Titel: Durch
Zeit und Raum
Teile: hmm... schon ein paar, aber keine Sorge: kein
WIP.
Serie: TOS
Paarung:
m/m, m/f, K/S
Rating:
AU (je nachdem, wie man's nimmt), angst, h/c, ft, NC-17
Zusammenfassung:
Der Fortbestand der Föderation ist gefährdet und Kirk und Spock tun alles um
das scheinbar Unabänderliche aufzuhalten. Doch es kommt anders... und nichts
ist so, wie es scheint.
Feedback: Gerne! tsihek@yahoo.de
Beta: Chris und Liliane
Archiv:
Für private Zwecke jederzeit.
Disclaimer:
Spock und Kirk gehören Paramount/Viacom. Ich spiele lediglich mit den
Möglichkeiten, die bisher von offizieller Seite nicht genutzt wurden. Das Ganze
natürlich ohne jeglichen Profit. Wenn's anders wäre, käme vieles wohl nicht durch
die Zensur ;-)
Darum
sollte, wer homoerotische Geschichten nicht mag, oder zu jung ist um so was
mögen zu dürfen, sich jetzt nach passenderer Lektüre umsehen.
Allen
anderen wünsche ich viel Vergnügen... und ein gutes Gedächtnis ;-)
Teil 1
<> ~ <> Durch
Zeit und Raum <> ~ <>
<><><> Prolog <><><>
Kirk
schüttelte den Kopf.
„Das
Ganze kann doch nur ein schlechter Witz sein!“
Spock
legte die Hände auf den Rücken und richtete sich auf.
„Ganz
und gar nicht, Jim. Die Geheimdienstberichte deuten darauf hin, dass
irgendjemand oder irgendetwas für dieses Chaos verantwortlich ist.“
Kirk
las die Datenfolie noch einmal, die Spock ihm soeben zusammengestellt hatte.
Sie saßen im kleinen Konferenzraum und versuchten einmal mehr das Puzzle
zusammenzufügen, auf das sie mehr aus Zufall gestoßen waren.
Überall
innerhalb der Föderation verschwanden wichtige oder bekannte Persönlichkeiten,
um dann kurze Zeit später irgendwie verändert wieder aufzutauchen. Sie trafen
Entscheidungen und lösten Ereignisse aus, die auf ein riesiges Chaos
zuzusteuern schienen. Und je mehr Personen verschwanden, um so schlimmer wurde
es. Die Liste, die Spock anhand von unzusammenhängenden Nachrichten
zusammengestellt hatte, umfasste inzwischen mehrere hundert Personen aus Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Und das alles betraf nicht nur die
Föderation. Auf vielen anderen Welten, von der Berichte im Subraum verschickt
wurden, ging es ähnlich zu. Und bei den Romulanern und Klingonen sah es nicht
viel besser aus. Im Gegenteil. In den Randgebieten beider Reiche war es
inzwischen schon zu einigen ernsten Kämpfen gekommen. Die ersten Welten hatten
sich bereits den Krieg erklärt. Das Zentrum der Unruhen lag allerdings direkt
bei der Föderation, d.h. bei Terra und Vulkan um genau zu sein.
Spock
räusperte sich. „Es gibt einen Hinweis, das in den Bergen von Gol eines der fehlenden Puzzlestücke, wie
Sie es nennen, verborgen sein könnte. Ich bitte um die Erlaubnis, nähere
Informationen vor Ort einzuholen.“
Kirk
hob den Kopf und sah Spock stumm an.
Sie
wussten beide, was diese Bitte in dieser Situation bedeutete. Als Vulkanier
hatte Spock ungehindert Zugang zu dem Heiligtum in der vulkanischen Wüste. Doch
Vulkan verhielt sich derzeit zunehmend feindlich gegenüber den Menschen. Es kam
immer öfter zu unangenehmen Szenen in der Öffentlichkeit, Nicht-Vulkanier
wurden offen angefeindet, Kontakte zu anderen Welten eingefroren, diplomatische
Verhandlungen abgebrochen.
Es
war fraglich, ob die Enterprise im Orbit geduldet sein würde. Zudem musste
Spock verdeckt ermitteln, so dass es sinnvoller war, er würde die Mission
allein ausführen. Die Enterprise musste währenddessen ihren Auftrag ausführen,
den sie vom Hauptquartier erhalten hatte.
Einen
Auftrag, der so sinnlos war, dass er allein schon Kirks Misstrauen in einem
Ausmaß erregte, ihn in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Er wollte in dieser
Situation nicht auf Spock verzichten. Und er wollte ihn an seiner Seite wissen
– dort, wo er ihn beschützen konnte.
Dies
alles lag in ihrem Blickwechsel, bis Kirk schließlich widerstrebend nickte.
„Gut,
ich erteile Ihnen hiermit unbefristeten Heimaturlaub um sagen wir, *persönliche
Dinge* zu erledigen. In der Zwischenzeit werde ich Commander Lirien auf Ihren
Posten auf der Brücke berufen. Haben Sie jemanden für die Wissenschaftliche
Station?“
Spock
nickte. „Ich werde mich darum kümmern.“
<><><>
Spock
hatte sich mit der für ihn charakteristischen Effizienz um die Vorbereitungen
gekümmert. Doch irgend etwas war anders, als bei anderen ähnlichen Einsätzen.
Er
hatte es vermieden, Kirk außerhalb des Dienstes zu begegnen. So als ahnte er,
dass diesmal etwas Unabänderliches geschehen könnte.
So
vieles war zwischen ihnen unausgesprochen, ungeklärt. Doch es war ihnen keine
Zeit geblieben. Und so hatten sie es beide vorgezogen, den Status quo zu
erhalten, anstatt das, was zwischen ihnen gewachsen war, reifen zu lassen. Zu
unsicher war die Zukunft um über Träume und Hoffnungen zu sprechen.
Ein
Ausspruch McCoys kam ihm in den Sinn. Er hatte einmal in einer Situation, in
dem es um ihr Überleben schlecht ausgesehen hatte, gesagt, er glaube nicht
daran, dass sie jetzt sterben würden, sie wären ja schließlich alle zusammen.
Sie würden erst sterben, wenn sie getrennt wären.
Es
war wie ein Ohmen.
Daran
musste er jetzt denken, als er in der staubigen Hitze am Rande der Wüste stand.
Gegen Abend wollte er sich auf den Weg machen und den kürzesten Weg nach Gol
einschlagen. Der trockene Wind strich über seine Haut und genoss es fast sogar
ein wenig, wieder auf Vulkan zu sein.
Er
hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Doch er war zu langsam.
Ein
Hieb traf ihn am Kopf. Durch seine Drehung entging er der vollen Wucht, doch es
genügte, um ihn benommen taumeln zu lassen. Weitere Hiebe trafen ihn. Er brach
in die Knie. Alles ging so schnell, dass er kaum eine Chance hatte, sich
ernsthaft zu wehren. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er bewusstlos wurde.
<><><>
Spock
erwachte in einem dunklen feuchten Raum. Er kauerte an einer Wand. Um seine
Handgelenke und Knöchel waren Energiefesseln gewunden. Sein Körper schmerzte,
als wäre er tagelang verprügelt worden.
Er
wusste nicht wo er war. Müde schloss er die Augen und versuchte sich zu
erinnern. Doch da war nichts. Nichts, was vor den wenigen Sekunden lag, seit
denen er wieder bei Bewusstsein war. So etwas wie Panik quoll in ihm empor,
doch bevor er sich darin verlieren konnte, hörte er Schritte vor seiner
Kerkertür.
Die
Tür schwang auf und ein seltsames Wesen glitt in den Raum. Es schien ohne klare
Kontur zu sein, wenngleich seine Umrisse dennoch annähernd denen eines
durchschnittlichen Humanoiden glichen.
Instinktiv
wusste Spock, dass ihm von diesem Wesen Gefahr drohte.
Lebensgefahr.
Doch
es gab nichts, was er tun konnte. Kalte, glitschige *Finger* glitten über sein
Gesicht und ein widerlicher Geruch, ähnlich dem brackigen Wassers, stieg ihm in
die Nase.
Er
riss den Kopf zurück, doch es gab kein Entkommen. Ein fremdes Bewusstsein
drängte sich in sein Innerstes. Das wenige, was ihm noch an Erinnerungen und
Eigenbewusstsein geblieben war, wurde herausgerissen, zerfetzt und zerstört.
Er
schrie auf vor Schmerz, doch seine Schreie blieben ungehört. Alles, was er
gewusst, gelebt, erfahren hatte, war fort. Genommen von diesem Wesen.
Sie
wussten alles.
Alles.
Alles
war zu Ende.
<><><>
Kirk
starrte auf das, was sich vor ihm im All abspielte. Farben schillerten, wo sich
keine Farben hätten befinden dürfen. Er glaubte Töne und Geräusche zu hören, wo
es keine hätte geben dürfen.
„Bericht.
Worum handelt es sich?“
Lt.
Ajdan, der Spocks Station eingenommen hatte, drehte sich um. In seinem Gesicht
war deutlich seine Verblüffung zu erkennen. Es irritierte Kirk, da er an Spocks
ausdruckslose Mine gewöhnt war.
„Den
Messungen zu Folge handelt es sich um eine Art Riss im Raum. Was wir sehen, ist
ein ... anderes Universum.“ Ajdans Stimme war beim Sprechen leiser geworden, so
als könne er selbst nicht fassen, was er sagte.
Er
führte erneut einige Scans durch.
„Ich
bestätige die Daten. Es handelt sich um sichtbare Strahlung, die in einer
Galaxie ihren Ursprung hat, deren Entfernung wir nur annähernd abschätzen
können. Sie ist nicht messbar und auch nicht mit unseren Bezeichnungen
benennbar.“
Kirk
warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. Der junge Offizier gehörte zu Spocks
Protegés und Spock hatte immer wieder in höchsten Tönen die Fähigkeiten des
Menschen gelobt. Er war noch sehr jung,
hatte gerade erst die Akademie abgeschlossen. Seine exzellenten Noten hatten
den Wissenschaftsoffizier bewogen, ihn für seine Abteilung anzufordern und Kirk
wusste natürlich davon.
Dennoch
erstaunte ihn das Vertrauen, das Spock in Lt. Ajdan setzte. Obwohl Kirk zugeben
musste, dass er seine Sache sehr gut machte. Seine Effizienz und
Gewissenhaftigkeit kam nahe an die Spocks heran.
Allerdings
sah Kirk ungern, wie viel Zeit der Vulkanier in die Aus- und Weiterbildung
seines neuesten Mitarbeiters investierte. Zeit, die bisher ausschließlich für
ihn reserviert gewesen war.
Spock...
Er vermisste seinen Ersten Offizier und Freund mehr als er vermutet hatte.
Mehr, als er es jemals für möglich gehalten hätte.
Er
richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm und bewunderte einen
Moment lang den Anblick, der sich ihnen bot.
„Irgendwelche
Nachrichten, oder dergleichen. Lebensformen?“
Uhura
schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Ich kann keinerlei Lebenszeichen oder gezielte
Subraumsendungen entdecken.“
„Hat
dieses Raumloch eine Auswirkung auf unsere Galaxis?“
Diesmal
schüttelte Ajdan den Kopf. „Soweit ich aus den Berechnungen ersehe, kann ich
keinerlei Auswirkungen feststellen. Ich empfehle jedoch, diesen Raumbereich mit
Funkbojen weiträumig zu sichern. Ich kann nicht sicher sagen, wie stabil der
Riss ist. Es könnte durchaus sein, dass er sich vergrößert, oder plötzlich
wieder in sich zusammenfällt. Eine kaum messbare Fluktuation scheint das Ganze
leicht instabil zu machen.“
„Tun
wir das. Uhura, schicken Sie eine Nachricht mit den gesammelten Daten an das
Hauptquartier.“
„Aye,
Sir.“
Doch
bevor sie auch nur eine Taste drücken konnte um den Befehl auszuführen, stand
die Welt Kopf.
Aus
dem Riss schoss ein Tentakel aus reiner farbiger Energie hervor und schlang
sich um die Enterprise. Das Schiff wurde zur Seite gerissen und blitzschnell in
den Riss gezerrt.
Den
Menschen an Bord blieb keine Zeit mehr zu reagieren. Der Riss schloss sich und
es schien, als hätte es niemals dieses Schiff gegeben.
<><><>
Sie
waren einfach nur da und beobachteten auf dem riesigen Monitor, der ein Segment
der wabenförmigen Hauptbasis einnahm, wie das Schiff verschlungen wurde. Kein
Laut war zu hören, doch es lag so etwas wie Zufriedenheit in der Luft.
Die
Meleb richteten sich auf, dabei bewegten sie sich, als handelte es sich um ein
Wesen und nicht um viele Hunderte. Ein weiterer Schritt war getan. Nun galt es,
die Erinnerung an dieses Schiff aus dem Bewusstsein der Wesen in dieser Galaxie
zu löschen.
Aus
dem Wissen des Einen, der das Schiff verlassen hatte, wussten sie, wie
gefährlich dieses Schiff ihnen werden konnte. War es erst einmal aus dem Gedächtnis
dieser Galaxie getilgt, konnten sie ungehindert damit fortfahren, ihre Macht
auszudehnen.
Ein
Teil von ihnen machte sich auf den Weg, um jene zu finden, die das Schiff
gekannt hatten und sich daran erinnerten. Sie erkannten bald, das es Tausende
waren, aber das spielte keine Rolle. Der Krieg, der ihnen das Leben
ermöglichte, hatte schon so viele dahingerafft, das es bald keinen mehr geben
würde, der sich erinnerte.
Ja,
sie lebten vom Krieg. Jedes Lebewesen, das starb, stärkte ihre Macht und ihre
Lebensenergie. Auch die letzte Galaxie, in der sie sich niedergelassen hatten,
war daran zugrunde gegangen. Sie hatten solange alles getan, damit sich die
Lebensformen jener Welten gegenseitig vernichteten, bis sogar die Sonnen zu
Novae wurden und sich die Galaxie gewissermaßen lange vor ihrer Zeit selbst
zerstörte.
Dann
hatten sie in einem der letzten noch halbwegs intakten Sonnensysteme eine Basis
errichtet. Diese würde ihr Rückzugsort und Nahrungsreservoir sein, solange sie
in der nächsten erntereifen Galaxie noch nicht mächtig genug waren um dort
existieren zu können. Sie öffneten ein Raumfenster und drangen in die nächste
Galaxie ein. Weit genug entfernt von
der anderen, so dass nichts diese Lebensformen hier warnen konnte.
Und
sie begannen ihr tödliches Werk. Langsam zunächst. Sie hatten Zeit. Doch dann
begann sich ihr Einfluss zu potenzieren.
Sie
konnten für einige Zeit die Körperform der Getöteten annehmen, so dass sie an
deren statt Befehle geben konnten. Sie taten alles um die Welten gegeneinander
aufzuhetzen.
Einige
ihrer Opfer merkten was vor sich ging, doch diese waren schnell eliminiert.
Und
wieder begannen sie damit, einige Ausgewählte in geschützten Kammern
einzulagern. Mit ihnen hatten sie noch andere Pläne.
So
hatten sie es seit Anbeginn der Zeit gemacht und so würden sie fortfahren...
<><><> 45
Jahre später <><><>
Sternzeit
4156.3, Vulkan:
Er
richtete sich auf und rieb sich die müden Augen. Seit Tagen saß er vor dem
Bildschirm und versuchte den Fehler in dem Entwurf für die neue Waffe zu
finden. Doch er war nur einer von mehreren Computerexperten, die an dem Problem
arbeiteten und er selbst hatte keinen Überblick über den gesamten Komplex.
Er
brauchte eine Pause.
Sein
Magen krampfte sich einmal mehr zusammen und erinnerte ihn daran, dass er auch
seit Tagen nichts mehr gegessen hatte.
Steif
vom langen Sitzen stand er langsam auf. Der Weg zu der kleinen Unterkunft in
der er lebte war kurz, aber die wenigen Schritte taten ihm gut.
Müde
stellte er am Synthesizer eine Mahlzeit zusammen und setzte sich dann um das
fade und unappetitliche Essen zu sich zu nehmen.
Er
war allein. Seit Jahren schon.
Seit
die vulkanische Flotte ihn zum Dienst in einem ihrer geheimen Stützpunkte
einberufen hatte, wo er als Computerspezialist immer neue Möglichkeiten und
Varianten von Waffensystemen berechnen musste. Der Krieg wurde immer schlimmer
und viele Städte auf Vulkan waren bereits zerstört worden. Auch in seiner Stadt
tobte der Krieg.
Irgendwann
war er nach Hause gekommen um das Haus verwüstet vorzufinden. Seine Frau T’Lera
und seine drei Kinder waren verschwunden. Er war wie betäubt gewesen, doch er
konnte nichts tun. Nachdem er alle Krankenhäuser und Notlazarette der Stadt
abgesucht hatte, war ihm keine Hoffnung mehr geblieben. Seine Kinder waren und
blieben verschollen. Er fand keinerlei Hinweise auf ihren Aufenthaltsort. Nun,
sie waren alt genug, um sich notfalls allein durchschlagen zu können, auch wenn
sie den Jahren nach noch Kinder waren. Er hatte ihnen alles beigebracht, was
sie zum Überleben in der Wüste brauchten. Sie konnten es schaffen. Das war der
einzige Trost, der ihm blieb.
Was
seine Partnerin anging: Sie war tot.
Er
hatte gespürt, wie das Band, das trotz allem zwischen ihnen bestanden hatte,
zerrissen wurde. Er vermisste sie nicht. Es war eine reine Zweckverbindung
gewesen. Eigentlich hatte er auch keine Kinder mit ihr zeugen wollen. Als sie
dennoch nach dem Pon farr schwanger gewesen war, hatte er es hingenommen. Er
hatte nicht die Kraft, es wirklich ändern zu wollen. Als dann die Zwillinge
Sarduk und T'Alin geboren wurden, kehrte wieder so etwas wie Sinn in sein Leben
ein.
Er
kümmerte sich um die Kinder, die von ihrer Mutter nur mit dem Nötigsten
versorgt wurden. Sieben Jahre später wurde dann Si'jsk geboren. Sevrin kümmerte
sich auch um ihn, während die Beziehung zu T‘Lera immer kälter und ablehnender
wurde, das Band zwischen ihnen immer schwächer.
Er
wusste, das sie es mit der Treue zu ihm nicht genau nahm, doch es störte ihn
nicht. Sie bedeutete ihm nichts. Er spürte tief in seinem Innersten, dass es
einmal eine andere Person gegeben hatte, die ihm weitaus wichtiger gewesen war.
Doch er konnte die flüchtigen Erinnerungsfragmente nicht festhalten, die
manchmal in seinem Sinn auftauchten.
Daran
dachte er jetzt, als er seine Mahlzeit beendete und sich in der schlichten
Ruhenische zur Meditation niederließ. Es gab für ihn kein Ziel mehr. Und er
wusste nicht, ob es jemals eines gegeben hatte. Nur die wenigen Erinnerungen,
die hin und wieder wie aus dichten Nebeln auftauchten und so gar nicht zu
seinem jetzigen Dasein zu passen schienen, machten ihn neugierig. Sie waren
alles, was das Leben für ihn noch interessant machte.
Er
schloss die Augen und machte seine Gedanken frei für das, was sich in den
Tiefen seines Bewusstseins befand.
Dunkelheit
wallte in ihm empor, nur durchbrochen von hellen Punkten. Ein Sternenhimmel,
wie man ihn von Vulkan aus nicht sehen konnte. Die Sterne verwandelten sich in
bunt schillernde Streifen und er wusste, dass er sich sehr schnell fortbewegte.
Doch wohin, wie oder warum – er wusste es nicht.
Gesichter
ohne Namen.
Stimmen
ohne Gesichter.
Bilder,
von Welten, die er sich mit keiner Phantasie ausdenken konnte.
Und
immer wieder helles glänzendes Haar und grün-braune Augen, die ihn mit einem
fröhlichen Lachen anblitzten.
Sevrin
beendete die Meditation, da sie ihm, wie meistens, nicht die erhoffte Ruhe
schenkte. Nachdenklich betrachtete er ein UMUK-Symbol an der Wand. Seine
Bedeutung war durch den Krieg ins Abscheuliche pervertiert worden.
Unendliche
Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination. Ja, der Krieg hatte das Unmögliche
wahrgemacht, und friedliche Welten in ein Tollhaus verwandelt. Hatte Waffen
entstehen lassen, die grausamer, zerstörerischer und tödlicher waren als alles,
was bisher da gewesen war. Einmal mehr dachte er daran, Vulkan zu verlassen, um
in einer der kleinen Kolonien am Rande des Systems zu leben. Aber auch dort
tobte der Krieg.
<><><>
Sternzeit
4158,4: USS Deirdre:
Blight
lehnte sich zurück und betrachtete die Gruppe, die sich allmählich im
Konferenzraum der USS Deirdre eingefunden hatte.
Dies
waren also die Offiziere, die ihm die Flotte als die Besten ausgewiesen hatte.
Ein wahrlich wilder Haufen.
Er
seufzte und stützte das Kinn in die Hand. Wieder einmal fragte er sich, wie er
den Auftrag, den Admiral Boydan ihm gegeben hatte, erfüllen sollte.
Gut,
ihm stand eine relativ unauffällige Basis mit allen Möglichkeiten zur
Verfügung. Camelon – eine kleine, unbedeutende Welt mit einer ähnlichen
Zusammensetzung wie die Erde. Die Akademie hatte dort eine Zweigstelle gebildet
um, wie es offiziell hieß, speziell talentierte Kadetten auszubilden, deren
Ausbildung natürlich offiziell streng geheim war.
Das
rechtfertige die strengen Sicherheitsvorkehrungen, die Camelon für den
öffentlichen Verkehr abschirmte. Für ihn und seine Truppe sollte diese
Spezialabteilung die Basis für ihre Geheimaktivitäten sein. Offiziell waren sie
dort als Ausbilder tätig. Eine Aufgabe, die sie nebenher tatsächlich ausführen
sollten.
Doch
eigentlich waren sie Spezialagenten, die für andere die Kohlen aus dem Feuer
holen sollten. Die Aufgabe hatte ihn gereizt. Doch als er sich jetzt seine
neuen Kollegen ansah, zweifelte er an der Weisheit des Admirals.
Sein
Blick wanderte über ein gutes Dutzend der unterschiedlichsten Hominiden und
Nichthominiden. Er stutzte, als er sogar zwei Vulkanier bemerkte.
Er
rief sich noch einmal die Personalakten ins Gedächtnis.
Da
war Lieutenant Yagmur.
Er
hatte keine Schwierigkeiten sie unter all den anderen herauszufinden: Es
handelte sich um eine sieben Meter lange Riesenschlange. Sie trug eine Art
Halsband, an dem Rang und Name vermerkt waren. Zudem war ein Translator daran
befestigt, denn durch die typische schlangenähnliche Zunge war ihre Aussprache
für gewöhnlich kaum zu verstehen. Sie stammte von einer der neuen Mitgliedswelten
und hatte sich in den vergangenen Jahren innerhalb der Flotte durch ihre
manchmal etwas unkonventionelle Problemlösungen einen Namen gemacht. Sie hatte
sich freiwillig zu diesem Unternehmen gemeldet.
Blight
konnte sie noch nicht so recht einordnen, entschloss sich dann aber, vor allem
ihre in der Föderation noch ungewohnte Gestalt als Vorteil anzusehen. Es konnte
ein nicht zu unterschätzendes Überraschungsmoment bedeuten, wenn sie im
richtigen Moment auftauchte.
Sein
Blick wanderte weiter zu einem der beiden Vulkanier. Das bemerkenswerteste an
ihm war sein kupferfarbenes Haar. Eine Farbe, die, wie Blight inzwischen
wusste, unter Vulkaniern sehr selten war. Es gab Gerüchte, dass, Commander
Silen, so sein Rang und Name, schon unter dem legendären Captain Kirk in der
Flotte gedient hatte.
Blight
war sich jedoch nicht sicher, ob es jenen Captain und sein Schiff wirklich
gegeben hatte, denn in den offiziellen Aufzeichnungen der Flotte und allen
Geschichtswerken waren keine entsprechenden Hinweise zu finden. Aber da ohnehin während des Krieges
große Mengen an Daten verlorengegangen waren, wusste niemand mehr so genau,
welche der kursierenden Geschichten und Gerüchte einen wahren Kern hatten und
welche nicht. Wie auch immer. Silen war ein brillanter Waffenspezialist, der
sein Wissen und Können der Föderation, anstatt seiner Heimatwelt Vulkan zugute
hatte kommen lassen. Blight wusste nicht so recht, wie er ihn einschätzen
sollte. Zwar waren alle Mitglieder seines Teams vom Geheimdienst der Flotte
überprüft worden, aber ein Rest Misstrauen blieb dennoch. Vulkan war einer der
schlimmsten Feinde der Erde und Spionage nicht auszuschließen.
Das
gleiche galt auch für den anderen, deutlich jüngeren Vulkanier. Seine Züge
waren weicher und weniger typisch als die Silens, so dass es Commander Si'jsk
sehr leicht fiel, sich als Mensch auszugeben. Vorausgesetzt, er verbarg seine
spitzen Ohren. Da er jedoch sein Haar für einen Vulkanier relativ lang trug und
es für gewöhnlich im Nacken straff zusammenband, konnte er damit gut seine
Ohren verstecken.
Blight
vermutete, dass es sich bei ihm um jenen jungen Captain der vulkanischen Flotte
handelte, der sich einen legendären Ruf erworben hatte, indem er Tausende von
vulkanischen Zivilisten mit seinem Kampfschiff evakuierte. Er wurde schließlich
von einem seiner Offiziere verraten und musste fliehen. Offenbar war er bei der
Föderation untergetaucht. Es hieß, seine telepatische Ausbildung wies einige
Bereiche auf, die er als Mensch nicht so genau kennen lernen wollte. Boydan
hatte ihn gewarnt, dass er diesen Mann nicht unterschätzen sollte. Er sollte
ihn sich lieber nicht zum Feind machen.
Auch
die Ärztin in seiner Truppe, Dr. Beatrice Gordon, war nicht zu unterschätzen.
Sie war als Mensch außergewöhnlich telepatisch begabt und hatte ihr Talent
genutzt um sich noch während der Anfangsphase des Vulkanischen Krieges als
Vulkanierin getarnt in der Akademie in Shi-Khar als Heilerin ausbilden zu
lassen.
Das
allein war schon eine beachtliche Leistung. Sie hatte hier auf Camelon, ihrer
Heimatwelt, eine kleine Klinik eingerichtet, in der sie jede bekannte Spezies
behandeln konnte. Ein unschätzbarer Vorteil für ihre Truppe.
Dann
gab es da außer ihm noch zwei weitere Menschen im Team: Lieutenant Kent
O’Brian. Ein Sicherheitsoffizier, der für seine besonderen Fähigkeiten im
Nahkampf bekannt war. Zudem war er Spezialist für Sensortechnik. Seine
Fähigkeiten würden ihnen sicher noch nützlich werden.
Und
Commander Peter Gab. Er war ein brillanter Navigator, der sich notfalls auch
mal ohne die Hilfe des Computers im All zurechtfand, wie er unter Blights
Kommando an Bord der Deirdre schon öfter unter Beweis gestellt hatte. Blight
hatte ihn persönlich angefordert und er war auch der einzige, den er bereits
kannte.
Er
ließ den Blick weiter wandern und blieb an Lieutenant Zebron hängen.
Der
Borak wirkte wie ein wandelnder Feldbrocken und er stellte gegebenenfalls auch
ein solches Hindernis dar. Die gängigen Handwaffen innerhalb der bekannten
Galaxie konnten ihm nicht gefährlich werden.
Auch das konnte ein guter Vorteil sein.
Die
gesamte Gruppe hatte in der vergangenen Zeit im Untergrund gearbeitet und sie
alle hatten umfassende Erfahrungen als Geheimagenten. Es sollte also nicht
allzu viel schief gehen.
Blight stand auf und legte die Hände auf den Rücken.
„Meine
Damen, meine Herren! Ich heiße Sie auf der Deirdre willkommen. Ihnen allen
wurden die wichtigsten Daten über Ihre Kollegen bereits zugesandt, so dass Sie
sich zumindest in dieser Hinsicht miteinander vertraut machen konnten. Wir bilden
innerhalb der Föderation einen geheimen Bund, der dazu ausersehen ist, für
andere die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Dabei ist es absolut lebenswichtig,
dass sich einer auf den anderen verlassen kann. Ich muss Sie also bitten, dass
es, wenn es unter Ihnen zu Streitigkeiten kommen sollte, Sie dies nicht in
Ihrer Professionalität behindert.“
Er
machte eine Pause und ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern. In
keinem der Gesichter konnte er erkennen, was sie dachten. Sie waren
Einzelkämpfer, daran gewöhnt sich allein und ohne Hilfe durchzuschlagen. Zwar
war ihm ein anderer Rat gegeben worden, doch im Angesicht seiner neuen
Gefährten traf er eine Entscheidung.
Sie
würde der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. Doch davon wusste er
heute noch nichts.
„Admiral
Boydan hat mir eine strenge Kommandohierarchie übermittelt, nach der jeder von
Ihnen einen bestimmten Platz einzunehmen hat.“
Er
bemerkte, wie sich einige der Minen unwillig verzogen, denn die Daten waren
auch an sie gegangen und sie kannten die vorgeschlagene Kommandostruktur.
„Vergessen
Sie es. Ich halte nichts von derartigen strikten Regeln. Ich schlage deshalb
vor, wir lassen untereinander die Rangbezeichnungen weg. Wer will, kann auch
Spitz- oder Rufnamen vorschlagen. Dies erschwert zudem eine zufällige
Enttarnung in der Öffentlichkeit. Und ich bin der Ansicht, dass es in unserer
besondere Situation angebrachter ist, nicht auf eine zu strenge Hierarchie zu
bestehen. Je nach Situation wird ohnehin mal der eine oder mal der andere über
spezielles Wissen oder Fähigkeiten verfügen, die ihn dann in diesem Fall zum
Kommandierenden machen.“
„Ein
guter Vorschlag. Angenommen.“ Der knappe Kommentar Zebrons wurde von den
anderen mit Nicken bestätigt.
Blight atmete unauffällig auf. Es fing gut an.
„Gut,
dann möchte ich Sie bitten, sich mit der Infrastruktur Camelons vertraut zu
machen. Wir werden in Kürze landen und sollten dann als das neue Ausbilderteam
auftreten. Es sind uns übrigens Wohnungen innerhalb des Akademiekomplexes
zugeteilt worden. Es steht allerdings jedem von uns frei, außerhalb des
Komplexes zu wohnen. Ich denke, dies könnte manchmal durchaus von Vorteil sein.
Bitte bedenken Sie dies, falls Sie sich im Lauf der Zeit nach einer anderen
Unterkunft umsehen wollen.
Und
nun, nutzen Sie die restliche Zeit. Guten Tag.“
Er
nickte ihnen noch einmal zu und drehte sich um, um einige der Datenkassetten an
sich zu nehmen, die er hinter sich abgelegt hatte.
„Wann
genau werden wir auf Camelon eintreffen, Sir?“
Blight
drehte sich um. Er kannte die anderen noch nicht gut genug, um sie an der
Stimme zu erkennen.
Si'jsk
war im Raum geblieben und wartete mit auf den Rücken gelegten Händen auf
Antwort. Blight musterte ihn kurz. Der Vulkanier war schlank und groß. Er war
durchtrainiert aber nicht so offensichtlich muskulös, dass seine Gestalt sofort
auf die Kraft und katzenhafte Wendigkeit schließen ließ, die Blight vor kurzem
bei einem freundschaftlichen Schlagabtausch zwischen ihm und O’Brian in der
Sporthalle beobachtet hatte. Auch er schien diverse äußerst effiziente
Nahkampftechniken zu beherrschen.
„In
etwa zwei Stunden.“
Si’jsk
nickte und wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. Er sah
dem Menschen geradewegs in die Augen. Blight hielt dem durchdringenden Blick aus
den überraschend klaren grünen Augen stand. Er wusste, dass Si'jsks Iris
farblos war, so dass er das grüne vulkanische Blut in den Augen des anderen
sah.
Es
hieß, dies wäre ein Merkmal für einen Anteil menschlichen Blutes, doch gab es
offenbar keine medizinischen Beweise.
Plötzlich
nickte Si’jsk und senkte kurz den Blick, um Blight gleich darauf wieder
anzusehen. Er wusste jetzt, dass er dem Menschen trauen konnte. Er hatte in dem
kurzen mentalen Kontakt, den er durch den intensiven Blickkontakt aufgebaut
hatte, genug über ihn erfahren.
Kevin
Blight wurde seinem Ruf als unerschrockener und mutiger Captain und Anführer
nicht gerecht. Er übertraf ihn.
Es
versprach ein interessanter Auftrag zu werden. Si’jsk salutierte knapp, drehte
sich um und ging.
<><><>
Ende
Teil 1