Durch
Zeit und Raum
Disclaimer
siehe Teil 1
Teil
31
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Das
Wiedersehen mit Spock gestaltete sich jedoch anders als Kirk es sich ausgemalt
hatte: Der Vulkanier würdigte ihn keines Blickes.
Die
Begrüßung verlief knapp und sachlich und Spock drängte darauf, so schnell wie
möglich die Daten abzugleichen.
Kirk
fügte sich und wenige Minuten später waren alle in einem Konferenzraum
versammelt. Auch Scott, Sulu und McCoy
gesellten sich dazu
Die
sechs Reisenden aus der Zukunft wurden kurz vorgestellt, ebenso die anderen
Anwesenden, wobei sowohl Si'jsk als auch Sarduk Spock intensiv musterten.
Dieser
merkte es zwar, ging aber nicht darauf ein.
Statt
dessen wandte er sich an Kirk.
"Captain
Kirk. Ich konnte keine exakten Beweise für meine Vermutung finden, doch sowohl
Silen als auch Botschafter Sarek sind im Besitz weiterer Fakten, die den
Verdacht einer möglichen Invasion unbekannter Wesen verstärken."
Kirk
nickte gelassen.
"Das
haben mir auch unser Gäste hier bestätigt. Ich würde sagen, jeder berichtet,
was er weiß, so dass sich hoffentlich am Ende ein einheitliches Bild ergibt,
das wir als Handlungsgrundlage verwenden können."
Als
alle nickten, wandte er sich an Sarek.
"Botschafter?
Würden Sie bitte beginnen?"
"Ja."
Sarek nickte.
Und
dann berichtete er von den seltsamen Vorkommnissen bei jener Konferenz. Er war
misstrauisch geworden und hatte Nachforschungen angestellt. Ähnlich wie zuvor
bei Spock hatten diese ihn zu dem Heiligtum von Gol geführt. Auch er war dort
abgewiesen worden.
Spock
bestätigte diese Nachforschungen mit seinen eigenen Ergebnissen und lenkte dann
die Aufmerksamkeit auf Silen, der berichtete, was er in Gol erfahren hatte.
Si'jsk
und Sarduk saßen schweigend daneben und hörten zu. Dies alles bestätigte ihren
Verdacht, dass gerade jetzt die Invasion vorbereitet wurde. Aber das das
Zentrum ausgerechnet in Gol liegen sollte, erschien ihnen seltsam und sie
machten die anderen darauf aufmerksam, nachdem sie auch ihr Wissen beigetragen
hatten. Zumindest jenen Teil, der allein die Handlungen der Meleb betraf.
Silen
schüttelte den Kopf.
"Nein.
Aus Sicht der Adepten erscheint es sogar logisch, den Wesen eine Basis zu
bieten. Die Meleb, wie sich die Wesen selbst nennen, wobei sie nur den Plural
verwenden, haben die Kohlinahru getäuscht. Sie baten um Asyl und eine
Möglichkeit, ihre geschwächten Artgenossen wieder gesund zu pflegen, wie sie es
nannten. Nach den alten Traditionen konnten es die Meister von Gol ihnen nicht
verwehren."
"Hm...
und wahrscheinlich war schon der eine oder andere von ihnen von den Meleb
beeinflusst. Ich nehme an, von den Hibernationskammern wussten die Kohlinahru
nichts?", warf T'Alin ein und verschränkte nachdenklich die Arme.
Silen
nickte knapp. "Sie wussten davon, doch hielten es für Regenerationskammern
für die Meleb. Es war wohl so, dass die Meleb sich von der Vitalenergie der
Hibernierten ernährten und sie gewissermaßen als Wirtskörper für ihre Jungen
verwendeten.
Zudem
erschienen die Meleb den Kohlinahru in Gestalt harmloser, kindähnlicher
Humanoider. Vermutlich einer Rasse aus jenem zerstörten Universum. Sie weckten
keinerlei Argwohn."
"Ja...
Und wahrscheinlich wurde ihnen alles absolut logisch verkauft." Kent
O'Brian schnaubte abfällig.
"Ein
bisschen Misstrauen und Phantasie sind manchmal ganz hilfreich. Mir scheint,
als hätten die Meleb leichtes Spiel gehabt."
"Du
unterschätzt die Vulkanier, mein Lieber." T'Alin warf ihm einen amüsierten
Blick zu und fuhr dann fort. "Ich denke eher, sie wurden ganz einfach
überrumpelt. Die Abgeschiedenheit von Gol und die gleichzeitig dort vorhandenen
technischen Möglichkeiten haben sie vermutlich angelockt. Es gibt nicht weit
vom Heiligtum entfernt kilometerlange unterirdische Katakomben und unzählige
Kammern, die an verschiedenen Stellen Zugang zu Thermoenergie aus dem heißen
Kern des Planeten Vulkan bieten. Die Meleb mussten diese Energiequellen nur
noch anzapfen und für ihre Zwecke nutzen. Zudem waren sie geschwächt,
vermutlich weil sie alle Nahrungsreserven in jenem anderen Universum
aufgebraucht hatten. Sie mussten handeln und konnten es sich nicht leisten,
erst noch lange auf einem unbewohnten Planeten nach den geeigneten Zuständen zu
suchen. Sie brauchten die Energie Lebender um sich herum."
Kirk
unterdrückte ein Schaudern, als er die ruhig vorgetragene Analyse hörte. Nur
eine Vulkanierin konnte so distanziert über das Leid Unzähliger sprechen.
Dann
fiel ihm etwas auf.
"Sie
sprechen immer, als wäre diese Anfangsphase schon längst überwunden. Doch wie
es scheint, sind die Meleb noch nicht sehr stark. Können wir etwas gegen sie
unternehmen? Irgendwelche Vorschläge?"
Si'jsk
nickte bedächtig.
"Die
Meleb sind zu diesem Zeitpunkt in der Tat noch nicht sehr stark. Wenn, dann
müssten wir sofort handeln. Allerdings haben wir noch keinen Weg gefunden, sie
zu bekämpfen. Jeder direkte Kontakt mit ihnen ist tödlich, mit Ausnahme derer,
die durch eine besondere mentale Brücke verbunden sind."
McCoy
sah auf.
"Ich
nehme an, Sie sprechen von der Verbindung, zwischen Ihnen und Ihren
Geschwistern bzw. deren Partnern?"
"Ja. Aber wir sechs allein werden nicht
ausreichen."
"Noch
sind die Meleb in der Anfangsphase und geschwächt. Ich vermute außerdem, dass
ihre Kraft proportional zur absorbierten Vitalenergie wächst. Dadurch vermehren
sie sich auch. Wenn wir sie von weiteren Nahrungsquellen abschneiden, haben wir
vielleicht ein Chance."
"Wie
willst du das machen?" Sarduk musterte seine Schwester mit einer skeptisch
angehobenen Braue.
Sie
zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht. Wir sollten zumindest die
Energiequelle in jenem anderen Universum zerstören. Von dort beziehen sie ihre
Ressourcen um sich hier etablieren zu können. Wenn wir ihnen diese Möglichkeit
nehmen..."
Spock
nickte. "Ein guter Vorschlag. Ist dazu ein erneuter Transfer durch die
Anomalie erforderlich?"
T'Alin
runzelte andeutungsweise die Stirn, als sie angestrengt nachdachte. Dann mit
einem an Kirk gerichteten "Darf ich?" aktivierte sie ein im Tisch
eingelassenes Computerterminal und vertiefte sich in genauere Berechnungen.
Schließlich sah sie wieder auf.
"Ein
Schiffstransfer ist nicht notwendig. Ich kenne die genaue Umlaufbahn des
Planeten und somit auch seinen jetzigen Standort. Es genügt, wenn wir den
Antrieb einiger Photonentorpedos so manipulieren, dass sie schnell genug sind
um den destruktiven Kräften im Inneren der Anomalie zu entgehen. Mit
entsprechenden Zielsensoren ausgestattet müssten sie dann die Energiequelle
selbstständig finden können."
"Können Sie die entsprechenden Änderungen
vornehmen?"
"Ja,
Captain Kirk. Vorrausgesetzt Commander Scott, Lt. Sulu und Lt. O'Brian
assistieren mir dabei."
Kirk nickte nur. "Natürlich. Machen Sie sich so
schnell wie möglich an die Arbeit."
"Captain...",
unterbrach ihn Spock. "Sollten wir nicht zunächst das Oberkommando über
unseren Verdacht informieren?"
Diesmal
war es Kirk, der ihn mit einer hochgezogenen Braue bedachte.
"Eben
nicht, Spock. Ich muss gestehen, Ihr Einwand erstaunt mich etwas. Es wäre doch
geradezu unlogisch das Oberkommando zu informieren. Wissen wir denn mit
Sicherheit, dass es nicht ebenfalls infiltriert ist? Sarek hat doch von
mehreren eindeutig manipulierten Botschaftern berichtet."
Spock
senkte bestätigend den Kopf, ein leichtes, nur für Kirk sichtbares Lächeln
erschien kurz in den Mundwinkeln.
"Ich
übernehme lediglich die Rolle des Advokado diaboli."
Jetzt
grinste auch Kirk.
"Natürlich...
fürs Protokoll."
Dann
fiel ihm noch etwas ein.
"Haben
wir eine Möglichkeit die Hibernationskammern aufzuspüren? Vielleicht gibt es ja
mehrere."
Dr.
Gordon nickte langsam. "Vielleicht gibt es eine Möglichkeit. Ich habe mir
die Signaturen der übernommenen Personen genauer angesehen und bin dabei auf
seltsame, mir unbekannte Proteinverbindungen gestoßen. Sie könnten ein Merkmal
der Meleb sein. Wenn wir größere Mengen dieser Biowerte finden, könnte das doch
auf eine weitere Kammer hindeuten, oder?"
"Ja.
Vorrausgesetzt, wir finden erneut diese Proteinverbindungen, damit die Sensoren
entsprechend programmiert werden können." O'Brian lehnte sich nachdenklich
vor und verschränkte die Arme auf dem Tisch.
"Ich
nehme nicht an, Sie erinnern sich an die genaue Struktur, oder?"
Dr.
Gordon zuckte mit den Schultern.
"Bewusst
nur schemenhaft. Aber ich habe ein optisches Gedächtnis. Vielleicht ist es
Sarduk möglich, die entsprechenden Informationen in meinem Bewusstsein zu
finden."
"Hm...
einen Versuch wäre es wert." O'Brian sah zu Sarduk, der ohne zögern
nickte, und fuhr dann fort.
"Wenn
die Suchsensoren der manipulierten Photonentorpedos ebenfalls mit diesen Daten
programmiert sind, erwischen wir diese obskure Energiequelle jenseits der
Anomalie auf jeden Fall."
Er
stand entschlossen auf.
"Sarduk, Dr. Gordon? Begleiten Sie mich. Ich
möchte keine Zeit mehr verlieren."
Die
beiden nickten und standen synchron auf.
Kirk,
der durch die plötzliche Aktivität etwas überfahren war - immerhin war er es
gewohnt, dass er den Gang der Dinge bestimmte - warf Blight einen irritierten
Blick zu. Er hatte es so verstanden, dass er der Captain der fünf anderen
Überlebenden war.
Blight
grinste nur und wartete, bis die drei den Raum verlassen hatten, bevor er sich
an Kirk wandte.
"Irritiert?
Wir sind keine klassische Kommandocrew sondern ein aus Individualisten und
Spezialisten zusammen gewürfelter Haufen. Ich habe von Anfang an keine absolute
Kommandostruktur etabliert. Jeder, der gerade das benötige Wissen hat, führt
die anderen. Das hat bis jetzt gut funktioniert."
Kirk
überdachte das Gehörte kurz. Es klang nicht schlecht. Er wechselte einen Blick
mit Spock. Auch der Vulkanier war etwas irritiert, nahm die Fakten aber hin.
Kirk entschloss sich, das Gleiche zu tun. Das Ergebnis war wichtig und für
Blight war die Situation in Ordnung.
Bevor
jedoch auch T'Alin, Scott und Sulu verschwinden konnten, räusperte sich McCoy
hielt sie mit einer Geste seiner Hand zurück
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"Moment
noch. Ich habe Ihre Biodaten noch einmal durchgesehen und bin dabei auf einige
Merkwürdigkeiten gestoßen. Z.B. sehr ähnliche genetische Strukturen, vor allem
zwischen Ihnen, T'Alin und Sarduk."
"Oh,
das ist leicht erklärt, Dr. McCoy. Sarduk ist mein Zwillingsbruder, Si'jsk
wurde sieben Jahre später geboren. Beantwortet das ihre Frage?"
McCoy
sah sie verdutzt an und konnte gerade noch verhindern, dass sein Mund offen
stand.
"Äh..
Ja. So was in der Art dachte ich mir bereits."
Er
hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und rügte sich insgeheim dafür, an
diese einfache Erklärung nicht selbst gedacht zu haben.
"Was
ich aber immer noch nicht verstehe, sind die mentalen Werte, die ich bei Ihnen
allen - allen sechs wohlgemerkt - messen kann."
"Uns
alle verbinden verschiede mentale Links. Si'jsk und Blight, Dr. Gordon und
Sarduk und O'Brian und mich verbindet jeweils ein T'hyla-Band - eine besondere
Form des Partnerbandes. Wir Geschwister sind zusätzlich untereinander durch ein
normalerweise ruhendes Familienband mental gekoppelt, welches wir ganz bewusst
geöffnet und verstärkt haben, so dass es ähnlich wirkt wie ein Partnerband. Als
Folge davon überlappen sich die mentalen Werte aller sechs Bewusstseinsebenen,
was wiederum das Chaos bei Ihren Instrumenten verursacht."
"Aha", war alles, was McCoy dazu einfiel.
Diesmal stand sein Mund offen.
Kirk
hatte Spock unterdessen nicht aus den Augen gelassen. Und so entging ihm der
überraschte Blick des Vulkaniers nicht, als das T'hyla-Band erwähnt wurde.
Er
wusste zwar nicht, was genau das war, aber es musste etwas Besonderes sein. Und
zudem spielte offenbar auch das Geschlecht in einer solchen Beziehung keine
Rolle: Das es sich jeweils um nicht nur platonische Paarungen handelte, war
offensichtlich.
Ihm
wurde merklich warm, als er sich kurz an den leidenschaftlichen Kuss zwischen
Si'jsk und Blight in der Krankenstation erinnerte. Also hatte er doch die
richtigen Schlüsse gezogen.
McCoy
hatte sich währenddessen wieder beruhigt und brachte einen weiteren Punkt
seiner imaginären Liste zur Sprache.
"Erklärt
dieses Band auch das Vorhandensein menschlicher Gene in Ihrem Blut?"
Kirk
zog leicht die Stirn kraus. Davon hatte McCoy bisher nichts gesagt. Sein Blick
wanderte zwischen den vier anwesenden Vulkaniern hin und her und plötzlich
bemerkte er etwas.
"Aus
welchem Clan stammen Sie?"
Si'jsk
schaute überrascht zu Kirk. Hatte der Captain erraten, woran McCoy noch
herumgrübelte. Wenn er Spock ansah schien das Offensichtliche so deutlich zu
sein. Aber manchmal waren die Menschen blind für das Naheliegendste.
"Aus
dem Clan Telek-San-Deen von Shi-Khar."
T'Alin
ließ ihre Worte kurz wirken und stand dann auf, während sie sichtlich amüsierte
die verblüfften Minen betrachtete.
"Ich
werde im Maschinenraum erwartet. Bitte entschuldigen Sie mich, meine
Herren."
Spock
machte ebenfalls Anstalten aufzustehen.
"Ich
werde Sie begleiten."
"Ich
danke für das Angebot aber mir scheint, es ist Zeit für einige *Wahrheiten*.
Sie sollten besser bleiben, *Adunai* Spock."
Dann,
ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie.
Blight
sah ihr schmunzelnd nach und aktivierte die Verbindung zu Si'jsk.
//Welch
ein dramatischer Abgang. Sie hatte schon immer einen Sinn dafür, oder?//
//Was
erwartest du? Sie ist eine Frau.//
In
Blights Mundwinkeln zuckte es.
//Chauvinist!//
Si'jsk hob halb indigniert, halb amüsiert eine
Braue, antwortete aber nicht.
Wieder
ernst, konzentrierte sich Si'jsk auf die gespannten Minen vor ihm. Kirk schien
etwas zu ahnen, so wie er die drei Vulkanier musterte. McCoy lehnte mit verschränkten
Armen in seinem Stuhl und harrte der Dinge die da kommen mögen und Spock saß
emotionslos neben Kirk und sah zu Si'jsk.
Der
junge Vulkanier seufzte innerlich. Ein kurzer Seitenblick zu Blight bestätigte
ihm, dass sich dieser zurückhalten würde und es ihm überließ, die ganze
Wahrheit offen zu legen.
T'Alin
hatte recht: Keiner der drei vertraute ihnen ausreichend genug, um mit ihnen
eine gemeinsame Basis gegen die Wesen zu bilden. Sie spürten wohl, dass die
sechs Zeitreisenden etwas wichtiges verbargen.
Nun
gut.
Si'jsk
kontrollierte seine Empfindungen und richtete dann das Wort an Spock.
"Es
gibt tatsächlich etwas, das Sie wissen sollten bevor wir fortfahren, Adunai
Spock. Kann ich kurz mit Ihnen sprechen? Allein", fügte er mit einem
Seitenblick auf die Menschen und Sarek hinzu.
Kirk
und McCoy tauschten einen Blick. Wieder diese Bezeichnung! Und dann noch diese
besondere Betonung... Kirk hatte einmal gehört, dass Spock seinen Vater so
angesprochen hatte - in genau der gleichen Art und Weise.
Er
sah zu Si'jsk, dann zu Spock, der den jüngeren mit teils fragend, teils
überraschtem Ausdruck musterte.
"Betrifft es die Sicherheit des Schiffes?"
"Nein. Nur Sie privat, Adunai Spock."
Spocks
Blick huschte zu Kirk und McCoy.
"Ich
habe nichts vor meinen Freunden zu verbergen."
Si'jsk
legte andeutungsweise den Kopf schief. Es wirkte nicht überrascht... eher
bestätigend, wie Kirk verblüfft feststellte. Es erstaunte ihn, wie gut er die
Mimik des Vulkaniers deuten konnte. Ebenso gut wie die Spocks...
Und
plötzlich ging ihm ein Licht auf, als er alle Fakten zusammennahm. Allein die
Tatsache, dass die drei Geschwister und Spock etwa gleich alt waren, hatte ihn
das Offensichtliche bisher übersehen lassen.
Er grinste.
"Ich
fühle mich geehrt, Mr. Spock. Aber wenn zutrifft, was ich vermute, sollten Sie
vielleicht doch besser allein mit... " Er sah zu Si'jsk. Ein kaum
wahrnehmbares Nicken bestätigte seinen Verdacht.
"...
mit Ihrem Sohn sprechen", beendete Kirk seinen Satz und stand auf. Die
anderen taten es ihm gleich und zusammen verließen sie den Raum. Si'jsk und
Spock blieben allein zurück.
Spock,
der sich nichts von dem Chaos, das diese Bemerkung hinter seiner Stirn
verursachte anmerken ließ, wartete bis sie allein waren. Dann fixierte er
Si'jsk.
"Hat
Captain Kirk recht?" fragte er nach einem Moment des Schweigens.
Si'jsk
nickte ruhig.
"Ja.
Sarduk und ich sind deine Söhne, T'Alin ist deine Tochter."
Spock
konnte plötzlich nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Er brauchte Distanz um diese
Neuigkeit zu verarbeiten. Schnell stand er auf und trat einige Schritte vom
Tisch fort und drehte sich um. Mit auf den Rücken gelegten Händen fixierte er
einen Punkt an der Wand.
Si'jsk
und Sarduk und T'Alin. Seine Kinder. Seine Söhne, seine Tochter. Konnte es
sein?
Sie
waren so alt wie er. Nur wenige Jahre Differenz, wie er aus McCoys Daten
wusste. Aber sie waren aus der Zukunft gekommen. Einer Zukunft, die ihnen allen
den Tod bringen würde.
Er seufzte leise.
War
dies der Beweis, den er, den Jim, brauchte um ihnen zu vertrauen? Was sie
berichteten klang so unwahrscheinlich, fast absurd. Eine Entität, die die
Vitalenergie Lebender abzog um sich zu ernähren? Wesen, die aus reiner Energie
bestanden? Nun, das war ihnen bereits begegnet. Die Orioner waren nur ein Beispiel.
Aber diese Wesen waren destruktiv und gefährlich. Sie lebten von der Zerstörung
ganzer Universen, konnte sich durch Zeit und Raum bewegen wie andere Lebewesen
durch Wasser oder Luft.
Und
die Daten, die er bereits gesammelt hatte... Sie bestätigten die Worte ihrer
sechs Gäste. T'Alins wissenschaftliche Ausführungen, die sie, als er noch mit
dem Shuttle unterwegs gewesen war, in den Bordrechner eingegeben hatte, hatten
ihm wichtige Erkenntnisse für die Analyse der Anomalie geliefert. Daten, die
ihm bisher gefehlt hatten, die sich aber wie Puzzleteile mit dem bereits
Vorhandenen zu einem schlüssigen und logischen Gesamtbild vereinigt hatten, wie
er bei einer kurzen Überprüfung während der Besprechung festgestellt hatte.
Aber
wie konnte es möglich sein, dass er Kinder... *drei* Kinder hatte? Er war nicht
einmal gebunden und es gab auch keine Frau, die er für eine Bindung in Betracht
zog. Seine Wünsche gingen in eine andere Richtung und auf *diese* Weise würde
er niemals Kinder haben. Es war biologisch unmöglich. Zumal die drei nur in
sehr geringem Maße über menschliche Gene verfügten. Die Mutter musste
Vulkanierin sein. Aber wer?
Zudem...
Wenn es stimmte, dass sie etwas 45 Jahre zurückgereist waren... Und Sarduk war
nach eigenen Angaben 41 Jahre alt, Si'jsk demzufolge 34... Das würde auch mit
dem Zeitpunkt seines nächsten Pon farr zusammenpassen...
Spock
schüttelte verwirrt den Kopf. Alle Daten sprachen dafür; es war die einzige
logische Erklärung. Und dennoch weigerte sich etwas in ihm die Tatsache zu akzeptieren,
dass drei erwachsene Nachkommen vor ihm standen.
Si'jsk
musterte die einsam wirkende Gestalt. Spock stand von ihm abgewandt, doch er
konnte das Profil sehen. Es war klar, dass er versuchte diese neuen Fakten in
das einzufügen, was er bereits wusste. Schatten unterschiedlichster Emotionen
huschten über die hageren Züge.
Si'jsk
schloss die Augen, erinnerte sich an das Bild seines Vaters, wie er ihn als
Kind gekannt hatte. Es war Spock. Jetzt, da er vor ihm stand, jung und nicht
durch das Wesen beeinflusst, konnte er es sehen. Und er begriff, warum Sevrin
die Sterne so sehr geliebt hatte, dass er diese Liebe, diese Faszination an
seine Kinder und vor allem dem jüngsten
Sohn weitergab. Wie einsam musste er gewesen sein?
Hier,
unter den Menschen die seine Familie geworden waren, unter seinen Freunden, war
er sehr viel ruhiger und wirkte glücklicher als Si'jsk ihn als Kind erlebt
hatte.
Erinnerungsfragmente
blitzen in seinen Gedanken auf, als er sich an den Anblick des wie schlafend
wirkenden toten Paares erinnerte. Noch waren beide am Leben, noch hatten sie
eine Chance auf ein gemeinsames Leben.
Leise stand er auf und ging zu seinem Vater.
"Wenn
du erlaubst, zeige ich dir die volle Wahrheit."
Er
hatte nur leise gesprochen, wollte die Konzentration des anderen nicht stören.
Spock würde Zeit brauchen, das alles zu begreifen und zu verarbeiten. Allein
die Erkenntnis, dass zwischen ihm und Kirk ein Partnerband - und nicht wie von
ihm vermutet nur eine leichte Verbindung - bestand, war schon genug um Spocks
inneres Gleichgewicht zu erschüttern. Jedem Vulkanier wäre es so ergangen.
Nun diese Eröffnung. Und das war bei weitem nicht
alles.
Langsam
drehte sich Spock um und begegnete dem ruhigen Blick seines Sohnes. Was er in
den klaren grünen Augen las erschreckte ihn, aber er zeigte es nicht.
Bisher
hatte er seine Augen davor verschlossen. Doch jetzt konnte er sich nicht mehr
davon fernhalten.
Er
spürte, dass Si'jsk, Blight und die
anderen die Wahrheit sagten - in allen Punkten. Die stille Verzweiflung, der
Ausdruck resignierter Hoffnung in den Augen, in den Minen sagte genug.
Und
selbst wenn er und Kirk ihnen nicht glaubten, würden sie alles tun, was ihnen
möglich war, um den Strom der Zeit zu ändern.
Aber
konnten sie das überhaupt? Es hieß, die Zeit ließ sich nicht ändern. Sie
duldete keine Anachronismen und kehrte immer wieder zum Ausgangspunkt zurück
oder eliminierte Eindringlinge. Aber
warum konnten die sechs dann hier sein?
Er brauchte zuerst die Antwort auf diese Frage,
bevor er für anderes bereit war.
"Warum
haben Sie alle den Zeitsprung überlebt, die anderen Personen an Bord der
Deirdre aber nicht? Warum war er überhaupt möglich?"
"Dies
ist eines der Effekte, die in Sagen und Legenden dem T'hyla-Band nachgesagt
werden."
Er
wartete, bis er Spocks volle Aufmerksamkeit hatte.
"Durch
ein T'hyla-Band verbundene Partner sind zu Dingen in der Lage, die andere nicht
können. Mentale Kontakte über extrem weite Distanzen, eine Verstärkung
physischer und psionischer Fähigkeiten und die Möglichkeit gemeinsam Zeit und
Raum zu überwinden gehören dazu. Es heißt, T'hyla-Partner können die Gesetze
der Physik überwinden, wenn die Liebe ihnen einen Grund dafür gibt."
Spock
sah ihn mit skeptisch gehobener Braue an, doch dann nickte er langsam. Auch er
hatte von diesem Band gehört, es aber in den Bereich der Legenden verbannt.
Jede Logik widersprach solchen Möglichkeiten. Ein mentales Band war nichts
anderes als eine physikalische Annährung bestimmter Bereiche des Gehirns zweier
Partner, was die Ausrichtung gewisser Gehirnwellen zur Folge hatte. Dadurch
wurden ohne physischen Kontakt mentale Kommunikation und Empathie möglich.
Nicht mehr und nicht weniger. Aber es erklärte nicht die Veränderungen, die ein
T'hyla-Band angeblich hervorrief.
"Überprüfe
es. Ich stehe dir zur Verfügung. Finde die Antworten auf deine Fragen",
bot Si'jsk an und senkte mit geschlossenen Augen den Kopf. Es war klar, dass er
bereit war sich in eine leichte Trance fallen zu lassen, was eine tiefe
Mentalverschmelzung erleichtern würde.
Zögernd
hob Spock die Hand. Es war nicht ungefährlich das Bewusstsein eines gebundenen
Vulkaniers derartig tief zu berühren. Zumal er nicht die Ausbildung eines
Heilers hatte.
"Ich
muss sehr tief vordringen, um die Ursprünge des Bandes zu überprüfen und um
dein Wissen um die Ereignisse zu teilen."
"Sei
unbesorgt. Ich besitze nicht die rigide mentale Disziplin, wie sie dir
beigebracht worden ist. Mein Bewusstsein ist weitaus offener. Zudem ist Kevin
einverstanden. Er wird nicht eingreifen."
Spock
atmete tief durch und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Dann hob er
die Hand und berührte die mentalen Verbindungspunkte im Gesicht seines Sohnes.
Er
spürte keinerlei Hindernis oder Ablehnung, als er in das weit offene
Bewusstsein eindrang. Da war nichts, was Si'jsk ihm vorenthielt.
Langsam,
bedächtig bewegte sich Spock vorwärts. Nie zuvor hatte er eine
Mentalverschmelzung mit einem untrainierten Vulkanier erlebt, kannte nur die
strenge Ordnung im Geist seines Vaters und des Lehrers, der ihm die
Gedankenregeln beigebracht hatte.
Si'jsk
war völlig anders. Sein Bewusstsein ähnelte eher dem Jims. Emotionen, Gedanken,
Erfahrungen vermischten sich zu einem bunt schillernden Kaleidoskop.
Alles
war trotzdem eine bemerkenswert gut kontrollierte wirbelnde, wogende Masse aus
Licht und Farben und umhüllte Spock wie ein angenehm weicher Nebel.
Si'jsk
ließ Spock Zeit sich mit der oberen Ebene seines Wesens vertraut zu machen.
Dann trat er aus den schimmernden Schlieren hervor und führte ihn langsam tiefer
in die Bereiche der Erinnerung und des Wissens und dorthin, wo sein Band zu
Kevin Blight seinen Ursprung hatte. Dort wartete auch der Mensch auf ihn.
Spock
zögerte zunächst, als die bunten Erinnerungswolken hinter ihnen zurückblieben
und sie mehr und mehr in tiefere und hier durchaus wohlgeordnete und in ihrer
Struktur vertrauten Bewusstseinsebenen vordrangen.
Si'jsk
zeigte ihm seine Vergangenheit - Spocks Zukunft. Er zeigte ihm sein Leben auf
Vulkan, die kalte, unpersönliche Bindung zu der namenlosen Vulkanierin, die die
Mutter seiner Kinder werden würde. Er führte ihn durch die vom Krieg zerstörte
Stadt. Zeigte ihm auch, wie sie Jahrzehnte später unter der Einwirkung des
giftiges Gases aussehen würde.
Camelon,
die neue Föderation. Der langsam endende Krieg. Der Versuch wieder so etwas wie
ein friedliches Miteinander zu schaffen.
Die
keimende Liebe zu Blight und schließlich die Bindung im Pon farr - Si'jsks
mentales Abbild lachte amüsiert, als er die verlegene Reaktion seines Vaters
auf einige sehr deutliche Erinnerungsbilder sah. Doch er wurde sehr schnell
wieder ernst und führte ihn weiter.
Die
Ereignisse, als die halb zerstörte Enterprise aus der Anomalie auftauchte.
Kirk... Sevrin, der nur langsam begreift, wer er wirklich ist. Die Erkenntnisse
über die Wesen, über die Gefahr, die von ihnen ausging.
Sevrin,
der es schließlich schafft wieder zu seinem verborgenen Selbst zu werden, den
Preis, den er und Kirk dafür zahlen.
Blights
letztes verzweifeltes Aufbäumen gegen die Wesen, als er den Befehl gibt, die
Deirdre in die Energiequelle zu steuern.
Und
schließlich der Moment, als die mentalen Verbindungen zwischen ihnen allen weit
aufschwangen und sie alle in einer einzigen großen Konzentration mentaler Macht
in die Vergangenheit brachte.
Schließlich
endete die tiefe Verschmelzung und Spock tauchte langsam wieder an die
Oberfläche der Realität empor.
Blinzelnd
sah er sich um.
Sie
knieten auf dem Boden. Lange sahen sie sich nur stumm an. Dann stand Spock auf
und strich in reiner Gewohnheit seine Uniform glatt.
"Ich
danke Dir. Und ich bedauere, was Ihr erleben musstet. Es wird Zeit, die
Möglichkeit zu nutzen, die das Schicksal uns offeriert."
Si'jsk
grinste schief und zum ersten Mal war Spock nicht über diese Zurschaustellung
von Emotionen überrascht. Er wusste nun, dass das einfach zu Si'jsk gehörte, so
wie die gelassene Ruhe eines Heilers typisch war für Sarduk und so wie das
übermütige Temperament zu T'Alin gehörte. Sie ergänzten einander und bildeten
wahre Einheiten mit ihren Partnern. Nur wenigen Vulkaniern war das vergönnt.
"Ich wusste gar nicht, dass du an Schicksal
glaubst, Vater."
Spock
straffte die Gestalt und musterte Si'jsk mit gehobener Braue.
"Dieses
Konzept liegt mir fern. Aber ich kann momentan keine bessere Bezeichnung für unsere
derzeitige Situation finden."
"Logisch, wie immer."
Spock
streifte ihn nur mit einem knappen Seitenblick, während er zum Interkom ging
und es aktivierte.
"Es
wird Zeit, Captain Kirk zu informieren."
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Ende
Teil 31