Eifersucht
2006
Fandom:
SK Kölsch
Kategorie:
m/m-slash, NC-17
Feedback: tlen11@freenet.de
Summe:
Warum nur ist Jupp plötzlich so zickig? Falk versucht der Sache auf dem Grund
zu gehen und macht eine – vielleicht nicht ganz so überraschende - Entdeckung
Hinweis:
Verweise auf die Folgen „Köln-Düsseldorfer“, „Der letzte der Hippies“,
„Verlorene Herzen“ und „Falks Fall“
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.
„Gehst du bitte mal ran?“, rief Falk von Schermbeck aus dem
Bad, als er sein Handy klingeln hörte. Kurze Zeit später wurde es ihm durch die
Tür gereicht und eine Männerstimme sagte: „Ein gewisser Jupp. Klingt ziemlich
wütend. Er will wissen, wo du steckst und warum du nicht zu Hause bist:“
„Jupp?“, fragte Falk ins Telefon und lauschte dann der
Stimme am anderen Ende. „In einer Viertelstunde... Entschuldige bitte, aber ich
muss wenigstens schnell duschen und mich anziehen... Ja sicher, ich beeile
mich.“ Falk nannte Jupp noch die Adresse, an der er ihn abholen sollte, dann
klappte er sein Handy zu.
„Ich dachte, du hast keinen festen Partner?“, fragte der
junge Mann, in dessen Wohnung Falk die Nacht verbracht hatte.
“Das war mein Kollege. Wir müssen zum Einsatz“, erklärte Falk und trat unter
die Dusche. „Du weißt doch, ich bin bei der Kripo.“
„Kollege? Dafür klang er aber reichlich eifersüchtig“,
bemerkte der andere.
“Eifersüchtig? Auf dich? Jupp?“ Falk schüttelte lächelnd den Kopf. „Unmöglich.
Der ist der Super-Hetero schlechthin, glaube mir.“
///
„Hast du ihn erst noch mal schnell durchgebumst?“, knurrte
Jupp, als Falk - schon zehn und nicht erst fünfzehn Minuten später - zu ihm ins
Auto stieg.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, erwiderte Falk.
„Wenn es deinen Dienst beeinträchtigt schon.“
„Entschuldige bitte, aber der beginnt offiziell erst in
einer halben Stunde. Bis dahin wäre ich fertig gewesen. Kann ich vielleicht
hellsehen, dass sie eine Leiche aus dem Rhein ziehen und uns schon eher
brauchen.“
„Ich habe fünfmal bei dir zu Hause angerufen und mindestens
fünf Minuten an deiner Tür geklingelt“, beklagte sich Jupp. „Du könntest
wenigstens eine Nachricht hinterlassen, wenn du nicht da bist. Jetzt diese
Umwegfahrerei, um dich zu holen, wir sollten schon vor einer halben Stunde da
sein. Mindestens.“
„Warum hast du es nicht eher über das Handy versucht?“,
wollte Falk wissen.
“Hab’ ich doch, aber der gnädige Herr hat ja nicht gehört. Wer weiß, wo du
deinen Kopf gerade hattest.“
„Entschuldige“, sagte Falk leise. Er hatte das Handy in
seiner Jackentasche stecken gehabt und die hing im Flur. Offensichtlich war ihm
das Klingeln da wirklich entgangen.
„Vergiss es“, erwiderte Jupp knapp.
Schweigend fuhren sie zum Tatort.
///
Jupps Laune besserte sich den ganzen Tag über nicht. Und
auch an den nächsten Tagen stichelte er bei jeder Gelegenheit gegen Falk, fuhr
Gino und Achim ohne Grund an und gab selbst seinem Vorgesetzten patzige
Antworten. Falk wunderte sich langsam, was mit dem Kollegen und Freund los war,
dass dieser so permanent miese Laune verströmte. Eigentlich neigte Jupp ja eher
zur typisch rheinischen Frohnatur, selbst in Stresszeiten.
Der Fall jedenfalls entpuppte sich als Selbstmord einer
jungen Frau, begangen aus Liebeskummer, und war rasch aufgeklärt, nachdem man
ihre Identität festgestellt hatte und in ihrer Wohnung einen Abschiedsbrief
fand. An Jupps Laune änderte das allerdings nichts. Auch nicht der Fakt, dass
Falk ihm anschließend den ganzen Berichtskram abnahm.
Als Falk am nächsten Tag ins Büro kam, empfing ihn Jupp schon mit strengem
Blick auf die Uhr. „Na wieder nicht von deinem Lover runtergekommen?“,
stichelte er. „Du bist zu spät.“
Falk sah auf die Uhr. „Eine Minute“, stellte er fest. „Es
war viel Verkehr.“
„Na sicher, darauf wette ich. In deinem Bett. Oder in
seinem. Wo auch immer ihr es gerade treibt.“
Falk war an und für sich ein ruhiger Mensch und hatte sich
längst an Jupps gelegentliche Sticheleien über seine Homosexualität gewöhnt,
doch was zu viel war, war zu viel. Und die letzten Tage waren eindeutig zu viel
gewesen. „Sag mal, spinnst du jetzt total“, brauste er auf. „Was soll das
Ganze? Hast du neuerdings ein Problem mit mir und damit, dass ich schwul bin,
oder was?”
„Wenn du mit halb Köln pennst, ja“, erwiderte Jupp gereizt.
„Halb Köln, nun mach aber mal ’nen Punkt. Du hattest ja noch
nie Sex oder was?“
„Jedenfalls nicht dauernd wechselnde One-Night-Stands“,
rechtfertigte sich Jupp. Diverse Karnevalabenteuer und die eine oder andere
Affäre außerhalb der „fünften Jahreszeit“ mal schnell ignorierend. „Du
schleppst ja wohl alles ab, was einen Schwanz hat und nicht bei Eins auf dem
nächsten Baum ist. Wer war eigentlich der Typ neulich am Telefon? Bumst du den
noch oder hast du schon den nächsten?“
„Jetzt reicht’s aber“, erwiderte Falk wütend. „Ich wüsste
nicht, was es dich angeht, aber Ben war mein erster Partner seit Wochen, seit
Sven - und ich kenne ihn schon seit dem CSD vom letzten Jahr. Wir trafen uns
zufällig am Abend in der Kneipe und haben dann eine nette Nacht miteinander
verbracht. Da ist doch nichts dabei. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert.
Erwartest du etwa, dass ich keusch lebe, bloß weil ich schwul bin? Gibst du
hier neuerdings den Moralapostel oder was? Und wenn es dich beruhigt, die
letzten Nächste war ich zu Hause – allein.“
„Verschon mich bloß mit Einzelheiten deiner Sauereien. Wer’s
glaubt, wird selig. Du und allein, das ich nicht lache“, knurrte Jupp, stand
auf, griff sich seine Jacke und stürmte aus dem Büro.
“Was ist denn mit dem los?“, wollte Achim Pohl wissen, den er fast umrannte,
als dieser gerade mit einem Bericht herein kommen wollte.
“Das wüsste ich auch gern“, erwiderte Falk nachdenklich.
///
Nach Feierabend ging Falk in die Kantine des
Polizeipräsidiums und fand Jupp wie erwartet bei einem Glas Kölsch. „Was willst
du denn?“, fragte dieser unwirsch.
“Ich dachte, wir könnten reden“, sagte Falk, setzte sich und gestikulierte
Bertha, ihm ein Glas Wasser zu bringen. „Was ist denn bloß los mit dir? Warum
bist du die letzten Tage so zickig?“
„Nichts“, erwiderte Jupp kurz angebunden. „Ich bin nicht
zickig und ich will nicht reden. Außerdem: Musst du nicht los und ein paar
Typen aufreißen?“
„Was?“, fragte Falk.
Jupp zeigte auf einen jungen Polizisten, der drei Tische
weiter saß. „Wie wär’s mit dem? Der hat dich doch schon angestarrt, als du
reinkamst. Der kommt bestimmt gern mit in dein Bettchen.“
„Also jetzt reicht es aber langsam wirklich“, empörte sich
Falk. „Du tust ja so, als wäre ich eine männliche Nutte.“
„Mir reicht es schon lange“, erwiderte Jupp, stand auf und
ging.
“Er ist schon seit Tagen so komisch“, erklärte seine Mutter, als sie Falk sein
Wasser brachte. „Vielleicht steckt er in der Midlife-Crises.“
Falk starrte nachdenklich auf die sich hinter Jupp
schließende Tür. „Dafür klang er aber reichlich eifersüchtig“, hörte er Bens
Stimme in seinen Gedanken.
Tatsächlich schien sich Jupp wie ein eifersüchtiger
Liebhaber zu verhalten, so wie er wegen Ben stichelte und hinter jedem
attraktiven Mann gleich eine Affäre zu vermuten schien. Aber eifersüchtig wegen
ihm? Das hieße ja...
Aber das erschien ihm so wahrscheinlich, wie ein Pinguin in
der Wüste.
Falk beschloss, noch einmal mit Jupp zu reden, um endlich
herauszufinden, was mit seinem Freund und Kollegen los war.
///
„Was willst du schon wieder?“, begrüßte ihn Jupp unwirsch,
als er später an seiner Wohnungstür klingelte. „Keinen zum Vögeln gefunden?“
„Jupp, könnten wir bitte vernünftig miteinander reden“,
sagte Falk ruhig.
„Ich bin vernünftig und ich will nicht reden“, schrie Jupp:
„Mit dir schon gar nicht, du Schwuchtel, du.“
Da öffnete sich die Tür zu Florians Zimmer und Jupps Sohn
kam verschlafen heraus. „Was ist denn los?“, fragte er.
Jupp wandte sich sofort dem Jungen zu. „Nichts, Flo. Geh
wieder ins Bett“, sagte er.
“Ich muss nur mal mit deinem Vater reden“, erklärte Falk. „Nichts ernstes.“
Der Junge nickte.
“Komm, husch, ins Bett“, befahl Jupp. „Du musst morgen früh zur Schule.“
Florian gehorchte.
„Willste ’nen Kölsch?“, fragte Jupp dann, wieder etwas
beruhigt. Falk nickte. Schatz gestikulierte, er solle ins Wohnzimmer gehen,
holte dann zwei Flaschen Bier aus der Küche.
„Wenn du nicht mehr mit mir zusammen arbeiten willst, dann
sag es einfach und ich lasse mich zurück nach Wiesbaden versetzen“, sagte Falk,
als sie auf der Couch saßen, jeder eine Flasche in der Hand.
Jupp setzte seine ab und sah Falk entsetzt an. „Versetzen?“,
fragte er tonlos.
“Na so wie die letzten Tage können wir jedenfalls nicht weiter zusammen
arbeiten“, erwiderte Falk. „Wir zoffen uns ja mehr als jedes Ehepaar. Haupt hat
mich heute auch schon angesprochen, was mit uns los wäre.“
„Der soll sich aus Dingen raushalten, die ihn nichts
angehen“, knurrte Jupp.
„Habe ich irgendetwas gesagt oder getan, was dich beleidigt
hat?“, fragte Falk.
Jupp schüttelte nur stumm den Kopf. Das letzte, das er
wollte, war, dass Falk Köln verließ.
„Hast du ein Problem damit, dass ich schwul bin?“, hakte
Falk nach.
“Quatsch... nein“, erwiderte Jupp.
„Was ist es dann?“
„Nichts“, sagte Jupp gedehnt. „Es ist nur... ach vergiss
es.“
“Was ist mir dir?“, fragte von Schermbeck sanft. „Hast du Probleme? Auf Arbeit?
Mit Haupt? Mit Flo? Deiner Mutter? Liebeskummer? Kann ich dir irgendwie
helfen?“
„Nein... es ist nichts... ich... ich kann nicht...“, sagte
Jupp gedehnt. Wie sollte er Falk auch erklären, was ihn seit Tagen beschäftigte
und er selbst nicht verstand. Wie in Worte fassen, dass er die letzten drei
Nächte schweißgebadet und erregt aufgewacht war, weil er geträumt hatte, Falk
würde mit ihm das tun, was er in seiner Fantasie annahm habe er mit Ben getan?
Wie erklären, dass er diesen Ben und sämtliche anderen Männer mit denen Falk
etwas gehabt hatte oder haben könnte am liebsten eigenhändig erwürgen würde?
Wie, dass er seit Wochen plötzlich Schmetterlinge im Bauch hatte, wenn Falk ihn
anlächelte, dass da all diese verwirrenden Gefühle waren, die er eigentlich nur
damals gespürt hatte, als er sich in Ellen verliebte? Das Wissen, einem ganz
besonderen Menschen getroffen zu haben, mit dem man gern zusammen war, dessen
Nähe man genoss, dem man gern noch näher wäre.
Seit damals, als Wellem auf dem Schiff diesen Kuss zwischen
ihnen provoziert hatte, musste er immer wieder daran denken, wie sich Falks
Lippen unter seinen angefühlt hatten. Er hatte nie zuvor einen Mann geküsst.
Hatte es auch nie vorgehabt. Eine freundschaftliche Umarmung mit Taube, das war’s.
Näher wollte er keinem Mann kommen, schon gar keinem schwulen.
Dann hatten sie wegen dem Mord an dem Koch dieses
Kreuzfahrtschiffes ermittelt, halb undercover als Besucher der Düsseldorfer
Herrenmodemesse, um nicht dem LKA in einer Ermittlung wegen Markenpiraterie in
die Quere zu kommen. Und Wellem, schon seit der Polizeiakademie Jupps
spezieller „Freund“, hatte ihn aufgefordert, Falk zu küssen, nachdem sie auf
dessen Geburtstag angestoßen hatten, um das Alibi zu wahren. Offensichtlich
hatte Wellem rumerzählt, sie seien zwei schwule Messebesucher.
Jupp hatte sich geziert. Natürlich. Er wollte Falk nicht
küssen, schon gar nicht vor allen Leuten in der Bar. Doch schließlich hatte er
es getan und es hatte sich überraschend gut angefühlt. Falks Lippen waren
sanfter als er es von einem Mann erwartet hätte, noch leicht der Geschmack des
vorher getrunkenen Sektes auf ihnen. Es hatte sich verdammt gut angefühlt, ihn
zu küssen. Fast war es Jupp schwergefallen, den Kuss zu beenden. Plötzlich
hatte er so ein besonderes Kribbeln gespürt, wie schon seit langem nicht mehr.
Seitdem hätte er es gern wiederholt und fragte sich, was
wohl auf einen Kuss noch so alles folgen könnte. Blöd war nur, dass Falk
erklärt hatte, er sei so überhaupt nicht sein Typ. Gut, Jupp war auch selber
Schuld daran. Er hatte ja sofort erklären müssen, dass er auf keinen Fall mit
Falk ins Bett gehen würde. Nicht, dass das zu diesem Zeitpunkt überhaupt zur
Debatte gestanden hätte. Sie hatten einen Fall zu klären und Jupp ein Auge auf
das Zimmermädchen Pola geworfen, welche den Toten gefunden hatte.
Doch später, nachdem alles erledigt war, war plötzlich die
Erinnerung an den Kuss immer wieder aufgetaucht. Er hatte sie verdrängt, nicht
mehr daran denken wollen. Alles war wie immer gewesen. Er hatte den einen oder
anderen Flirt mit einer Frau gehabt und Falk seine wechselnden Freunde. Er
hatte sich nicht daran gestört. Wahrscheinlich kannte er die meisten nicht
einmal. Doch dann war irgendwann dieser Sven aufgetaucht und es schien etwas
ernstes zischen ihm und Falk zu werden.
Als Falk ihm schließlich gesagt hatte, Sven habe ihm einen
Heiratsantrag gemacht, hatte Jupp laut los gelacht. Nicht, weil er die
Vorstellung so albern fand, dass zwei Männer heiraten würden. Er wusste ja,
dass dies mittlerweile möglich war. Eher weil ihm vor Schock keine andere
Reaktion einfiel. Plötzlich waren all seine verdrängten Gefühle für Falk wieder
hochgekommen und er hatte regelrecht Panik verspürt, Angst, Falk für immer zu
verlieren.
Fast hatte er Falk selbst einen Antrag gemacht, sogar zwei
um genau zu sein. Aber natürlich hatte der sie nicht für ernst genommen. Wie
sollte er auch. Jupp hatte ja nichts eiligeres zu tun gehabt, als zu betonen
nur wenn Falk die Frauenrolle übernehmen würde und das Ganze „ohne eheliche
Pflichten“ abginge. Dabei, was war eigentlich so schlimm daran, mit einem Mann
zusammen zu sein? Als Falk ihn dann auf die Wange küsste, hatte er sich
jedenfalls mehr gewünscht. Seit diesem Tag wurde er die Erinnerungen einfach
nicht mehr los. Und die Fragen, die damit einhergingen schon gar nicht.
Gott sei Dank hatte Falk Sven den Laufpass gegeben. Doch
dann war Waller aufgetaucht, Falks Ex, und hatte ihn fast mit einer Bombe ins
Jenseits befördert. Da war Jupp so richtig klar geworden, wie schnell in ihrem
Beruf trotz aller Vorsicht alles vorbei sein konnte, wie schnell er Falk für
immer verlieren konnte, ohne dass dieser je erfahren hatte, was er für ihn
empfand.
Die letzten Tage war es dann so richtig schlimm geworden.
Plötzlich träumte er nachts immer intensiver von Falk und wusste am Tag nicht
mehr, wohin mit seinen verwirrenden Gefühlen.
Wenn Falk eine Frau gewesen wäre, dann hätte er gewusst, was
zu tun ist und keinen Augenblick gezögert, sie zu verführen. Aber Falk war ein
Mann, verdammt noch mal, und er selbst doch nicht plötzlich schwul. Also wieso
wünschte er sich dann gerade nichts sehnlicher, als dass Falk ihn noch mal
küsste?
„Möchtest du, dass ich gehe?“, fragte Falk leise in Jupps
Gedanken hinein, trank sein Kölsch aus und stand auf.
“Ja... nein... ach ich weiß auch nicht.“ Jupp vergrub seinen Kopf in den
Händen. „Mach, was du willst.“
Falk beobachtete ihn still. „Dafür klang er aber reichlich
eifersüchtig“, hörte er erneut Ben sagen. Jupp wirkte so verwirrt, so
verletzlich. Da war nichts von dem Macho mit der großen Klappe und dem noch
größeren Ego, den er so oft erlebt hatte. Falk war sich nicht sicher und doch
glaubte er in Jupp etwas von sich selbst wiederzuerkennen, von einer Zeit der
schwierigen Suche nach seinem wahren Ich.
Aber konnte Jupp tatsächlich plötzlich sein Interesse an
Männern entdeckt haben? An ihm? Er erinnerte sich an ihre Gespräche vor ein
paar Wochen, als er nicht wusste, ob er Svens Antrag annehmen sollte.
„Vielleicht sollten wir beide heiraten“ hatte Jupp gesagt, als sie nachts auf
diesem Verteilerkasten saßen. Und später am Flughafen, als er ihn fragte, ob er
ihn denn nehmen würde, schien Jupp doch nicht abgeneigt zu sein. Andererseits
hatte er ja mehr als deutlich gemacht, dass eine intime Beziehung für ihn nicht
in Frage kam. Oder? Hatte er es etwa doch ernster gemeint als Falk dachte?
Einem plötzlichen Impuls folgend zog Falk Jupp auf die Füße
und küsste ihn. Jupp war so verwirrt, dass er zunächst überhaupt nicht
reagierte, aber dann küsste er einfach zurück.
„Ist es das, was du willst?“, fragte Falk anschließend
sanft.
„Ja... nein... ich weiß nicht... ich weiß überhaupt nichts
mehr.“
Jupp ließ sich wieder aufs Sofa sinken. „Das ist alles so
verwirrend“, sagte er leise.
“Ich verstehe.“ Falk setzte sich und legte sanft einen Arm um Jupp. „Ich
verstehe wirklich, glaub mir.“
„Ich bin doch nicht plötzlich schwul geworden, oder?“,
fragte Jupp. Abwesend leckte er sich über die Lippen, auf denen er Falks Kuss
immer noch spürte. „Aber seit wir uns auf dem Schiff geküsst haben...“ Er brach
ab. „Und dann die letzten Wochen... nach Sven...“
„Es gibt da Theorien, dass die meisten Menschen im Prinzip
bisexuell sind, Faktoren wie das soziale Umfeld, die Erziehung und so weiter
den Ausschlag für die eine oder andere Seite geben, man sich aber grundsätzlich
aber in Partner beiderlei Geschlechts verlieben könnte, wenn die entsprechenden
Voraussetzungen stimmen“, erklärte Falk.
„Aber Taube war auch schwul und da war nichts. Ich meine,
ich wollte ihn nicht küssen... so wie dich.“
„Er war halt nicht dein Typ:“
„So einfach?“
„So einfach. Der Mensch, die Person ist wichtiger als das
Geschlecht, Jupp“, erklärte Falk. „Es ist nichts dabei, wenn der andere das
gleiche Geschlecht hat wie man selbst, glaube mir. Deshalb ist eine Liebe doch
nicht weniger schön.“
„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Romantiker bist“,
sagte Jupp und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Sind wir das nicht alle, irgendwo tief in unseren Herzen?“,
fragte Falk zurück.
Jupp sah ihn an, blickte in die strahlenden blauen Augen,
die ihn zärtlich musterten, auf die Lippen, die ihn so sanft geküsst hatten.
Falk war ein attraktiver Mann und ein netter Kerl, dachte er. Verdammt noch
mal, es war doch wirklich nichts dabei, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte.
Wenn er nur nicht so viele Hemmungen und Vorurteile hätte.
„Küss mich noch mal“, sagte er schließlich.
Diesmal wurde Jupp etwas mutiger, öffnete seine Lippen und
erlaubte Falks Zunge mit seiner zu spielen. Falks rechte Hand glitt zu Jupps
Hinterkopf, streichelte sanft über sein dichtes Haar, während der linke Arm des
Freundes noch immer um seine Schulter ruhte.
„Soll ich dich allein lassen?“, fragte Falk anschließend,
sich wohl bewusst, wie viel Jupp jetzt durch den Kopf gehen musste.
“Nein“, erwiderte dieser hastig. „Bleib bei mir, bitte.“
„Okay“, nickte Falk.
Für eine Weile saßen sie schweigend, aneinandergelehnt,
jeder in seine Gedanken vertieft.
„Du hast gesagt, ich bin gar nicht dein Typ“, stellte Jupp
nach einiger Zeit fest.
Falk zuckte mit den Schultern. „Was hätte ich denn sonst
sagen sollen? Wie hättest du denn reagiert, hätte ich gesagt, dass ich ganz
scharf auf dich bin?“
„Du hättest dich auf dem Hosenboden wiedergefunden“,
erwiderte Jupp.
„Na siehste.“
„Bin ich denn dein Typ?“, wollte Jupp wissen.
“Sehr“, antwortete Falk.
„Echt?“ Er blickte den Freund fragend an. Das hatte er nun
eher doch nicht erwartet. Vielleicht waren die Dinge dann ja gar nicht so
kompliziert, wie er gedacht hatte.
„Schon lange. Ich dachte nur nicht, dass da je eine Chance
bestünde.“
„Hast du deshalb Sven einen Korb gegeben? Wegen mir?“
„Er war einfach nicht der Richtige“, erklärte Falk. „Und du?
Hast du ernst gemeint, was du damals sagtest?“
„Dass wir zwei doch gut zusammen passen würden? Ja, habe ich.
Dass ich nicht mit dir schlafen würde? Ich... ich glaube nicht.“
Wieder saßen sie schweigend nebeneinander. Schließlich gab
Jupp sich einen Ruck. „Wollen wir...“ Er deutete mit dem Kopf Richtung
Schlafzimmer. „Ich meine... ich will nicht, dass Flo... uns hier so sieht“,
erklärte er stockend. „Aber ich würde gern...“ Er zuckte hilflos mit den
Schultern.
„Sicher“, erwiderte Falk. „Wenn du dir sicher bist:“
///
Im Schlafzimmer standen sie sich schweigend gegenüber.
Keiner wagte den nächsten Schritt zu tun. Jupp wusste nicht so recht, was er
machen sollte, während Falk Angst hatte, Jupp zu verschrecken, wenn er zu rasch
vorging. Bei jedem anderen Mann hätte er nicht gezögert, die Initiative zu
ergreifen und ihn zu verführen. Doch mit Jupp wollte er keinen Fehler machen,
um nicht das zu riskieren, was sich gerade so wunderbar zu entwickeln schien.
Es war ja keineswegs so, dass er Jupp bisher unattraktiv oder uninteressant
gefunden hatte. Er hatte ihn nur für so hetero gehalten, dass sich jeder
Gedanke an eine Beziehung anderer Art als pure Freundschaft von selbst verbot.
„Gott, ich bin nervös wie beim ersten Mal“, sagte Jupp
schließlich.
„Ist es ja auch“, erwiderte Falk. „Oder hattest du schon mal
etwas mit einem Mann?“
„Gott bewahre, nein.“
„Eigentlich ist es gar nicht so viel anders als mit einer
Frau“, erklärte Falk. „Das Küssen zum Beispiel.“
Er begann Jupp erneut sanft zu küssen, ließ diesmal seine
Lippen vom Mund zum Hals gleiten, leckte zärtlich über den Adamsapfel. Falks
Hände schoben sich unter Jupps T-Shirt, massierten die nackte Haut darunter.
Jupp stöhnte leise.
„Du hast viel zu viel an“, murmelte Falk. Er blickte fragend
auf. „Darf ich?“
Jupp nickte stumm und Falk streifte ihm das Shirt über den
Kopf, warf es achtlos zu Boden. Seine Hände streichelten über Jupps
Brustmuskeln. Dann beugte er sich herab und saugte sanft an der linken Warze.
Jupp stöhnte erneut. Falk begann sich nach oben zu küssen, bis er wieder am
Mund angelangt war.
Dann nahm er Jupps Hände und schob sie an die Knopfleiste
seines Hemdes. Jupps Finger zitterten leicht, als er die Knöpfe öffnete. Er
ließ das Hemd zu Boden gleiten. Zögernd legte er seine Hände dann auf Falks
nackte Brust.
So glatt, dachte Jupp, ich hätte nie gedacht, dass eine
Männerbrust so glatt ist. Ob Falk sich rasierte? Vorsichtig ließ er seine Hände
über die straffen Muskeln gleiten. Er hörte, wie Falk scharf Luft holte. Falks
Hände umfassten seinen Kopf, streichelten ihn und führten ihn sanft dahin, wo
er ihn gern haben wollte, auf seine Lippen.
„Du findest mich wirklich attraktiv“, fragte Jupp plötzlich,
nachdem er den Kuss beendet hatte.
“Wäre ich sonst hier?“ Falk ließ seine Hände erneut über Jupps Brust wandern,
dann glitten sie tiefer. Jupp stöhnte auf, als die Hand seinen Schritt
streifte. Falk presste sie sanft dagegen, dabei genau Jupps Reaktion
beobachtend. ‚Darf ich?’, fragten seine Augen stumm.
Jupp nickte.
Falk öffnete Jupps Hose und ließ sie nach unten gleiten.
Dann sank er auf die Knie und presste seinen Mund gegen die sich in der Boxershorts
abzeichnende Wölbung. Seine Hände kneteten derweil Jupps Backen. Jupp stöhnte.
Er hatte das Gefühl, seine Knie mussten jeden Moment nachgeben.
Falk blickte zu ihm auf und deutete mit dem Kopf Richtung
Bett. „Wollen wir uns lieber hinlegen?“, fragte er.
Jupp nickte. Auf dem Weg zum Bett streifte er seine Hose ab
und zog die Socken aus. Die Shorts behielt er aber an. Sich Falk ganz nackt zu
präsentieren wagte er dann doch nicht. Auch Falk entkleidete sich bis auf den
Slip.
Er warf die Decke zu Boden und setzte sich auf die
Bettkante. Jupp nahm auf der anderen Seite Platz.
“Dein Ehebett?“, fragte Falk leise.
Jupp schüttelte den Kopf. „Ich habe nach Ellens Tod ein
neues gekauft. Ich konnte weder in ihrem noch unserem gemeinsamen schlafen“,
erklärte er. Taube hatte ihr altes Ehebett benutzt, als er bei Ellen und später
ihm zur Untermiete gewohnt hatte, danach hatten sie es wieder auf den Speicher
geräumt. Jupp brachte es nicht fertig, es wegzuwerfen, aber er wollte auch
nicht darin schlafen – nicht ohne sie.
Er schüttelte die Gedanken an Ellen ab. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt
verlorenen Zeiten nachzutrauern. Er war sich sicher, sie würde ihn verstehen
und ihm ein neues Glück gönnen. Bestimmt hätte sie Falk gemocht. Jupp ließ sich
aufs Bett sinken. „Ich fürchte, du musst mir zeigen, was ich tun soll“, sagte
er.
Falk beugte sich über ihn. „Wie wär’s mit noch einem Kuss
für den Anfang“, sagte er und senkte sich über Jupp.
„Wenn du etwas nicht willst, musst du bloß Stop sagen“,
betonte er, als er den Kuss beendet hatte. Seien Hände glitten zärtlich über
Jupps Brust.
Jupp nickte stumm.
///
Stöhnend wölbte sich Jupp der Hand entgegen, die über sein
noch immer unter den Shorts verborgenes Glied streichelte. Falks Lippen
näherten sich wieder den seinigen, erstickten die Laute mit einem innigen Kuss.
Und plötzlich war alles zu viel. Er krallte sich in Falks Schultern, bäumte
sich auf und kam.
„Es tut mir leid“, sagte Jupp als er wieder zu Atem gekommen
war.
Falk legte sich neben ihn, schlang seine Arme um ihn, zog
ihn an sich und Jupp legte den Kopf an die Schulter seines Freundes. „Was?“,
fragte Falk.
„Dass ich... so schnell“, stotterte Jupp. Das war ihm seit
seiner Teenagerzeit nicht mehr passiert, dass er sich so wenig beherrschen
konnte. Irgendwie war es ihm peinlich. Es hatte doch auch schön für Falk sein
sollen. Er stemmte sich hoch und sah den Freund an. „Ich dachte, wir...“
„Schlafen zusammen?“, ergänzte Falk den Satz. „Das hätte
sowieso nicht funktioniert. Oder hast du Kondome und Gleitcreme in der
Schublade?“
Jupp schüttelte den Kopf und sank wieder an Falks Brust.
„Ich fürchte, ich könnte nur mit Kondomen dienen, wenn überhaupt.
„Aber du hattest gar nichts davon“, ergänzte er.
Falk nahm seine Hand und führte sie in seinen Schritt. Jupp
riss überrascht die Augen auf, als er spürte, dass der Slip feucht war. „Du
bist auch?“, fragte er.
„Zusammen mit dir“, antwortete Falk.
///
„Soll ich lieber gehen?“, fragte Falk später und hob die
Decke vom Boden auf.
„Bitte, nicht“, sagte Jupp. „Bleib bei mir.“
„Ich dachte ja nur, falls Flo... ich meine, du wolltest ja
nicht, dass er etwas bemerkt.“ Er zog die Decke übe sich und Jupp.
Jupp schüttelte den Kopf. „Der kommt nicht einfach rein,
keine Bange.“
Er legte seinen Kopf wieder an Falks Schulter. „Ich mag
jetzt nicht allein sein.“
Falk zog ihn fester an sich.
„Weißt du, was für mich das Schlimmste war, damals als Ellen
mich rausgeworfen hat?“, sagte Jupp leise. „Das allein einschlafen und noch
mehr das allein aufwachen. Keinen anderen Menschen neben sich spüren.“ Er
seufzte. „Irgendwie hatte ich immer gehofft, wir kämen wieder zusammen. Und
dann war sie plötzlich nicht mehr da.“ Er blickte zu Falk auf. „Tut mir leid.
Das ist nicht fair, jetzt von ihr zu reden.“
„Nicht, dass du denkst, du bist nur ein billiger Ersatz für
mich“, setzte er hastig hinzu.
„Ich verstehe schon“, sagte Falk leise.
„Ich dachte immer, ich find mal wieder was Festes“, fuhr
Jupp fort. „Aber irgendwie... der Beruf... und so weiter. Ich bin nicht gut im
Alleinsein. Aber ich bin auch nicht gut in einer Beziehung, fürchte ich.“
„Das Alleinsein hat mir nie viel ausgemacht“, erzählte Falk.
„Wenn du früh aufs Internat geschickt wirst, bleibt dir nichts anderes übrig
als erwachsen zu werden.“
„Du sprichst nie über deine Familie“, stellte Jupp fest.
“Da gibt es nicht viel zu erzählen“, erwiderte Falk. „Wir haben keinen Kontakt
mehr. Manchmal habe ich mich gefragt, warum meine Eltern überhaupt ein Kind
wollten. Aber wahrscheinlich gehörte das einfach dazu. Stammhalter und so.
Statussymbol, nicht mehr. Aber dann bekamen sie zwei und waren heillos
überfordert. Erst haben uns Kindermädchen erzogen, dann schoben sie Harro und
mich so bald wie möglich ins Internat ab. Angeblich, um uns so die beste
Erziehung und Ausbildung angedeihen zu lassen. Aber ich denke, sie waren nur
froh, uns so selten wie möglich sehen zu müssen.“
„Und ihr habt rebelliert, indem ihr Berufe ergriffen habt,
die bestimmt niemand von euch erwartet hat? Und einen unkonventionellen
Lebensstil pflegt?“
Falk lächelte. „Genau. Harro ging nach New York so bald er
das Abitur in der Tasche hatte und wurde Fotograf statt Anwalt, wie mein Vater
es wollte. Ich glaube, er hat seitdem keine zehn Worte mehr mit unseren Eltern
gewechselt. Ich brachte meinen damaligen Freund mit nach Hause und habe dafür
gesorgt, dass meine Eltern uns nackt im Bett erwischten. Danach haben sie
ihrerseits freiwillig keine zehn Worte
mehr mit mehr geredet. Das heißt, nachdem der Wutanfall meines Vater vorbei
war, mit dem er uns hochkant aus seinem Haus warf.“
Jupp konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen. „Das war
ein Schock für ihn, was?“
„Oh ja. Meine Mutter fingierte mal wieder eine Ohnmacht, wie
sie es immer tut, wenn etwas nicht nach ihren Willen verläuft, während der Kopf
meines Vaters rot wurde wie eine Tomate. Aber das war es wert, glaube mir.“
„Ich wusste gar nicht, dass du so gemein sein kannst“,
bemerkte Jupp.
„Nur, wenn es jemand wirklich verdient.“
„Tut mir leid, dass du so eine schlimme Kindheit hattest“,
sagte Jupp zärtlich. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das so ist, so
ohne Liebe de Eltern, meine ich. Meine Mutter hat da eher übertrieben, vor
allem nachdem mein Vater gestorben war.“
„Sei froh, dass du so eine Mutter hast, auch wenn sie dich
manchmal nervt“, sagte Falk und ein Hauch von Neid schwang ins einer Stimme
mit.
„Wolltest du nie eine feste Beziehung?“, fragte Jupp ernst.
“Doch schon“, erwiderte Falk: „Als Kind wollte ich so verzweifelt geliebt
werden, dass ich alles tat, um meinen Eltern zu gefallen. Doch es kam nie
wirklich etwas zurück. Irgendwann fängst du an, die Schuld bei dir zu suchen,
zu denken, du bist es nicht Wert, geliebt zu werden. Später dachte ich, meine
Freunde würden in mir nie mehr sehen als einen Sexpartner. Dann kam Eric. Ich
habe ihn so geliebt, so sehr, und ich dachte, er liebt mich auch, aber... du
weißt ja, wie es endete.“
Jupp nickte. Eric Waller hatte schon während seiner
Beziehung mit Falk krumme Geschäfte gemacht. Doch Falk hatte über alles
hinweggesehen, hatte nicht sehen wollen, um den Freund unter allen Umständen zu
halten. Schließlich hatte ihn Waller doch verlassen. Als sie vor einigen Wochen
während eines Einsatzes mit dem SEK-Mann zusammen arbeiten mussten, beobachtete
Falk wie Waller einen unbewaffneten Mann, einen seiner Kumpane, der ihn hätte
belasten können, erschoss. Wieder zeigte er ihn nicht an, sondern ließ ihm die
Chance, sich selbst zu stellen. Waller hatte darauf reagiert, indem er Falk der
sexuellen Belästigung anzeigte, ihn schließlich sogar mit einer Bombe in der
Wohnung aus den Weg zu räumen versuchte. Am Ende hatten sie ihn aber erwischt.
Jupp wusste jedoch, wie sehr Falk das Ganze mitgenommen
hatte.
„Danach“, fuhr Falk leise fort. „Habe ich keinem Mann mehr
richtig vertraut, niemand nah an mich herangelassen und die meisten Beziehungen
von mir aus beendet. Ich dachte, wenn ich gehe bevor sie es tun können, tut es
nicht so weh. Ich wollte nichts Festes mehr, niemanden lieben. Denn ich dachte,
wenn ich das tue, wird mich der andere früher oder später doch wieder
verletzten.“
„Und was ist mit mir?“, fragte Jupp sanft.
„Ich würde es gern mit dir versuchen. Ehrlich.“
Jupp richtete sich auf und küsste Falk. Sanft und zärtlich.
///
Vorsichtig drückte Florian mitten in der Nacht die Klinke
zum Schlafzimmer seines Vaters herunter. Normalerweise würde er nicht so
einfach ins Zimmer kommen, aber diesmal machte er sich Sorgen. Sein Vater war
seit einiger Zeit so seltsam drauf und dann der lautstarke Streit mit Falk am
Abend. Nur dass er den dann gar nicht hatte gehen hören. R musste einfach
sicher sein, dass es seinem Vater gut ging.
Durchs halbgeöffnete Fenster fiel der Schein einer
Straßenlaterne, so dass Flo gut sehen konnte. Sein Vater und Falk lagen eng
aneinander gekuschelt und schliefen friedlich. Flo lächelte und ein Spruch fiel
ihm ein, den seine Oma oft zitierte: Was sich liebt, das neckt sich.
Leise schloss er die Tür wieder. Wenn sein Vater und Falk
sich lieb hatten, hieß das, sein Papa würde nicht mehr allein sein. Also konnte
er ihm endlich auch sagen, dass er ein Angebot hatte, das Bayern-Internat in
München zu besuchen. Nun müsste er sich keine Sorgen mehr machen, das sein
Vater einsam sein würde, wenn er weg ging.
///
„Hm.“ Jupp brummte unwillig als Bewegungen im Bett ihn
weckten.
“Ich geh besser“, sagte Falk. „Bevor dein Sohn aufsteht und was merkt. Ich
dusch noch schnelll, ja?“
„Warte!“ Jupp zog ihn zurück in seine Arme und küsste ihn.
Dabei presste er sich eng an ihn. “Du hast ne Morgenlatte“, stellte Jupp fest.
“Du aber auch“, erwiderte Falk. Er richtete sich auf, schob die Decke beiseite
und zog am Bund von Jupps Shorts. „Soll ich etwas dagegen tun?“
„Ja... bitte“, stöhnte Jupp.
Falk zog Jupp die Shorts aus, entledigte sich dann auch
seines Slips. „Soll ich dir einen blasen?“, fragte er.
Jupp nickte.
Falk drehte sich so, dass Jupp sein Glied erreichen konnte.
“Ich kann das nicht“, sagte Jupp.
“Berühr mich einfach“, bat Falk, dann beugte er sich über Jupps Erektion.
Jupp stöhnte auf, als Falks Mund ihn umschloss. Doch er
schloss seine Hand um Falks Glied und stellte fest: Es fühlte sich verdammt gut
an, seinen Freund zu berühren.
///
„Kommst du heute
Abend wieder her?“, fragte Jupp, als er Falk später an der Wohnungstür
verabschiedete.
„Wenn du willst, sehr gern“, erwiderte Falk.
„Ich will“, betonte Jupp. „Und... bringst du mit, was wir
brauchen. Ich meine um...“
Falk nickte. „Ich seh’ dich im Büro:“
„Bis später.“ Jupp küsste ihn noch einmal und schlang die
Arme um Falks Nacken.
In dem Moment öffnete sich die Tür zu Florians Schlafzimmer
und der Junge kam heraus. Hastig fuhren Jupp und Falk auseinander.
„Habt ihr euch lieb?“, fragte Flo.
Jupp blickte Falk fragend an. Der nickte ihm aufmunternd zu.
Es hatte wohl keinen Sinn, zu leugnen. Flo würde es früher oder später doch herausfinden
oder sie würden es ihm sagen müssen, sollte sich zwischen ihnen tatsächlich
etwas ernsthaftes entwickeln. Außerdem war der Junge wahrlich alt genug, um die
Wahrheit zu verstehen und zu akzeptieren. Auch wusste er schließlich, das Flo
ganz im Gegensatz zu seinem Vater nie Schwierigkeiten mit ihm und seinen
schwulen Freunden gehabt hatte. Im Gegenteil, er hatte ihnen sogar beim
Wagenbau für den CSD geholfen. Also würde er wohl auch einer Beziehung seines
Vaters zu einem anderen Mann offen gegenüber stehen.
„Ja, haben wir“, sagte Jupp und lächelte Falk zu.
„Toll“, kommentierte Flo. „Ziehst du jetzt hier ein?“,
fragte er Falk.
„Darüber haben dein Vater und ich noch nicht gesprochen“,
antwortete dieser.
„Also wegen mir gern“, sagte Jupp. Er deutete Richtung
Küche. „Was hältst du erst mal von einem gemeinsamen Frühstück, für den
Anfang?“
Ende
Fortsetzung The same old story