Ende und Neuanfang
T’Len
2008
Fandom: Mit Herz und Handschellen
Charaktere: Leo Kraft/Bernd Fabrius, Thorsten Schmied
Kategorie: PG
Hinweise: „Der falsche Freund.“ Missing Scene. Warum können die TV-Macher Leos Beziehungsproblemen nicht den gleichen Stellenwert einräumen wie Ninas? Da fehlt mir so einiges, vor allem am Ende des Films.
Feedback:
tlen11@freenet.de
Summe: Leo hat sich für Bernd entschieden, doch eine letzte Auseinandersetzung mit Thorsten steht noch an.
Fortsetzung zu: Der Brief
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Was will der schon wieder
hier?“ Der Ärger in Bernds Stimme war unverkennbar. Wütend starrte er aus dem
Fenster.
„Wer?“, fragte Leo, während er ein Hemd des Piloten auf den Bügel hängte.
Gerade waren sie dabei, Bernds Sachen wieder in den Schrank zu räumen, nachdem
er die Wohnung vor einigen Tagen Hals über Kopf verlassen hatte. Das plötzliche
Auftauchen von Leos Ex Thorsten und dessen Bemühungen, Leo zurück zu gewinnen,
sowie Leos Unfähigkeit und Unwillen darüber zu sprechen, hatten in Verbindung
mit Bernds Temperament ihre Beziehung fast beendet.
„Thorsten.“ Bernd spuckte
den Namen von Leos Ex-Freund geradezu aus.
Leo trat an seine Seite und
sah durchs Fenster herab. In ihrer Einfahrt stand der Musiker, einen großen Blumestrauß
in der Hand. „Ich habe ihn herbestellt“, erwiderte Leo.
„Was?“ Bernd wandte sich zu
Leo um, seine Augen funkelten wütend. „Dann kann ich ja gleich wieder packen.“
Er riss Leo das Hemd aus der Hand, zog es vom Bügel und warf es aufs Bett, auf
dem seine Reisetasche lag.
„Bernd, bitte.“ Leo griff
nach dem Arm seines Freundes und zog ihn zu sich herum. „Nicht schon wieder
eine Szene.“
„Willst du einen flotten Dreier oder was?“, giftete Bernd. „Denkst du, du
kannst uns beide haben, weil du dich nicht entscheiden willst?“
„Meinst du nicht, er
verdient wenigstens eine Erklärung, eine Antwort?“, sagte Leo, bemüht seine
Stimme ruhiger zu halten. „Ich will ihm sagen, dass er uns künftig in Ruhe
lassen soll, dass ich dich liebe und mich für dich entschieden habe.“
„Hast du das wirklich?“ In
Bernds Stimme schwangen eindeutige Zweifel mit.
Leo zog ihn in seine Arme
und küsste ihn. Als er Bernd wieder von sich schob, blickte er ihm tief in die
Augen. „Vertrau mir, bitte“, bat er leise.
Bernd schluckte. „Okay.“
In diesem Moment klingelte
es an der Tür.
///
„Ich habe mich so gefreut,
als du angerufen hast.“ Thorsten lächelte. In der rechten Hand hielt er den
Blumenstrauß, in der Linken eine Flasche Wein. Beides drückte er nun Leo in die
Hand. „Ich habe so sehr auf deinen Anruf gewartet und schon befürchtet, er
würde nie mehr kommen.“
„Komm rein“, sagte Leo
steif. Er ließ die Blumen achtlos auf die Küchentheke fallen und stellte den
Wein daneben.
„Hat sich nicht viel
verändert hier.“ Thorsten blickte sich im Raum um, machte dann eine
schwungvolle Geste, so als wollte er alles umarmen. „Ich fühle mich gleich
wieder wie zu Hause.“
„Thorsten, ich habe dich
nicht angerufen, damit du hier wieder einziehst“, sagte Leo ernst.
Thorsten lächelte unsicher.
„Hey, schon okay, wenn du es langsam angehen willst. Ich habe eh bereits den
Mietvertrag für eine Wohnung unterschrieben. Wir lassen es langsam angehen,
wohnen vorerst getrennt und sehen uns so oft wie möglich. So als wäre unsere
Beziehung ganz frisch. Was meinst du?“
„Setz dich bitte.“ Leo
deutete auf die Couch, er selbst blieb aber stehen. Er holte tief Luft, bevor
er weiter sprach. „Thorsten, ich will nicht wieder mit dir zusammenkommen. Ich habe
dich hergebeten, um dich zu bitten, dass du dich künftig aus meinem Leben
heraushältst?“
„Aber“, protestierte
Thorsten. „Wir gehören doch zusammen.“
„Für wie lange?“, fragte Leo
zurück und nun schwang Bitterkeit in seiner Stimme mit. „Ein Monat? Ein Jahr?
Fünf Jahre? Bis dir wieder irgendwann einfällt, dass du mit meinem Beruf nicht
leben kannst und mich Hals über Kopf verlässt? Oder bis du wieder verlangst,
dass ich das aufgebe, was mir wichtig ist. Erst haust du mir-nichts-dir-nichts
ab, ohne dich noch mal zu melden oder mir wenigstens eine Telefonnummer zu
hinterlassen und nun tauchst du einfach wieder auf und tust so als wäre nichts
gewesen.“ Er war immer lauter geworden. Nun holte er tief Luft und bemühte
sich, wieder ruhiger zu werden.
„Ich habe doch gesagt, dass
es mir Leid tut und dass ich verstehe, wenn du deshalb sauer auf mich bist. Du
hast alles Recht dazu, aber ich
verspreche dir, es wird nicht wieder vorkommen.“ Er stand auf und legte eine
Hand auf Leos Schulter. „Ich liebe dich, Leo.“
Leo schob die Hand von sich
und trat zur Seite. Er schüttelte den Kopf. „Du hattest immer Probleme, mit
meinem Beruf. Von Anfang an und daran wird sich auch nichts ändern.“
„Was ist denn verkehrt
daran, wenn ich mir Sorgen um dich mache, weil ich dich liebe?“ Thorsten setzte
sich wieder aufs Sofa. „Oder wenn ich dich vermisse, weil du mal wieder
tagelang an einem Fall hängst und kaum nach Hause kommst?“
„Denkst du, ich habe dich
nicht vermisst, wenn du auf deinen Konzertreisen warst?“, erwiderte Leo. „Oder
ich habe nicht bemerkt, wie manche deiner Musikschüler dich anhimmelten und
einige deiner Kollegen auch? Und trotzdem habe ich nie von dir verlangt, dass
du das aufgibst, weil ich wusste, wie wichtig die Musik für dich ist.“ Er schüttelte den Kopf. „Liebst du mich
wirklich und willst mich deshalb zurück oder kannst du nur den Gedanken nicht
ertragen, dass Bernd mich wieder hat?“
Thorsten blickte ihn
überrascht an. „Was soll das denn?“
„Du wusstest, dass er damals
nicht mit einem anderen Mann in die USA gegangen war, sondern zur Weiterbildung
geschickt wurde. Und du hast es mir nicht gesagt“, erwiderte Leo.
Thorsten zuckte mit den
Schultern. „Kann sein“, sagte er vage. „Aber was spielt das heute noch für eine
Rolle. Wir waren doch eh schon zusammen und ihr getrennt.“
„Ach ja?“, fragte Leo
zurück. „Ich wüsste nicht, dass ich mich damals schon entschieden hatte.“ Er
winkte ab. „Aber das ist jetzt auch egal. Ich liebe Bernd, ich bin mit ihm
zusammen und so wird es auch bleiben. Ich bereue nicht, was wir zwei hatten. Es
war sehr schön. Aber es ist vorbei. Ein für allemal.“ Er ging zur Theke und
nahm einen Briefumschlag auf. „Es lässt sich sicher nicht vermeiden, dass wir
uns sehen. Auch München ist im Endeffekt nur eine Kleinstadt. Aber bitte komme
nicht mehr hierher, halt dich von mir fern und...“ Er warf den Umschlag auf den
Tisch. „Schicke mir nie wieder eine Karte für eines deiner Konzerte.“
Thorsten nahm den Umschlag
in die Hand und drehte ihn langsam hin und her. „Ich kann dir eine zweite für
Bernd besorgen“, sagte er. „Wir könnten doch trotz allem Freunde bleiben. Nur
so.“
„Es würde nicht
funktionieren und das weißt du genau.“ Leo ging zur Tür und öffnete sie. „Bitte
geh’ jetzt.“
Thorsten erhob sich langsam.
„Das habe ich verdient, was?“, sagte er bitter und blickte Leo traurig an.
„Viel Glück, beruflich und
privat:“ Leo hielt die Tür auf.
„Wenn du es dir doch noch anders überlegst...“, sagte Thorsten und Hoffnung
schwang in seiner Stimme mit.
Leo schüttelte energisch den
Kopf. „Auf Wiedersehen, Thorsten.“
Er schloss die Tür und
lehnte sich mit dem Rücken dagegen, die Augen geschlossen, während er tief Luft
holte. Es war die richtige Entscheidung gewesen, er würde sie nicht anzweifeln.
Er liebte Bernd. Thorsten war Vergangenheit. Eine schöne Vergangenheit, aber
vorbei. Endgültig. Er hoffte nur, dass Bernd ihm das glaubte.
Als Leo Schritte auf der
Treppe vernahm, öffnete er die Augen wieder. Bernd stand auf der vorletzten
Stufe und musterte ihn eingehend. Dann überbrückte er die letzte Distanz
zwischen ihnen, stützte seine Hände rechts und links neben Leo an der Tür ab
und küsste ihn.
„Ich liebe dich“, sagte Bernd leise.
Ein zaghaftes Lächeln stahl
sich auf Leos Lippen.
Bernd wandte sich ab,
ergriff den Blumenstrauß und die Weinflasche, öffnete die Tür und trat in den
Vorgarten.
„Was hast du vor?“, fragte
Leo und folgte ihm.
„Ich entsorge nur die Spuren der Vergangenheit“, erwiderte Bernd und trat zur
Mülltonne. Er öffnete den Deckel und warf die Blumen mit entschlossenem Schwung
hinein.
„Mensch, das ist ein sehr teurer Wein, weißt du das?“, warf Leo ein.
„Ich kauf dir neuen.“ Glas
splitterte, als Bernd die Flasche an die Innenkante der Tonne schlug, dann warf
er den Deckel zu. Er lächelte zufrieden. „Hasta la Vista, Baby.“
Ende