dem Tod des
vulkanischen Wissenschaftlers Solran zu tun zu haben. Und auch mit dem
Diebstahl auf der Starbase 373. Äußern Sie sich dazu!”
Der Anführer zögerte kurz und blickte dann
auf seine Begleiter. Plötzlich ging alles ganz schnell und die drei Fremden
zückten ihre Stäbe. Gleißendes Licht umhüllte alles.
Kirk fasste sich verzweifelt an die Kehle,
denn schlagartig konnte er nicht mehr atmen. Schwärze griff nach ihm, und
ohnmächtig sank er zu Boden.
Spock sah fassungslos, dass seinen Captain
eine gitternetzartige Struktur umhüllte und das helle Licht in den menschlichen
Augen durch Verzweiflung ersetzt wurde. Und etwas in ihm ließ ihn spüren, dass
Jim bereits begann, das Bewusstsein zu verlieren. Es entstand eine Eiseskälte
in Spock, und seine mentalen Kontrollen fielen. Er wurde zum vulkanischen
Krieger, dessen Bindungspartner in Gefahr war. Mit übernatürlichen Kräften riss
er sich sekundenschnell das Gitter, dass sich bereits auch auf seiner eigenen Brust
gebildet hatte, herunter. Nur mit dem Phaser bewaffnet stürzte er sich, ohne
nachzudenken, auf die Angreifer, um sich für den hinterhältigen Angriff zu
rächen.
Zwei der Tholianer sahen den Vulkanier auf
sich zukommen und drückten in diesem Moment auf ihre breiten Armreifen. Sie
wurden von Energie umgeben und waren verschwunden.
Mehhta hatte indessen seinen Stab wieder
erhoben, aber Spock war schneller. Er schoss sofort zurück und rollte sich gleichzeitig ab, sodass die tödliche
Energie aus dem Stab ins Leere ging. Tief aufatmend beobachtete er, wie der
Tholianer bewusstlos in sich zusammensackte.
Spock achtete nicht weiter auf seine eigene
Verletzung, auch nicht auf den bewusstlosen Botschafter. Sein einziger Gedanke
galt Kirk. Er kroch zu ihm hin, zerriss das Gitternetz auf dessen blutendem
Körper, und legte dann seine Finger an Jims Schläfe und Hals.
Jim, wo bist du? Jim, antworte mir doch. Aber
Spock konnte nur das Echo seiner eigenen Stimme hören und spürte, wie ihm
selbst vor Verzweiflung und Angst die Sinne zu schwinden drohten.
Jim. Bitte, hör auf meine Stimme. Du darfst mich nicht
verlassen. Immer tiefer drang er in das Dunkel von
Kirks Bewusstsein ein, begann, die Orientierung zu verlieren. Wenn ich ihn nicht bald finde, bin ich
verloren, kann ich nicht mehr zurück, wurde Spock plötzlich klar.
Im ersten Moment war es wie ein Schock, als
weite Kornfelder vor ihm erschienen. Das muss Iowa sein, Jims Heimat! - Jim! Wach auf! Komm zurück. Komm zu mir
zurück! Spock klammerte sich verzweifelt an seine aufkeimende Hoffnung. Du musst leben ... - ... für uns beide.
Mir ist so kalt ...
Der Vulkanier erbebte, als er diese leise,
weit entfernte Stimme hörte. Jim, kannst
du mich hören?
Spock, bitte hilf mir.
Ich kann dir jetzt nicht helfen. Ich muss versuchen, mich wieder
zu lösen, aber ich komme zurück. Vertraue mir. Ich werde zurückkommen. Warte
auf mich.
Spock war verzweifelt, und eine bisher
nicht gekannte Angst krallte sich in seine Magengrube. Kirks Geist war durch
den tiefen Schock und die schweren Verletzungen zu sehr in sich selbst
zurückgezogen. Es würde seine mentalen Kräfte überfordern, Jim jetzt hier
zurückzuholen. Er war sich auch nicht sicher, ob er es selbst überhaupt noch
schaffen würde, den Weg zurück in die Realität zu finden. Aber er musste es
versuchen, für sie beide.
Sich auf seine Ausbildung besinnend
versuchte er, trotz des inneren Aufruhrs wieder zu seiner Mitte zu finden. Schwer
atmend löste er die mentale Verbindung. Noch kaum seiner Stimme mächtig, stellte
er mit seinem Communicator eine
Verbindung zu dem Oberhaupt seines Clans her.
”Spock”, die Stimme von T`Pau ließ einen
Hauch von Besorgnis erkennen, ”ich schicke dir, was du brauchst.”
Erleichtert klappte Spock den Communicator
wieder zu und beugte sich zu dem totblassen Kirk. Vorsichtig schob er seine
Hände unter dessen verletzten, blutenden Körper. Unverwandt in Jims Gesicht
blickend hob er ihn auf und trug ihn durch die Gänge. Vor der Fabrikhalle
angekommen starrte er in den gleißenden Himmel. Seinen Seelengefährten noch
immer in den Armen haltend war Spock von Hoffnung und Verzweiflung gepeinigt. Jim, lass mich jetzt nicht allein zurück,
war alles, was er denken konnte.
Geräusche am Himmel teilten Spock mit, dass
zwei Transporter eingetroffen waren.
Minuten später nahmen vulkanische Heiler
dem widerstrebenden Spock den Menschen aus den Armen und geleiteten ihn in das
Innere des Fliegers.
”T`Pau wünscht dich, sofort zu sprechen”,
wandte sich einer der Piloten an Spock.
Er nickte stumm sein Einverständnis und
beobachtete aus dem runden Fenster, wie die Mannschaft aus dem zweiten Shuttle
in das Gebäude lief um den Tholianer zu holen. Dann wandte er sich wieder zu
Jim, betrachte das kalkweiße Gesicht, die blutverklebten Haare. Ganz vorsichtig
strich er Kirk eine Locke von der Stirn. Ich
werde dich wieder zurückholen, egal wo du auch bist. Halte durch, Jim.
*
”Es ist bedauerlich, was deinem Captain zugestoßen ist. Die Heiler haben
seine körperlichen Wunden versorgt. Aber er scheint einen sehr schweren Schock
erlitten zu haben und nicht aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit aufwachen zu
können. Sie konnten bisher keinen mentalen Kontakt zu ihm herstellen.”
Spock war es wie eine Ewigkeit vorgekommen,
bis T`Pau ihn endlich zu sich gerufen hatte. Nur seine vulkanische Disziplin
hatte verhindert, dass er nicht sofort zu Kirk geeilt war.
”Ich werde ihn daraus erwecken.” Spock
sprach mit sicherer Stimme und verbarg seine Zweifel sorgfältig.
T´Pau musterte Spocks Gesicht. ”Ist es dir
wirklich ernst damit, Spock? Die Heiler sagen, dass dich der Versuch dein Katra
kosten könnte. Er ist ein Mensch und wenn du zu tief in seinen sterbenden Geist
eindringst, können die Heiler dich deshalb vielleicht nicht mehr zurückholen.”
Spock hielt den Blickkontakt: ”Das ist mir
bewusst, T´Pau.”
”Es ehrt dich, dass du bereit bist, dieses
Risiko für deinen Captain auf dich zu nehmen. Ich habe das vorausgesehen und
deshalb haben die Heiler ihn bereits in das Daifu-sho-itisho gebracht.“
Spock konnte sein Erstaunen über die Weitsicht
der alten Vulkanierin kaum verbergen, aber T`Pau sprach ohne Pause sofort
weiter: ”Der tholianische Botschafter wird noch
zu dem Mord an Solran verhört. Allerdings hat er bis jetzt zu allen
Anschuldigungen geschwiegen, und die mentale Sondierung ist erfolglos
geblieben. Auch sein Heimatplanet verweigert jede Zusammenarbeit und von seinen
Komplizen fehlt jede Spur.“
Sie atmete kurz auf und fuhr dann fort:
”Aber unsere Wissenschaftler haben bis jetzt noch nicht den wirklichen Nutzen
der Maschine herausgefunden. Kannst du dein Wissen mit uns teilen, Spock?”
”Ihr findet alle Daten in meinem Computer
hier auf Vulkan. Es handelt sich bei der Maschine um eine Art Tarnschirm.
Solran hatte darüber geforscht. Er ist umgebracht worden, weil er kurz davor
stand, eine Verschwörung der Tholianer aufzudecken. Der Botschafter hat
vermutlich versucht, einen geheimen Stützpunkt auf Vulkan aufzubauen.”
T`Pau nickte verstehend. „Wir werden unter
diesen Umständen den Kontakt mit seinem Volk natürlich sofort abbrechen. Wir
sind hintergangen worden.” Ihre Stimme wurde
bitter.
”Noch fehlt die Möglichkeit, ausreichend
große Mengen von Energie bereit zustellen. Aber es ist etwas auf der Starbase
373 gestohlen worden. Von Orionern. Vermutlich ist es das fehlende Teil zur Energiegewinnung.
Es ist damit zu rechnen, dass sie Kurs auf Vulkan genommen haben und bald hier
eintreffen werden.” Erschöpft schwieg Spock, nur damit beschäftigt, Haltung zu
bewahren.
Auch die Vulkanierin schwieg nachdenklich.
Dann sagte sie: ”Wir sollten Starfleet benachrichtigen. Schließlich ist es ihr
Eigentum. Ist zur Zeit ein Starfleet-Raumschiff in der Nähe?“
Spock nickte: “Die Enterprise sollte ausreichend funktionstüchtig sein, um eingreifen
zu können, wenn die Orioner sich Vulkan nähern.“
„Das ist gut. Und wir werden in Shanai auf sie warten. Kannst du in
Vertretung von Captain Kirk der Enterprise
die entsprechenden Befehle geben?“
”Natürlich T`Pau.”
T`Pau nickte zufrieden und winkte ihren
Bediensteten: ”Bringt Spock in das Daifu-sho-itisho.
Ich werde später folgen.”
*
Begleitet von zwei Vulkaniern stieg Spock
die Marmorstufen zu den Hallen der Heilung hinauf. Das Wissen, gleich bei Jim
sein zu können, beflügelte ihn, gab ihm die Kraft, diesen Weg zu erklimmen.
Immer höher stieg die kleine Gruppe, bis sie einen Platz mit einem großen
Feuerkessel erreichte und danach in den Schatten des Eingangsportals eintreten
konnte.
Seine Begleiter entfernten sich, und Spock
wurde von Heilern in traditionell weißen, langen Gewändern empfangen. ”Sohn des
Sarek, euer Kommen ist uns angekündigt worden. Folgt uns bitte. Dem Menschen
geht es so gut, wie es Menschen in dieser Lage gehen kann. Ihr müsst euch jetzt
entsprechend vorbereiten.”
Spock verneigte sich und folgte den Heilern
in das Innere der großen Anlage.
Durch weite in Stein geschlagene Gänge
kamen sie in einen separaten Bereich. Im letzten Raum blieben die Heiler
stehen, zeigten auf Kleidung, die auf einem Hocker lag
und einen Tisch mit verschiedenen Utensilien.
”Wenn Ihr soweit seid, geht durch diesen
Vorhang. Wir werden spüren, wenn Ihr uns braucht.” Damit verabschiedeten sich
die Vulkanier und ließen Spock in dem kleinen Raum allein zurück.
In einer Ecke brannte eine vulkanische
Meditationslampe, und Spock versenkte sich in den Anblick der flackernden
Flammen. Als er spürte, wie sein Atem und seine Seele sich beruhigten,
verneigte er sich und besann sich auf das, was alte vulkanische Tradition war:
Er entledigte sich seiner Kleider und wusch sich an einem kleinen Wasserbecken.
Nachdem er seine Hände, seine Füße, sein
Gesicht und sein Geschlecht gewaschen hatte, verrieb er vorsichtig ein
bestimmtes ätherisches Öl auf seinen Händen. Dieses Öl konnte seine
telepathischen Fähigkeiten zusätzlich verstärken und war ihm hierfür von den
Heilern bereit gestellt worden.
Spock dachte darüber nach, dass dieser
Versuch, Jim aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit zu holen, das Letzte sein
könnte, was ihm in diesem Leben noch zu tun blieb. Wenn er sich bei der
Mentalverschmelzung in dem umnachteten Geist vollständig verlieren würde, wäre
auch sein Katra im sterbenden Kirk verloren. Aber er würde dieses Risiko
eingehen und nicht alleine zurückkommen, nicht ohne Jim.
Sollte ihm das aber nicht gelingen, gäbe es
danach nichts mehr in Spock, nur noch Leere. Die Heiler würden ihn töten
müssen, aus Barmherzigkeit. Denn er würde nur noch eine geistlose Hülle sein.
Gedankenverloren hielt Spock das lange,
schwarze Gewand in seiner Hand, schlüpfte dann hinein und verschloss den
Gürtel. Dann kniete er sich in die Meditationsecke, um Kraft zu sammeln. Bilder
von Jim tauchten vor seinem geistigen Auge auf: ihre gemeinsame Zeit auf der
Brücke, das stille Einverständnis, den gegenseitigen Respekt.
Dann erinnerte er sich an ihre nächtlichen
Treffen, das strahlende und nur für ihn bestimmte Lächeln, die
leidenschaftliche Sehnsucht in den menschlichen Augen.
Tiefe Linien gruben sich in Spocks Gesicht,
als er schon jetzt schmerzhaft das Gefühl der Leere in sich spürte. Eine Leere,
die seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht nicht mehr zu ertragen war.
”Jim, bitte verlass mich nicht”, flüsterte
er verzweifelt in die Stille. Aber dann legte er seine gestreckten Hände
gegeneinander und verneigte sich. ”Ich werde für immer bei dir bleiben.”
Diese eigenen Worte gaben ihm die Kraft, aufzustehen,
und er ging mit dem Wissen sein Schicksal verpfändet zu haben, durch den
schweren, dunklen Vorhang.
*
”Das gibt es doch gar nicht! T`Pau hat
jetzt das Sagen über die Enterprise!
Diese Gewitterhexe, die damals unseren Captain beinahe auf dem Gewissen hatte!
Und jetzt sollen wir ohne Startfreigabe vom Starfleet-Raumkommando sofort nach
Vulkan fliegen?” Scotty saß auf dem Kommandostuhl und drehte sich mit hochrotem
Kopf zu McCoy.
Der hatte seine Krankenstation sofort
verlassen und war auf die Brücke geeilt, nachdem er die Nachricht von Spock
erhalten hatte.
”Nun mach´ mal halblang, Scotty. Soweit
sind wir noch nicht. Die Anordnungen sind schließlich von Spock. Er muss es
vertreten, dass die Enterprise schon jetzt losfliegt. Ich mach´ mir nur Sorgen
um Jims Gesundheit.” McCoy hatte sich eigentlich nichts von seinen
Befürchtungen anmerken lassen, aber das war ihm offensichtlich nicht gelungen.
Die Brückenoffiziere schwiegen, bis
schließlich Uhura die Stille brach: ”Ich hoffe, dass es Spock gelingt, den
Captain wieder zum Leben zu erwecken.”
McCoy seufzte: ”Das hoffe ich auch.
Verdammt, ich wünschte, ich wäre bei ihnen. Aber wahrscheinlich sind dort
sowieso eher übersinnliche Fähigkeiten gefragt. Und das ist nicht ganz mein
Zuständigkeitsbereich.”
”Und wie können wir dann helfen?”, riss
Scotty ihn wieder aus seinen besorgten Gedanken.
McCoy hob den Kopf, legte seine Hand auf
die Lehne des Kommando-Sessels in dem eigentlich jemand anders sitzen sollte.
”Wir sollen im vulkanischen Orbit Orioner
abfangen, die dort gestohlenes Eigentum von Starfleet abliefern wollen. Das ist
doch eigentlich sehr entgegenkommend von den Vulkaniern, dass sie uns diese
Chance geben. Soll sicher der guten Zusammenarbeit zwischen der Erde und Vulkan
dienen.”
Chekov pfiff durch die Zähne, und alle
drehten sich neugierig zu McCoy um. ”Spock hat gesagt, dass wir vorsichtig sein
müssen und unsere Langstrecken-Scans einsetzen sollen, damit sie uns nicht
entwischen können”, fuhr McCoy fort. ”Und nachdem wir sie geentert haben,
sollen wir die Besatzung auf den Planeten Vulkan bringen. Danach hoffe ich,
werden wir auch wieder vollzählig sein”, fügte er leise hinzu. Dann schaute er
jeden Einzelnen der Crew an: ”Ihr wisst jetzt, worauf es ankommt. Wir wollen
unserem Captain keine Schande machen.”
Als jetzt allgemeine Zustimmung ertönte,
fühlte McCoy sich schon etwas besser. Die Brückencrew würde alles tun, was
nötig war.
*
Spock betrat einen prachtvollen, Jahrhunderte
alten Raum. Wertvolle, und mit Gold und Silber beschlagene Hölzer schmückten
die Wände und das Licht der kerzenähnlichen Lampen brach sich in den
komplizierten Mustern. Die Decke war mit vielen, versetzt angebrachten Lagen
von glänzenden Rundhölzern luftig belegt und vermittelte so den Eindruck von
großer Höhe. Ganz oben war ein kleines ovales Stück vom Himmel zu erkennen.
Aber Spock nahm das kaum wahr. Sofort ging sein Blick auf das große,
rechteckige Postament in der Mitte des Raumes. Darauf lag auf seidigen, weißen
Laken eine ausgestreckte, mit Tüchern nur halbbedeckte Gestalt. Beleuchtet von
einem Lichtstrahl, in dem Staubkörner silbern schimmerten.
Spock eilte auf Kirk zu und berührte den
kühlen Körper.
”Jim”, flüsterte er leise mit zitternder
Stimme und versuchte, Lebenszeichen zu erkennen. Die mühsam unterdrückte Angst
drohte ihn zu überfluten.
Die Heiler hatten die Wunde auf der Brust
versorgt, und Spock fuhr mit seiner Hand über die kaum noch erkennbare
Verletzung. ”Oh, Jim - bitte wach auf.”
Das Herz des Menschen schlug nur leicht.
Spock war es, wie das Schlagen eines kleinen Chicaru in seiner Hand. Sicher hatten die Heiler ihm kräftigende
Medizin eingeflößt.
Vorsichtig ließ Spock seine vibrierenden
Hände über den menschlichen Oberkörper wandern, legte die langen Finger in die
zarte Höhlung am Schlüsselbein. Sie glitten den
jetzt so zerbrechlich wirkenden Knochen an Kirks Hals entlang. Dann legte er
seine warmen Handflächen flach auf Jims breite Brustmuskulatur, aber seine
Berührung durchdrang nicht den eisigen Panzer, in dem Kirk gefangen war.
Spock löste den Gürtel seiner dunklen Robe,
legte sich behutsam neben den Menschen und versuchte, Jim zu wärmen. So kalt
war der menschliche Körper, dass Spock ein Schauder durchlief. Aber der
Vulkanier legte sich nur noch näher heran.
Jim, beschwor er seinen Geliebten. Ich komme zu dir. Du musst nicht alleine
bleiben in dieser Kälte. Spocks Hände strichen über das ausdruckslose
Gesicht, die geschlossenen Augen und Wimpern, deren Schatten wie dunkle
Halbmonde auf den Wangen lagen. Du musst
zu mir zurückkommen. Wir hatten viel zu wenig Zeit. Ich will doch nur dich. Ich
will mich mit dir binden, nur mit dir.
Spock sah wieder das lachende Bild von
Kirks Video-Botschaft vor sich, erinnerte sich daran, wie tief es ihn berührt
hatte, dass Jim nach Vulkan gekommen war, um ihn zu sehen. Aber ich habe wieder versagt. Spock krümmte sich innerlich bei
diesem Gedanken, und Verzweiflung durchschnitt seine Brust. Wieder war Kirk in
Gefahr geraten. Und ich habe wieder
nichts dagegen getan, nichts tun können. Ich hätte alleine losfliegen sollen.
Es war eine vulkanische Angelegenheit. Ich hätte die Gefahr voraussehen müssen.
Ich hätte mich in der Halle schützend vor Jim werfen müssen. Ich hätte ihn
vorher warnen müssen. Aber ich habe das alles nicht getan. Ich bin schuld, und
durch meine Schuld verliere ich das Wichtigste in meinem Leben. Das darf nicht
passieren.
Chatai!
Chatai T´hy´la, Jim-Kaifo-itisho!,schrie Spock innerlich
verzweifelt auf.
Spocks Hände suchten zitternd die
Verschmelzungspunkte auf Kirks Gesicht, und mit einem Aufseufzen stellte er den
Kontakt her.
*
”Da sind die Orioner! Ich lege das Bild auf
den Hauptschirm.” Sulus Stimme vibrierte vor Aufregung. Die gesamte Crew war
vom Jagdfieber gepackt worden, und alle starrten gebannt auf das Bild des
vulkanischen Orbits, in den gerade ein orionischer Frachter einschwenkte.
”Jetzt schön in Deckung bleiben, damit sie
uns nicht bemerken, bis sie nah genug heran sind!”, gab Scotty seine
Anweisungen an den Navigator, und Sulu nickte bestätigend.
Es begann ein quälendes Warten, aber die
Brückenoffiziere waren professionell genug, sich ihre Anspannung nicht anmerken
zu lassen. Es wurde immer stiller auf der Brücke, und nur selten wurden leise
Worte gewechselt.
Dann gab Scotty das erlösende Zeichen und
tödliche Phaserenergie zerstörte erst die Schutzschilde und dann die äußere
Bewaffnung des orionischen Schiffes.
„Das hat ja wunderbar geklappt. Sie haben wohl
nicht damit gerechnet, dass Sie von oben angegriffen werden. Jetzt geben wir
Ihnen nur noch den Rest.“ Zufrieden grinsend aktivierte der Ingenieur die
Leitung zum Transporterraum.
”Brücke an Chekov. Also, ich würde sagen,
ihr könnt jetzt loslegen.”
Die gut vorbereitete Aktion dauerte nicht
lange, und die orionische Crew war bald, trotz heftiger Gegenwehr, im Gewahrsam
von Starfleet.
Plötzlich erklang ein überlautes Beep an Uhuras Konsole. ”T`Pau möchte
den leitenden Offizier sprechen”, meldete sie.
“Auf den Schirm”, ordnete Scotty sofort an.
Auf dem großen Bildschirm erschien T`Paus
würdiges, aber ausdrucksloses Gesicht: ”Sie werden auf Vulkan erwartet.”
Und damit war die Übertragung schon zu
ende. Sprachlos blickte Scotty auf den Monitor: ”Wie wäre es mit einem
Glückwunsch gewesen?“
”Es sind Vulkanier. Das weißt du doch”,
unterbrach McCoy den aufgebrachten Ingenieur. ”Ich würde also vorschlagen: auf
nach Vulkan!“
„Am besten wäre natürlich, wir bekommen
unseren Captain unbeschadet zurück und unseren Wissenschaftsoffizier dazu.
Irgendwie fehlt hier was”, fügte McCoy leiser noch hinzu.
Die meisten lächelten hoffnungsvoll, und
die Offiziere bereiteten sich darauf vor, auf den Planeten zu beamen.
*
Vorsichtig erweiterte Spock sein
Bewusstsein in Jims geistige Sphäre, und undurchdringliche Schwärze fasste mit
langen, leblosen Fingern nach ihm. Er spürte an einer kaum wahrnehmbaren
Vibration, dass Jims Körper noch lebte.
Aber es gab nirgends ein Anzeichen von
Kirks sonst so lebendiger Gedankenwelt. Die undurchdringliche Nacht umhüllte
jetzt auch Spock, und er glaubte, wie in der alten vulkanischen Sage die
dunkelsten Schluchten des A-Raku zu
durchqueren.
Immer weiter und tiefer drang er in die
düstere Finsternis vor, und eine eisige Kälte verkrampfte seine Eingeweide,
zerrte an seinem innersten Sein. Aber er hörte nicht auf, nach Jim zu rufen,
und begab sich ganz in diese Leere hinein. Jim schien sich, um dem Grauen zu
entkommen, ganz tief in sich selbst zurückgezogen zu haben.
Bei der letzten Verschmelzung hatte Spock gesehen, dass Jim mental in seine
Kindheit zurückgekehrt war.
Aber er musste ihn wieder in die Realität
holen. Zurück in ihr gemeinsames Leben auf der Enterprise. Spock sammelte sich, versuchte, seine tiefe
Erschütterung zu kontrollieren und sich auf seine Aufgabe zu konzentrierten.
Jim, kannst du mich spüren?, rief
er in die Dunkelheit.
Leere.
Jim, komm mit mir. Spock horchte in die Schwärze, verstärkte
seine Präsenz.
Es erklang ein Geräusch, ein leiser Ton. Es
war wie ein sehr leises und junges Wimmern.
Jim, komm mit mir. Du wirst gebraucht. Hilf mir.
Spock? Bist du das? Kaum wahrnehmbar erklang die Antwort, wie
ein leises Echo aus einem tiefen Verließ. Aber Spock fühlt sich sofort sogartig
zu dieser Stimme hingezogen und spürte, wie seine Kräfte über sich hinaus
wuchsen.
Ja, Jim, bitte höre auf
meine Stimme. Folge der Stimme. Der Vulkanier suchte mit allen seinen
Sinnen, Jim zu fassen.
Ich kann nicht. Die Antwort war fast unhörbar, schwebte im
Raum. Gerade außer Reichweite.
Folge der Stimme. Ich brauche dich. Mein Leben, mein T´hy`la.
Vertraue mir.
Es tut so weh. Es soll aufhören. Die
körperlose Stimme bekam mehr Festigkeit, und Spock war von tiefer Seligkeit
erfüllt. Er wusste, dass er ihn erreicht hatte. Jetzt musste er Jim nur noch
überzeugen, selber aufwachen zu wollen.
Jim, es ist vorbei. Wirklich vorbei. Du lebst, aber du musst
wieder in deinen Körper zurückkehren. Du hast eine Mission. Dein Schiff – die
Enterprise wartet auf dich. Wir brauchen dich. Ich brauche dich. Ich warte auf
dich, Jim. Komm zurück.
Plötzlich war überall ein Leuchten und
Spock war überwältigt von der Intensität, die ihn umgab, als die Barriere
durchbrochen war. Alles schien zu pulsieren, und ein heller Funkenregen und
seine Reflexionen blitzten in allen Schattierungen auf.
Spock hatte das Gefühl, heftig umklammert
zu werden, aber er hielt dem überwältigenden Ansturm von Jims widersprüchlichen
Gefühlen stand. Angst und Erleichterung stürzten auf Spock ein, aber langsam
löste sich der psychische Griff, und Spock konnte endlich die kräftezehrende
Konzentration lösen.
Schwebend, fast schwerelos, tauchte er in
das gemeinsame Erleben mit Jim ein. Eine kaum zu ertragende Last war von ihm
genommen, und jede Faser in ihm vibrierte vor Glück. Jim, mein Jim, du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin bei dir,
werde es immer sein.
Spock, du bist da ... Ich war so weit weg. Es war mir, als wäre
ich wieder in Iowa. Aber ich habe gespürt, dass etwas nicht stimmte. Ich habe
überall gesucht, aber es war niemand da. Niemand. Ich war so hilflos und
schrecklich allein.
Ich weiß, Jim.
Dann hast du meinen Namen gerufen, und ich habe mich wieder
erinnert. Aber du warst so weit weg. Ich wusste nicht, wie ich zu dir kommen
sollte. Ich habe deine Stimme gehört. Dich. Und ich wusste, du wirst mich
retten. Du weißt immer einen Weg, wo ich nicht mehr weiter weiß.
Ich werde immer einen Weg finden, Jim. Ich werde dich immer
beschützen, mit meinem Lebens-Schild. Mein T´hy´la.
Spock meinte, ein Kräuseln in Kirks Präsens
zu spüren. Etwas, dass tief in Kirks Gedanken war und gut versteckt. Auch vor
sich selbst.
Spock zögerte einen kurzen Moment. Sie
waren noch nicht gebunden, und er fragte sich, ob er schon ein Recht darauf
hatte, wirklich alles von ihm zu wissen. Aber Spock sah auch die vorbehaltlose
Offenheit, mit der Kirk sich ihm öffnete und er verbannte seine Zweifel, als er
tiefer in das Unterbewusstsein Kirks eindrang.
Er fand einen sehr stolzen Jungen, der
immer der Erste sein wollte. Der Beste von allen. Sein Vater sollte stolz auf
ihn sein. Dafür riskierte er alles. Und er war in seinen Mitteln nicht wählerisch.
Der Sieg war das Wichtigste.
Spock sah den unbändigen Stolz Jims, wenn
er wieder gewonnen hatte. Den Zorn, wenn er eine Niederlage einstecken musste.
Und Spock sah, mit welcher Leichtigkeit er bereit
gewesen war, das Leben anderer, aber auch das eigene Leben für einen oft
sinnlosen Sieg zu gefährden. Dann erlebte Spock eine Entwicklung mit: Jim
begann seine Ausbildung, und er lernte, Verantwortung für sich und andere zu
übernehmen. Er wurde zu dem Captain, der er jetzt war. Und es war alles noch in
ihm: der Wille, immer zu gewinnen, immer der Erste zu sein, aber auch die große
Sorge für andere unter seinem Kommando. Und seine grenzenlose Bereitschaft,
sich für andere zu opfern. Das alles war der Captain. Aber das war auch Jim.
Das war untrennbar miteinander verbunden. Eins.
Und Spock hatte ihn erwählt. So wie er war.
Spock wurde schlagartig klar, dass er daran nichts ändern konnte. Jim würde
sich weiterhin bedenkenlos in Gefahr bringen, wenn er sich davon einen Sieg
erhoffte. Es war sein ganz persönliches Erbe, und daran würde auch ihr
gemeinsames Band nichts ändern.
Ich werde einen neuen Anfang finden müssen. Die vulkanischen
Bindungsregeln sind nutzlos geworden. Jim ist kein Vulkanier und ich bin zum
Teil menschlich. Darauf muss ich mich besinnen. Wir werden eine ganz neue
Verbindung schaffen, gelobte er sich selbst. Vorsichtig und
seine tieferen Gedanken vor Kirk sorgfältig verbergend zog Spock sich wieder
etwas zurück.
Es ist alles gut, Jim.
Ich löse jetzt die Verbindung. Es warten Pflichten auf uns. Spock spürte
Kirks Widerstreben, und auch ihm fiel es schwer, sich aus der wirbelnden
Präsenz von Kirks Gefühlen zu lösen.
Ein tiefes Stöhnen kam aus Kirks Brust, und
er schlug die Augen auf. In ihm bebte noch ein Mahlstrom von Emotionen, aber
dann sah er in ein dunkles Augenpaar, in denen sich Sorge, aber auch Freude
wiederspiegelten. Kirk lächelte Spock dankbar an. Er hatte es überlebt. Und
wieder war Spock sein Retter gewesen.
”Oh, Spock. Das war wohl ziemlich knapp.
Und ohne dich hätte ich es bestimmt nicht geschafft aufzuwachen.” Kirks Stimme
war rau, und er blinzelte etwas Feuchtes aus seinen Augenwinkeln. ”Womit habe
ich das nur verdient?”
”Eine vollkommen unlogische Frage, Jim.”
Kirk sah das freudige Funkeln in Spocks
Augen und lachte leise, während er versuchte, sich zu erheben. Sofort half ihm
Spock dabei.
”Aber wie konnte das alles nur passieren?”,
fragte Kirk, noch ganz benommen von der Anstrengung und blickte sich verwirrt
um.
Spock erklärte ihm, was in der Zwischenzeit
passiert war. Seine Augen wanderten währenddessen immer wieder über Kirks
Körper, als wollte er sicher sein, dass Jim wirklich wieder da war.
”Und es gibt noch etwas zu erledigen, wenn
ich dich richtig verstanden habe? Aber wo sind wir hier, Spock?” Kirk schaute
sich verwundert um.
”Diese Räumlichkeiten sind ein Teil des
Tempels, der unserem Clan gehört.” Spock zögerte, fortzufahren. ”In diesem Raum
können Bindungspartner voneinander Abschied nehmen, bevor sie sterben.”
”Oh. Und du?” Kirk hatte plötzlich eine
schreckliche Ahnung und er tastete nach Spocks Schulter: ”Und du, was wäre mit
dir gewesen, wenn ich ...?”
Spock antwortete nicht, und ein Zittern
durchfuhr Kirk. ”Oh mein Gott, Spock ...” Kirk fehlten die Worte. Ergriffen
suchte er im Gesicht des Vulkaniers nach einer Reaktion und fand nur ruhige
Gewissheit. ”Aber du hättest mich gehen lassen müssen ...! Du darfst doch nicht
wegen mir ...” Kirk suchte nach den richtigen Worten, konnte es immer noch
nicht begreifen.
”Nein, das wäre mir nicht möglich gewesen,
Jim. Nicht, ohne wirklich alles versucht zu haben, was mir möglich ist.” Spocks
Augen bekamen einen intensiven Glanz.
”Das darf einfach nie mehr passieren.”
Kirks Stimme bekam einen harten Ton.
”Es war nicht deine Schuld, Jim. Es ist
unlogisch, sich Vorwürfe zu machen.”
”Ach, Spock.” Kirk umarmte Spock, und beide
hielten sich fest umschlungen, glücklich wieder vereint zu sein. Worte waren
nicht mehr nötig.
*
”Spock, Sohn des Sarek. Ich verfolge dein
Schicksal mit Interesse, wie du weißt. Um so mehr bin ich erfreut, dass du den
Menschen retten konntest. Captain Kirk besitzt offensichtlich große mentale
Kräfte, und es muss ein sehr starkes Band zwischen euch existieren.”
Überrascht blickte Spock in das Gesicht der
Matriarchin. Aber natürlich konnte T´Pau nichts verborgen bleiben, dachte
Spock.
”Die Zeit wird zeigen, was kommt.” Nach
einer nachdenklichen Pause fuhr die alte Vulkanierin fort: ”Die Crew der Enterprise hat sich als würdig erwiesen.
Auch ich werde mich mit Starfleet in Verbindung setzen und das weitere Vorgehen
in dieser Sache mit Ihnen besprechen. Sie werden vor den Tholianern gewarnt
werden müssen. Und die Orioner müssen bestraft werden.“
Spock nickte bestätigend. Die Crew der Enterprise hatte wie immer effizient
gearbeitet.
T`Pau griff in ihre Kleidung. ”Ich habe
mich entschlossen, dir dieses zu überreichen.”
Spocks Augen weiteten sich, als er den Rena-itisho sah. Es war ein kleiner
gläserner Stein, in dessen Innerem große, farbige Edelsteine wie Blütenblätter
in immer neuen Lichtbrechungen glitzerten. Ähnliche Steine überreichten sich
traditionell zukünftige Bindungspartner, die sich erst im Erwachsenenalter zu
einer Bindung entschlossen hatten. Allerdings war dieser Stein eine besonders
wertvolle Kostbarkeit. Spock kannte die alte vulkanische Legende, nach der
dieser Stein dem Träger Unversehrtheit und ein verlängertes Leben
versprach.
”Du kannst ihn nehmen und, wenn du dich
endgültig entschieden hast, deinem zukünftigen Bindungspartner überreichen.”
”Ich danke Euch, ehrwürdige T´Pau.” Spock
nahm den Stein in Empfang und betrachtete nachdenklich die glänzende
Oberfläche. In seinen Augen lag ein Lächeln. T´Pau hatte ihm so zu verstehen
gegeben, dass sie mit Jim, als seinem zukünftigen Bindungspartner einverstanden
sein würde. Das war dem Vulkanier in Spock sehr wichtig.
”Dann kannst du jetzt zu deinen irdischen
Freunden gehen. Sie warten auf dich.”
*
”Einen gewissen Hang zum Luxus kann man den
Vulkaniern nicht absprechen”, McCoy blickte sich staunend in der reich
dekorierten Empfangshalle um.
”Ein Stuhl und ein guter Scotch wären mir
jetzt lieber”, brummte Scotty leise.
”Ach, Scotty, du bist aber leicht zufrieden
zustellen”, antwortete Uhura und lachte.
”Trotzdem könnte sich mal jemand um uns
kümmern, oder?” Chekov lief unruhig hin- und her und blieb neben Sulu stehen,
der sich fasziniert ein dekoratives Schwert ansah. ”Schön, nicht wahr, Pavel?
Das muss uralt sein”, schwärmte Sulu.
”Das stimmt! Das Schwert trägt den Namen Anu-Waru und soll uns an unsere grausame
Vergangenheit erinnern. Und daran, dass wir diese Vergangenheit für immer
hinter uns gelassen haben.”
Erschrocken drehten sich alle zu der tiefen
Stimme um.
McCoy fasste sich als erster und rief, als
er die vertrauten Gestalten neben T`Pau erkannte: ”Jim! Spock! Wie schön.”
Ein breit grinsender Captain eilte auf
seine Crew zu und begrüßte alle herzlich.
Auch Spock kam näher, und jeder konnte ein
angedeutetes Lächeln in seinen Augen sehen.
Nachdem sich alle ausgiebig begrüßt hatten,
ergriff T`Pau wieder das Wort: ”Vulkan dankt der Crew der Enterprise für ihren erfolgreichen Einsatz. Heute Abend findet ein
Empfang statt, und wir bitten um Euer Erscheinen.”
Zustimmendes Gemurmel erklang von der
Besatzung, aber Kirk winkte ab: ”Wir danken Euch, T`Pau, für die Einladung,
aber wir sollten sofort auf die Enterprise
zurückkehren.”
”Wie Ihr es wünscht. Lebt lange und in
Frieden.” T`Pau neigte hoheitsvoll ihren Kopf und verschwand mit diesen Worten
stolz und würdig in den hinteren Räumen.
Die Crew verließ die Empfangshalle, und
jeder hing seinen ganz persönlichen Gedanken nach.
”Also, so viel zum Scotch”, brummte Scotty
enttäuscht. Auf der Starbase hatte es leider keinen echten schottischen Whisky
gegeben, und das hatte ihn schon sehr frustriert. Manchmal war das Leben
einfach nur ungerecht. ”Und das nennt sich nun Urlaub.”
”Sei froh, dass wir unseren Captain wieder
haben. Das ist doch das Beste”, versuchte Uhura, den Chefingenieur
aufzuheitern.
Weiter vorne gingen Kirk, Spock und McCoy
nebeneinander. Auf dem Weg kam ihnen eine Gruppe entgegen. Beim Näherkommen war
zu erkennen, dass es die orionischen Gefangenen mit ihren vulkanischen
Bewachern waren.
”Kirk, du miese Raumratte! Wenn ich dich
erwische, mache ich Schrott aus dir. Dich mache ich fertig!” Der gefangene
orionische Händler versuchte vergeblich, sich aus dem Griff des vulkanischen
Bewachers zu befreien. Er schrie lauthals auf den Captain ein.
McCoy schob sich zu Kirk: ”Da ist jemandem
aber ein schöner Plan durchkreuzt worden. Das sind dieselben Orioner, die sich
auch auf der Starbase rumgetrieben haben und dich überfallen haben!”
Kirk nickte grimmig: ”Und dann wollten sie
vor meiner Nase in aller Ruhe mit dem gestohlenen Energie-Emitter
verschwinden.”
”Das ist Ihnen aber gründlich misslungen.
Im Gegenteil. So haben sie dich direkt in die Höhle des Löwen getrieben.” In
McCoys Gesicht lag noch die ganze Erleichterung, dass seine beiden besten
Freunde alles gut überstanden hatten.
”Stimmt Pille, glücklicherweise konnte ich
es ohne Spock ja nicht aushalten.” Bei den letzten Worten blickte Kirk
liebevoll auf seinen ersten Offizier. Spock hatte dem Gespräch sehr
interessiert zugehört, aber er hob nur seine Augenbraue. Er würde sich später
berichten lassen, was in seiner Abwesenheit alles auf der Starbase passiert
war.
*
Kirk saß in seinem Raum und stöhnte laut
unter der Flut von Aktenvermerken und Protokollen, der noch zu erledigen war.
Insgesamt wurde die ganze Aktion positiv bewertet, aber Starfleet wollte über
alle Ereignisse auf Vulkan und der Starbase einen vollständigen Bericht. Und
das Logbuch musste auf den neuesten Stand gebracht werden.
Es waren schon drei Tag seit ihrer Rückkehr
vergangen, und immer noch kamen neue Anfragen, mit denen Spock und er sich
herumplagen mussten. Bei Starfleet war das Interesse an einem Tarnschirm neu
entfacht, und Kirk ahnte, dass da bald ein neuer Auftrag ins Haus stand, der
sie wohl in romulanisches Territorium schicken würde. Aber auch das bisher kaum
bekannte Gebiet der Tholianer sollte in
nächster Zukunft erforscht werden.
Und das nennt sich nun Urlaub, dachte Kirk
entnervt. Eine wirklich öde Mission wäre
jetzt genau das Richtige, aber irgendwie schafft es die Enterprise immer, in
den Mittelpunkt von dramatischen Ereignissen zu geraten, oder besser gesagt ...
ich.
Kirk lehnte sich nachdenklich in seinem
Stuhl zurück. Angefangen hat es damit,
dass ich eigentlich mit Spock darüber reden wollte, dass er aufhören muss, mich
immer vor allem beschützen zu wollen. Vor allem, seit wir zusammen sind. Und
dann ist es wieder passiert.
Er schüttelte sich innerlich bei der
Erinnerung an den Angriff mit der tholianischen Waffe. Es war ein schrecklicher
Schmerz gewesen. Dass was danach kam, wusste er kaum noch. Aber noch sehr gut,
wie Spock ihn wieder ins Leben zurückgerufen hatte. Es war, als wäre die Sonne
in einer scheinbar ewig währenden Finsternis aufgegangen.
Oh, Spock, wieder hast du mich gerettet. Kirk spürte wie Rührung und tiefe Dankbarkeit in ihm
hochstieg. Ohne dich hätte ich es nicht
geschafft. Kirk seufzte leise. Vielleicht
hat er ja recht und ich bin wirklich zu unvorsichtig, denke zuwenig an die
Risiken. Aber kann ich mein Leben so einfach total umkrempeln? Und wenn nicht?
Verliere ich dann Spock? Ich habe noch nie auf jemanden Rücksicht nehmen
müssen, war doch immer für mein Leben alleine verantwortlich. Kann ich das
Spock zuliebe? Verdammt, ich hätte ihn auf Vulkan nicht so anschreien dürfen.
Es ist ihm total ernst mit uns.
”Und mir auch”, rief Kirk laut in den
leeren Raum und erschrak über seine eigene Stimme. Es gab immer zuwenig Zeit. Aber das hier ist jetzt wichtig. Für uns.
”Hier spricht der Captain, Spock?”
”Ja, Captain? Hier Spock.”
”Arbeitest du gerade an etwas Wichtigem?”
”Natürlich Jim. Ich stelle gerade Daten für
Starfleet zusammen. Was gibt es?”
”Befehl vom Captain. Ich bitte um eine
Besprechung. Das hat Priorität.”
Unsichtbar für Kirk zeigte Spock sein
seltenes Lächeln.
”Natürlich. Ich komme sofort. Spock. Ende.”
Mit einem abschließenden Befehl an den Computer machte Spock sich auf den Weg.
Aber vorher ging er noch schnell in sein eigenes Quartier.
*
Das erinnert mich an unseren Abschied,
dachte Kirk noch. Aber inzwischen ist
viel passiert. Es ist nicht mehr dasselbe. Dann stand Spock vor ihm und
blickte seinen Captain fragend an.
”Spock. Es ist verdammt viel zu tun, bevor
wir zu unseren nächsten Missionen aufbrechen müssen. Aber, ich habe trotzdem
beschlossen, uns für den Rest des Tages frei zu geben. Wir haben doch
eigentlich Urlaub. Bist du einverstanden?”
”Der Vorschlag erscheint mir akzeptabel.
Der Schiffscomputer analysiert gerade meine Anfragen. Dabei ist meine
Anwesenheit nicht zwingend erforderlich. An was hast du denn gedacht, Jim?”,
fragte Spock interessiert und setzte sich zu Kirk an den Tisch.
Kirk lächelte und es wallten Gefühle der
Zuneigung und tiefen Vertrautheit auf. Er beugte sich etwas über den Tisch, um
dem im Licht der Deckenlampe glitzernden Haar näher zu sein.
”Eigentlich nichts Bestimmtes. Ich möchte
nur mal mit dir allein sein. Dazu haben wir doch immer viel zu wenig
Gelegenheit. Starfleet wird noch etwas auf meine neuesten Daten warten müssen.“
„Wie du meinst, Jim.“ In Spocks Gesicht
regte sich nichts, aber seine Augen verrieten Neugier und Erwartung.
Kirk ließ Spock nicht aus den Augen,
während er auf die Taste drückte. ”An die Brücke. Spock und ich möchten bis
morgen früh nicht gestört werden. Kommt ihr alleine klar?”
”Natürlich Captain. Scott. Ende.”
Breit lächelnd drückte Kirk wieder auf die
Taste, um das Gerät auszuschalten.
”Das wäre also geklärt. Es geht doch, wenn
man nur will. Spock, ich habe nachgedacht. Ich werde mich ändern. Du hast
recht. Ich muss nicht alles selber machen. Ich werde auf die gefährlichen
Außenmissionen in Zukunft verzichten müssen. Dir zuliebe. Nein, uns zuliebe.
Ich möchte dich nicht verlieren. Es tut mir leid, dass ...” Er legte seine Hand
auf den Tisch, und Spock ergriff sie. Wie immer ging es Kirk prickelnd durch Mark und Bein, wenn er die Wärme und
die fremdartig trockene Haut des Vulkaniers spürte.
”Nein, Jim. Ich habe einen Fehler gemacht.
Ich habe von dir etwas verlangt, dass nicht angemessen ist. Jim, bitte verzeih
mir. Ich weiß jetzt, dass du nicht anders kannst. Und – du darfst dich nicht
ändern. Du musst deinem Erbe folgen. Jim, verzeihe mir meine Blindheit.” Spock
wurde unruhig. So hatte er sich das Gespräch mit Jim nicht vorgestellt.
Kirk erhob sich, und Spocks Hände nicht
loslassend, stand er langsam auf und ging zu Spock. Er hockte sich vor dessen
Knie, und blickte hoch. ”Was meinst du? Das sich Menschen nicht ändern können?
Dir zuliebe, würde ich alles tun. Das weißt du. Und ich weiß es jetzt auch. Ich
habe nicht daran gedacht, wie das jetzt für dich ist, wenn ich in Gefahr
gerate. Wenn du an meiner Stelle gewesen wärst ... nicht auszudenken ...” Kirk
nahm die langen, feinnervigen Hände und legte sie an seine Lippen, hauchte erst
einen Kuss auf die Spitzen und dann auf die Handflächen.
”Jim, nein. Du verstehst nicht.” Spocks
Stimme vibrierte leise und Kirk lief ein angenehmer Schauer über den Rücken. Er
liebte es, wenn Spock seine Gefühle nicht mehr unterdrücken konnte. Das war so
kostbar. Er ließ seine Zunge leicht über die vulkanischen Handflächen wandern,
und Spock rutschte unruhig auf seinem Stuhl, spreizte unwillkürlich die Beine.
Sofort nutze Kirk die Gelegenheit und schob sich dazwischen.
”Oh, Jim.” Spock gab leise aufstöhnend dem
unwiderstehlichen Drang nach, seine Oberschenkel, um Kirks Oberkörper zu
schließen. Und Kirk schmiegte sich in den Schoß, legte Spocks Handflächen auf
sein Gesicht.
”Diese Hände haben mich gerettet. Ohne dich
läge ich immer noch im Koma. Und das Schlimmste ist, dass ich dich in Gefahr
gebracht habe. Es ist immer dasselbe”, murmelte er zwischen den Fingern, die
zart auf seinem Gesicht lagen.
Spock entzog Kirk seine Hände und ließ sie
über die hellen Haare fahren. In seinen Augen war Kirk von exotischer
Schönheit, und er konnte sich nicht sattsehen an den widerspenstigen Löckchen,
die sich scheinbar selbstständig immer wieder in alle Richtungen bewegten.
Kirk rieb seine Wange liebkosend gegen
Spocks Schritt und die deutlich spürbare Wölbung. Der fremde, würzige Geruch
stieg ihm in die Nase. Dieser spezielle Duft war so fein, dass er ihn nur
riechen konnte, wenn er Spock ganz nah war. Aber dann wirkte er auf ihn wie ein
Aphrodisiakum.
”Jim. Du hast doch keine Schuld. Es ist
unlogisch, sich Vorwürfe zu machen. Du hast richtig gehandelt.” Spocks Stimme
schwankte, und Kirk konnte an Spocks Hose erkennen, woran das lag. Er hob sein
Gesicht zu Spock, und sah Sehnsucht nach mehr in seinen Augen.
”Ich habe richtig gehandelt? Wie? Was
meinst du?” Kirks Mund öffnete sich fragend und Spock konnte ein Stückchen von
Kirks rosa Zunge sehen. Kirk lächelte verführerisch, nahm wieder Spocks rechte
Hand und ließ seine Zungenspitze an Spocks Fingern entlang gleiten. Dann nahm
er die Spitze der Hand in den Mund. Leise, tiefe Töne summend, saugte er an den
Fingerspitzen. Der Geschmack war genauso verlockend, wie der Geruch und Kirk
konnte nicht widerstehen die Finger immer tiefer in sich aufzunehmen.
Das Zentrum der Welt schien sich für Spock
auf wenige Zentimeter in seinem Schoß zu reduzieren, und bei der Vorstellung,
dass Jim diesen Mund benutzen könnte, um ...
”Jim, nein. Nicht richtig.” Spock seufzte
verzweifelt auf. Er wollte Jim unbedingt noch sagen, dass ihm klar geworden
war, dass Jim nicht anders konnte, als immer im Zentrum der Gefahr zu sein.
Aber Spock sah auf das wirre hellbraune Haar und das leicht gerötete Gesicht,
die mal grünlich, mal hellbraun schillernden Augen.
”Jim, du hast richtig gehandelt. Für dich”,
murmelte Spock, aber die Reste von seinem unfehlbaren Verstand waren wie
weggespült, als er auf Kirks geöffneten Mund und seine Finger darin blickte.
Kirk ließ zu Spocks Bedauern die Hand
wieder frei und lachte leise. ”Ich verstehe nur noch Bahnhof, mein Liebster.
Aber hiervon verstehe ich vielleicht etwas mehr.” Seine Augen bekamen ein kleines, freches Glitzern und er begann, an Spocks
Hose die Öffnung zu suchen.
Da erhob sich Spock und nahm Kirk mit
Leichtigkeit mit sich hoch und sie gingen in den, mit einem durchbrochenen
Gitter abgetrennten, hinteren Raum.
”Richtig für mich?”, nahm Kirk den
Gesprächsfaden wieder auf. Aber eigentlich wusste er gar nicht mehr, worüber
sie gerade geredet hatten. Er zog sich langsam sein Uniformhemd über seinen
Kopf. Aber seine Hose konnte er nicht mehr runterziehen, denn Spock drängte
sich sofort an seinen Brustkorb, und die Berührung mit Spocks Haut ließ ihn
wohlig erzittern.
”Spock, du
bist richtig für mich. Mein Gott, das fühlt sich so verdammt gut an.” Stöhnend
rieb er seine Brustwarzen an Spocks Haut und fühlte, wie sie sich versteiften
und Wellen der Erregung in seinen Unterleib schickten. Spock hatte seinen Kopf
in Kirks Nacken gelegt und ließ seine Zunge über die helle, zarte Haut gleiten.
Und Kirk spürte, wie seine Haut angenehm unter der Berührung erschauderte.
”Jim, ich meine, dass du immer der Erste
sein möchtest, habe ich jetzt verstanden.” Spock biss sich sofort auf die Lippe
und war sehr verlegen. Das ist eindeutig
nicht der richtige Zeitpunkt zum Reden. Ich bin nicht mehr Herr meiner Sinne.
”Dass ich was sein möchte?” Kirk lachte verschmitzt auf, öffnete seine eigene
dunkle Uniform-Hose und ließ alles was ihn beengte auf seine Füße fallen. Er
beugte sich etwas vor und öffnete auch Spocks Hosenbund, fuhr mit seiner linken
Hand in den warmen, feuchten Zwischenraum und schob gleichzeitig die Hose des
Vulkaniers über den kleinen, aber muskulösen Hintern.
Spock schwankte und stöhnte auf. ”Jim, das
habe ich so nicht gemeint. Bitte,
lass es mich später erklären.”
”Nicht nötig. Ich habe verstanden.” Kirk
war sich nicht sicher, ob er es wirklich verstanden hatte, aber es reizte ihn,
das Spiel weiter zu spielen. ”Also, du möchtest auch mal Erster sein,
richtig?”, neckte Kirk, aber Spock stöhnte nur noch verzweifelt auf.
Kirk befreite sich und Spock von dem Rest
der Kleidung und den Stiefeln. Er ging in die Knie und an den Innenseiten von
Spocks Beinen ließ er spielerisch seine Fingerkuppen auf der warmen Haut wieder
nach oben wandern. Dann hatte er das Ziel seiner Wünsche erreicht.
Spock krallte sich stöhnend in seine Haare,
und die offensichtliche Wirkung, die seine Zärtlichkeit bei Spock auslöste,
erregten Kirk auch.
Mit seinen Fingern fuhr er Spocks
empfindliche Pobacken entlang und mit der anderen Hand griff er fest um das
harte, aber doch samtig umhüllte Geschlecht, dass vor ihm aufragte. Die seidige
Textur dieser ganz besonders zarten Haut zu berühren, war etwas, was Kirk ganz
besonders liebte.
”Jim, bitte. Ich habe mich falsch
ausgedrückt”, stöhnte Spock kaum noch verständlich auf. Das schafft nur Jim, mich derartig zu verwirren. Aber dann hörte er
auf, noch irgend einen klaren Gedanken fassen zu wollen.
Kirk lächelte nur, öffnete seinen Mund und
ließ seine Zunge an der Seite der Säule eine seidige Spur malen. Dann nahm er die Spitze in den Mund. Das delikate Gefühl auf der
Zunge genießend saugte er an der perfekt geformten großen, runden Kuppe und
ließ sie immer tiefer in seine Kehle gleiten. So weit es nur ging. Aber er ließ
sie gleich wieder aus seinem Mund rutschen. Spock stöhnte auf und beugte sich
vor. ”Jim, bitte, mach weiter”, kam leise über seine Lippen.
Kirk hatte begonnen, mit seiner anderen
Hand sich einen ganz besonders empfindlichen Punkt zu suchen, und als er die
Öffnung gefunden hatte, trieb er behutsam eine Fingerspitze hinein. Sich
windend öffnete sich Spock und laut aufstöhnend schob er sich weiter darauf,
flehte, tiefer berührt zu werden. Kirk nahm seinen Finger wieder ein Stückchen
heraus, und als er seinen Mund weit öffnete, um Spock wieder in sich
aufzunehmen, stöhnte Spock laut auf. ”Jim. Jim, bitte.”
Kirk blickte hoch und wollte gerade mit der
süßen Qual fortfahren, aber dann sah er Spocks sehnsüchtig geöffneten Mund, die
katzenhaft halbgeschlossenen Augen. Schmerzhaft wurde er sich seiner eigenen
Erregung bewusst. Er erhob sich und etwas Schweres zwischen seinen Beinen
drängte ungeduldig nach Erlösung.
”Spock, wenn du Erster sein willst, musst
du dich jetzt verdammt beeilen.”
Kirk glaubte, dass seine Stimme gleich
versagen würde, so schroff klang sie. Er stützte sich mit seinen Armen auf das
Bett und bot seine Rückseite Spocks Blick dar. ”Bitte, Spock. Nimm mich. Jetzt
sofort!”
Spock fühlte sein Blut wie heiße Lava durch
seinen Körper rauschen und er umfasste die helle, seidige Haut der kräftigen
Pobacken. Dann führte er mit einer Hand seinen feuchten, harten Schaft an die
Öffnung.
Den leichten Druck spürend, schob sich der
Captain laut aufstöhnend in diese Richtung und Spock trieb sich ohne Hindernis
mit seiner ganzen Länge in den engen Muskel.
Schweißgebadet und nur die heiße Spur in
seinem tiefsten Inneren spürend, schrie Kirk laut
nach Spock. Alles vergessend bis auf dieses köstliche Gefühl in sich, glaubte
er, dass sein Orgasmus ewig dauern würde.
Spock schob sein Becken in immer
schnellerem Rhythmus gegen weiches Fleisch und versank in seinen Empfindungen,
Jim jetzt ganz nah zu sein. In seine vulkanische Muttersprache zurückfallend
rief er nach seinem Geliebten und gab seine ganze Essenz in diese Vereinigung.
Langsam ließen sie sich gemeinsam auf das
Bett fallen und noch vibrierend umarmten sie sich.
”So ist es nur mit dir, Spock”, flüsterte
Kirk nach einer Weile und lächelte völlig entspannt. Er fühlte sich grenzenlos
glücklich. ”Aber wer jetzt Erster war, weiß ich wirklich nicht. Wahrscheinlich
wieder ich, oder?”, lachte er.
Spock strich zärtlich mit einer Hand über
eine Locke auf Kirks Stirn. ”Ich muss zugeben, dass ich es nicht weiß. Aber es
ist auch für mich immer etwas ganz Besonderes mit dir, Jim.”
Kirk drehte sich auf die Seite und stützte
sein Kinn auf. ”Aber jetzt mal im Ernst, Spock. Was sollte das eigentlich mit
dem Erster sein wirklich bedeuten?”
Spock schlug erst die Augen nieder, aber
als er ein kleines ”Hey” von Kirk hörte, erzählte er von dem, was er in Kirks
Geist gesehen hatte.
Nachdenklich rieb sich Kirk das Kinn. ”Da
könnte schon was dran sein. Ich kann es einfach nicht ertragen nur zu zusehen,
wie meine Leute die Kohlen für mich aus dem Feuer holen. Andere können das
besser. Ist vielleicht ein Fehler von mir. Aber du sagst, dass ich mich nicht
ändern kann. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich könnte es doch versuchen. Dir
zuliebe. Ich möchte dich nicht verlieren. Was meinst du? Vielleicht könntest du
mir dabei helfen?”
Spock lächelte geheimnisvoll und ließ seine
Finger noch einmal über Kirks Gesicht gleiten. Dann schwang er sich mit einem
eleganten Schwung vom Bett, fasste in die Tasche von seiner am Boden liegenden
Hose und kehrte mit einem kleinen, glitzernden Stein in seiner Hand zurück.
”Jim. Du bist mein T´hy´la und wirst demnächst endgültig mit mir gebunden sein. Und
wenn ich die Anzeichen richtig deute, wird es sogar sehr bald soweit sein. Du hast mir das Video von dir geschenkt, und
das hier ist für dich. Wie du sagen würdest: es mein Verlobungsgeschenk an
dich. Es ist ein Rena-itisho. Dieser
Stein ist einzigartig, denn er hat magische Kräfte. Er ist seit vielen
Generationen im Besitz unseres Clans und ich habe ihn jetzt von T`Pau erhalten.
Er wird dir Unversehrtheit und ein besonders langes Leben schenken.“
Mit offenem Mund starrte Kirk auf den
Vulkanier. Spock sah so umwerfend gut aus, wie er ihn aus seinen klugen Augen
ernst anschaute. Eine dunkle Männerschönheit. Und dann dieses wundervolle,
geheimnisvolle Geschenk, dass in seiner dargereichten Hand in allen Farben
schimmerte. Es soll mich vor den Folgen
meiner unbesonnenen Taten beschützen. Das heißt, er will mich wirklich so
haben, wie ich bin, dachte Kirk gerührt. Doch halt, was hatte er gesagt? Es würde sehr bald soweit sein? Sehr bald
... Sollte das heißen, dass er ... bald in das Pon Farr kam? Bald würde es soweit sein, dass er und ich uns für immer binden
können. Er wird mit mir das Ritual durchführen! Und nichts und niemand im
ganzen Universum würde das noch verhindern können. Kirk strahlte Spock
glücklich an und fühlte seine Seele überfließen.
”Spock, ich liebe dich.”
”Ich weiß, Jim.” Und Spocks Augen verrieten
Bedauern, Versprechen, Sehnsucht und Bedürfnis. Alles das, was seine Stimme
nicht gesagt hatte.
Quelle: Sprachführer Vulkanisch, Thomas
Hesche
Ana-Waru Familienschwert
A-Raku Berg, Vulkan
Chatai Entschuldigung, Entschuldige
Chicaru Tier
Daifu krank
Itisho Verb: wird sein
Kaifo Bindungspartner
Konutu-Kalife Ritual
der Herausforderung
Rena gesund, Gesundheit
Shanai Landschaft auf Vulkan
Sho positive Zukunft
Shokuto vulkanisches Hotel
T´hy´la Freund