Titel: Besucher (Driftwood #22)
Autor: Lady Charena (Juni 2011)
Fandom: Torchwood
Episode: post 1.06 Countryside
Wörter: 1034
Charaktere: Ianto Jones, Toshiko Sato
Pairing: [Jack/Ianto pre-slash angedeutet]
Rating: pg
Beta: T‘Len
Summe: Tosh sieht nach Ianto.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Ianto war sichtlich überrascht, sie vor seiner Tür zu finden. „Toshiko. Oh…
bitte, komm‘ doch herein.“
Sie hielt eine Papiertüte hoch. „Ich habe dir etwas zu essen gebracht“,
erwiderte sie, als sie in die Wohnung trat und den Kopf schüttelte, als Ianto
Anstalten machte, ihr die Jacke abzunehmen. Seiner ganzen Körperhaltung nach zu
deuten hatte er beträchtliche Schmerzen und mit seinen geprellten Rippen musste
es eine Qual sein, die Arme zu heben. „Ich dachte mir, du hast vielleicht keine
Lust, einkaufen zu gehen.“
Ianto ging in die Küche voraus. Wie im Flur war auch hier alles sauber und
ordentlich aufgeräumt – und spärlich eingerichtet. Die Wohnung wirkte kaum
bewohnt, als wäre ihr Besitzer erst vor kurzem eingezogen. Aber vielleicht war
das einfach nur Iantos Art. Sie wusste noch immer so wenig von ihm.
„Es ist aber nichts mit Fleisch drauf, oder?“, fragte Ianto, als sie die Tüte
auf dem Küchentisch abstellte und sie auszupacken begann.
„Eiersalat. Die Frau in dem Laden um die Ecke sagte, du holst dir häufiger dort
Sandwiches und das wäre deine Lieblingssorte. Außerdem habe ich Obst
mitgebracht, Tee und ein paar Flaschen Orangensaft – Owen sagte, mit den
Tabletten, die er dir gegeben hat, darfst du weder Kaffee noch Alkohol
trinken.“
„Das ist… wundervoll von dir, Tosh. Du hättest dir nicht solche Mühe machen
müssen.“
„Es war keine Mühe. Und wenigstens ein kleines Dankeschön für das, was du für
mich getan hast. So, wo hast du die Tassen?“ Sie öffnete die Schranktür, auf
die Ianto deutete und holte zwei Teebecher heraus. Dabei fiel ihr Blick auf
eine volle Einkaufstüte, die der, die sie mitgebracht hatte, ziemlich ähnlich
sah. „Oh! Du warst bereits einkaufen.“
„Nein. Ich meine…“ Röte breitete sich über seinen Nacken aus und stieg bis in
seine Wangen. „Jack hat mir etwas zu Essen gebracht.“
Da waren zwei Kaffeebecher, zwei Teller, ein Topf, eine Pfanne und Besteck auf
dem Abtropfgitter neben dem Spülbecken.
Ianto folgte ihrem Blick. „Uh, er hat Suppe für mich gemacht - aus einer Dose,
nicht selbst natürlich – und uh, Käsetoast. Es wäre unhöflich gewesen, ihn dann
nicht auch gleich zum Essen einzuladen, oder?“
„Natürlich“, versicherte ihm Tosh. Sie konnte nicht widerstehen, ihn ein klein
wenig auf zu ziehen, während sie den Wasserkocher füllte. „So, wenn ich
möglicherweise heute Morgen rein routinemäßig die Logs gecheckt hätte und mir
möglicherweise aufgefallen wäre, dass Jack gestern nicht in den Hub
zurückgekommen ist, wo er – wie wir wissen – auch wohnt…“
„Er hat hier geschlafen.“ Ianto wirkte, als wünschte er, der Boden würde sich
unter seinen Füßen auftun. „A-Auf der Couch. Den größten Teil der Nacht.“
„Wirklich?“, platzte sie heraus, ohne es wirklich zu wollen.
Ianto wurde prompt noch ein wenig röter und zog den Kopf leicht zwischen die
Schultern. „Ich hatte einen Alptraum und er hat mich gehört und mich geweckt. Und
dann ist er eine Weile neben mir sitzen geblieben und wir haben uns
unterhalten“, verteidigte er sich. „Bis ich wieder eingeschlafen bin. Das war
alles.“
„Natürlich“, erwiderte Tosh beschwichtigend. „Ich wollte nicht…“
Völlig untypisch für ihn, ließ Ianto sie nicht ausreden. „Da ist nichts
zwischen Jack und mir, egal was Owen sagt“, rief er überraschend heftig.
Das war ihr neu. Natürlich machte Owen die eine oder andere schneidende
Bemerkung, aber sie zielten immer auf Jack und dessen Absichten ab. Er
ignorierte Ianto in der Regel, außer er wollte Kaffee oder benötigte etwas
anderes von ihm. „Ianto, es ist okay, ich wollte damit nichts andeuten“,
besänftigte sie ihn. „Warum setzt du dich nicht hin, ich denke, das Teewasser
ist gleich fertig und ich mache uns Tee?“
Langsam, vorsichtig, um seine Rippen zu schonen, nahm Ianto Platz. Er starrte
auf die Tischplatte. „Jack ist einfach nur… nett… zu mir“, flüsterte er. „Auch
wenn ich es nicht verdiene.“
Sie warf überrascht einen Blick über die Schulter auf ihn – was meinte er
damit? - und sah gerade noch den sehnsüchtigen Ausdruck, der für eine Sekunde
über seine Gesichtszüge flog. Und sie erkannte eines in diesem Moment: Ianto
war verliebt in Jack. Oder zumindest auf dem besten Wege dazu, es zu sein. Sie
wusste nicht, ob er sich dessen selbst überhaupt bewusst war; und falls doch,
ob er es nur als Reaktion auf Jacks… Freundlichkeit… deutete. Aber sie hatte
das, was sie in seinem Gesicht sah, zu oft in ihren eigenen Gesichtszügen
gesehen, um sich zu irren.
Mit dem Unterschied, dass Jack Ianto gegenüber vielleicht nicht so gleichgültig
war, wie Owen sie behandelte.
Der Wasserkocher klickte aus und sie füllte die beiden Tassen mit kochendem
Wasser, bevor sie sie auf den Tisch stellte und nach der Packung mit den
Teebeuteln griff. „Möchtest du Milch in deinen Tee?“, fragte sie und schob ihm
eins der in Frischhaltefolie eingewickelten Sandwiches zu.
„Nein. Danke, Tosh. Nur zwei Stück Zucker, bitte.“ Er spielte mit dem Sandwich,
anstatt es auszupacken und zu essen.
Sie fand die Zuckerdose neben der Kaffeemaschine – nicht ganz so kompliziert
und aufwändig wie die im Hub, aber modern und wie der Rest der Küche auf
Hochglanz poliert – und bereitete den Tee zu.
Tosh setzte sich ihm gegenüber und holte tief Luft. „Ianto, weißt du, wie es
dazu kam, dass Jack mich für Torchwood rekrutierte?“ Es war durchaus möglich. Ianto
hatte als Jacks persönlicher Assistent und durch seine Arbeit im Archiv Zugriff
auf alle möglichen Personalakten, also auch auf ihre. Und sie wusste, dass dort
ganz genau stand, wo und unter welchen Umständen Jack sie gefunden hatte. Sie
verfasste den Eintrag nämlich selbst.
Er sah sie unter halbgesenkten Lidern an und schüttelte den Kopf.
Sie lächelte ermutigend. „Es war in einer 4x4 Fuß großen Zelle in einem
UNIT-Hochsicherheitsgefängnis“, begann sie. Und wenn sie damit fertig war, dann
würde Ianto hoffentlich sehen, dass er für Jack kein Mitleidsfall war und
vielleicht konnte sie Ianto auch zeigen, wie dankbar sie für das war, was er
für sie getan hatte.
Ende