Antwort auf die Challenge „Narben“
Titel: Camp Hannibal
Autor: Lady Charena
Fandom: A-Team
Pairung: Murdock, Amy, das Team
Rating: gen
Beta: T'Len
Archiv: ja
Summe: Amy ist mit den Jungs unterwegs, und stellt dabei fest, dass Abenteuer
manchmal recht unbequem sein können.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
„You are a princess in a world full of dragons.“ (Hannibal zu Amy, Pilotfilm)
„Okay, wir übernachten hier und fahren morgen früh weiter. Es wird schnell
dunkel, und auch wenn wir dadurch Zeit verlieren, ist es auf dieser Straße zu
gefährlich.“ Hannibal faltete die Karte zusammen und drehte sich mit dem Sitz
nach hinten, um den Rest seines Teams anzusehen, als BA den Van stoppte. „Alles
okay?“
„Alles okay?“, entgegnete Face ironisch. „Sobald ich bei meinem Zahnarzt war.
Nach der Rüttelei über diese... sogenannte Straße sind meine sämtlichen Kronen
locker.“
Amy stand auf und streckte sich, soweit es der knapp bemessene Platz zuließ.
Sie presste beide Hände gegen den Rücken. „Ich weiß, was du meinst“, sagte sie
mit schmerzlich verzogenem Gesicht. „Ich glaube, ich kann mich nie wieder
hinsetzen.“
Hannibal lachte leise. „Du wolltest Abenteuer, Amy. Niemand hat behauptet, dass
es angenehm werden würde.“ Er fischte ein Feuerzeug aus der Jacke und zündete
seine Zigarre an, was sofort dazu führte, dass BA die Stirn runzelte. Er mochte
es nicht, wenn im Van geraucht wurde. „Also los, raus mit euch. Wir haben nur
noch wenig Tageslicht, und in der Zeit will ich ein Camp aufgebaut haben.“ Er
stieß die Wagentür auf und kletterte hinaus.
Amy sah Face an, der seine Sachen hervorkramte. „Wie zum Teufel macht er das?“,
meinte sie mit einer Geste hin zu Murdock, der in seinem Sitz zusammengerollt
schlief. „Wie kann er bei dem Geschaukele nur schlafen?“
„Ich habe keine Ahnung.“ Face zuckte mit den Schultern und beugte sich hinüber
zu dem Piloten, um ihm die Mütze vom Gesicht zu ziehen. „Hey! Hey, Murdock. Los,
wach’ auf, du Schlafmütze. Der Colonel hat Arbeit für uns.“
Von dem Piloten kam gedämpftes Protestgemurmel, dann gähnte Murdock und
streckte sich. „Warum hast du mich geweckt, Facey“, murrte er. „Ich hatte
gerade so einen schönen Traum. Da war ein ganzer Swimmingpool voll Eiscreme und
ich hatte...“
„...einen Löffel so groß wie ein Suppenteller“, beendete Face. „Ich kenne
diesen Traum, Murdock. Du erzählst mir mindestens einmal im Monat davon.“
Amy lachte. „Echt?“, fragte sie.
Face und Murdock wandten sich ihr zu. „Klar. Nur die Eissorte wechselt
regelmäßig“, entgegnete Face mit absolut ernster Miene. „Und dieses Zeugs zum
obendrauf streuen.“
„Auf die Beilagen verzichte ich zur Zeit. Ich bin auf Diät.“ Der Pilot grinste
und holte seine Lederjacke unter dem Sitz hervor. „Übrigens habe ich jetzt
Hunger“, verkündete er.
Face seufzte. „Ja, das ist auch jedes Mal das gleiche.“
„Face? Murdock? Hättet ihr vielleicht Zeit, uns zu helfen?“, kam von draußen
Hannibals sarkastische Stimme. „Natürlich nur, wenn es euch nicht zu ungelegen
kommt.“
„Ups.“ Murdock stieß die Schiebetür auf und kletterte rasch ins Freie.
„Komm’ mit mir, Amy“, schlug Face vor. Er öffnete die Tür auf seiner Seite des
Vans. „Willkommen in Camp Hannibal.“ Er streckte ihr galant die Hand hin, um
ihr beim Klettern aus dem Wagen behilflich zu sein. „Sieh’s positiv -
wenigstens gibt’s hier keine Mücken.“
* * *
„Okay.“ Hannibal streifte seine Handschuhe über und vergewisserte sich, dass
seine Waffe war, wo sie sein sollte. „Murdock hat die erste Wache, dann
übernimmt Face, und ich löse ihn ab. BA ist den ganzen Tag gefahren, also ist
er als Letzter dran“, verteilte er die Aufgaben. „Amy, du kannst im Van
schlafen. Ich will, dass dieses Team morgen ausgeschlafen ist, daher ist
Schluss für heute. Geht schlafen.“ Er stand auf und verschwand im Dunkel
jenseits des mageren Lichtes, das ihre Campinglaternen spendeten.
„Im Van?“, wiederholte Amy mit wenig Begeisterung. BA nickte ihr zu und zog
sich in das Zelt zurück, in dem die anderen schlafen würden.
Face schnitt eine Grimasse. „Glaub’ mir, du hast es noch am besten von uns
allen getroffen, so wie BA schnarcht.“ Er stand auf und wischte sorgfältig seine
Hose und seine Lederjacke ab, bevor er ihm folgte.
Murdock löschte die Hälfte der Laternen und setzte sich neben Amy, die – die
Knie hochgezogen und die Arme darum geschlungen – auf einem Rucksack saß. Er
legte ihr den Arm um ihren Rücken, als sie aufsah. „Nicht müde?“, fragte er.
Amy seufzte. „Eigentlich schon. Aber ich kann hier niemals schlafen. Es ist
heiß und stickig und diese seltsamen Geräusche. Ich bin ein Stadtmensch, ich
komme mit all’ dieser Natur nicht zurecht.“ Sie ließ den Kopf gegen die Schulter
des Piloten sinken. „Murdock, ich will unter meine Dusche und frische Klamotten
und dann mein Bett. Mir tun alle Knochen weh. Wieso habe ich nur darauf
bestanden, mit zu kommen?“
„Weil du eine gewissenhafte Journalistin bist und nur über etwas schreibst,
über das du genau Bescheid weißt.“ Der Pilot zog sie ein wenig enger an sich.
„In zwei Tagen haben wir alles hinter uns und sitzen in LA in deinem
Lieblingscafe.“ Er lächelte, als Amy erneut seufzte. „Und du kannst mir einen
riesigen Eisbecher spendieren...“
Amy lachte. „Murdock, wenn du noch einmal das Wort Eiscreme in den Mund nimmst,
dann stopfe ich deine Mütze hinterher.“ Sie sah ihn an und lachte noch mehr,
als der Pilot in geradezu comichafter Schockiertheit die Augen weit aufriss und
wie ein Karpfen nach Luft schnappte. „Lass’ das, du Scherzkeks“, beschwerte sie
sich.
Murdock grinste zufrieden. „Komm’ mit, ich helf’ dir mit dem Schlafsack. Ich
habe schon so oft im Van geschlafen, ich schaff’ das mit verbundenen Augen.“ Er
stand auf und hielt ihr die Hand hin, um ihr auf die Beine zu helfen. Dann nahm
er eine der Laternen mit.
„Wo ist Hannibal hin?“, fragte Amy, als sie ihm zum Van folgte. „Er muss auch
müde sein.“
Murdock schob die Seitentür des Wagens auf. „Der Colonel schläft wenig, wenn
wir arbeiten“, erklärte er vage. „Er ist irgendwo hier unterwegs und raucht und
schmiedet seine Pläne. Mach’ dir um Hannibal keine Sorgen.“
Sie schwiegen beide, während Murdock aus zwei Schlafsäcken und einer Decke ein
einigermaßen bequemes Bett bereitete. Amy wusch sich zwischenzeitlich das
Gesicht und ließ Wasser aus einer Plastikflasche über ihre bloßen Arme und
Beine laufen, um sich abzukühlen. Es war ein dürftiger Ersatz für die Dusche
nach der sie sich sehnte, aber sie biss die Zähne zusammen. Hannibal hatte sie
nur unter der Bedingung mitgenommen, dass sie keine Belastung für sie war. Sie
wusste auch so, dass die Jungs Rücksicht auf sie nahmen, wo es nur ging.
„Fertig.“ Der Pilot tauchte neben ihr auf. Er nahm ihr Handtuch ab und kauerte
sich vor ihr nieder, um ihr die Beine abzutrocknen.
Ein wenig verlegen lehnte sich Amy an den Van. War das so eine Art
Annäherungsversuch? Nein, entschied sie. Nicht von Murdock. Er wollte sicher
einfach nur nett sein.
„Du hast wirklich schöne Knie.“
„Was?“ Überrascht sah Amy ihn an und fragte sich, ob sie sich vielleicht
verhört hätte.
Der Pilot sah augenzwinkernd zu ihr hoch. „Deine Knie. Sie sind perfekt
geformt. Sogar die Narbe ist hübsch. Sie sieht aus wie ein Halbmond.“
Gut, sie war an allerlei Merkwürdigkeiten aus Murdocks Mund gewöhnt, aber
das... Sie lächelte verlegen und schüttelte den Kopf. „Danke, das ist genug“,
sagte sie und holte sich das Handtuch zurück. „Ich schätze, ich gehe jetzt
besser auch schlafen.“ Sie trat an Murdock vorbei und kletterte in den Van.
Unwillkürlich musterte sie ihre Knie, als sie sich auf den Schlafsack setzte.
Vollkommen normale Knie, soweit sie das beurteilen konnte. Dann streckte sie
sich aus und drehte sich auf die Seite, um Murdock anzusehen, der in der
offenen Tür lehnte. Das Licht von der Laterne zu seinen Füßen reichte nicht
aus, um sein Gesicht zu beleuchten.
„Ich war dreizehn, als ich mir das Knie verletzt habe“, meinte sie leise. „Eine
wirklich dumme Geschichte. Ich durfte einen Teil der Sommerferien bei meinen
Großeltern verbringen. Da war ein Junge in der Nachbarschaft. Er hieß Tommy.
Und ich war wahnsinnig verknallt in ihn. Weißt du, so wirklich richtig, richtig
verknallt. Er hatte ein nagelneues Fahrrad und ich durfte auf der Stange
reiten, wenn wir unterwegs waren. Eines Tages waren wir im Kino und ich hatte
von meinen Großeltern Taschengeld bekommen, und davon für uns etwas zu Trinken
gekauft. Wir haben es uns geteilt, auf dem Weg nach Hause. Ich weiß nicht mehr,
wie es passiert ist, aber wir... wir landeten auf dem Boden und ich fiel
dummerweise direkt in die Scherben der Flasche. Die Narbe stammt von dieser
Wunde, diesem Unfall.“ Sie seufzte. „Das schlimmere war, dass Tommys neues
Fahrrad ziemlich verbogen war und an einigen Stellen sogar der Lack abging. Auf
die Weise fand unsere Romanze leider sehr schnell ein Ende.“ Amy gähnte. „Ich
war den Rest der Sommerferien natürlich todtraurig.“ Sie gähnte erneut und
kuschelte sich in den Schlafsack. Kurz darauf war sie fest eingeschlafen, ein
Lächeln auf ihrem Gesicht.
Murdock richtete sich auf und trat zu ihr, um die Decke über sie zu breiten,
für den Fall, dass es später kühler werden würde.
„Alles in Ordnung?“, fragte Hannibal hinter ihm leise.
Der Pilot drehte sich um. „Alles in Ordnung. Jetzt schon.“
Ende