Paradiesapfelblütenverleihung Für die einmalige und unvergleichliche Atti Herrin über das Fanfictionparadies Mai 2003 Deutschland, irgendwo in Aschaffenburg. Wir schreiben den 4. Juni 2003. Dies ist eine ganz besondere Zeremonie, die mutig dorthin vorstößt, wo keine Zeremonie zuvor - Äh, Sie kennen den Text ja. Also lasst die Spiele beginnen. /// Prolog: "Wie sehe ich aus?" Daniel zieht seinen Anzug glatt. "Steht es mir?" "Fantastisch", versichert Jack und leckt sich über die Lippen. "Ich werde dich später mit Freude entkleiden, wenn ... ähm es mir steht. Aber wieso hast du so einen schönen Anzug bekommen und ich nur diese dämliche Taxifahrer-Uniform?" "Weil ich Attis persönlicher Butler bin und du nur der Chauffeur." Daniel grinst und klopft seinem Gefährten jovial auf die Schulter. "Jeder nach seinem Talent halt." Ein unwilliges Brummen ist seine einzige Antwort. "Wir sollten fahren, sonst kommen wir noch zu spät", mahnt Daniel. Jack nickt. "Alles bereit für den großen Abend?" "Bereit", antwortet eine schnarrende Stimme von unten. "Halt die Klappe, wer hat dich denn gefragt?" Jack schüttelt den Kopf und steigt in die schwarze Limousine. Sprechende Autos, wo gab es denn so was? "Na, denn mal los, holen wir unseren Ehrengast ab. /// Vorspann: "Ich sage dir, das ist alles eine große Verschwörung. Sieh dir bloß diese ganzen Aliens an." Mulder äugt vorsichtig um die Ecke des großen Theaters, in das eine unaufhörliche Menge strömt. Viele waren Menschen, aber einige offensichtlich auch nicht. So sieht man spitze Ohren und Stirnhöcker vorbeiziehen. Ein rotbraunes Fellwesen fragt den Portier gerade nach dem Weg zum Büffet, während ein kleiner, langhalsiger Gnom das nächste Telefon sucht. Etliche der Besucher führen Plakate und Spruchbänder mit sich. Ein kleines, rotbraunbepelztes Wesen fragt gleich nach dem Buffet. "Wir müssen herausfinden, was die alle hier wollen. Wir sollten unbedingt einige von ihnen interviewen", sagt Mulder. "Deshalb sind wir hier", erwidert Scully und tritt nach vorn, ein Mikrofon in der Hand. "Ladies and Gentlemen, ich begrüße Sie herzlich von der Lifeübertragung der großen und einzigartigen Paradiesapfelblütenverleihung aus dem Dreamworld Fanfiction Theatre. Noch ist der Ehrengast des Abends nicht eingetroffen. Aber wie Sie sehen finden sich immer mehr interessierte Besucher ein, die diesem außergewöhnlichen Spektakel beiwohnen wollen. Ich werde nun einige der Gäste interviewen. Nehmen wir doch gleich diesen Herrn hier." Sie tritt auf einem Mann im karierten Mantel und mit Pfeife im Mund zu. "Was sagen Sie zu dieser Preisvergabe, mein Herr? Hat Atti sie verdient?" "Elementar, meine Liebe, elementar." "Häh?", fragt Scully. "Das ist bestimmt ein geheimes Codewort", flüstert Mulder ihr aufgeregt ins Ohr. "Es ist uns eine Ehre, dabei zu sein. Ich werde natürlich ausführlich darüber berichten", ergänzt der kleinere Begleiter des karierten Herrn. "Na ja, dafür sind eigentlich wir da", antwortet Scully etwas verwirrt. "Vielleicht fragen wir eben diesen spitzohrigen Gentlemen hier. Was halten Sie denn von der Zeremonie?" "Faszinierend." "Ah ja, na dem kann ich nur beipflichten. Vielleicht finden wir aber noch etwas gesprächigere Interviewpartner. Die meisten Gäste scheinen mittlerweile das Theater betreten zu haben. Es kann sicher nicht mehr lange dauern, bis Atti hier eintrifft. Mulder, was machst du denn da?" Sie dreht sich zu ihrem Partner um, der eifrig mit einem Kugelschreiber auf die eintretenden Besucher zielt. "Fotos, die können die Lone Gunman dann vergleichen. Ich bin sicher, einige dieser Typen hier kenne ich." Er hält ihr den Stift vor die Augen. "Scharfes Teil, was? Habe ich von James Bond... ähm geborgt." Scully schüttelt den Kopf und wendet sich wieder der Kamera zu. "Ich sehe da eine Gruppe junger Leute auf den Eingang zustreben. Mal sehen, was die Jugend über diese Zeremonie denkt. Wie man hört soll es ja danach noch eine große Party geben." Sie will auf die Frauen und Männer zutreten, doch Mulder hält sie zurück. "Der Blonde ist ein Vampir", flüstert er. "Das spüre ich." "Quatsch, Vampire am helllichten Tag." Scully schüttelt ihn ab, doch die Gruppe ist mittlerweile im Eingang verschwunden. Dafür ertönt von dort plötzlich ein lautes Alarmgeräusch. "Waffen, alles in Deckung!", schreit Mulder und wirft sich im gleichen Moment auf den Boden, Scully mit sich reißend. Am Eingang entsteht ein kurzer Tumult. Dann erscheinen sechs etwas zerknirscht dreinschauende Herren. "Entschuldigung, wir wussten nicht, dass Waffen hier nicht erwünscht sind", murmelt einer. "Wir bringen sie eben weg." "Ezra hätte uns aber auch etwas sagen können", knurrt ein anderer. "Wir kommen noch zu spät, wenn wir uns nicht beeilen." "Nur ein Missverständnis.", Scully rappelt sich aufatmend wieder hoch, blickt den Sechsen hinterher. "Da fehlt doch einer?", murmelt sie. "Egal. Ich glaube, hier werden wir wohl nicht mehr viele Interviewpartner finden. Ah, da sehe ich noch zwei verspätete Gäste ankommen. Aber meine Herren, mit Pferden dürfen Sie da nicht rein. Sie sollten sie besser... ähem parken." "Die Pferde sind bestimmt getarnte Aliens, welche die Erde übernehmen wollen, sobald alle durch die Zeremonie abgelenkt sind. Das Ganze ist mit Sicherheit eine riesige Verschwörung zur Massengehirnwäsche", wirft Mulder ein. Scully ignoriert ihn. "Wie ich höre, ist gerade der Ehrengast des Abends eingetroffen. Wir schalten jetzt ins Theater und ich übergebe an den Moderator. Ezra bitte kommen" ////// Die Show beginnt: "Vielen Dank." Mit einem leichten Nicken bestätigt Ezra und überprüft noch einmal, ob an seiner Kleidung auch wirklich alles stimmt, bevor er die Bühne betritt. Ein Punktscheinwerfer begleitet ihn auf seinem Weg zum Rednerpult. "Meine Damen und Herren, Unsterbliche, Übernatürliche, Autos und Aliens..." Er hält kurz inne, um sicher zu gehen, dass er niemanden übersehen hat, "ich möchte Sie hiermit herzlichst zur Paradiesapfelblütenverleihung 2003 begrüßen; die gleichzeitig sowohl das dreijährige - ja, in der Tat, es sind jetzt schon drei Jahre - Bestehen des FanFiction-Paradieses feiern, sowie dessen Archivarin, Atti, ehren soll. Wenn ich jetzt bitte um Applaus bitten darf." Die Zuschauer, sowie auch das Backstage-Personal, kommen der Aufforderung sofort und lautstark nach. Erst nach einigem Gestikulieren und ein paar dezente Hustenanfälle später, beruhigt sich die Menge wieder. "Und entgegen meines Rufes", Ezra wirft einen Blick in die Ecke des Saales, in dem seine "Geschäftspartner" plus Konsorten sitzen, "werde ich mich heute kurz halten", Lachen aus der Four Corners Ecke, "und gehe hiermit nahtlos zur ersten Ansprache über. Geschätztes Publikum, lasst die Spiele beginnen!" ////// Zum Ersten: Vier junge Männer betreten selbstsicher die Bühne. Der Eine mit Sonnenbrille und Zigarette im Mundwinkel, den Damen in der ersten Reihe zuzwinkernd, der Nächste mit einem kindlichen, aber sehr charmanten Lächeln im Gesicht, der Andere mit einem Fußball in der Hand, den er nach betreten der Bühne schnell in die nächste Ecke wirft und etwas verlegen lächelt, der Vierte mit einem kalten Blick, keine Miene verziehend, blickt sich suchend im Raum um die Finger griffbereit an seinem Katana. Der Jüngste der Vier tritt an das Mikrofon und zupft anfangs noch unsicher an seinem Pullover. Dann atmet er tief durch und wirft ein strahlendes Lächeln in den Raum. Omi: Guten Abend, meine Damen und Herren, mein Name ist Omi Tsukiyono und ich bin sechzehn Jahre alt. Als ich noch ein Kind war, starb meine Mutter, ich wurde entführt, und mein Vater weigerte sich aus bis vor kurzem unbekannten Gründen, das Lösegeld für meine Freilassung zu bezahlen. Ich wurde in einer Nacht- und Nebelaktion von einem mir damals unbekannten Mann befreit, der meine Talente im Bereich der Koordination, Computer und Auffassungsgabe förderte, um mich in eine Attentätergruppe zu integrieren, deren Mitglieder tagsüber eine Tarnung als Floristen aufrechterhalten und nachts zu Mördern werden. Yohji: Peace! *snicker* Omi: *räusper* Zu Recht werden sie sich jetzt fragen, warum ich Ihnen das erzähle... Ken: Das frag ich mich auch. Omi: *räusper*! Aya: Das interessiert hier niemanden. Wir sollten gehen. Yohji: Wir können nicht gehen, ich hab gerade ein Date mit der Schwester von diesem Novelisten klar gemacht. Ken: Ist die nicht verheiratet? Omi: ALSO, was ich sagen wollte... Sie werden sich jetzt sicher fragen, warum ich Ihnen das erzähle... Yohji: Das hatten wir schon. *batsch* Yohji: Hey! Pass auf meine Brille auf, das ist ein Designer-Stück! Aya: *versucht ohne Erfolg, ein Grinsen zu verbergen* Ken: *kicher* Omi: Ruhe!... *hust* Ich an Ihrer Stelle würde das wahrscheinlich auch tun, wenn ich nur zuhöre und nicht hinterfrage. *wütenden Blick auf Yohji wirft* Bevor jetzt aber jeder im Saal aufsteht und wie diese netten Herren hier neben mir, die ich nicht kenne und von denen mir völlig schleierhaft ist, was sie hier tun, gegen meine persönliche Einbringung bei diesem Anlass protestiert, kläre ich Sie besser gleich auf: Ken: Hey! Wir sind deine Family, Dumpfbacke! Yohji: Genau! Aya: *tiefes Schweigen* Omi: Okay, ich und meine Freunde *genervter Handwink zu den anderen drei*, die das ,Weiß' bilden, das dieser Welt noch geblieben ist, leisten Pionierarbeit in dem, was wir tun. Die Welt ein bisschen besser und schöner für die zu machen, die darin leben und noch dazustoßen werden. Als wir gegründet wurden, hatten wir nichts und mussten uns alles selbst zusammentragen und aufbauen, um voran zu kommen. Um dort hin zu kommen, wo wir heute stehen. Mit Mut, Fleiß, Zuversicht, Energie und Optimismus haben wir uns einen Rang erarbeitet, der respektiert wird und aus der Masse heraussticht. Hier möchte ich eine Schnittstelle zum Anlass dieses Abends setzen. Shuichi: La li ho!!! Yohji: Was zum Teufel... Shuichi: *erkämpft sich den Platz am Podest* Hallo liebe Freunde! Ich bin Shuichi und Sänger der Band ,Bad Luck'! Ken: Und wen interessiert das jetzt? Hiro: *schiebt sich neben Shuichi und tritt Ken gegen das Schienbein* Ken: AU! Hiro: Und ich bin Hiro, Gitarist der Band ,Bad Luck' Shuichi: Genau! Wir sind die beste Band der Welt, und Suguru das Kind haben wir rausgeschmissen! Aya: Kinder? WO??? *Panik* Ken: Omi ist hier das einzige Kind. *batsch* Ken: AU! Warum immer ich? Yuki: Weil du ein Idiot bist. Shuichi: YUKI! Yuki, Yuki, Yuki! *fechelt mit den Armen und stürzt auf Yuki zu* Yuki: *tritt einen Schritt zur Seite* *platsch* Omi: *kickt Hiro zur Seite und atmet tief durch* Wir ehren heute eine Frau, die wir hinter der Bühne schon seit einiger Zeit bewundern. Eine Frau, die mit einer Idee anfing und etwas geschaffen hat, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern Bewunderung verdient und von vielen auch bekommt. Mit Mut, Fleiß, Zuversicht, Energie und Optimismus hat sie die Welt der FanFictions besser und schöner gemacht für die, die die Welt der FanFictions jetzt schon lieben und die, die noch hinzustoßen werden. Hiro: *flüstert zu Aya* Wovon redet der Knirps? Aya: *Hand zuckt nervös am Katanagriff* Hiro: *tritt einen großen Schritt zurück und versteckt sich hinter einem grünen Berg aus Muskeln* Picollo: Weg da! Hiro: *versteckt sich hinter Ken* Ken: Süß! Hiro: Lass bloß deine Finger von mir! Ich bin mit einem Mädchen zusammen! Ken: Bist trotzdem süß. Hiro: *grummel* Alles Perverslinge hier... ich bin vielleicht schön, aber doch nicht süß! Kaioshin: Hallo, ihr Erdlinge! Picollo: Da hinten sitzt etwas mit Schuppen im Gesicht, das ist sicher kein Erdling. SonGoku: Hm... ein Fisch? Picollo: Ein zwei Meter großer Fisch mit zwei Beinen? Kaioshin: *flüstert zu SonGoku* Gibt es so was nicht auf der Erde? SonGoku: Keine Ahnung. Kaioshin: Du lebst auf der Erde! SonGoku: Naja... stimmt schon... SonGohan: Könntet ihr ihn mal weiterreden lassen? Es ist nicht nett von euch, ihn einfach zu unterbrechen. Picollo: *grummelt etwas Unverständliches vor sich hin, das verdächtig nach gewissen Zuneigungen klingt, und seufzt schließlich selbstmitleidig auf* Okay Kind, red weiter! Omi: Ich bin kein Kind! Bulma: Nun mach schon, Kleiner. Ich will hier keine Wurzeln schlagen. Vegeta: Dann verzieh dich doch. Bulma: Ach halt die Klappe, du Macho. Aya: Wir hätten zu Hause bleiben sollen. Yuki: Ganz meine Meinung. Aber was tut man nicht alles, um den ehrenwerten Menschen dieses Planeten die verdiente Anerkennung zu bieten. Shuichi: Yuki. magst du mich nicht mehr? Yuki: Das klären wir zu Hause, nachdem ich dich rausgeschmissen habe. Shuichi: Yuki? Omi: HALLO? Könnte mich mal einer ausreden lassen? Aya, Ken, Yohji, Hiro, Shuichi, Yuki, Bulma, Vegeta, Picollo, Kaioshin und SonGoku: Dann mach doch auch endlich mal!!! Omi: *duckt sich* Hilfe... SonGohan: *tätschelt Omi mitfühlend* Das hat nichts mit dir zu tun, die sind halt so. Yuki: *übernimmt das Mikro* Guten Abend, mein Name ist Yuki Eiri, Novelist und unfreiwilliger Babysitter eines pinkfarbenen Monsters... Shuichi: Hey! Yuki: ... und ich rede jetzt mal weiter, weil wir sonst ewig hier stehen und den ganzen Verkehr aufhalten. Yohji: Apropo Verkehr... wie heißt deine Schwester doch gleich? Yuki: *Mörderblick* Yohji: *Attentäterblick* Hiro: *schiebt sich dazwischen an das Mikro* Die Frau, die wir heute ehren wollen, hat das FanFiction Archiv "Fanfiction-Paradies" gegründet. Sie ist eine der seltenen Archivaren, denen Qualität wichtiger ist als Quantität. Die die Vielfalt der Fandoms auf dieser Welt schätzt, Kreativität honoriert und mit Herz und Seele ein Internetportal und eine Liste führt, die viele Menschen zusammengebracht hat, Fantasie beflügelt, und aus Anfängern gute Autoren gemacht hat. Sie tut etwas, was nur die seltensten Archivare tun: Sie glaubt an die Menschen, die Autoren. Es gibt mehr als nur eine/n Autor/in, die auf ihrer Liste lernen konnten, sich zu entfalten, sich zu verbessern und sich in neue Fandoms entführen zu lassen. Sie ist unermüdlich zu erschaffen und fortzuführen und zeigt einen Einsatz, der von allen Menschen wünschenswert wäre. Aya: Von dir zum Beispiel, Yohji. Yohji: *zündet sich eine Zigarette an* Aufmerksamkeit dem, dem sie gebührt. Bulma: Ich kenne den Spruch etwas anders... Die Bühne wird von beiden Richtungen durch kleine Monster gestürmt, gefolgt von weiteren Kids, die wie vom Donner gerührt stehen bleiben und sich anstarren. Math: DIGIMONS FOREVER! Ash: Digi-was? Ich Digi dir auch gleich mal was. Nichts geht über meine selbsttrainierten Pokemon! Aya: *fasst sich an die Stirn* Lieber eine dreifache Ausführung von Schuldig, als diese Göhren! Ken: Kinder! Wie süß! *schwärm* Math zu Ash: Ist der Pedofiel? Vegeta: Ich hätte ja jetzt mal so richtig Lust... SonGoku: Du wirst hier niemanden töten. Picollo: Die sind ja schlimmer als deine Kinder, Goku! Das ist eine Zumutung! Vegeta: *Zum Super Saiya-jin mutiert* SonGoku: Jetzt aber lieber mal weiter... bevor es nicht mehr geht *zwinker* *kramt den Zettel mit der Rede aus der Hosentasche, die ChiChi vorgeschrieben hat* Ahm...Wir können noch nicht wissen, was sich alles in unserem Leben ändern wird. Aber ich denke, wir können darauf bauen, dass uns das Fanfiction-Paradies noch lange Zeit erhalten bleibt. Erst vor kurzem hat es sich verändert und hat eine neue Adresse bekommen. Es hat sich zum Guten verändert. Durch neue Fandoms, neue Geschichten, neue Autoren und die Archivarin, die soviel Zeit opfert, um sich dieser Sache zu widmen, die so vielen Lesern und Autoren Freude schenkt. Ihre Arbeit ist noch lange nicht getan, denn es wird immer weiter gehen, und sie wird sich durch ebenso verrückte wie schöne Sonderaktionen auf der Liste noch auf einiges gefasst machen müssen. Aber wir wissen ja, dass sie das nicht umhauen wird. Bei der Eröffnung ihres Archivs hat sie auf ihr Herz gehört, und es hat ihr den richtigen Weg bereitet. Sie scheut nicht vor der Arbeit, vor eventuellen Komplikationen und dem Zeitaufwand. Sie nimmt Hilfe an und gibt sie zurück. Piccachu: PicaPee! Ash: *stürmt mit Rocco das Podest* Atti, im Namen all meiner Anime-Kollegen möchte ich dir sagen, dass du stolz auf das sein kannst, was du bisher schon geleistet hast. Und dass es noch viele andere gibt, die dich für deinen Einsatz bewundern. Diesen Traum aufrecht zu erhalten wird nicht leicht, aber du wirst es schaffen. Wir sind bei dir und eines verleiht uns die Macht: Der Glaube an dieses Archiv, das uns schon so viel gegeben hat. Unsere Zeit ist gekommen, jetzt schlagen wir zurück! SonGoku: Ist das nicht ein Spruch aus unserem Titelsong? Mit der Macht und so? Vegeta: *zuckt mit den Schultern* Omi: *zerrt an Ayas Katana* Die sollen weg, die sollen weg! Sailormoon und Wedding Peach: Liebe ist die stärkste Macht auf Erden! Miaka: Genau! Ich und Tamahome haben es geschafft, und ihr könnt das auch! Tasuki: *klopft Tamahome auf die Schulter* So im Nachhinein bin ich ganz froh, dass sie mich nicht wollte... Nuriko: *fechelt mit den Händen durch die Luft* Die Spannung in diesem Raum ist enorm. Conan: Das riecht nach Mord... Vegeta: *seufz* Na denn... *streckt den rechten Arm von sich und spreizt die Finger* Kaioshin: Vegeta! Tamahome: Der Sonderaward des Fanficton-Paradieses wurde 2001 nicht verliehen, obwohl sich die Mehrheit einig über den Preisträger war. Deine Reaktion, liebste Atti, war verständlich und zeugt von Courage und Anstand: Du kannst dir selbst keinen Preis verleihen. So etwas zeichnet dich aus, aber wir - die Charaktere, die durch Fantasien am Leben erhalten werden, die Autoren, die ihre Kreativität ausleben können, und Leser, die immer wieder in den Genuss guter FanFictions kommen - wir können es! Denn du bist diejenige, die sich die Paradiesapfelblüte am meisten verdient hat! *gleißendes Licht erfüllt die Bühne* Vegeta: Urknall!!! SonGoku, SonGohan und der Kaioshin: VEGETA! *zisch* *batsch* *peng* *krach* *Kamui erscheint mit den anderen Erdrachen und schüttelt mit dem Kopf* Kamui: Die machen alles kaputt und denken nicht an die Konsequenzen. Fuma: Ja! *harhar* Kamui: Und du gehst mir auch langsam auf den Wecker! Wie lange soll ich dir denn noch nachlaufen??? Der Nebel und Rauch löst sich langsam auf. Ein großes Loch ziert die Bühne. Überall liegen Trümmer und keuchende Jungs herum. Sailormoon hat es die hübschen Flügeln an ihrem neuen Kostüm gekostet, Bulma sprüht Funken mit ihrem Blick zu Vegeta, Wedding Peach beheult ihr kaputtes Brautkleid und Miaka klammert sich an den hilflosen Tamahome. Von den Monstern keine Spur... Kamui: Vorbei? Vegeta: *zufrieden grinst* Vorbei. *Kamui schließt den Bannkreis* Vegeta: Was...?! Und alles sieht wieder aus wie zuvor (sogar noch ein bisschen sauberer... *blush*) Und alle sind unversehrt! Shuichi: *sieht sich vorsichtig um und zieht sich am Mikrofon hoch* Liebe Atti... Von uns alles Gute, weiterhin viel Spaß und den Erfolg, den du dir redlich verdient hast! We want a new World! Fuma: Kein Problem. *devilgrin* Math: Leb diesen Traum weiter, Atti! Denn er ist wahr! Wir werden bei dir sein und dich unterstützen, soweit wir können! Du bist die Beste! Chor: YAY! Kaiton Kid: *schleicht über die Bühne* Conan: Er will die Paradiesapfelblüte stehlen! Aya: SHINE! Und alle rennen von der Bühne... bis auf Vegeta, SonGoku, SonGohan, Picollo und der Kaioshin, die fliegen. ////// Hinter den Kulissen 1: Stürmischer Applaus brandet auf und übertönt die Ansage des nächsten Redners. Aber einige Leute hinter den Kulissen haben ganz andere Sorgen. "Was?" Wäre die männliche Stimme noch schriller vor Panik, hätte sie vermutlich Glas zum Zerspringen gebracht. Erst halb angezogen stehen die Partyorganisatoren in der Mitte der Küche und diskutieren mit dem Lieferanten, der besser daran täte, auf die Größe eines Fingerhutes zu schrumpfen. Trapper tut sein Möglichstes, einen völlig aufgebrachten Hawkeye zu beruhigen. Kein leichtes Unterfangen in diesem gespannten Moment. "Hawk? Hawk, komm', lass es gut sein", redet er auf ihn ein, versucht, einen möglichst neutralen Ton anzuschlagen. Als einer der wie Windmühlenflügel rotierenden Arme ihn fast im Gesicht erwischt, packt er zu und hält ihn mit Gewalt ruhig. Es ist ein Alptraum, zugegeben, aber zumindest besteht noch die Chance der Schadenskontrolle. Das heißt, wenn Hawk sich innerhalb der nächsten zehn Minuten beruhigte! Und Hawkeye mochte zwar schon rasiert und gekämmt sein, aber was den Rest seiner Erscheinung angeht... Das Hemd hängt noch über die Hose und die Hosenträger baumeln lose herunter, die ungebundene Fliege mal außer Acht gelassen. Fünfzig Gläser Oliven waren fälschlicherweise an eine andere Festivität geliefert worden. ////// Und weiter geht's: Ezra tritt wieder ins Rampenlicht. "Na, das war ja eine Rasselbande. Wie gut, dass sie nicht gleich das Theater in Schutt und Asche gelegt haben. Ich denke, jetzt haben wir uns erst mal eine kurze Atempause verdient. Zeit für etwas Kultur." Er entfernt sich /// Das Publikum applaudiert höflich, als ein Mann im vornehmen Anzug und mit korrekt sitzender Krawatte die Bühne betritt. "Oscar, wo bleibst du denn", ruft dieser nach hinten. "Komme sofort, Felix." Ein zweiter Mann stürmt die Bühne, der Anzug zerknittert, die Krawatte schief. "Wie du wieder aussiehst. Man muss sich ja schämen. Was soll Atti von uns denken?" Felix schüttelt empört den Kopf, schnaubt denn laut. "Entschuldigung", wendet er sich ans Publikum. "Aber meine Stirnhöhlen bringen mich noch um." "Nun trompete hier nicht so rum", knurrt Oscar. "Lass uns das Ganze lieber hinter uns bringen. Ich bin schließlich Reporter und nicht Bühnenkasper." "Also echt." Felix ist empört, verbeugt sich dann Richtung Ehrengast. "Dieses Gedicht ist speziell für dich, Atti, und dein wunderbares Archiv." Im Chor tragen die beiden dann folgende Zeilen vor: "Wo der Highlander sein Schwert zückt Und Spock restlos Kirk beglückt Wo Hawkeye Trapper liebt Und Buffy die Dämonen kniept Wo das Stargate in andere Welten kuckt Und Mulder Scully mit seinem Charme lockt Wo Holmes unzählige Pfeifchen schmaucht Und der Colt nach getaner Arbeit raucht Wo das (T)Raumschiff lacht Und Schreiben einfach Spaß macht Wo Winnetou auf Iltschi reitet Und sich (fast) nie jemand streitet Wo sich nie fühlt ein Charakter mies Das ist unser geliebtes Fanfictionparadies" "Geschafft!" Oscar stürmt sofort von der Bühne, während Felix sich wiederholt verbeugt - auch als der Applaus des Publikums längst geendet hat. Schließlich schiebt Ezra ihn von der Bühne. "Wir danken herzlich den Herren Felix und Oscar. Doch nun von dieser Männerwirtschaft zurück zu unserem Ehrengast" ////// Hinter den Kulissen 2: "Meine Herren, wo bleiben Sie denn?" Winnetouch blickt ungeduldig auf seine Uhr. Das hat man nun davon, wenn man sich gutmütig für diesen Posten hat breitschlagen lassen. Nur Stress. Dabei macht so was doch bekanntlich hässlich. Seine Ranch zu leiten ist ja ein Kinderspiel gegen den Versuch, diesen Sack Flöhe von Laudatoren zu bändigen. Will doch partout jeder Miss Atti seine persönliche Aufwartung machen. Die einen können es gar nicht abwarten, die nächsten kommen dafür fast zu spät und wieder andere streiten sich, wer nun was sagt. Nein, nein, also wirklich. Wenn das vorbei war, brauchte er aber ganz dringend Urlaub auf der nächsten Schönheitsfarm. Und wo blieb eigentlich sein nichtsnutziger Bruder mit den Erfrischungsgetränken? Hatte sich wahrscheinlich unterwegs wieder gefangen nehmen lassen und hing an irgendeinem Marterpfahl statt hier seine Pflicht zu tun. "Sie sind jeden Moment dran. Konnten Sie sich nicht an Captain Janeway ein Beispiel nehmen? Sie hat die weiteste Anreise und war pünktlich", blaffte er die vier Männer an. "Ich hatte Probleme mit der Uniform." Kirk räuspert sich und zerrt unruhig an seinem Kragen. "Sie muss bei der letzten Reinigung eingelaufen sein:" "Ich musste erst noch das Universum retten", wirft Picard ein und streicht seine Jacke glatt. "Für uns nicht-lineare Wesen ist das Konzept der Zeit...", sagt Sisko und wird Janeway unterbrochen, die nur verächtlich "Männer" murmelt. "Ich musste erst noch mit dem Hund raus." Archer drückt Winnetouch Porthos Leine in die Hand. "Wenn Sie sich bitte um ihn kümmern würden, während ich auf der Bühne bin." Winnetouch seufzt und fragt sich zum wiederholten Male, warum bei allen Ahnen er diesen Job angenommen hat? Er könnte jetzt so schön auf seiner Ranch baden und... "Ihr Auftritt", ungeduldig gestikuliert er Richtung Vorhang. ////// Nächste Runde: Ezra: "Meine Damen und Herren, begrüßen Sie nun mit Applaus fünf Gäste, die Sie mit Sicherheit alle kennen. Sie sind berühmt dafür, mutig dorthin vorzustoßen, wo niemand zuvor gewesen ist. Meine Damen und Herren, die Captains der Enterprise." Rascheln und heftige Bewegungen am Vorhang. "Ähem", Ezra räuspert sich. "Und der Voyager und der Raumstation Deep Space Nine natürlich auch." /// Tosender Applaus. Die Gäste im Saal erheben sich von den Stühlen. Eine blonde, junge Frau hält ein Plakat hoch. "Jim - ich will ein Kind von dir." Auch einige "Jim - ich habe ein Kind von dir" Schilder sind zu sehen. Am Ende des Saales versuchen zwei Vulkanier und eine Vulkanierin so unauffällig wie möglich drein zusehen. Ein paar Meter weiter knurrt ein Klingone einen Cardassianer an, der ihm die Sicht zu versperren droht. "Sie verpassen nichts. Mit meinen Kreationen hätten sie besser ausgesehen", antwortet dieser. "Zeremonien sind irrelevant", meint eine Borg zu einer Gruppe von Menschen, die besonders heftig applaudieren, als Janeway auf die Bühne tritt. In der ersten Reihe erscheint ein weiteres Schild. "Jon ist der Beste und hat den Größten", was bei einem gewissen Captain die Gedanken "Trip, das wirst du mir büßen" auslöst. Das rotbraunbepelztes Alien hält ein Schild hoch: "Ich habe Hunger, wann gibt es endlich etwas zu essen?" Langsam legt sich der Applaus und die Zuschauer setzen sich wieder. Betretenes Schweigen auf der Bühne, bis schließlich Janeway fragt: "Meine Herren, wer fängt denn nun eigentlich an?" "Alter vor Schönheit", erwidert Picard und schiebt Kirk zum Mikrofon. "Ich bin nicht alt", protestiert dieser, zieht den Bauch ein und stellt sich auf die Zehenspitzen, um ans Mikro zu kommen. "Wer hat das so hoch gemacht?" "Nun fang endlich an", mault Archer. "Ich muss morgen bald raus. Schließlich bin ich hier der Einzige, der noch regulären Dienst schiebt." Sisko schüttelt den Kopf "Diese linearen Wesen..." "Ähem", Kirk räuspert sich. "Liebes Publikum, wir sind heute hier zusammengekommen, um eine Frau zu ehren, die zweifelsohne ein leuchtendes Beispiel ihrer Spezies ist. Genauso wie wir alle hier..." Er gestikuliert zu den anderen Captains "...geht sie mutig dort hin, wo niemand zuvor gewesen ist." Der Zwischenruf aus dem Publikum: "Ja ja, wissen wir ja. Erzähl mal was Neues", wird tunlichst ignoriert. "Auf den Tag genau vor drei Jahren unternahm also auch Atti diesen Schritt ", fährt Kirk fort. "Ich möchte sagen, sie ging mutig dorthin, wo kein Fanfictionarchivar zuvor gewesen ist. Und sie hat eine Vielfältigkeit kreiert, die ich mit dem bekannten IDIC-Prinzip unserer vulkanischen Freunde vergleichen möchte. Hallo Spock, übrigens. Wir sehen uns nachher, ja?" Einer der Vulkanier versucht noch unauffälliger drein zu sehen, als zuvor, während der Mensch ins Publikum winkt. "Wo waren wir? Ah ja: Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination also. Genau das finden Sie im Archiv, ein wahres Paradies kann man sagen." "Nun lass mal die neue Generation ran." Picard schiebt Kirk ungeduldig zur Seite und tritt selbst vors Mikrofon. "Über 700 neue Welten - pardon - Storys hat sie archiviert. Über 80 Autoren haben in ihrer Föderation eine Heimat gefunden. Und mit über 20 Fandoms wurde so manche bisher unbekannte Fanfictionzivilisation entdeckt. Das verdient unser aller Hochachtung." "Zumal...", Sisko drängelt sich nach vorn. "...für ein linear-existierendes Wesen wie Atti die für die Archivarbeit zur Verfügung stehende Zeit begrenzt ist. Wer zählt die Stunden, kennt die Tage - äh ich meine, wer vermag schon zu sagen, wie viel Zeit, Arbeit, aber auch Liebe Atti in ihr Archiv gesteckt hat." "Nun, lasst mal eine Frau ran." Janeway schiebt sich nach vorn. "Mit all diesem ist es gelungen, ein Archiv zu erstellen, dass seines Gleichen sucht. Atti hat nicht nur mitgeholfen, Deutsch als Sprache für Fanfiction weiter salonfähig zu machen. Sie hat auch Slasher und Shipper auf ihrer Seite in Frieden vereint, so wie wir und die Maquis..." "Ein wahrer Beitrag zur... ähem Völkerverständigung." Archer drängelt sich ans Mikrofon. "Und dabei ist sie immer offen für Neues. So manches Fandom, was kaum existent schien, wurde durchs Archiv und die Liste zu blühendem Leben erweckt. AutorInnen fühlten sich angespornt zu neuen Grenzen vorzustoßen, unbekannte Tiefen zu entdecken und..." "Kurzum", fällt Kirk ihm ins Wort. "Für ihre Bereitschaft nicht in Schubladen zu denken und schon gar nichts da hinein zu stecken, für ihren Mut, zu immer neuen, unerforschten Fandoms vorzudringen und so eine vielfältige Fanfictionföderation zu kreieren, die in diesem Universum ihr gleichen sucht, verdient Atti unser aller Dank and Anerkennung." Kirk verbeugt sich vor der Ehrenloge und die anderen schließen sich nach einem kurzen Zögern an. Das Publikum kreischt und johlt. Die Plakate werden geschwenkt. Trip wirft Archer eine Kusshand zu, worauf dieser rot anläuft. Hinter der Bühne erklingt Hundegebell, dann eine wütende Stimme: "Bleibst du wohl stehen, du Köter!" "Porthos!" Archer stürmt von der Bühne. Die anderen vier sehen sich fragend an. Der Applaus verebbt langsam. "Abgang links", schlägt Picard vor. "Zugabe", ruft jemand aus dem Publikum. "Ich könnte Ihnen noch einige meiner Abenteuer erzählen" Kirk tritt wieder ans Mikrofon, doch Picard zieht ihn weg. "Andere wollen auch noch dran", flüstert er. "Und ich habe Hunger. Universenretten ist schließlich anstrengend." "Eitler Fatzke", murmelt Sisko zu Janeway. "Wie der den Bauch einzieht." "Männer", lautet ihre Antwort. Schließlich verlassen die vier unter dem wieder aufbrandenden Applaus des Publikums die Bühne und treffen hinter ihr auf einen in Tränen aufgelösten Winnetouch und einen Archer der ihn vergeblich versucht zu beruhigen. "Ihr Köter hat mein pinkfarbenes Cocktailkleid für die Aftershow-Party zerrissen", schluchzt der Indianer. ////// Hinter den Kulissen 3: Der köstliche Geruch von Jambalaya steigt Trapper in die Nase, als er nach einer weiteren Laudatio seine Beobachterposition hinter dem Vorhang verlässt und sich in die Küche begibt. Immerhin musste jemand ein Auge auf Hawkeye haben, er weiß, dass sein Partner nur ein geringes Talent zum Multitasking hat. "Hawk?" Er bahnt sich seinen Weg durch den schmalen Verbindungskorridor zwischen dem Convention Center und dem Gastronomiebereich hinter dem angegliederten Festsaal, nicht so einfach bei all den leeren Kartons, die sich im Halbdunkel bis unter die Decke stapeln. Kartons, die gestern noch gefüllt waren mit Servietten, Kerzen, Zahnstochern, Partyhüten, Luftschlangen, Konfetti und - ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht - Klopapier. Vierlagig, wie gewünscht. Radar und Klinger hatten einen wahren Wettkampf im Organisieren der Accessoires ausgetragen! Jetzt tickte der Countdown. Schon ein schönes Gefühl, die Früchte von wochenlangem Stress zu ernten. Den Atem anhaltend betritt er den Saal. _Wow...._ "M'sieu?" "Klinger!" Fast hätte er einen Herzinfarkt bekommen. "Max, schleichen Sie sich doch nicht so an, Himmelherrgott noch einmal!" Da erst wird er auf Klingers Äußeres aufmerksam. "Schick. Sind Sie heute der einzige Pinguin?" "Für die Menge? Nein, Soon-Li hilft mir. Außer uns noch zwanzig. Jarod, Alex, Anya, Leeta, Travis, Starsky, Ray, Ray und Ray, Remy, Hank, Josiah, Aragorn, Sydney-" "Der Kerl aus dem Centre?" "Nein, die Agentin vom SD-6." "Wesley-" Trapper runzelt die Stirn. Die vielen Namensgleichheiten sind einfach zu verwirrend. "Crusher?" "Nein, der andere. Sieht im Frack besser aus. Außerdem Leo, Evan, Winnetouch, Bruce Waynes Alfred... und ein kleiner Kerl namens Sam, der größere Füße als B.J. hat. Wenn das möglich ist." Er hält die Hände knapp dreißig Zentimeter auseinander und lacht. "Bei den ganzen Leuten drehe ich noch durch. Ich wünschte, der Abend läge bereits hinter uns." "Ich auch", gesteht Trapper. "Wer macht eigentlich die ganze Logistik?" "Computergenie George Fraley. VCTF. In Zusammenarbeit mit Piper Halliwell, die von Partys ziemliche Ahnung hat, und einigen Vulkaniern. Noch Fragen?" Klinger hebt mit einiger Anstrengung die buschige, linke Augenbraue, was in Kombination mit seiner Nase mehr als komisch aussieht. "Hawkeye ist in der Küche und sieht Sisko auf die Finger. Besser, Sie holen ihn da raus, denn wie ich die Lage deute, steht unser Starfleet-Captain kurz davor, ihn entweder achtkantig rauszuschmeißen oder unters Rat-A-Tat-Touille zu mengen." Das klingt nach seinem Hawkeye. "Ansonsten aber alles soweit klar? Wir haben genug Gläser, Teller und Besteck? Genug Knabberkram?" "Sushi, Sashimi, Ingwer, Wasabi und Sojasauce. Sogar lebendiges gagh..." Trapper zückt sein Taschentuch. "Gesundheit. Brauchen Sie was gegen die Halsschmerzen?" Das Buffet sieht fantastisch aus. Glas und Porzellan schimmern im Licht von Kerzen und Kronleuchtern; die Discobeleuchtung wird erst zu fortgeschrittener Stunde eingeschaltet werden. Perfekt. Genauso hatte er sich das vorgestellt. Jetzt muss er nur noch Sisko vor Hawkeye retten. Beziehungsweise umgekehrt. "Machen Sie weiter, Max." "Ihr Wunsch ist mir Befehl. Haben Sie vielleicht Potter gesehen?" "Das letzte Mal in einem angeregten Gespräch über Pferde mit den angeblich ach-so Glorreichen Sieben. Der Wildwest-Truppe, nicht der ATF-Gang. Wieso?" "Er hatte sich bereiterklärt, den Märchenonkel für diverse Kids zu spielen. Den Anhang, von einigen Gästen." Er zählt einige auf. "Die Eltern werden ihm ewig dankbar sein. Und wo wir beim Thema sind, Sir: Was ist eigentlich mit den Tieren?" Klingers Frage ist wie ein Eimer kaltes Wasser. "Verflucht." Wie hatte er das vergessen können? Wolf, Hunde, Pferde... manche Leute kamen nun mal nicht per Taxi, Hubschrauber oder Shuttle, sondern mit dem Haferexpress. Mit etwas Glück, denkt er sich, haben Abahachi und Ranger ihre Handys nicht abgeschaltet und sind bestechlich... _Nur was mache ich mit Garfield? Lassie? Flipper? Fury? Kimba??? Oder, ganz schlimmer Gedanke, Alf?_ ////// Zum Dritten: Ezra geht zögernd in die Mitte der Bühne. "Meine Damen und Herren", beginnt er zögernd, fährt sich durch die Haare, was ein beträchtliche Anzahl von Zuschauern beiderlei Geschlechts aufstöhnen und aufschreien lässt. Ezra räuspert sich. "Ich darf doch bitten!" Langsam beruhigt sich das Publikum wieder. "Danke! Ladies und Gentlemen, was zu befürchten war, ist tatsächlich eingetreten. In ihrem Bestreben, ihren Respekt vor unserem Ehrengast zu bezeugen, gibt es eine Auseinandersetzung-- hey!!!" Mit einem Aufschrei bricht Ezra ab und flüchtet auf die linke Seite der Bühne. Von der anderen Seite nähern sich zwei Männer in fast bodenlangen schwarzen Mänteln, tänzelnd, mit gezogenen Schwertern in der Hand. Ezra drängt sich zwischen die beiden. "Mr. MacLeod! Mr. Pierson! Dies ist geheiligter Boden! Bedenken Sie doch die verheerenden Konsequenzen Ihres Vorhabens. Sie dürfen... Sie KÖNNEN hier nicht kämpfen!" "Oh doch, können wir! Dies gehört nicht zum Spiel, es ist nur ein kleiner Wettkampf, um zu entscheiden, wem die heutige Ehre gebührt." MacLeod lächelt, sieht sehr siegessicher aus. Es scheint, als betrachte er diese Einlage nur als kurze Verzögerung eines schon feststehenden Ablaufs. "Außerdem bin ich sicher, das Publikum weiß eine Abwechslung im Programm zu schätzen." Pierson wendet sich in Richtung Zuschauer. Aus der Mitte des Saales, wo sich eine kleine Lichtung in den sonst ausnahmslos gefüllten Reihen rund um drei Männer gebildet hat, erschallt es, "Genau, Bruder!" Das Grinsen von Kronos erinnert an einen Wolf kurz vor dem tödlichen Biss. "Ich will was sehen für mein Gold." Silas und Caspian applaudieren wild und grölen. "Zeig ihm, was wir Horsemen draufhaben!" - "Hol dir seinen Kopf, Methos!" Ezra ist sichtlich entrüstet. "KLEINER Wettkampf?" Pierson nimmt Ezra beim Arm und führt ihn von der Bühne. "Caspian kennt da keinen Unterschied. Aber er ist ja da unten. Machen Sie sich keine Sorgen." Er geht zurück zur Mitte. "Und jetzt: LICHT AUS!" Totenstill wird es, als alle Lichter im Saal verlöschen. "SPOT AN!", kommt es von MacLeod in dem Moment, als die ersten Zuschauer beginnen, unruhig zu werden. In der nächsten Sekunde trifft blutrotes Scheinwerferlicht MacLeod und Pierson, die sich in Kampfstellung gegenüberstehen. Der erste Angriff kommt von MacLeod, dem Pierson ausweicht, so dass sein Schlag ins Leere geht. MacLeod fängt sich ab, wirbelt herum und seine Klinge trifft die Piersons. Für einen Moment verharren sie in der Haltung. "TOD! TOD! TOD!", erklingt es stimmgewaltig. "MAC! MAC! MAC!", hält eine andere Gruppe dagegen. "Gib besser auf, Boyscout!" "Vergiss es, alter Mann!" Sie springen auseinander, tänzeln umeinander herum, vollführen ein paar Scheinangriffe. Das Ganze erinnert an einen Tanz, anmutig, elegant, leichtfüßig. Wie ein Kinderspiel - doch die vor Schweiß glänzenden Gesichter lassen ahnen, wie schwierig die Performance ist. Langsam scheint das Publikum zu begreifen, was da vor sich geht. Sie beginnen, rhythmisch zu klatschen, feuern ihre Favoriten an. MacLeod und Pierson erhöhen das Tempo, Angriff folgt auf Angriff. Es kein Tanz mehr, es ist nun ein Kampf, ausgeführt mit Kraft und Präzision. Nicht ein einziges Mal jedoch berühren die Klingen den Körper des jeweiligen Gegners. Plötzlich wird der Scheinwerfer umgeschaltet, das Rot wird zu einem gleißendem Weiß. Beide Kämpfer stoßen ihre Klingen in den Boden, entledigen sich ihrer Mäntel, werfen sie in die aufjauchzende Menge. Die Männer präsentieren sich in Stiefeln, enganliegenden schwarzen Hosen und weiten Seidenhemden, MacLeods ist rot, Piersons blau. "Auszieh'n! Auszieh'n!" ertönt es aus der Gruppe der Ehrengäste. Der Ruf wird vom Rest des Publikums aufgenommen, bald fordert es mit einer Stimme. "AUSZIEH'N! AUSZIEH'N! AUSZIEH'N!" MacLeod und Pierson drehen sich zum Publikum, verbeugen sich. "Liebe Freunde! So gern wir euch diese Freude machen würden..." "... müssen wir leider verzichten. Manche Genüsse sind heute Abend einem ausgewählten Personenkreis vorbehalten", beendet Pierson den Satz und verbeugt sich nochmals, demonstrativ in Richtung der Ehrenplätze, das Scheinwerferlicht folgt seinem Blick. Atti rutscht unruhig auf ihrem Sitz hin und her, wird bei dem Versuch, sich in Luft aufzulösen, knallrot im Gesicht. Die Zuschauer kreischen und klatschen wie von Sinnen. Endlich lässt das Scheinwerferlicht von Atti ab, lässt sie gnädig in Dunkelheit verschwinden. Die Zuschauen konzentrieren sich wieder auf die Bühne. MacLeod und Pierson nehmen ihre Klingen wieder auf, salutieren mit ihren Waffen. Sie umkreisen sich unter dem Jubel der Zuschauer und beginnen die letzte Runde in diesem "Spiel". Unablässig folgt Schlag auf Schlag, Finten, Ausweichmanöver, Sprünge. Mit einem Schrei schnellt MacLeod vorwärts und Pierson kann die Klinge des Katana nur Zentimeter vor seiner Brust abblocken. Mit purer Kraft versucht MacLeod, Pierson niederzuringen, doch Pierson gibt nicht einen Millimeter nach, hält seine Position, mit einem Knie am Boden. Das Publikum hält den Atem an. Piersons Hand beginnt zu zittern. Leicht zunächst, dann zunehmend stärker. MacLeod verstärkt den Druck, doch plötzlich ist da nichts mehr, gegen das er drücken kann. Pierson lässt seinen Gegner entlang der Klinge seines Ivanhoe zur Seite weggleiten, dreht sich selbst in Gegenrichtung. Die Spitze des Katanas erwischt den linken Ärmel seines Hemdes, schlitzt es auf - ein Raunen geht durch die Zuschauer. Nicht auszudenken, wenn es auf dem Geheiligten Boden ein Quickening gegeben hätte - und sei es nur ein Mini-Quickening, um einen kleinen Kratzer zu heilen. In der nächsten Sekunde ist Pierson hinter seinem Gegner, Dolch in der linken Hand. MacLeod gefriert in seiner Bewegung. Hätte Pierson die Aktion mit der Schnelligkeit beendet, mit der er sie begonnen hat, hätte es ihn seinen Kopf kosten können. Falls dies ein wirklicher Kampf wäre. Er wirft das Katana von sich, hebt langsam seine Hände. Für zwei weitere Augenblicke ist es totenstill im Saal, dann braust Beifall auf, vermischt mit Anfeuerungsrufen und Pfiffen. Blumen und Kleidungsstücke fliegen auf die Bühne. Die Mäntel der beiden Unsterblichen sind natürlich nicht darunter. Das Licht im Saal geht wieder an. Als sich die Menge wieder beruhigt hat, steht Pierson auf, gibt MacLeod die Hand und zieht ihn hoch. "Die Bühne gehört mir, Highlander." "War mir auch ein Vergnügen, alter Mann." Die beiden umfassen ihre Handgelenke. "Und viel Glück bei dem, was vor dir liegt." Er schnappt sich sein Katana und springt von der Bühne. Noch einmal brandet der Beifall auf. Ezra kommt wieder auf die Bühne, sichtlich entnervt. "Meine Damen und Herren. Unser nächster Laudator am heutigen Abend. Mr. Adam Pierson." Er übergibt das Mikro und beeilt sich, von der Bühne zu kommen. "Tut mir leid, falls wir jemanden erschreckt haben sollten. Aber Strohhalme ziehen war uns einfach zu langweilig." Den erneuten Beifall unterbricht Pierson, indem er seine linke Hand hebt. "Lasst uns zum Anlass dieses Spektakels kommen!" Pierson wendet sich an den Ehrengast. "Liebe Atti, wir hoffen, diese Demonstration war nach deinem Geschmack. Schließlich verstehst du etwas vom Kämpfen. Deine Waffe ist zwar nicht das Schwert - zumindest nicht öffentlich. Wir wissen nicht, was du so hinter verschlossenen Türen treibst. Geht uns natürlich nichts an. Aber ich muss zugeben, ich bin neugierig. Noch etwas, was wir gemeinsam haben. Schließlich macht auch das Paradies nicht halt vor irgendwelchen Türen!" Pierson wischt sich über die Stirn und im nächsten Augenblick steht ein ganze Gruppe von atemlosen Frauen um ihn herum, halten ihm diverse Kleidungsstücke entgegen. Waren die nicht schon vor ein paar Minuten auf der Bühne gelandet? Ein Wunder, dass sie noch etwas am Leibe trugen! Er schüttelt den Kopf, zieht ein großes weißes Tuch aus der Hosentasche und wischt sich die Stirn trocken. Nach einem Seitenblick auf die immer noch atemlos verharrenden Frauen knüllt er es und wirft es in ihre Richtung. Der entbrennende Kampf hat nicht viel mit einer Showeinlage gemeinsam, scheint aber äußerst unterhaltsam auf das Publikum zu wirken. Pierson wartet ab, bis das Handgemenge und das Gejohle enden, wendet sich wieder Atti zu. "Tschuldigung. Atti, du hast es tausendfach bewiesen, dass dich keine Herausforderung schreckt, im Gegenteil, du trittst ihnen entgegen und überwindest sie. Für das Fanfiction-Paradies ist dir kein Weg zu weit, keine Mühe zu groß. Mit Verstand und Gewitztheit und Humor bekämpfst du die Widrigkeiten, die den Erfolg des Paradieses bedrohen. Und Schwierigkeiten gab und gibt es viele, aber du bist nicht allein, sondern durch deine Begeisterung und dein Engagement hast du eine ganze Schar von Mitstreitern um dich versammelt, die dich unterstützen. Ich möchte nicht verschweigen, dass es auch innerhalb eurer Gemeinschaft zu Problemen kommt; wenn man Vertrauen schenkt, kommt es auch zu Enttäuschungen. Dennoch habt ihr viele Hürden gemeinsam erfolgreich überwunden, und ich bin überzeugt, dass es auch in Zukunft so sein wird, wenn ihr nur an eure Stärken und eure Freundschaft glaubt." Bevor Pierson weitersprechen kann, erhebt sich das Publikum und Applaus brandet auf, bald abgelöst durch den Sprechchor: "Atti! Atti! Atti!" Pierson beobachtet das Geschehen im Zuschauerraum, und als es etwas ruhiger wird, erhebt er erneut seine Stimme. "Ich bin noch nicht ganz fertig. Atti, dein Vorhaben allein verdient schon Respekt, aber die Konsequenzen daraus sind von unschätzbarem Wert. Durch das Archiv und dein Bemühen, andere mitzureißen und zum Schreiben zu bringen, ist dir Unsterblichkeit gewiss. In vielen Geschichten und Ideen, aber vor allem in den Herzen der Menschen, die heute hier sind, um dich und vor allem mit dir zu feiern! Wir wollen ewig leben!!!" Unter tosendem Applaus springt Pierson von der Bühne, verneigt sich vor Atti, gibt ihr einen formvollendeten Handkuss, flüstert ihr etwas ins Ohr. Wenn möglich, verstärkt sich Attis Gesichtsfarbe noch etwas mehr ins Rötliche. Bevor sie sich erholen kann, stößt MacLeod Pierson zur Seite, zieht sie hoch und umarmt sie. Danach schließen sich die übrigen Unsterblichen und Beobachter an, während das übrige Publikum rhythmisch klatscht. Aus einiger Entfernung beobachten MacLeod und Pierson das Geschehen. "Klasse Rede, alter Mann." "Schön, dass DU zufrieden bist, MacLeod. Ich bin gespannt, was Kronos sagt. " "Ich hab dir doch versprochen, dass ich auf dich aufpasse." "Als ob ich's nötig hätte." Nach einem Moment fügt er hinzu, "Aber schön wär's. Nach dem Buffet. Ich brauch' jetzt erst mal ein Bier!" ////// Hinter den Kulissen 4: "Los, los, los, nur keine Müdigkeit vorschützen!" Noch während er versucht, ohne Spiegel seine Fliege zu binden und dabei hoffnungslos versagt, ein ums andere Mal, treibt Hawkeye seine Kollegen zur Eile an. "Wo ist der Champagner? Verflucht, Radar, ich - "- Sie hatten gesagt, er sollte -" "- er sollte erst während der -" "- letzten Rede rausgeholt werden, ja, Sir, aber im Kühlschrank war echt kein Platz mehr. Ehrlich. Das Eis und diese ekeligen Schlürfschalen -" Die Fliege gewinnt, Hawkeye gibt auf. "Radar, das nennt man Austern. Und viele Leute mögen so was." Radar, bereits in voller Abendgarderobe, zuckt mit den Schultern. "Naja, ich find sie jedenfalls komisch." Als ob Radar in Korea nicht weitaus komischere Dinge gegessen hätte! "Für dich haben wir den 1940er Instantpudding und die Chicken Wings. Letztere sind Überschussware aus drei Kriegen, älter als ich, du wirst sie lieben." "Danke, Sir." "Keine Ursache. Sag' doch bitte Klinger, dass wir noch mindestens sechs Dutzend Gläser brauchen." "Geht klar." Radar macht auf dem Absatz kehrt und hastet davon. Dies war *nicht* einer von Hawkeye Pierces besseren Abenden! Er merkte nicht einmal, dass er die Augen geschlossen hatte und in eine Art Trance gesunken war, bis ihn das Scheppern eines Topfes aufschreckte. "Hey!" Ein junger Mann, schätzungsweise Anfang Dreißig, blickt zu ihm auf, erstarrt in seiner gebückten Haltung, in den Händen noch den Topf, den er umgestoßen hat und nun von dem gefliesten Boden aufhebt. "Uh, hi." Der Nase nach könnte er mit Klinger verwandt sein, ist aber bedeutend attraktiver. Langsam nähert sich Hawkeye dem unbefugten Gast hier hinter den Kulissen und fragt: "Darf ich fragen, was Sie hier tun? Dies ist nicht direkt ein Bereich für Gäste und", fügt er mit einem kleinen Lachen hinzu, "einige Überraschungen sollen bis zur Party Überraschungen bleiben." Jetzt erst bemerkt er die leicht zerrupfte, verschwitzte Erscheinung, fast als käme der Mann gerade aus dem Fitnessstudio. Der Mann grinst schuldbewusst und stellt den Topf zurück ins Regal. Mit ausgebreiteten Armen wendet er sich voll zu dem Chirurgen hin, der immer noch auf eine Erklärung wartet. "Tut mir leid, ehrlich. Ich hatte nur genug von den Reden - wenn Leute von der Air Force sich kurz fassen sollen, artet das in einer rhetorischen Katastrophe aus! Noch schlimmer als die gestelzte Ausdrucksweise von Vulkaniern. Ach", stöhnt er und sein Blick wird flehend, "gibt's hier hinten irgendwo ein kaltes Bier? Ich hatte gerade diesen Schaukampf mit meinem Partner..." Dem Akzent nach Brite. "Wenn Sie mir im Gegenzug diese Fliege binden können, bekommen Sie soviel Bier wie Sie wollen, Mr...." "Pierson. Adam Pierson." "Pierce, Dr., B.F. Aber nennen Sie mich ruhig Hawkeye." Aus dem mannshohen Kühlschrank holt er eine Flasche und wirft sie seiner neuen Bekanntschaft zu. Dieser öffnet sie mit einer schnellen, geübten Bewegung an der Kante der metallenen Arbeitsplatte. "Interessante Technik." Methos prostet ihm zu. "Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können, Dr. Pierce. Und ich habe in meinem Leben schon mehr Fliegen gebunden als Sie sich vorstellen können. Geben Sie mir noch eines auf Vorrat? Und etwas saure Milch für meinen tenktonischen Freund da draußen, der einen Drink mehr als nötig hat. ////// Der Höhepunkt: Scully hatte es nach den ganzen Unruhen auf der Bühne doch noch geschafft ein für die Zeremonie doch recht wichtige Person auszumachen. Aisling saß in der ersten Reihe und hielt sich krampfhaft an einem Karton fest. "Mulder, schau mal, ob da etwa die Paradiesapfelblüte drin ist?" "Es würde mich sehr wundern, wenn sie das bisherige Chaos überlebt hat, bisher erinnert mich das Ganze weniger an eine Show als an eine Schlacht!" "Wenn du das Chaos auf der Bühne meinst, dann gebe ich dir recht, aber ansonsten hat es doch noch keine Toten gegeben, selbst die Horsemen sind recht friedlich." "Die sind ja so von den Mädels eingekeilt, die haben keine andere Chance." "Nur schade, dass es doch keinen Strip gegeben hat, die beiden Kämpfer sahen wirklich zum anbeißen aus!" "Scully!" Angesichts Mulders entsetzten Gesichtsausdruckes musste Scully nun doch grinsen, obwohl sie sich geschworen hatte, den Abend ernst und würdevoll hinter sich zu bringen. "Ich bin mal gespannt, was jetzt noch passiert!" "Ich glaube nicht, dass noch viel passiert, schau mal, Aisling wird gerade auf die Bühne gerufen, um den Preis zu überreichen und Atti wird gerade auf die Bühne geschoben." "Na dann haben wir es ja bald hinter uns, und die richtige Feier kann losgehen!" "Mulder, es geht hier nicht um eine Feier, sondern um eine Preisvergabe!" "Psschht, ich glaube, Aisling will uns was sagen!" Aber zuerst war nichts zu hören, man sah zwar, dass Aisling die Lippen bewegte, aber nichts tat sich. Endlich erbarmte sich ein Techniker und brachte ihr ein anderes Mikrofon "*Räusper*" Der Geräuschpegel senkte sich erheblich und so fiel Caspians Gebrüll "Das Mädel will ich heute Abend haben!" richtig auf. Verlegenes Schweigen erfüllte den Saal. "*Räusper*" "Tschuldigung, aber es ist das erste Mal, dass ich vor so einer illusteren Gästeschar eine Rede halten soll, und ich bin richtig aufgeregt." Pfiffe ertönten im Hintergrund. "Guck mal, sie wird ja rot, wie niedlich" Janeway bedachte Kirk mit einem vernichtenden Blick. "Ich weiß gar nicht, wo ich mit meiner Rede anfangen soll, meine Vorredner haben ja eigentlich schon alles gesagt!" "Gut, dann geht's gleich ans Buffet!" Winnetouchs Ausruf wurde von vereinzeltem Gelächter begleitet. "*Räusper*" Jetzt kam auch noch ein hoher Ton aus dem Mikrofon. "Ok, dass Atti mit der Gründung des FanficParadies vor drei Jahren Pionierarbeit geleistet hat, hat jetzt wohl auch der Cardassianer in der hintersten Reihe begriffen. Was jedoch die wenigsten sehen, ist die wahnsinnige Arbeit, die sie in diese Seite steckt. Erst vor kurzem hat sie dem Archiv eine komplett neue Datenbank verpasst, die man nicht sieht." In den mittleren Reihen kam Unruhe auf, Omi gähnte demonstrativ. "Ich bin vor circa zweieinhalb Jahren auf das Archiv gestoßen, um meinen Lesebedarf zu stillen. Und was war das Ende vom Lied, etwa ein halbes Jahr später habe ich Atti gefragt, ob sie Hilfe braucht. Und ich wünschte, dass ich es nie getan hätte." Buhrufe wurden laut. Scully bemerkte, dass Kronos wütend sein Schwert hob, aber auch Aisling hatte es gemerkt. Fast panisch ging sie einige Schritte zur Seite. "Stop, es liegt nicht daran, dass es mir keinen Spaß macht, oder dass Atti zuviel von mir verlangt.." Kronos steckte sein Schwert wieder in die Scheide und Aisling wagte sich wieder zum Rednerpult, um einen Schluck Wasser zu trinken. "Es liegt vielmehr daran, dass ich manchmal ein schlechtes Gewissen habe, weil ICH Atti treibe!" Die Buhrufe wurden lauter, aber vereinzelt kam Applaus auf, der von strafenden Blicken der jeweiligen Sitznachbarn begleitet wurde. "Es geht mir einfach nicht schnell genug, und ich habe da manchmal ein sehr schlechtes Gewissen, dass ich von ihr zuviel verlange, aber ich bin nun einmal süchtig nach euch allen und will immer mehr haben. Deswegen hoffe ich, dass das Archiv noch viele Jahre existieren wird." Jetzt bekam Aisling von allen Applaus, jeder hoffte, dass die Rede nicht mehr lange dauerte. Vorsichtig öffnete Aisling den Karton, den sie die ganze Zeit in ihren Händen gehalten hatte und zeigte dem Publikum unter dröhnenden Applaus die Paradiesapfelblüte. "Hier hast du sie! Möge sie in deinem Regal einen Ehrenplatz einnehmen." Ganz unspektakulär reichte sie Atti die Blüte und verließ fast im Laufschritt die Bühne, ohne auf den Applaus zu achten, der jetzt aufbrandete. ////// Längst noch nicht Schluss: "Ladies and Gentleman, das war die Paradiesapfelblütenverleihung 2003." Ezra steht wieder alleine auf der Bühne - inmitten eines Sees aus Kleidungsstücken und anderen Utensilien, auf die frau normalerweise nicht verzichten kann - und ringt sichtlich um Fassung. Immer wieder schweift sein Blick nervös an den Rand der Bühne, als ob er jeden Moment damit rechnet, dass etwas von dort hervorspringt und ihm die Show stiehlt. "Ich hoffe"; fährt er nach einigen Sekunden Pause zwecks Spannungssteigerung fort, "dass Sie die Veranstaltung genauso unterhaltsam wie auch meine Wenigkeit fanden - trotz einiger... ungeplanter Ereignisse." Sein Blick geht in Richtung Horsemen und er schneidet eine kurze Grimasse, bevor er sein Pokerface wieder unter Kontrolle und das Lächeln auf den Lippen hat. Leicht nervös wirkt er allerdings noch immer. "Der offizielle Teil der Show ist nun, zu meinem großen Bedauern, vorbei. Die Aftershow-Party - auf die nur geladene Gäste Zutritt haben, befürchte ich", unglückliches Raunen der wenigen Unglücklichen, die keine Einladung haben, "wird in wenigen Minuten beginnen. Und ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass Waffen jeder Art und jedes Zeitalters STRENGSTENS verboten sind. Keine Vendetta und keine Wiederbelebungen jahrhundertealter Zwistigkeiten, damit das klar ist." Missmutige Laute von Seiten der etwas gewalttätiger veranlagten Gäste. "Vielen, vielen Dank. Exzellente Vorarbeit - Sie können uns jetzt verlassen, ich übernehme von hier", ertönt plötzlich eine Stimme direkt neben Ezra, der daraufhin fast einen Meter hoch springt, bevor er sich wieder fasst. Ein böser Blick und es ist klar, dass er ernsthaft überlegt, trotz Verbots Gewalt anzuwenden, bevor er sich zusammenreißt und mit einem abrupten Nicken bestätigt. "Wie sie wünschen, Sir", erwidert er galant. "Sehr geehrtes Publikum, hiermit übergebe ich offiziell an den Manager dieser Veranstaltung - Mr. Danny Wilde. Wenn sie mich jetzt bitte entschuldigen würden..." Er flieht regelrecht von der Bühne. Ein breites Grinsen ist alles, was Danny ihm hinterher schickt, bevor er sich an das Publikum wendet. "Furchtbare Manieren", murmelt er ins Mikrophon. "Aber was soll's - er hat den Job erledigt, wenn auch nicht so wortgewandt und elegant, wie ich es hätte tun können, einmal ganz zu Schweigen davon, dass ich besser aussehe. Aber nein..." "Danny", wird er unterbrochen. Statt wie Ezra in die Luft zu springen zuckt Danny nur resigniert mit den Schultern und tritt einen Schritt zur Seite, um seinem Partner Platz zu machen. "It's all your's, my lordship." "Danke, Daniel." Ein kurzes Räuspern und Lord Brett Sinclair richtet sich zu seiner vollen Höhe auf - und überragt Danny dabei um einiges. "Was Ihnen mein Freund hier auf seine gleichermaßen unnachahmliche wie auch unverständliche Art und Weise sagen wollte, meine lieben Gäste, ist, dass der langweilige Teil vorbei ist und wir jetzt zu den Feierlichkeiten danach übergehen können. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass sämtliche Getränke aufs Haus gehen? Also, wenn ich bitten darf..." Er deutet in Richtung des Ausgangs und die begeisterte Menge macht sich sofort auf den Weg - und übertönt dabei völlig Dannys Proteste. "Das ist mein Geld, was du da hochkant zum Fenster rauswirfst!" "Ich weiß. Du hast es ja." "Das ist nicht der Punkt. Ich weiß zwar, dass du verarmter Adelsmann dir nicht mal mehr ein Schloss leisten kannst, aber deswegen einfach mein Geld..." "Danny?" "Ja?" "Halt die Klappe. Wir haben noch was zu erledigen." "Du meinst die Party." "Genau. Und zwar die in meinem Hotelzimmer. Oder, besser gesagt: Die, in meiner SUITE." "Exklusiv?" "Oh ja, sehr sogar. Dinner for One." "Und wer ist das Dinner?" "Das wird sich noch zeigen." ////// Auf zur After-Show-Party Die Paradiesapfelverschwörer: Birgitt, Jimaine, Natty, Michaela, Shendara, T'Len (Texte), Gunni, Jörg (Preisgestaltung), Lady Charena (Layout) und Mone (Spenderin) - natürlich im Namen der ganzen Mailingliste "Der M*A*S*H-Bash" von Michaela und Jimaine ***Vor einigen Wochen - Teil 1: Das Vorspiel*** "Hey, Trap, schau mal, was da gerade als Email reinkommt." Mit einem leicht genervten Seufzer stand Trapper auf und trat zu Hawkeye an den Schreibtisch, um nachzusehen, was jetzt schon wieder los war. Das waren noch Zeiten gewesen, als Hawk seine Briefe mit Papier und Bleistift geschrieben hatte. Jetzt ging alles per Internet. Aber die Mail war wirklich hochinteressant. Sie wurden gefragt, ob sie einen Part bei der Paradiesapfelblütenverleihung an Atti übernehmen wollten. Er begegnete dem erwartungsvollen Blick Hawkeyes und lächelte. "Ist doch klar, Sunny, dass wir da was anleiern, schließlich hat sie ja nicht unwesentlichen Anteil daran, dass wir zusammen sind und bei ihr einen sehr komfortablen Spielplatz gefunden haben...mit 'ner Menge toller Kumpels." Hawkeye hob die Hand. "Einspruch, Euer Ehren, ich würde da einige Ausnahmen machen." Das genervte Augenrollen seines Partners ignorierte er. "Wieso? Stimmt doch. Ein paar von den Typen gehen mir ziemlich auf die Nerven - und dir auch." Ein breites Unschuldsgrinsen war die Antwort. "Nur kann ich's besser verbergen. Ich hab' nämlich ein bedeutend dickeres Fell als du." "Das lässt sich abrasieren." "Deinen Dreitagebart zuerst." "Ich dachte, du magst mein Stoppelfeld." "Nicht wenn statt Stoppeln ein erntereifes Feld auf deinem Gesicht steht." Hawkeye tat beleidigt und wandte sich ab. "Pah." Er wusste genau, dass Trapper es nicht ertragen konnte, wenn er auf diese Weise schmollte. Jede Sekunde musste nun das versöhnliche - "Okay, okay. Tut mir leid. Die wichtigen Dinge zuerst." - kommen. Manchmal war sein Big John einfach zu leicht zu manipulieren. Trapper schnappte sich einen Stuhl und setzte sich zu Hawkeyes Rechter an den Tisch. "Was schlägst du vor?" Hawkeye strahlte. "Ich fänd's toll, wenn wir ihr 'ne richtig grandiose After-Show-Party organisieren würden. So mit allem Drum und Dran." "Yo, die Idee ist nicht übel. Mit unserem kombinierten Talent wird das eine Party, die niemand so schnell vergessen wird. Frag' aber mal an, was die Organisatoren davon halten, dann sehen wir weiter." Mit so viel Elan wie jetzt hatte Trapper Hawkeye selten auf die Tasten des Computers hämmern sehen. Ruckzuck war der Vorschlag an Birgitt, die sie wegen ihrer gefühlvollen Beta-Leserei der sie behandelnden Stories sehr mochten, abgeschickt. Jetzt war Warten auf Antwort angesagt, nicht gerade die stärkste Seite Hawkeyes. Mit seiner ungeduldigen Rumrennerei machte er Trapper langsam verrückt. "Verdammt, hör' auf und setz dich hin, du nervst." Damit schnappte er Hawkeye am Arm, zog ihn zu sich auf den Schoß und küsste ihn. Normalerweise das wirksamste Mittel, um den Chaoten ruhig zustellen und von allem anderen abzulenken, doch diesmal funktionierte das nur bedingt. Schon Sekunden später sprang Hawkeye wieder auf und setzte seine Wanderung fort. Nach dreimaligem Schreibtisch-Fenster-und-zurück fragte er: "Was hältst du davon, wenn ich mich mal ans Telefon hänge und die anderen M*A*S*H-ies anrufe? Wir sollten uns treffen und so eine Art Brainstorming machen, wie das alles ablaufen könnte." Hawkeye hatte schon bedeutend schlechtere Ideen gehabt. Trapper willigte ein. "Tu' das, aber setz' dich um Himmels Willen endlich hin! Ich bekomme schon vom Zusehen Blasen an den Füßen." Er konnte selbst nicht verstehen, warum Hawk ihn heute so nervte, schließlich wusste er ja seit Jahren, dass sein Liebster leicht zu begeistern und dann gleich Feuer und Flamme für eine Sache war. Wenn das passierte und Hawk Hummeln im Hintern hatte, konnte er nur schwer irgendwo ruhig sitzen, ohne nicht nebenher drei verschiedene Dinge anzufangen. Hände wollten beschäftigt werden und wenn nicht mit Chirurgie, dann mit anderen Aufgaben wie Handarbeiten, Hosen flicken, Socken stopfen... Louise war längst nicht so geschickt gewesen wie Hawk, sie hatte bestenfalls Knöpfe annähen können. Hawkeye dagegen... Letztes Jahr hatte er im Alleingang ihre gesamte Bekanntschaft mit Schals, Socken und Mützen ausgestattet. Der Pullover, den er Erin Hunnicut zum Abschluss der Grundschule geschickt hatte, würde ihr frühestens passen, wenn sie mit dem College anfing. Soviel also zu Hawks hyperaktiven Tendenzen. Und das Mundwerk war ebenso geschickt und rastlos wie die Hände. Die nächsten zwei Stunden erlebte er Silberzunge Benjamin Franklin Pierce in Höchstform. Kein Argument, warum einer nicht kommen wollte, das er nicht binnen Sekunden in seine Einzelteile zerlegt hatte und dem Angerufenen nicht die geringste Chance ließ, sich gegen den von ihm ausgesuchten Termin für die Besprechung zur Wehr zu setzen. Denn, soweit Trapper das von seinem Beobachtungsposten aus mitbekam, waren alle von der Idee der Party für Atti begeistert, nur mit dem Besprechungstermin hatte der eine oder andere so seine Probleme. Wie auch mit dem Timing des Anrufs. Hawkeye konnte gnadenlos sein und nahm keine Rücksicht auf Zeitzonen und Datumsgrenzen. "Es wird sich doch wohl jemand finden, der den Hund füttert und den Rasen sprengt, wenn du nicht da bist!" Den Hörer des schnurlosen Telefons am Ohr lief Hawkeye einen eigenwilligen Slalom um die Möbel im Raum. "Schön und gut, Peg und die Kinder sind bei deinen Schwiegereltern und du hast Bereitschaft und kannst nicht weg - verflucht, es ist nur für einen Tag!" Für die Antwort ließ er den Hörer sinken und sah statt dessen Trapper hilfesuchend an. "Dieser Mann treibt mich in den Wahnsinn! Fast zwei Jahre lang hatte er Gelegenheit dazu und hat's nicht geschafft... und jetzt, nachdem alles überstanden ist, scheint er plötzlich Erfolg zu haben." "Vielleicht antwortet Birgitt ja seinetwegen nicht", überlegte Trapper betont laut. "Vielleicht ist sie zu beschäftigt, eine Story der 'anderen' Art zu betaen. Sie hat da schließlich diese eine subversive Autorin unter Vertrag..." Hawkeyes Mund blieb kurz offen stehen, dann hob er den Hörer wieder ans Ohr und meinte knapp: "Beej, um es mit Potters Worten zu sagen: Büffelbagels! Wenn sich sogar Klinger für einen Tag von Frau und Toledo loseisen kann, kannst du Strohwitwer das erst recht! Ja... ja, es ist wirklich, wirklich wichtig. Wir brauchen deinen Input... und live in der Gruppe geht das besser als per Telefon." Dem Siegerlächeln nach zu urteilen wirkte die Rede. "Super. Danke. Bis in zwei Wochen dann. Au Reservoir, Monsieur." Na egal, nachdem Hawkeye das letzte Gespräch beendet hatte, drehte er sich zufrieden grinsend um. "Ging ja leichter als ich dachte. Sie kommen alle. Trap, ist das nicht klasse? Sogar Mulcahy kommt aus Korea. Er verbindet es mit einem Besuch bei seiner Schwester in Philadelphia." Trapper angelte nach der von Hawkeye triumphierend geschwenkten Namensliste - da waren tatsächlich alle dabei: Beej, Radar, Klinger, Potter, Charlie Winchester, Hot Lips, Igor, Father Mulcahy und noch eine ganze Menge anderer, die er schon fast vergessen hatte. "Sieht aus, als hättest du die ganzen üblichen Verdächtigen dabei. Wir laden für die Besprechung aber nur den harten Kern ein, oder?" "Natürlich. Sonst müssten die meisten ja im Garten zelten." "Im Schuppen steht noch das Zelt, das ich uns zum fünften Jahrestag von diesem Online-Versand geordert habe." Lachend überprüfte Hawkeye seine Mailbox, fand sie aber noch leer. "Oh, ja, unser Sumpf-Light. Wie konnte ich den vergessen?" "Notfalls müssen sie sich damit begnügen." Der letzte Name auf der Liste überraschte Trapper dann doch, Frank 'Ferret Face' Burns hatte auch zugesagt. Naja, jede Party brauchte ihren Partyschreck. "Henry steht auch auf dieser Liste. Hast du dich vertippt?" Sein Geliebter verneinte. "Alles ist möglich, wenn's mit dem Archiv zu tun hat. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft können gemeinsam existieren, es gibt keine Unterschiede zwischen Damals und dem, was sein wird. Ergo: Einladung an Henry Blake." Ergeben reichte Trapper den Computerausdruck zurück, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte das Kinn auf die verschränkten Hände. "Jetzt bist du durch das dicke Fell durch. Du hast definitiv zuviel Zeit mit den Typen aus der Star Trek-Sektion verbracht. Speziell diesen Riffelnasen mit den Ohrringen..." "Was kann ich dafür, dass ich mit allen anderen Ärzten nicht vernünftig reden kann?" Das entlockte Trapper ein humorloses Lachen. "Du streitest mit McCoy über die kleinste Diagnose, an Dr. Crusher stört dich ihre bemutternde Art, das Hologramm ist dir zu überheblich und unsensibel, und Phlox... was war das Problem mit ihm?" "Noch keine Zeit für ein näheres Kennenlernen gehabt, er ist zu beschäftigt. Julian ist nun mal ein netter Kerl." "Hawk -" "Und in festen Händen, keine Sorge, für seine bessere Hälfte war schließlich mal Töten an der Tagesordnung. Nie im Traum würde ich denken, was du jetzt vielleicht denkst." "Was weißt du denn, was ich denke?" "Oh, ich weiß schon zuviel. Und ich weiß, wenn ich in der Oberliga spiele und nicht mithalten kann. Der könnte sogar Flagg mit einem Blick einschüchtern. Wie gesagt, keine Sorge." "Sorge? Niemals. Höchstens um deinen Blutdruck, wenn du so weiter im Kreis joggst." Weil er den Anblick eines wartenden Hawkeye nicht ertragen konnte, entschuldigte sich Trapper unter dem Vorwand von Kaffeedurst. "You've got mail!" rief sich der Computer eine Viertelstunde später wieder in Erinnerung. Hawkeye schaute nach und drehte sich strahlend zu seinem Partner um. "Trap, Birgitt mag die Idee, wir haben den Auftrag!" Voller Vorfreude rieb er sich die Hände. "Okay...Igor übernimmt das Catering..." Fast verschluckte sich Trapper an seinem Kaffee. "Willst du eine Party organisieren oder einen Massenmord?" "Nun, immerhin liefern wir den Priester für die letzte Ölung gleich mit." "Gutes Argument. Außerdem wird Igor das eh nicht alleine bewerkstelligen können. Ich habe da schon eine Idee, wer die Verpflegungslage retten könnte. Ein Genie mit dem Kochlöffel. Läster' du noch mal über meine Verbindungen mit der Star Trek-Sektion!" Die Kaffeetasse wurde hastig abgesetzt und Trapper hustete. "Hawk", krächzte er erschrocken, "du meinst doch nicht diesen... diesen Alptraum von der Voyager!" "Neelix?" Eine Salve des typischen, hochansteckenden Hawkeye-Gelächters folgte. "Neinneinnein, den würde ich niemals mit Igor in eine Küche stecken. Ich rede von niemand anderem als dem Erben der New Orleans Haute Cuisine." Der Ausdruck auf Trappers Gesicht wurde noch alarmierter, als er hervorpresste: "Seit wann kann dieser Mutant mit der Vorliebe für Karten denn kochen?" "Du beliebst, mich miss zu verstehen! Ich rede von Starfleet Captain Benjamin Sisko, du Depp. Der könnte auch aus Restrationen aus dem Zweiten Weltkrieg ein viergängiges Menü zubereiten, das jede Geschmacksknospe aus dem Koma erwachen lässt." "Und der kommandiert eine Raumstation? Keine Küche? Welch Verschwendung. Wird man ihn nicht vermissen?" "Nein, wir können ihn getrost in der Küche einschließen und am Herd festketten - in seinem Universum gilt er als 'vermisst', bzw. 'in einer anderen Dimension verschollen'. Niemandem wird es auffallen." "Ideal. - Was als nächstes?" "Räumlichkeiten", fing Hawkeye an, die gedankliche Checkliste aufzustellen. Man konnte förmlich sehen, wie die Gehirnzellen die Schallmauer durchbrachen und weiter beschleunigten. Trapper nickte und beschloss, besser mitzuschreiben. Wenn Hawk erst mal in Fahrt kam, waren Ordnung und Methode meist die ersten Dinge, die auf der Strecke blieben. "Der Saal muss groß genug sein, um mindestens 200 Personen unterzubringen." "Ja, schon lästig, wenn sich so viele Leute auf einem Spielplatz tummeln und die Spielplatzbetreiberin kaum jemanden *nicht* reinlässt." "Is' aber ein paradiesischer Spielplatz", grinste Trapper. "Musst selbst du erkennen." "Wie bin ich wohl an meinen Namen gekommen? - Getränke. Jede Menge Getränke." Natürlich. Er legte Block und Stift neben das Keyboard und klopfte seinem Geliebten auf die Schulter. "Schreib' mit", meinte er im Aufstehen. "Ich gehe in den Keller und schalte die Destille einen Gang höher. Vor uns liegt einiges an Arbeit, Darling, packen wir's an." ****** Teil Zwei - "Verschwörung im Schatten" Lautes Poltern aus der Küche ließ Trapper erschrocken aus dem Schlaf hochfahren. "Hawk, verdammt", brüllte er. Natürlich dachte er gleich das Schlimmste, denn die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich nun mal im Haushalt und während der Freizeit. "Was treibst du jetzt schon wieder?" Etwas außer Atem streckte Hawkeye kurz darauf den Kopf zur Schlafzimmertür herein. "Sorry, Trap, ich wollte dich nicht wecken, aber mir ist der Topf für das Chili runter gefallen. Schlaf weiter. Ich liebe dich." Trapper hatte nicht mal den Hauch einer Chance etwas zu sagen, so schnell war der schwarze Schopf wieder verschwunden. Stöhnend sank er auf das Bett zurück, aber erleichtert war er trotzdem. Nur gut, dass das Treffen heute stattfand. Noch ein paar Tage länger und sein chaotischer, hyperaktiver Lebenspartner würde ihn in die Klapsmühle bringen. Er war ja einiges von dem Chaoten gewöhnt, aber was er in den letzten zwei Wochen geboten bekommen hatte, setzte allem die Krone auf. Er schüttelte den Kopf und warf einen Blick auf die Uhr. Es lohnte sich nicht mehr, liegen zu bleiben, also stand er auf, duschte und ging dann in die Küche, wo Hawkeye den Kochlöffel schwang. Wieder einmal und scheinbar schon seit Stunden. Er bekam an diesem Herd kaum noch Mitbenutzerrechte eingeräumt. "Morgen, Hawk, wann wolltest du doch gleich am Bahnhof sein?" Gut, der Kaffee war fertig, er brauchte jetzt dringend eine Dosis Koffein der kenianischen Sorte. "In einer halben Stunde, Trap, hoffentlich ist der Zug pünktlich, sonst reicht die Zeit nicht, Beej vom Flughafen abzuholen." Hawkeye drehte die Flamme kleiner, schloss den Deckel und kam dann mit großen Schritten an den Tisch. Widerstandslos ließ er sich auf Trappers Schoß ziehen. Zärtlich zerwuschelte Trapper ihm das dunkle Haar und wischte einen roten Spritzer von der Wange. Glücklicherweise nur Tomatenmark. "Was ist los, hm? Ich kann doch sehen, dass dein Innenleben in größerer Aufregung ist als ein Ameisenhaufen bei einem Platzregen." In seinen Armen entspannte sich Hawkeye schlagartig, er sackte förmlich gegen ihn. "Okay", gestand er leise. "Ich bin ziemlich nervös wegen diesem Treffen, schließlich treffen wir uns so komplett das erste Mal seit damals ", murmelte er gegen Trappers Lippen und küsste ihn tief. "Wird schon werden, Love", meinte Trapper so beruhigend er konnte, "wir haben alles gemacht, damit dieses Wochenende ein Erfolg wird. Wie sieht der Plan für heute aus?" "Also, ich hole jetzt den Padre vom Bahnhof ab, fahre dann zum Flughafen und sammele Beej auf. Charles kommt mit Margaret, Potter mit Radar, und Klinger bringt Igor mit. Frank und Henry kommen jeweils alleine. Wenn alles klappt, sind wir zwischen eins und zwei komplett und können loslegen." Trapper klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken, als er aufstand. "Lass uns bloß hoffen, dass sie in keinen Stau kommen. Immerhin ist Freitag. Hey, reichst du mir bitte die Kaffeekanne?" "Dann hoffen wir, dass sie in Iowa, Ohio und Missouri schon davon gehört haben, dass es Extraspuren für Fahrgemeinschaften auf Freeways gibt." "Im Moment reicht es, dass *du* weißt, dass es sie gibt - und sie nutzt." "So, ich muss jetzt los. Frühstück' du in Ruhe, aber pass mir ja auf das Chili auf! Sonst hast du ein Problem, Liebe oder nicht." Hawkeye küsste Trapper noch einmal kurz, stellte seine Tasse in die Spüle und weg war er. "Fahr vorsichtig!" konnte Trapper nur noch hinterher rufen, bevor die Haustür zuknallte. Wenn er alleine unterwegs war, vergaß Hawk nämlich mitunter, dass eine 'Schnellspur' keinesfalls für rasanten Tiefflug gedacht war, sondern immer noch dem staatlichen Tempolimit von 55 mph unterlag. +++ Schon von Weitem sah Hawkeye Mulcahy vor dem Bahnhof stehen, sich immer wieder umsehend. Mit etwas zu viel Speed fuhr er auf den Wartenden zu, der erschocken zurücksprang, als Hawkeye mit kreischenden Bremsen vor ihm hielt. "Sorry, Father, dass Sie warten mussten, ich steckte in einem Stau fest. Ein Unfall, aber nur Blechschaden", spielte Hawkeye den Grund für seine Verspätung herunter, noch während er aus dem Auto sprang und Mulcahy herzlich an sich drückte. Nicht dass der Padre auch nur ein Wort verstand, jedenfalls nicht ohne Hawks Lippenbewegungen zu sehen, aber er sagte es trotzdem. Noch immer etwas blass um die Nase, entgegnete der Father lächelnd: "So eilig hätten Sie es nicht haben müssen, Hawkeye, ich bin etwas zu früh. Der Zug war schneller als angegeben." Schwungvoll beförderte er das kleinere seiner beiden Gepäckstücke in den Kofferraum und ließ sich bei dem großen Koffer von dem Arzt helfen. "Danke." Hawk schüttelte den Kopf und lächelte. "Eine meiner leichtesten Übungen. Beim Schleppen von Trappers Umzugskartons seinerzeit hatte ich mir einen Leistenbruch eingehandelt - zum Dank hat er mich operiert." Seine Worte begleitete er mit den entsprechenden Handzeichen. "Jetzt müssen wir noch B.J. abholen. Sein Flieger landet in einer halben Stunde." +++ Die halbe Stunde sollte sich verdoppeln, denn genau diese Verspätung zeigte die Anzeigetafel für Flug AA 608 aus San Francisco an. Ihr kurzer Zwischenstopp würde demzufolge etwas länger dauern, weshalb Hawkeye den Wagen auch auf den Parkplatz lenkte und nicht nur kurz mit laufendem Motor in zweiter Reihe anhielt. Da es ziemlich warm war und Mulcahy sich darüber beklagte, dass es im Zug nichts zu trinken gegeben hatte - um ehrlich zu sein hatte er nur nicht die gesalzenen Preise zahlen wollen - suchten sie die Cafeteria auf. Hier ging Hawkeye nach Aufgeben der Bestellung erst mal telefonieren. Trapper geriet schnell in Sorge, wenn er sich verspätete. Schon nach dem zweiten Klingeln nahm jemand am anderen Ende ab. "Hi, Trap, du, wir kommen etwas später als geplant, B.J.s Maschine hat Verspätung. Wie sieht's bei dir aus? Schon jemand da?" Die Antwort war ein erleichtertes Seufzen. "Schön, dass du anrufst. Klinger und Igor sind gerade eingetroffen und Radar hat sich gemeldet. Kurz vor dem Ziel hat sein alter Chevy den Geist aufgegeben...er und Potter sind jetzt bei Toby an der Tankstelle. Ich fahr' gleich hin und hole sie ab. Igor kann solange auf das Chili aufpassen." Hawkeye setzte bereits zu vehementem Protest an, überlegte es sich dann aber anders und meinte nur: "Gut... gut, das wird er schon auf die Reihe bekommen. Nur rühren. Mehr nicht. Einfach nur rühren, auf kleiner Flamme. Schließlich müssen wir ihn etwas dafür entschädigen, dass er beim Kochen des Menüs nicht den ersten Löffel schwingen wird." "Wann werdet ihr ungefähr da sein?" "In etwa einer Stunde. Hab' ein Auge auf Igor... bitte..." Damit gab sich Trapper zufrieden, sie verabschiedeten sich und Hawkeye ging zum Father zurück. So wirklich wohl fühlte er sich nicht bei dem Gedanken, Igor auf sein Kunstwerk aufpassen zu lassen, aber es war nicht zu ändern. Hauptsache es landeten keine unerlaubten Zutaten im Topf. Seufzend ließ er sich auf den Stuhl fallen und stürzte die inzwischen gebrachte Cola in einem Zug runter. Angenehm überrascht davon, dass Hawkeye keinen Alkohol bestellt hatte, rührte Mulcahy die Eiswürfel in seinem Eistee und betrachtete den Arzt das erste Mal seit der Begrüßung am Bahnhof mit voller Aufmerksamkeit. Hawkeye sah ausgeruht aus, ausgeglichen... glücklich. Der fiebrige, panikgleiche Glanz, den jeder von ihnen drei Jahre lang allmorgendlich im Spiegel gesehen hatte, war aus den blauen Augen verschwunden, das rasierte Gesicht wirkte voller, längst nicht mehr so verbraucht, und er bemerkte sogar einen Hauch von Sonnenbräune. Anscheinend hatte Hawkeye seinen lange überfälligen Frieden gefunden. Der bloße Anblick beruhigte ihn mehr als jede ausführliche Erklärung. Die nächste halbe Stunde unterhielten sie sich mehr oder weniger angeregt, denn Hawkeye unterliefen häufiger Fehler, die sie beide zum Lachen brachten. Wenig verwunderlich, schließlich hatte Hawk nur selten Gelegenheit, Zeichensprache zu üben. Gerade setzte Mulcahy zu einer Frage an, da teilte eine Lautsprecherstimme mit, dass der Flug aus San Francisco soeben gelandet sei. "Ausgang A, kommen Sie, Padre." Hawkeye blätterte drei Dollarnoten auf den Tresen und stürmte los, Mulcahy folgte in einem etwas langsamen Tempo. Die ersten Worte, die Hawkeye an seinen Freund richtete, als er ihn inmitten einer Flut Reisender durch die Tür kommen sah, waren: "Willkommen, oh wandelnder Handfeger mit Schuhgröße 46. Die haben dich mit dem Ding wirklich fliegen lassen? Dabei siehst du doch aus wie einer auf dem FBI Most Wanted Poster, das in jedem Postamt hängt. Wie kann man sich nur so verschandeln?" "Haha, sehr witzig", machte B.J., doch das Lächeln, das sich über sein Gesicht breitete, widerlegte den genervten Tonfall. "Hi, Hawk, schön dich zu sehen." Er ergriff die dargebotene Hand, schüttelte sie, gab dann aber dem Impuls nach und umarmte Hawkeye so fest es ging. "Ich weiß nicht, wie ich's sagen soll...aber ich hab' dich vermisst." Obwohl er kaum atmen konnte, musste Hawk lachen. "Ich dich auch, Beej. Und wie. Wie lange ist es her? Zwei Jahre?" "Vier", gab B.J. Auskunft und ließ endlich los, sah ihn lachend an. "Eine halbe Ewigkeit. Unsere Terminkalender scheinen einfach inkompatibel zu sein." Darauf antwortete Hawk nur mit einem Nicken. "Komm', Mulcahy war nur drei Schritte hinter mir, er muss auch gleich hier sein. Ist das alles, was du an Gepäck mithast?" Er deutete auf die Sporttasche, die B.J. über die Schulter trug. "Du sagtest was von einem Tag." "Dachte nicht, dass du's dermaßen genau nehmen würdest." Typisch B.J., der Mann würde niemals mehr als nötig von sich geben. Zumindest nicht ihm. "Wie geht's Trapper?" "Gut. Mit etwas Glück kommen wir nach Hause, bevor Igor meinem Chili seine individuelle Note verleiht. Immerhin hat er die letzten Jahre hauptsächlich für Schweine gekocht..." "Das sind ja beruhigende Aussichten - hey, Father!" Und auch Mulcahy fand sich in B.J.s erdrückender Umarmung wieder. +++ ***Drei mit Begrüßungen voll gepackte Stunden später...*** In der großen Küche herrschte ein babylonisches Stimmengewirr. Ein Dutzend Personen saßen um den Küchentisch herum, die leergegessenen Teller noch vor sich und die Gläser wohl gefüllt, und sie alle versuchten, ihrer Meinung mit der nötigen Lautstärke Gehör zu verschaffen. Die verzweifelten Hausherren sahen sich hilflos an, da stand Radar auf und brüllte: "Ruhe!" Schlagartig verstummten alle als hätte jemand einen Schalter betätigt, und im nächsten Augenblick dröhnte Hawkeye mit seiner ansteckenden, rauhen Lache los. Das war der Auslöser, auf einmal lachte die ganze Gang. Wie in Korea hatte es der Kleine wieder geschafft, für Ruhe zu sorgen. Nur langsam beruhigten sie sich alle wieder und Trapper nutzte die Gelegenheit, das Wort zu ergreifen: "So, das, was ich bei dem Lärm vorhin teilweise mitbekommen habe, klang recht vielversprechend. Ich werde das jetzt aufschreiben, damit nachher auch jeder weiß, was er zu tun hat. Legt los, Leute - aber bitte nicht wieder alle miteinander, sonst wird das nie was. Also, fangen wir mit Hawk und mir an. Wir beide werden für die Dekoration sorgen -" "Bahnenweise Klopapier", lachte Henry und hob sein Glas, "aber vierlagig, bitte, wir lieben unseren Luxus." Abermals hallte Gelächter durch den Raum. Es wäre keine echte M*A*S*H-Party ohne Klopapier. Ungerührt fuhr Trapper fort: "Außerdem dafür, dass für das Buffet genug Platz ist und für Geschirr, Gläser, und was sonst noch an Geräten und sonstigem gebraucht wird." "Vor allem für genügend Martini aus der Destille, sowie Eis und Oliven", fiel Hawkeye grinsend ein. Charles schnitt eine Grimasse. "Das ist mal wieder typisch für euch Kretins. Fünf Minuten alter Gin aus der Destille für so einen bedeutsamen Anlas, wie gruselig. Das ist ja als ob man mit Flugzeugbenzin auf die Taufe eines Thronerben anstoßen würde! Wenn Igor sich über den Speiseplan des Abends klar geworden ist, was ich bezweifele, werde natürlich ich die passenden Getränke beschaffen. Schließlich hat Atti was Besseres als euren magenverätzenden Fusel verdient. Wer außer mir ist dafür wohl geeignet?" "Oh, Charles Emerson Winchester III versucht mal wieder, dem unzivilisierten Rest der Menschheit etwas Kultur zu vermitteln", neckte Margaret und stieß Charles vertraulich mit dem Ellbogen an. Die anderen sahen sich verwundert an. Sollte sich da etwa eine zarte Romanze anbahnen? Hawkeye ergriff das Wort: "Beej könntest du dich mit Margaret darum kümmern, dass wir Blumen und Pflanzen für den Saal bekommen?" Margaret nickte schneller als B.J. die Frage bejahen konnte, aber er schloss sich ihr an. "Geht klar, Hawk. Ich kenne da eine nette Gärtnerei in San Francisco, die mit Sicherheit einen solchen Auftrag nicht ablehnen wird. Die Inhaber sind Patienten von mir..." "Oh", meldete sich Klinger zu Wort, "oh, und vielleicht könnten wir bei den Mutanten anfragen, ob sie uns ein paar Eisskulpturen zaubern? Vielleicht sogar live vor versammeltem Publikum?" Das klang gut, der Vorschlag wurde notiert. Und Trapper machte noch einen. "Wie wär's wenn wir ins Wohnzimmer umziehen, da ist es gemütlicher und Hawk ist näher am Computer. Er hat da seine elektronische Checkliste... und es diskutiert sich besser, wenn wir wissen, was wir alles beachten müssen. Die Zeit rennt uns davon, es ist bereits halb sechs." "Was ist mit Sex?" lallte Henry, der wie immer, wenn er den alkoholischen Getränken zugesprochen hatte, weniger durch sinnvolle als durch amüsante Gesprächsbeträge glänzte. "Darüber reden wir später, Henry", versprach Trapper und klopfte Henry auf die Schulter. Allgemeines Stühlerücken setzte ein und es wurde ins Wohnzimmer gewechselt. Hawkeye stützte Henry, damit er wohlbehalten im nächsten Sessel ankam, in den er sich wie ein nasser Sack hineinfallen ließ. Alle hatten ihr Plätzchen gefunden und Trapper wandte sich an Igor. "Du stellst das Buffet zusammen. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was es gibt?" Mit dem üblichen treudoofen Ausdruck auf dem Gesicht nickte Igor. "Ich les' euch mal vor, was ich mir gedacht habe." Umständlich kramte er in seinen Taschen, bis er endlich einen zusammengefalteten Zettel hervorzog. "Also, ich dachte mir, ich mach' I.V. Eggs and Sausages, Creamed Corn -" "Uaaah." B.J. und Hawk schüttelten sich gleichzeitig. "Nein, danke, so knapp ist das Wasser hierzulande noch nicht." Doch Igor ließ sich nicht beirren. "Bombin' Black Bean Salad, Combat-Ready Coleslaw, Adams Ribs, den River of Liver...", er warf einen schüchternen Blick zu Hawkeye hinüber, der das Gesicht in den Händen vergrub, "Rat-A-Tat-Touille, M*A*S*Hed Potatoes und eure berühmten Swamp Spaghetti." Ohne seine Kaffeetasse abzusetzen kommentierte Sidney Freedman aus seiner Ecke (man konnte fast vergessen, dass er da war, so still wie er sich verhielt): "Vom psychologischen Standpunkt finde ich diese Liste höchst beunruhigend. Bin ich der einzige, dem das auffällt, oder muss ich erst meine Kollegen, die Profiler vom FBI, für eine zweite und dritte Meinung heranziehen?" "Als Süßes, dachte ich mir Hangover Pancakes, Bombshell Banana Cookie, Charles Blueblood Berry Cake, Henry's Chocolate Cake, Hunnicuts Homesick Cookies und Pegs Pecan Pie. Wenn sie das Rezept rausrückt", setzte er hinzu und sah B.J. bittend an. Igor etwas abzuschlagen wäre als würde man einen kleinen Hund treten. "Außerdem", schloss er, "würde ich gern noch die Crepes der süßen Suzy machen, aber dazu brauche ich ne ganz tolle Orangenmarmelade und die hab ich leider nicht bekommen." Mit einem Gesicht, als würde er gleich anfangen zu weinen, schaute er in die Runde. Potter zeigte auf sich wie ein eifriger Schüler. "Meine Mildred hat 'ne Orangenmarmelade, da wünscht man sich man wäre eine. Wenn du willst, Igor, bring ich sie dir mit." Die Miene seines ehemaligen Kompaniekochs hellte sich bei diesem Angebot sofort auf. Nicht alle stimmten den Menüvorschlägen kommentarlos zu. "Wie, keinen Fasan, kein Wild?" ließ sich Charles näselnd vernehmen, das Gesicht angewidert verzogen. "Nur diesen... vulgären Fraß?" "Klar", erwiderte Hawkeye trocken, "schließlich wollen wir nicht nachher der ganzen Festgesellschaft den Magen auspumpen, Charles, du erinnerst dich doch noch, oder?" Wer tat das nicht? Doch auch auf der anderen Seite des Wohnzimmertisches wurde eine Hand gehoben. "Die Auswahl ist schon mal gut", meinte B.J. versöhnlich und brachte dann seinen Einwand an: "Wir sollten das nur noch etwas ausdünnen... und durch Gerichte ergänzen, die dem Geschmack der anderen Gäste entsprechen - und von denen gibt es reichlich, wie ihr wisst. Sind ja nicht nur wir Ex-4077ler, die da mit Atti feiern." Es klingelte an der Tür. Das konnte nur einer sein. Besser spät als gar nicht. Hawkeye ging um zu öffnen. "Oh, hi, Frank, ich würde ja gerne sagen, 'Je später der Abend, desto...', aber das erspare ich dir. Dennoch ist es schön, dass du's doch geschafft hast, zu kommen. Allen Widrigkeiten zum Trotz." An seiner Wegbeschreibung konnte es nicht gelegen haben, die war extrem detailliert gewesen. "Pierce, ich war mir nicht sicher, ob ich bei diesem 'Fest' überhaupt mitmachen sollte, schließlich kenne ich außer den hier Anwesenden ja keinen." _Nicht meine Schuld, wenn du so unsozial bist und es nicht für nötig hältst, über den Rand der eigenen Archivsektion zu schauen._ Hawkeye musste an sich halten, um nicht etwas extrem Unhöfliches zu erwidern. Wie hatte er nur vergessen können, was für eine Nervensäge Burns war? Manche Leute änderten sich halt nie. "Komm' rein... du hast das Beste bereits verpasst." Er bedeutete Frank, ihm ins Wohnzimmer zu folgen, wo der Neuankömmling mit gedämpftem Enthusiasmus begrüßt wurde. Über dem Mittagessen hatten sie bereits ihre unangenehmen Erinnerungen an das noch nicht eingetroffene Frettchengesicht ausgetauscht, besonders Henry Blake und Sherman Potter hatten ausführlich über Franks unaufhörliches Aufbegehren gegen ihr Kommando gelästert und sich gegenseitig bedauert. "Frank, die anderen kennst du alle, aber darf ich dir Dr. Charles Emerson Winchester III vorstellen. Er war dein Nachfolger in Korea. Charles, Franklin Marion Burns. Auch Arzt, zumindest laut seinem Ausweis." Mit sichtbarem Widerwillen reichten sich die beiden Männer die Hände. Ein dünnes Lächeln umspielte Winchesters Lippen. "Marion?" Hilfsbereit soufflierten Trapper und B.J. synchron: "Seine Eltern wollten einen Sohn." Frank ignorierte die Männer, die nacheinander seine Tage und Nächte in Korea zum Alptraum gemacht hatten, und jetzt traten sie auch noch gemeinsam auf. Wie er sich setzte, fragte er Margaret: "Immer noch glücklich mit deinem Donald Wie-hieß-er-doch-gleich?" "Nein, Frank, wir sind schon seit Ewigkeiten geschieden." "Wusst' ich's doch, das konnte ja nicht gut gehen." Bevor Margarets Temperament explodieren konnte, entschärfte Hawkeye die peinliche Situation mit einem hastigen: "Wir waren gerade bei Igors Menuplan. Ich finde, das klingt gut, wenn außer B.J. keiner Einwände hat, belassen wir's dabei. Er und Sisko sollten freie Hand haben." Zustimmendes Nicken reihum. "Gut, dann weiter. Trap?" "Wir dachten daran, den Festsaal in einen Sumpf-Deluxe zu verwandeln, mit Destille, importiertem Schmutz, ungewaschenen Socken und allem Drum und Dran. Aber in Anbetracht der gemischten Gästeliste nehmen wir Rücksicht auf die Zartbesaiteten. Normaler Partyraum, normale Deko. Hawk, sei so gut und schau noch mal nach, wie viele Leute da sein werden." "Ganz wie Sie meinen, Massa, aber gewiss doch, Massa", alberte Hawkeye in einem breiten Südstaatenakzent herum und schaltete den Apple G4 an. Konzentriert suchte er in Postfach nach den entsprechenden Nachrichten, dann berichtete er: "Über den Daumen gepeilt werden es ungefähr 200 Personen sein. Bei so vielen Fandoms kommen eine Menge Leute zusammen. Fünf Star Trek-Belegschaften samt Angehörige, diverse Unsterbliche, Vampire, Hexen und Dämonen..." "Air Force, Navy, FBI, MI5, MI6, Sektion 31 und wie die ganzen Geheimdienste heißen, mehr Polizeireviere als ich Finger und Zehen habe", zählte Trapper auf und rang sich ein lahmes Grinsen ab. "Also um unsere Sicherheit müssen wir uns keine Gedanken machen." Ein plötzlich nachdenklich gewordener B.J. lehnte sich zurück und zwirbelte seinen Schnurrbart zwischen Daumen und Zeigefinger. "Vergessen wir nicht die bereits erwähnten Mutanten. Oh, und Superhelden und Privatdetektive in rauhen Mengen. Und niedliche Zeichentricktiere. Und alles aus dem Animé-Bereich. Hawk, ich würde sogar eher 250 Leute sagen. Vielleicht besser 300, um ganz sicher zu sein. Wenn was übrig bleibt, finden sich bestimmt Abnehmer für die Reste." Dem hatte Hawkeye nichts entgegenzusetzen. "Igor, bevor ich es vergesse, du bist nicht allein in der Küche. Jonathan Archer stellt seinen Bordkoch, Starfleet Captain Benjamin Sisko kann alles bekochen, und für die ganz extremen außerirdischen Bedürfnisse sorgt Neelix. Du musst also nicht auf irgendwelche speziellen Nahrungsmittelwünsche achten." "Das ist sehr gut", seufzte Igor erleichtert, "denn ich weiß wirklich nicht, was Vulkanier, Klingonen, Cardassianer und wo sie alle her sind, bevorzugen. Ich werde mich trotzdem mit ihnen absprechen. Nur um das alte Klischee der dreiundzwanzig Nudelsalate zu vermeiden." +++ Irgendwann, es war garantiert schon nach drei Uhr, denn draußen begannen bereits vereinzelte Vögel zu singen, war auch Hawkeyes Energie erschöpft. Potter war schon lange vor Mitternacht in Trappers Lieblingssessel eingeschlafen und Mulcahy hatte sich nach den Zehn-Uhr-Nachrichten entschuldigt und war ins Bett gegangen. Und sie waren längst nicht die einzigen, die der Müdigkeit zum Opfer gefallen waren. Auf der Couch saßen Henry, Klinger und Charles Winchester in trauter, schlummernder Eintracht nebeneinander und sägten um die Wette. Natürlich ließ es sich Hawkeye nicht nehmen, einige Fotos zu schießen. Von ihnen allen. Vier Bilder allein verwendete er an Frank Burns, der nach Mulcahys Verschwinden einen Zweisitzer ganz für sich hatte, Platz, den er gut nutzte, indem er sich im Schlaf lang ausstreckte. Er schlief so tief, dass er von der hitzigen Diskussion nichts mitbekam, die um ihn herum ausgetragen wurde. Die sechs anderen waren dagegen wach. Hawkeye fungierte als Dreh- und Angelpunkt, machte sich Notizen und verteilte Aufgaben. Auch an jene, die nicht anwesend waren. Alle wurden ihren Talenten entsprechend verplant, beschweren konnten die sich hinterher immer noch. Ob ihnen die Beschwerde allerdings etwas nutzte, war eine andere Frage. Der letzte Punkt auf der Liste war die Unterhaltung während der Party. Schon zwei Stunden hatten sie mit der Frage verbracht, wer was wann und wie beisteuern könnte, und hatten sich gerade mal auf die Musik geeinigt. Beziehungsweise dass sie die Auswahl der Musik an jemand anderen delegieren würden, der mehr Ahnung von moderner Musik hatte. Und dass sie sich ihrer Quellen in diversen Geheimdiensten bedienen würden, um sich Informationen über die Talente von Personen in anderen Fandoms zu beschaffen. Irgendwer musste doch musikalisch oder anderweitig künstlerisch begabt sein... sie jedenfalls waren es nicht, schon gar nicht vor Publikum. Die Uhr im Flur schlug vier Mal. Trapper sprach aus, was alle dachten: "Wir sollten wohl doch besser ins Bett gehen." Bett. Das magische Wort. Etwas in Radars Augen leuchtete auf und er lehnte sich hinüber, um Henry Blake an der Schulter zu rütteln. "Sir. Hey, Sir. Wir sind für heute fertig." "Schon gut, Lorraine, ich bring' ja noch den Müll raus, bevor ich ins Bett gehe und -" Hier erst kehrte er aus der Traumwelt in die Realität zurück und blinzelte die Anwesenden verwirrt an. "W-w-wo bin ich? Welches Jahr haben wir?" Sein Erwachen brachte Bewegung in das Stilleben auf der Couch. Wie menschliche Dominos wachten die drei aneinander gelehnte Schläfer auf, sahen sich zuerst sehr desorientiert um und kamen dann leicht schwankend auf die Füße. "Ihr seid alle in der Travelodge?", vergewisserte sich Hawkeye noch einmal. Radar nickte. "Alle, bis auf Dr. Winchester. Und Dr. Freedman, der kein Zimmer mehr gefunden hat." Mulcahy, Potter und B.J. würden hier übernachten, nur für die anderen war beim besten Willen kein Platz. "Ramada", gab Charles knapp Auskunft und tippte sich kurz in einem imaginären Salut an die Stirn. "Gentlemen, Margaret. Ich sehe euch alle zum Frühstück. Einem sehr späten Frühstück." Zusammen mit einem Gähnen brachte Trapper ein "Brunch um halb elf" hervor, welches Charles bereitwillig akzeptierte. Er bot sich auch an, Klinger und drei weitere Personen mitzunehmen. "Was ist mit unserer schlafenden Schönheit?" wollte Trapper von Hawk wissen. Eine Sekunde lang dachte Hawk scheinbar ernsthaft nach, dann meinte er: "Lass ihn schlafen. Der ungestörte Schlaf hebt seine Laune und ist für uns somit von Vorteil. Außerdem möchte ich mit positiven Gedanken einschlafen und nicht als letztes Bild einen zeternden Frank Burns vor meinem inneren Auge haben." "Sherman, das größere Gästezimmer ist oben, geradeaus den Gang hinunter, einfach Mulcahys Schnarchen nach, und B.J., für dich -" B.J. hob ergeben beide Hände und seufzte. "Ja, ich stelle mich zu den Besen in die Kammer." "Und die würden dich auf der Stelle adoptieren, so ähnlich wie du ihnen siehst." Hawks Gähnen erschwerte jedes Wort. "Ganz so schlimm ist es nicht. Die Klappcouch in Trappers Arbeitszimmer ist sehr bequem..." Das Versprechen half keineswegs gegen B.J.s Leidensmiene. "So bequem wie IKEA-Möbel für jemanden mit meiner Körpergröße halt sind. Vielleicht sollte ich doch besser im Stehen schlafen... eigentlich lohnt es sich auch gar nicht, immerhin geht mein Flug um viertel nach drei..." Auf halbem Weg die Treppe hinauf, drehte sich Hawkeye nicht einmal um, als er antwortete: "Was immer du willst, Beej... Sidney, die Couch gehört dir." Freedman rieb sich die müden Augen und setzte dann die Brille wieder auf. "Das ist normalerweise mein Spruch, Hawk. Aber danke. Dir auch, B.J., für deine Großzügigkeit." "Das war ein Scherz, Sid!" "Zu spät." "Hey, das ist unfair!" protestierte B.J., lauter als beabsichtigt, weshalb er im nächsten Moment Margarets Ellbogen in der Seite hatte. "Autsch! Hot Lips!" Trotz ihrer Übermüdung brachte Margaret noch ausreichend Ärger zustande, um ihr Gegenüber einzuschüchtern, und fauchte: "Du wirst noch Frank aufwecken! " "Aber Hawkeye hat gerade Sidney mein Bett gegeben!" "Ja, das war nicht zu überhören", kommentierte Winchester. "Margaret, können wir jetzt fahren? Es wird schon hell und ich... bin... müde." Angesichts der sich rasch auflösenden Selbstbeherrschung mehrerer Personen im Raum hielt es Sidney für ratsam, einen Kompromiss anzubieten. "B.J., ich nehme nicht besonders viel Platz weg. Die Couch sollte groß genug sein für uns beide. Ich hoffe, du schnarchst nicht." Mittlerweile am oberen Ende der Treppe angekommen, drückte Hawkeye Trappers Hand und grinste. Darauf gab er besser keine Antwort. Sollte Sidney die unangenehme Erfahrung selber machen. "Gute Nacht, allesamt. Handtücher sind in dem weißen Schrank im Bad. Wir sehen uns später." "Ich werde auf dem Weg Bagels besorgen", waren Klingers Abschiedsworte, bevor er Igor aus der Tür schob. Radar tat das gleiche mit Henry. "Bye." "Es ist gar nicht so schwer, mit einem Mann das Bett zu teilen, Beej", informierte Trapper seinen Kollegen. "Wirklich nicht. Außerdem kann es von Vorteil sein, einen Psychiater neben sich liegen zu haben, wenn man einen Alptraum hat." Daraufhin drehte sich Sidney mit einem süffisanten Grinsen zu B.J. und hielt ihm die Hände entgegen. "Trägst du mich die Treppe rauf, Schatz?" B.J. stöhnte leise, wie er sich die ersten Stufen hinaufschleppte. "Nenn' mich noch einmal so und ich werde *absichtlich* schnarchen! Extra laut. Gott, ich hoffe nur, dass Peg davon nichts erfährt." Noch immer grinsend meinte Sidney nun zu Potter: "So ist er immer, wenn er nicht genug Schlaf bekommt. Fing schon in unseren Flitterwochen an. - Hawkeye, sind noch einige Bilder auf dem Film übrig? Ich möchte Peggy ein paar schöne Schnappschüsse schicken..." Potter schnaufte und verfehlte beinahe eine Stufe, als er zu lachen begann. Unten auf der Couch drehte sich Frank auf die andere Seite und murmelte irgend etwas Unverständliches, wachte aber nicht auf. Den Rest bekam Hawkeye schon nicht mehr mit, weil Trapper ihn ins Schlafzimmer zog und mit einem knappen "Nacht" an die anderen die Tür schloss. +++ ****Etwas später an diesem frühen Morgen...*** Es war kein Schrei, der dem Mann im Türrahmen entwich, sondern vielmehr ein ersticktes Quietschen. "Was -?" Widerstrebend rollte sich Trapper auf den Rücken und zur Tür herum und ließ dabei den warmen Körper los, an den gekuschelt er Nacht für Nacht einschlief. Einschlafen *durfte*...und manchmal war er sich noch immer nicht sicher, womit er dieses Glück verdient hatte. Oder die Bestrafung, die wie ein erschrecktes Reh in der offenen Tür stand. Groggy und mehr als nur leicht verärgert setzte er sich auf und wischte sich Schlaf und wirre blonde Locken aus den Augen, um den Störenfried richtig anfunkeln zu können. "Ja, Frank?" Wenn der Idiot Hawkeye aufweckte, würde er ihn persönlich von hier bis Fort Wayne treten. "Kann ich dir bei irgendwas helfen?" Noch immer sprachlos, mit offenhängendem Mund und weit aufgerissenen Augen, die im Sekundentakt zwischen Trapper und den neben ihm schlafenden Mann hin und her flogen, schaffte es Burns, zumindest eine Hand zu heben und mit dem Daumen über seine Schulter zurück zu deuten. "Ich verstehe nicht ganz, Frank." "Ba -... Ba -" Nun, Frank konnte ihm nicht vorwerfen, unanständig zu sein, denn er hatte sein Laken bis zur Hüfte hochgezogen, und Hawkeye glich einer großen menschlichen Raupe, so wie er vollständig in das seine eingerollt war. "Badezimmer? Meinst du das, Frank? Nun", er deutete auf die Einrichtung, "das hier ist es ganz offensichtlich nicht. Zwei Türen weiter." "Ist das... das...?" Abermals blieben Frank die Worte im Hals stecken und er musste sich mit Handzeichen behelfen. Diesmal in Richtung Hawkeye. Zu jeder anderen Tageszeit hätte Trapper sich auf eine lange Erklärung eingelassen, aber er war viel zu müde dazu, also machte er es simpel. So dass selbst Frank Burns es verstehen sollte. "*Das*, Frank, ist jemand, den du besser nicht störst, oder ich werde sehr unangenehm." "P-Pierce?!?!" Franks Nase schien noch spitzer als gewöhnlich und seine Lippen waren noch unsichtbarer geworden... wenn so eine Entwicklung überhaupt möglich war. "Sehr scharfsinnig. Frank, mal ganz ehrlich, du hast doch nicht all die Jahre in dem Glauben gelebt, dass Hawkeye und ich hier eine freundschaftliche WG aufgezogen haben? Oder doch? Dann bist du naiver als ich dachte." "All die Jahre...", stammelte Burns. "Soll das heißen...? Soll das heißen, ihr...?" Seine Stimme erreichte unerträglich hohe Frequenzen. Er öffnete den Mund für noch mehr, doch bevor er auch nur einen Ton herausbrachte, öffnete sich die Tür schräg gegenüber und Potter streckte den Kopf heraus. Ohne auf seine Lautstärke zu achten, polterte der übermüdete Ex-Colonel los: "Verdammte Pferdekacke, Burns! Halten Sie Ihr Schandmaul! Wenn's Ihnen nicht passt, können Sie ja im Garten schlafen oder gleich abreisen. Was immer Sie tun, tun Sie es leise!" Es kostete Trapper große Überwindung, nicht loszuschreien, einfach aufzuspringen und Frank die Tür vor der Nase zuzuknallen. Das Bettlaken um die Hüften gewickelt, rappelte er sich auf und drängte den anderen Mann auf den Gang hinaus, stand mit ihm Nase an Nase. "Margaret und du, ihr ward nicht die einzigen, die jemanden zum Festhalten brauchten... und fanden", zischte er und wechselte einen Blick mit Potter. Der ehemalige Kommandant der 4077th verstand das als seinen Einsatz und fuhr fort: "Burns, ich bin alt und viel zu müde, um groß zu diskutieren. Doch eines will ich Ihnen sagen. Anders als mein Vorgänger Henry Blake hatte ich nie das Vergnügen, Dr. McIntyre noch in Korea kennen zulernen. Das konnte ich seitdem glücklicherweise nachholen und ich hätte mich gefreut, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wie dem auch sei, was ihn und Pierce betrifft... ich habe auf meine alten Tage schon Schlimmeres gesehen. Alljährlich gehen genug Ehen in die Brüche, jeder Verlust und jeder Krieg bringen Schmerz, das haben wir selbst erfahren. Ich hatte drei Mal das zweifelhafte Vergnügen. Nun, die beiden lieben sich und meiner Meinung nach hat alles, was einen Krieg überdauert und auch im Frieden weiterlebt, es mehr als verdient zu existieren. Jedem sein eigenes Glück. Und jetzt seien Sie gefälligst *STILL*, Burns!!!" Franks Gesichtsfarbe schwankte rapide zwischen Weiß und Krebsrot. "Ihr perversen Perversen!" brachte er noch hervor, dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort auf dem Absatz um und stürmte davon. Leider zu schnell, um Türen zu zählen. Als Trapper und Potter im nächsten Moment ein weiteres Frank-Quietschen und B.J.s lauten Protestschrei ob der lautstarken Störung seiner Nachtruhe hörten, war ihnen klar, dass es mit dem Schlaf ein für alle Mal vorbei war. "Frühstück, Sherman?" fragte er. Potter zog sich die Nachtmütze vom Kopf. "Wenn's sein muss. Und einen starken Tranquilizer für das Frettchengesicht." ++++ ***Vier Stunden später...*** Entgegen des Vorschlags bezüglich Frühstück hatten sie es geschafft, nach Franks frühmorgendlichem Theater doch noch einige Stunden zu schlafen. Wie sie sich alle am Küchentisch versammelten und Kaffee, Eier und Speck und die von Klinger mitgebrachten Bagels mit Rahmkäse genossen, wollte Hawkeye am Computer im Wohnzimmer seine Email abrufen. Und er bemerkte etwas Ungewöhnliches. "Hey, Trap", fragte er und lehnte sich um den Türrahmen herum, gerade weit genug, dass alle seinen perplexen Gesichtsausdruck sehen konnten, "hatte ich heute morgen nicht den Computer ausgeschaltet?" Trapper legte das Messer beiseite und sah auf. "Ich denke schon", meinte er mit einem Nicken. "Nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er aus war." Rasch spülte er den Bissen in seinem Mund mit etwas Orangensaft herunter. Hawk salutierte ihm mit seinem Kaffee, erleichtert. "Dann ist's ja gut. Ich dachte schon fast, dass ich etwas senil werde. Seltsamerweise ist er an. Jemand hat ihn angeschaltet." "Frank?" spekulierte B.J. und grinste Father Mulcahy an, der ihm gegenüber saß. "Ihr Arbeitgeber war's gewiss nicht, Father." Doch Mulcahy konterte sofort: "Auch mein Arbeitgeber geht mit der Zeit, B.J." Ein gequältes Stöhnen unterbrach die heiteren Unterhaltungen rund um den Tisch. Henry klang als stünde er mit einem Bein wieder im Grab. "Nicht so laut", bettelte er. "Ich habe den Großvater eines Katers, Leute..." Aus dem Wohnzimmer kam ein kurzer Lacher. "Bei dir doch fast ein Dauerzustand, Henry." Hawkeye schlenderte zurück in die Küche und stand hinter Trapper, massierte ihm liebevoll den Nacken. "Frank war an meinem Computer." "Schon mal was von Passwörtern gehört, Pierce?" stichelte Winchester, ohne von seinem Rührei aufzusehen. "Wer hat übrigens diese Eier verbrochen? Die sind völlig versalzen..." Mit einem stillen Fingerzeig belastete Hawkeye seinen Lebensgefährten und berichtete weiter: "Und ihr werdet es nicht glauben, aber Franks Tasche ist noch da. Sagtet ihr nicht, er wäre heute morgen ausgerastet und hätte wie von der Tarantel gestochen das Weite gesucht?" "In der Tat", brummte Potter und rührte einen weiteren Würfel Zucker in seinen Kaffee. "Frage mich, was ihn zum Bleiben bewogen hat." Langsam streichelten Hawkeyes Finger durch Trappers Haare, kamen schließlich auf seiner Schulter zu liegen. Nach einem Schluck Kaffee meinte er: "Nun, bei dem Rätsel kann ich vielleicht weiterhelfen. Wißt ihr... Frank hat meine Notizen über die Party durchgesehen. Und den damit zusammenhängenden Email-Verkehr." "Diese Ratte!" Schon wollte Trapper aufspringen, da drückte ihn Hawk auf den Stuhl zurück. "Schon gut, schon gut", beschwichtigte er ihn. "Nichts wirklich Persönliches. Nur... es ist schon seltsam... der Computer ist im Standby-Modus und wie ich eine Taste drücke, erscheint ihr Bild auf dem Bildschirm." Fragende Blicke rings um den Tisch. "Wessen?", sprach Margaret die Frage aus. "Nun, das ist das größte Mysterium", grinste Hawkeye und schummelte sich geschickt auf Trappers Schoß. Ein kompliziertes Manöver, wenn man das Tischtuch nicht halb herunterreißen wollte. "Attis." Wie aus einem Mund wiederholten alle die zwei Silben: "Attis?" "Komisch, hm?" Es war deutlich, dass Hawkeye plante, Frank ausgiebig zu befragen. Aber fürs erste beschäftigte ihn Wichtigeres. "Max, an dich hätte ich noch 'ne Bitte, könntest du nicht ausnahmsweise noch mal in einen deiner Fummel schlüpfen und bei der Bedienung der Gesellschaft mithelfen? Vielleicht hilft Radar auch noch mit. Zusätzlich werden wir ein paar Aushilfsbedienungen engagieren, damit alle während der Preisverleihung und den einzelnen Reden mit genügend Trinkbarem versorgt sind." Klinger griff sich ein frisches Mohnbagel. "Geht klar, Hawkeye, ich habe schon mal ein paar Modelle mitgebracht, zur Auswahl sozusagen." Er zwinkerte in die Runde. "Mein kleines Schwarzes mit der weißen Schürze, komplett mit Käppi. Ich hoffe nur, ich habe noch nicht verlernt, wie man sich die Beine rasiert." "Danke, Max, wenn ich nicht schon vergeben wäre, hätte ich dir jetzt einen Antrag gemacht." Er warf Klinger eine Kusshand zu; den richtigen Kuss bekam Trapper. Genau in dem Moment, als Frank hereinkam. Und wie angewurzelt stehen blieb. "Pierce! McIntyre!" Beide hoben ihre Hände, jedoch ohne den Kuss zu brechen. "Anwesend." Franks Lippen zitterten und es kostete ihn sichtbare Überwindung, den Anblick zu tolerieren, sich zu setzen und nach Kaffee zu fragen. Er machte aus dem Hawk-und-Trapper-Nichtansehen einen wahren Staatsakt, zwang sich aus einem unerfindlichen Grund zur Ruhe. Eine Viertelstunde verging. Dann fragte er auf seine übliche unverfrorene Art, das gerade Vorgefallene total ignorierend: "Uh, Pierce... ich bin vorhin zufällig an Ihrem Computer vorbeigelaufen und sah zufällig auf den Bildschirm..." *Zufällig*. Alle verkniffen sie sich das Lachen. "Wer war das eigentlich auf dem Bild?" "Das", erklärte B.J., "ist Atti, die geehrt werden soll. Der Grund, weshalb wir hier sitzen." "Hm." Das typische Burns-Kichern war zu hören. "Also... irgendwie... für die Frau lohnt es sich direkt, euch Perverse noch etwas länger zu ertragen. " Wie beiläufig schüttete er Milch in seinen Kaffee und erkundigte sich: "Gibt es noch Zwiebelbagels?" Die anderen sahen sich verblüfft an, das war mal wieder typisch. Auch das Schweigen, das nun folgte und bis zum Ende des Frühstücks anhielt. Frank sagte kein weiteres negatives Wort, lächelte nur lippenlos vor sich hin und ließ ab und zu ein Kichern hören. Konnte ihnen nur recht sein, dieser ruhige, umgängliche Frank. Als der Kaffee alle war, verlagerte sich das Planungskomitee wieder ins Wohnzimmer, wo Hawkeye für jeden die Aufgabenzettel ausdrucken wollte. Noch immer prangte Attis Konterfei auf dem Bildschirm und bewirkte wie ein Glücksbringer für Franks gutes Benehmen. Bevor sich die Runde am frühen Nachmittag auflöste - B.J. musste zum Flughafen und auch Charles und Margaret hatten Verpflichtungen, die nicht noch einen weiteren Tag warten konnten - wurde vereinbart, dass sie sich drei Tage vor der Preisverleihung wiedertreffen würden, um gemeinsam die Endphase zu starten. Zusammen mit allen Helfershelfern, die sie bis dahin rekrutieren wollten, notfalls mit Bestechung oder Erpressung. Über den Nachmittag verteilt, brachen auch die meisten anderen auf, lediglich Mulcahy und Sidney wollten noch eine Nacht bleiben. Frank Burns war kurz vor dem Abendessen der letzte, der sich verabschiedete. Mit einem verstohlenen Blick zum mittlerweile allerdings ausgeschalteten Computer. Bis zum letzten Moment befürchtete Hawkeye, er könnte nach Attis Email-Adresse fragen. Kaum dass sich die Tür geschlossen hatte und draußen ein Auto startete, brachen die Ärzte in schallendes Gelächter aus; Mulcahy, unbedarft wie so meist, blickte fragend in die lachenden Gesichter. "Ich glaube fast", bemerkte Sidney trocken, in dem Tonfall, den nur er beherrschte, "Frank ist verliebt." Die gute Stimmung hielt an, es wurde noch ein sehr langer, lustiger Abend für die vier. Diese Nacht schlief Hawkeye, eng an Trapper geschmiegt, das erste Mal seit zwei Wochen mehr als eine Stunde am Stück. Und kein Frank Burns, der zu unchristlicher Stunde ins Schlafzimmer gestürzt kam, nur ein rücksichtsvoller Psychiater auf der Suche nach Toilettenpapier, kurz bevor sie das Licht ausmachten. Nach dem gemeinsamen Frühstück am Montag machten sich auch die letzten zwei Gäste auf. Sidney hatte ein Auto und würde den Padre, der sich spontan gegen eine weitere, endlose Zugfahrt entschieden hatte, zum Flughafen bringen, damit Trapper und Hawk so bald wie möglich wieder etwas Zeit für sich in den eigenen vier Wänden hatten und sich von der wochenendlichen Invasion erholen konnten. Und die beiden wussten die Geste sehr zu schätzen. Diesen Montag widmeten sie einander, jede Sekunde, bis Mitternacht. Die Party würde bald genug kommen, bis dahin würde Freizeit ein Fremdwort sein - zumindest für Hawkeye, wusste Trapper vorauszusagen - und sie mussten quasi für zwei Wochen im Voraus arbeiten. Aber es war 'Arbeit' der angenehmsten Art. In zwei Wochen würde dann alles wieder seinen gewohnten Gang gehen. ************ ***Endlich! Nachdem alles gesagt und getan ist, was gesagt und getan werden konnte! Die Party! In einem wunderbaren Festsaal, wie man ihn in der Realität nirgendwo findet, aber im Cyberland zwischen den Fandoms, wo sich Realitäten überschneiden, ist alles möglich!*** Irgendwie, reflektierte ein erschöpfter Trapper Stunden später, war es einfacher gewesen, Parties für ein Armeecamp zu organisieren. Wenigstens waren die Teilnehmer da nicht so wählerisch gewesen... Aber anders als bei den Spontanfeten damals im Sumpf war nun die Musik besser, die Stimmung noch ausgelassener und sie mussten sich keine Sorgen machen, im nächsten Moment eine OP-Pause einlegen zu müssen. Und damals hatten sie außer dem gelegentlichen Nordkoreaner keine Aliens dabeigehabt. Schon ein verrückter Abend... auf der Bühne sorgte ein Hologramm zusammen mit wechselnden, halbwegs musikalisch begabten Gastmusikern für Livemusik zum Tanzen, für schnellere, modernere Nummern gab es die High-Tech Musikanlage, an der sich ein junger Mann mit Hemden, die geschmackloser waren als Hawkeyes, mit sichtlichem Spaß austobte. "Hey." Ein atemloser Klinger mit einem Tablett voller gefüllter Champagnergläser hielt kurz neben ihm an. "Tolle Stimmung, was? Und diese Band... mit der Besetzung wären die in Korea *der* Hit gewesen. Auch für Vietnam hätten die glatt einen Zehnjahresvertrag gekriegt!" Er nickte und angelte sich ein Glas. Seine Kehle war wie ausgedörrt vom pausenlosen Herumlaufen. "Stimmt", bejahte er die Feststellung, versuchte, gelassen zu wirken, doch sein wacher Blick erfasste bereits das leere Tablett auf dem Buffet, wo eigentlich die Brownies liegen sollten, und er stöhnte leise. "Verflucht, Diefenbaker!" Der Wolf lag abseits zu Füßen seines Herren und hob nun den Kopf als würde er den strafenden Blick auf sich spüren. Schaute ihn an als könnte er kein Wässerchen trüben. "Auf dass du dir den Magen verdirbst, Gierschlund!" Doch er hatte so eine Ahnung, dass es trotz Diefenbakers schlechtem Ruf der Wolf nicht alleine gewesen sein konnte. Am selben Tisch wie Constable Fraser saß nämlich CI5-Agent Bodie... auf dem Teller vor sich noch ein letzter, einsamer Brownie wie der letzte Überlebende nach einer verlustreichen Schlacht. "Klinger... haben wir noch Bug-Out Brownies in der Küche?" Das überdeutliche Nein brachte sein Weltbild ins Wanken und er kippte das Glas auf Ex hinunter, der Kohlensäure zum Trotz. Umgehend bekam er von Klinger ein neues gereicht. "Danke. Wie sieht's sonst mit den Vorräten aus? Ray? Ray?" fragte er das vorübereilende Ray-Duo Vecchio und Kowalski. Ray Vecchio, absolut umwerfend in schwarzem Armanizwirn, holte tief Luft und erstattete Bericht: "Genug da. Warmes Essen, Salate, Nachtisch und auch Getränke. Null Problemo. Nur die Brownies gingen weg wie warme... nun, warme Brownies halt. Und an der Bar gab's eine kleine Auseinandersetzung über das Fehlen von Pflaumensaft, aber das ließ sich schnell beheben", beruhigte er Trapper und warf seinem Namensvetter einen vernichtenden Blick zu. "Mr. Raymond *Stanley* Kowalski hier", er betonte den zweiten Vornamen mit einer extra Dosis Gift, "schnappte sich *mein* Auto und fuhr zum nächsten Getränkegroßhandel! Bezahlt mit *meiner* Kreditkarte!" Es war deutlich, wie sehr er sein gottgegebenes italienisches Temperament zügeln musste, um nicht handgreiflich zu werden. "Weil du sie nie zurückgefordert hast, als du aus dem Untergrund wieder auftauchtest", meinte Ray Zwei unschuldig. "Auf jeden Fall haben wir Worf zufriedengestellt." Eines wusste John F.X. McIntyre: mit dem 'War of the Rays' wollte er nichts zu tun haben! "Gut gemacht", bedankte er sich. "Ahm, gut." Suchend schaute er sich um. Wo steckte Hawkeye? Im Zweifelsfall in der Küche. Ohne den Anschein von Eile zu erwecken, begab er sich also nach hinten und betrat die Küche zu einem gellenden Schrei aus drei Männerkehlen und dem *Wusch* einer Stichflamme. Instinktiv griff er nach dem Feuerlöscher und sprang mit einem "Vorsicht!" am im Jambalaya rührenden Sisko und Suppe würzenden Neelix vorbei. Wie er um das Regal herumstürzte, war alles, was er in seiner unmittelbaren Einschäumreichweite sah, ein verkohlter Haufen Asche in einem Zwei-Meter-Bräter, daneben ein händeringender Malcolm Reed in Galauniform und seinem Phaser in der Hand. "Tut mir leid! Oh Gott, es tut mir leid!" wiederholte der Starfleetoffizier und blickte Trapper fast verzweifelt entgegen. "Ich hatte keine Ahnung, dass es dazu kommen könnte. Tut mir leid, Leute, ehrlich!" Wem galten die Entschuldigungen? Jetzt erst bemerkte Trapper, dass hinter dem Rollwagen mit dem Bräter zwei Personen kauerten. Hawkeye...und B.J.. Hawkeye mit den Armen um B.J. Was...? "Trap!" Hawkeye hatte ihn erblickt und stand auf, half einem zitternden B.J. auf die Füße. "Schnell, hol' Dr. Crusher und ihren tollen Erste Hilfe-Koffer! Feuerlöscher brauchen wir nicht! Es hat B.J. erwischt!" _Und eine unschuldige 10-Kilo-Fuhre Rippchen._ Der Unfall war rasch erklärt: B.J. hatte gemeint, die Spareribs würden schneller fertig, wenn Reed den Phaser benutzte, aber der Alkohol, mit dem er das Fleisch zuvor übergossen hatte, reagierte extremer als sie es vermutet hatten. Wie sich aber herausstellte, war nichts Schlimmes passiert. Dennoch war sich Trapper sicher, ein diebisch-erfreutes Funkeln in Hawkeyes Augen zu bemerken, während Beverly Crusher routiniert B.J.s oberflächliche Brandwunden behandelte und nach wenigen Sekunden nichts mehr zu sehen war. Denn einen *tragischen* Verlust hatten die Flammen gefordert. B.J.s Schnurrbart. Crusher und Reed hakten B.J. unter und geleiteten den verstörten Arzt, der den Tränen nahe war, aus dem Raum. Trapper tat es ihnen gleich, und Benjamin Siskos dankbare Blicke begleiteten ihn, als er den protestierenden Hawkeye mit sich zerrte. Das Kreuz, das er mehr als freiwillig trug... "Komm' jetzt gefälligst mit! Du hast schon Spocks und Uhuras Auftritt verpasst und Datas Duett mit Commander Tucker - Violine und Mundharmonika, sehr interessant - du wirst nicht auch noch Rikers Posauneneinlage mit CEW am französischen Horn versäumen", bestimmte er resolut. "Zumindest soll das der nächste Programmpunkt sein... wenn man sie nicht vorher knebelt und draußen an einen Baum bindet, wie den armen Barden, den die Gallier nicht mitbringen mochten." "Da brauche ich vorher einen Drink." Hawkeye lachte hinter vorgehaltener Hand, so dass es niemand sehen konnte. "Lass uns Beej einen ausgeben, Trap. Der Anlas ist's mehr als wert. Ich habe *Jahre* gewartet!" Wenn er könnte, würde Hawk hüpfen wie ein Gummiball, wusste Trapper und schüttelte belustigt den Kopf. "Weißt du, ich hatte schon mal mit der Idee gespielt, ihm ein Enthaarungsmittel ins Waschwasser zu mischen, nur leider konnte mir Klinger keines besorgen. Und dann war der Krieg vorbei, und Pegs Überredungskünste sind noch schlechter als meine." Aber die Musik, die spielte, als sie in den Saal zurückkamen, ließ sie ihre Pläne ändern. Sie vertrösteten B.J. auf später, dann hielt Hawkeye Trapper den Arm hin. "Tanzen? Sie spielen unser Lied." Wer könnte solch einer Aufforderung widerstehen? "Romantiker." Und sie ließen sich von den Klängen von Sinatra und Vic Fontaines Gesang einlullen. ****Ein Stockwerk tiefer...**** "HEY! SIE DA!" Charles Emerson Winchester III erstarrte zur Salzsäule und wagte kaum den nächsten Atemzug zu tun. "J-j-ja?" flüsterte er. Millimeterweise drehte er sich um. Vor ihm baute sich ein Mann auf, der zwar kleiner war als er, aber zweifellos bei einem Kampf Mann gegen Mann auch ohne Waffe die Oberhand hätte. Das Schwert in seiner Hand war somit theoretisch völlig unnötig. Und die Narbe über seinem Auge machte ihn keinesfalls sympathischer. "HEY!" schnauzte er den Arzt an. "Der Teller steht nicht ohne Grund da! Einen Vierteldollar werden Sie ja wohl noch übrig haben, oder?" Zitternd wanderte Charles' Rechte in seine Hosentasche. Da war er hierher geflüchtet, um dem Genius eines gewissen Sam Beckett zu entgehen - schon nach fünf Minuten Unterhaltung über Medizin und klassische Musik hatte der Mann einen nie gekannten Minderwertigkeitskomplex in ihm geweckt - und jetzt das! "H-hier, b-b-bitte", stammelte er und ließ einen Fünfer auf den Teller flattern. "Behalten Sie den Rest! ****Zurück im Festsaal...**** Es war während eines Tangos, dass jemand Hawkeye auf die Schulter tippte. Inmitten der gefüllten Tanzfläche hielt er inne. "Ja?" Der Unterbrecher war Captain Jonathan Archer, an seinem Arm Lieutenant Malcolm Reed. Archer lächelte. "Zunächst einmal möchte ich mich für diese gelungene Feier bedanken, auch im Namen meiner Crew, Dr. Pierce." "Ich werde das Kompliment weiterleiten. Schließlich war es ein Gemeinschaftsprojekt. Ohne die Mithilfe von mindestens vier Dutzend Leuten hätten wir's nie geschafft - übrigens noch mal vielen Dank an Hoshi... ist sie hier irgendwo?" Hawk sah sich um, aber die Menge war wie ein lebender Organismus, Individuen ließen sich nur schwer ausmachen. "Ihre Übersetzungsdienste waren erstklassig. Andernfalls hätten wir nur ein Viertel der Einladungen verschicken können." Der Captain gab einen Zweifingersalut. "Eine Hand wäscht die andere. - Komm, Malcolm, ich will noch mal die Buffet- und Barrunde machen, bevor Phlox das Bier vernichtet und Counselor Troi den gesamten Spargel weggeputzt hat." "Viel Glück. Mit der Gabel bewaffnet ist sie am gefährlichsten", ließ Hawk ihn wissen und verzog das Gesicht, als Xander am CD-Wechsler ohne Vorwarnung QUEEN einlegte und schlagartig alle Unsterblichen auf die Tanzfläche stürmten. "Kleine Zwischenfrage, Reed: Müssen wir uns eigentlich Sorgen um die Nachbarschaft machen? Wegen der lauten Musik, meine ich..." Doch die beiden Starfleet-Offiziere winkten ab, Reed ließ sich sogar zu einem Lachen hinreißen. "Nein, da wird es keine Probleme geben. Heute nacht haben wir das Gesetz auf unserer Seite. Hier laufen mehr Regierungsanzüge herum als drei Reinigungen in einer 24-Stunden-Schicht reinigen könnten." Das einzige Problem für sich selbst und Jon sah er in der aufdringlichen Ex-Dämonin Anya, die ihn schon seit Ankunft wie eine Harpyie beobachtete, weil sie der Meinung war, einen alten Bekannten namens Mallos vor sich zu haben. "Spargel, Jon?" "Wir kommen mit", entschied Hawk für Trapper mit. Er musste die Worte brüllen, um über die 'Bohemian Rhapsody' hinweg gehört zu werden. Was beneidete er Father Mulcahy... der hörte von dem Krach wenigstens kaum etwas. ****Währenddessen an der Bar...**** Am Wasserloch war die Situation nicht viel entspannter, bedingt durch die Anwesenheit eines Frank Burns. Eines Frank Burns, der B.J. und dem Rest des Universums seinen Unmut über diese Festivität bekundete, und das alles andere als dezent. Den paar Wortfetzen nach zu urteilen, die sie aufschnappten, als sie sich zu B.J. gesellten und ihm einen weiteren Long Island Ice Tea bestellten, regte sich Frank speziell über die anwesenden Aliens auf. "Als wären die ganzen Ausländer im Krieg nicht schon genug gewesen! Jetzt auch noch Leute, die nicht mal von diesem Planeten stammen! Ich kann es nicht -" Leises Räuspern unterbrach ihn und er blickte zur Seite, wo T'Pol sich schon seit einer Stunde an einem Glas Mineralwasser festhielt. "Dr. Burns", argumentierte sie, "ganz streng genommen befinden wir uns nicht auf der Erde, sondern im Cyberspace. Hier sind Nationalitäten völlig ohne Bedeutung." Sie griff nach der Karaffe und schenkte sich Wasser nach. Und eine Scheibe Zitrone. Das war schon das ganze Ausmaß ihrer Abenteuerlust. Als hätte sie nichts gesagt, redete Frank weiter: "Jajaja, alles wird bedeutungslos. Disziplin, Moral, althergebrachte Werte werden über Bord geworfen, bloß weil ein paar Leute meinen, alles und jeder sollte gleichberechtigt sein und gleich behandelt werden." Die paar Gläser Wein hatten ihn vergessen lassen, dass er eigentlich versprochen hatte, sich zurückzuhalten und seine Schokoladenseite zu zeigen. Er bemerkte nicht einmal, wie seine alte Flamme Margaret Houlihan sich B.J. für einen Tanz schnappte. "Und d-d-dann habbebbe ich g-g-esssagt...", kam eine Stimme von links, doch niemand war zu sehen. Alle Blicke wanderten daraufhin eine Etage tiefer. Hawkeye lachte auf. "Hi, Henry. Auf der Suche nach deiner Nüchternheit?" Zu Lebzeiten war Henry der Welt immer zwei Drinks voraus gewesen und offenbar war er drauf und dran, diesen Vorsprung wieder auszubauen, bevor dieser Abend vorbei war. Vom fernen Ende des Tresens ertönte tiefes, kehliges Lachen, wenn auch nicht direkt spöttisch. Mehrere Klingonen hoben ihre Becher und einer rief: "Ein guter Mann! Er hatte drei Kelche von dem Blutwein. Jahrgang 2309. Wir haben ihn gewarnt, aber er sagte, er wäre einiges gewohnt." Das sah Henry ähnlich. "Er ist nur etwas außer Übung." Mit vereinten Kräften halfen sie ihrem ehemaligen und offiziell ziemlich verstorbenen Kommandanten auf die Füße und verfrachteten ihn auf den nächsten freien Stuhl - an einem Tisch voller Cardassianer, die ob der Störung etwas pikiert dreinblickten. Immer wenn er Vertreter dieser Spezies sah, geriet Hawkeye in Versuchung, ihnen ein starkes Antischuppenshampoo zu verschreiben, aber vermutlich bekäme er da in mindestens einem Falle Ärger vonseiten eines geschätzten Kollegen. "Atti auch", kommentierte Trapper und bestellte bei Quark zwei Martinis. Der Ferengi wirkte reichlich gestresst, ebenso wie seine Mitstreiter Guinan, Igor und Huggy Bear. Joe Dawson war nur sporadisch hinterm Tresen, wann immer Lorne und Vic ihn entbehren konnten. "Sie ist schon total fertig, die Arme. Noch länger und wir müssen nicht nur Lornes Karaoke-Maschine wiederbeleben, sondern auch sie." Die Dame des Abends, seit über einer Stunde ununterbrochen auf der Tanzfläche, sah wirklich erschöpft aus. Jeder wollte heute Abend mit ihr tanzen und das einzige Training, was sie in letzter Zeit bekommen hatte, waren seines Wissens nach japanische Tanzmatten gewesen. Besagte Objekte hatte Hawkeye bei der Planung vorsorglich in ein Hinterzimmer verbannt. _Das dürfte die Abwesenheit der zig Animé-Charaktere erklären. Die feiern ihre eigene kleine Party._ "Ahm, Quark, was ist das?" Wortlos deutete er auf sein Glas, das gefüllt war mit einer roten Flüssigkeit, die er außerhalb eines OPs nur sehr ungern sah. "Ich hatte Martini gesagt." Bevor Quark etwas sagen konnte, schob Guinan ihn beiseite und meinte beschwichtigend: "Nehmen Sie's nicht so schwer, Trapper, solch einen Auflauf hatte er seit dem Ende des Dominionkrieges nicht mehr bewerkstelligen müssen. Da verwechselt man schon mal die ein oder andere Bestellung. Hier", sie nahm das Glas Blut und stellte stattdessen die gewünschten Martinis hin, "bitte. Und für dich, Spike, dein AB-negativ. Körperwarm." "Zu freundlich", grinste der Vampir und wendete sich wieder seinem ebenfalls britischen und ebenfalls unsterblichen Gesprächspartner zu. "Also, Methos, wie war das gleich noch um die letzte Jahrhundertwende...?" Und die beiden Ärzte fragten sich, wie er bloß hier reinkommen konnte. "Per Einladung." Zwei Köpfe ruckten nach rechts. "Oh. Hallo, Jean. Amüsiert ihr euch alle gut?" Die rothaarige Telepathin lehnte sich in den Arm, den Scott Summers um ihre Taille gelegt hatte, ihr Lächeln strahlend wie eh und je. "Bestens, Hawkeye, danke. Eine charmante Einladung wie die eure konnten wir schwerlich ablehnen." "Ja", pflichtete ihr Cyclops bei und rückte sich die Rubinquarzbrille zurecht. "Wer heute Abend nicht hier ist, hat selber Schuld." Jean "Phoenix" Grey nickte vehement. "Sogar Magneto ist hier, hab' ich mir sagen lassen. Er ist in der Küche und hilft beim Abwaschen des Bestecks. Ich werde gleich mal nach hinten gehen und mich um das Geschirr kümmern. Abwasch mit Telekinese, erledigt in Nullkommanichts." Trapper legte nun seinerseits einen Arm um Hawkeye und sie sahen sich etwas wehmütig an. "Wo waren die bloß, als die US-Army sie brauchte? Wo sind Bobby? Und Logan?" wollte Hawk wissen. "Wir wollen uns für die Eisskulpturen bedanken." Es hatten so viele Leute zum Gelingen der Party beigetragen, es wäre ein Wunder, wenn sie es schafften, sich bei allen persönlich zu bedanken. "Logan ist draußen und raucht eine... Bobby dagegen", seufzte Jean vielsagend, "versucht, Remy von der Arbeit abzuhalten. Und es scheint ihm zu gelingen." Sie nahm einen Schluck von ihrem Zombie à la Giles und präzisierte dann die Antwort, die sie schon gegeben hatte: "Die heute anwesenden Vampire haben alle eine Spezialeinladung, die nur für sie gilt. Der Ottonormalblutsauger-Schrägstrich-Dämon kommt nicht rein, dafür sorgt Willows Schutzzauber." Hawkeye stürzte den halben Drink in einem Zug hinunter und meinte nach einem kurzen Husten: "Gut zu wissen. Aber wie... wie gut wirkt der?" "Wie, das weißt du gar nicht?" Fast verschluckte sich Trapper an seinem Drink. "Du... du... du lädst ein Batallion Dämonen ein und weißt nicht einmal, ob wir den Abend mit ihnen unbeschadet überleben?" "Werd' jetzt bitte nicht laut, ja?", zischte Hawk und boxte seinem Geliebten in die Rippen. "Ich werde so laut, wie ich will", protestierte Trapper. "Du Chaot!" "Selber Chaot!" kam der Gegenprotest. "Der Zauber *wirkt*, ich habe Giles' persönliche Garantie." Aber Trapper war alles andere als überzeugt. "Kam diese Garantie mit einer Geldsumme für den Schadensfall? So wie bei... uhm... denen da..." Er deutete dezent auf einen Mann und eine Frau, die sich soeben zu Spike und seinem unsterblichen Saufkumpan gesellten. "Hast du gesehen, was die unter ihren Mänteln haben?" "Hoffentlich noch andere, anständige Kleidung", witzelte Hawk, schon etwas beschwipst, und erntete nun seinerseits einen Rippenstoß. "Sorry." Als sich der Mann, ein gutaussehender Kerl mit dunklen Haaren in einem Pferdeschwanz, entspannt an die Bar lehnte, blitzte etwas unter seinem Mantel, nur kurz sichtbar, bevor er den Gürtel zuknotete. Der kurze Einblick reichte. "Das... sind ziemlich lange Skalpelle", murmelte Hawkeye, griff nach Trappers Arm und wich einen Schritt zurück. "Du hast Recht, Darling. Wie... wie haben die sowas hier hineinschmuggeln können? Bei all den Sicherheitsvorkehrungen..." Beruhigend tätschelte Trapper die Hand auf seinem Arm und steuerte seinen Partner von den Mutanten und dem Grüppchen Unsterblicher fort in Richtung Buffet. "Ssshh, es gibt keine Aufregung, die ein staubtrockener Martini und gutes Essen nicht beheben könnten. Und wenn es zu Schnittverletzungen kommen sollte, hab' ich noch eine Rolle Dreinull-Seide in der Tasche. Und Dr. Crusher hat sich heute Abend ja schon bewährt, da wird sie sicher noch mehr Notfälle verkraften." "Okay..." Hawk schien nicht beruhigt. "Wir verstehen uns also. Außerdem...hast du nicht gesagt, dass du diesem MacLeod vertraust?" "Ihm ja", räumte Hawk zwischen zwei Schlückchen Martini ein, "er ist das Abziehbild eines Pfadfinders. Nur bei den anderen bin ich mir nicht so sicher. Charles hat mir vorhin berichtet, dass dieser Kerl mit der Narbe -" "Kronos." "Exakt. Genau der. Also der Kerl schiebt offenbar Reinigungsdienst auf der Herrentoilette. Weiß nicht, wer die Schnapsidee hatte, ihn dafür einzuteilen. Muss Radar gewesen sein, Klinger ist nicht so gutgläubig. Und die Gewitterhexe, die ich einzig und alleine auf Drängen der Babylon 5-Leute eingeladen habe, tut das Gleiche auf der Damentoilette. Sie müssen wirklich verzweifelt auf Jobsuche sein. Also", er unterbrach sich, weil er nun trotz allem Widerstand dem Lachreiz nachgab, "das nenne ich perfekte Gerechtigkeit. Wenn auch nicht gerade 'sichere' Gerechtigkeit. - Etwas von Pegs Pecan Pie? Trip hat tatsächlich noch etwas übrig gelassen." Er schnitt zwei großzügige Stücke ab. "Es wird zu keinerlei Schwierigkeiten kommen", mischte sich von der Seite eine junge Frau mit langen dunklen Haaren ein. Nervös lächelnd nahm sie die Brille ab. "Der Zauber wird schon wirken, glauben Sie mir, Willow ist die Beste auf ihrem Gebiet. Und Lorne hat noch den Caritas-Anti-Gewalt-Zauber obendrauf gesetzt. Und falls das auch nicht wirkt", sie schenkte sich ein Glas Bowle ein und prostete den beiden Ärzten zu, "so hat Joe - das ist Lornes neuer Freund und Mitmusiker, da auf der Bühne neben Giles - uns versichert, dass Unsterbliche auf heiligem Boden nicht kämpfen." Trapper und Hawk wechselten, wie schon so oft an diesem Abend, skeptische Blicke. "Heiliger Boden?" kam es gleichzeitig über ihre Lippen. "Hier läuft irgendwo ein fast tauber Priester rum und der hat sich um das Problem gekümmert. Oh, mein Tanzpartner vermisst mich." Sie entschuldigte sich mit einem weiteren scheuen Lächeln. "Nett, Sie kennen zulernen. Tolle Party. Ich bin übrigens Fred. Von Angel Investigations. Bye. Ich komme schon, Charles." Nicht Winchester war gemeint, wie sie sehen konnten, sondern ein junger, farbiger Mann, der Fred - Fred? Komischer Name für eine Frau - wie eine Feder übers Parkett wirbelte. Wenigstens waren die Gäste und der Ehrengast sorglos und hatten Spaß, es reichte, wenn zwei Leute graue Haare bekamen. Gemächlich leerten sie ihre Gläser und Teller, beobachteten die Tänzer und mussten feststellen, dass die Glorreichen Sieben ihrem Namen beim Tanzen alle Ehre machten, und David Starsky sowie die drei Rays - Vecchio, Kowalski und Doyle - gerade eine Pause vom Kellnern nahmen, um diesen Cha-Cha-Cha mit ihren Partnern zu tanzen. Im Falle des Mounties etwas problematisch, Kowalski musste mit Inspector Thatcher Vorlieb nehmen. Doch schon nach drei Songs kam die nächste unerwartete Pause. Radar am Schlagzeug hielt abrupt inne und schaute wie ein lauschender Hund in die Luft. "Uh-oh..." Er kassierte einen irritierten Seitenblick von Lorne. "Sorry..." "Was ist los, Kleiner?" Der grünhäutige Dämon lehnte sich auf Sichthöhe zu ihm herab. "Aufhören ist okay, aber mitten in der Nummer-" Radar war aber bereits auf den Füßen und brüllte quer durch den Saal, offenbar in der Hoffnung, dass sich jemand verantwortlich fühlte und reagierte: "Polizeisirenen! Werden in zwei Minuten hier sein!" Missmutig stellte Hawkeye sein Glas ab. "Klasse. Wie war das mit 'keine Sorge wegen Lärm'? Such' mal jemand die FBI-Agenten, Scully, Mulder, Malone, egal wen, wir bekommen Probleme." ****Derweil woanders im Raum...**** Abseits von der Tanzfläche befand sich die "Ruhezone", wenn man sie als solche bezeichnen konnte. Sie war vom Rest durch eine unsichtbare, weil magische, Lärmschutzbarriere abgeschirmt, und hier konnten sich tanzmüde Gäste in Sessel und Sofas fallen lassen und ihren Füßen eine Pause gönnen. Gut ein Dutzend Personen nutzte dieses Angebot mit offensichtlicher Dankbarkeit. "Wunderbar", seufzte Margaret Houlihan und entspannte sich unter Alex Kryceks starken Fingern. "Das ist wirklich ein Rundum-Service. Kellner, die obendrein massieren können. Zudem noch einhändig." Alex lächelte verständnisvoll. "Dafür sind wir hier. Kathryn, noch einen Kaffee?" Janeway nickte. "Gerne, Alex." "Kommt gleich. Margaret, würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihre Haare etwas zur Seite zu halten? Ich habe nur fünf Finger..." "Ich hab' auch mal so eine Frisur gehabt wie Sie", murmelte Janeway abwesend und schloss die Augen. "Irgendwann verglich mich die gesamte Crew mit Katherine Hepburn, selbst Tuvok, das wurde extrem peinlich, also änderte ich sie. Würde Ihnen auch besser stehen, glauben Sie mir." "Hm-hm." Margaret neigte den Kopf zur Seite und fragte die beiden älteren Männer auf dem Zweisitzer, die gemütlich ihren Brandy nippten: "Teilen Sie Captain Janeways Meinung? Doktor? Mr. Holmes?" ********* ****Vier Stunden und etliche Drinks und Tänze später...**** Müde schleppte sich Hawkeye nach einer Rumba mit Atti zur Bar und sank gegen das wunderbar stabile Holz. Die letzten Wochen und vor allem die letzten vierundzwanzig Stunden forderten ihren Tribut. "Hey, Sidney", begrüßte er den Psychiater, der mit einem unangerührten Cocktail vor sich auf dem Barhocker hing wie der sprichwörtliche Schluck Wasser in der Kurve. "Amüsierst du dich?" "Ich hatte eben das interessanteste Gespräch..." Nach kurzer Überlegung berichtigte sich Sidney: "Nein, ich habe eben Schiedsrichter bei einer höchst... ungewöhnlichen Diskussion geführt. Und anschließend entschieden, dass ich den hier brauche." Er deutete auf sein Glas. "Sex On the Beach. Nie wieder eine Debatte zwischen Q, Gandalf und Professor Xavier. Prost." "Prost." Mit einem Fingerzeig bedeutete er Huggy, ihm bitte dasselbe zu bringen. "Und ansonsten?" "Oh, ich habe Flagg hier irgendwo rumschleichen sehen." Davon war Hawk nicht sonderlich überrascht. Im Gegenteil. "Hätte auch mich gewundert, wenn nicht. Bei all den hier vertretenen Geheimdiensten fällt einer mehr nicht auf, selbst wenn es jemand mit einem so weichen Keks wie Flagg ist." Auf den Stuhl neben ihm krabbelte ein sehr zerrupft aussehender Radar. "Ja?" Ohne etwas gesagt zu haben, bekam Radar von Guinan den Grapefruitsaft hingestellt. Doch war er fast schon zu müde, den Strohhalm überhaupt in den Mund zu stecken. "Wollte nur sagen, Hawkeye, dass es in Kürze hell wird. Die Vampire müssen gehen - Hawke fliegt sie mit dem Airwolf zurück nach Sunnydale und L.A. - die Jungs aus dem ER haben Frühdienst, die VCTF muss zu einem Serienmord nach Texas... und der Konvergenzzauber, der die Überschneidung aller Fandoms ermöglicht -" "-verfällt bei Tagesanbruch, ich weiß." Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. Ein letzter Tanz, ein letztes Lied. "Sag' Vic Bescheid. Wir kommen zum Finish." Er winkte Trapper zu sich; um keinen Preis wollte er allein singen. So kam es, dass Atti, Archivarin des Fanfiction Paradies, dessen dreijähriges Jubiläum gefeiert wurde, sich im nächsten Moment auf der Bühne wiederfand. Dort stand sie nun, mit einem Mal wieder hellwach, im Spotlight und blickte hinunter auf eine Menge dankbarer Gäste, die ihr den ihr gebührenden Applaus zollten. Hunderte von Charakteren, seien sie aus Fleisch und Blut, Metall, Photonen oder Tinte und Bleistift, mochten sie auf zwei Beinen wandeln oder vier (oder Flossen haben)... und alle klatschten. "Ladies und Gentlemen", verkündete Vic ohne Umschweife. Er brauchte kein Mikrofon, seine Stimme war immer so laut wie nötig. "Für Atti und das Archiv. Wir gratulieren ihr zu einer reifen Leistung. A-one, a-two, a-three..." Der gesamte Saal schaffte den korrekten Einsatz. "For she's a jolly good fellow, for she's a jolly good fellow, for she's a jolly good fe-el-low... which nobody can't deny. Which nobody can't deny. Which nobody can't deny..." Und weil es so gut klang, wiederholten sie das Lied ganze fünf Mal. Niemand schien zu bemerken, dass bereits nach den ersten zwei Takten ein grünhäutiger, gehörnter Dämon aus Pylea in stiller Agonie neben der Bühne zusammengebrochen war. Er wurde erst beim Aufräumen gefunden und per Nachnahme nach Los Angeles geschickt. ****** Epilog Genüsslich räkelte sich Hawkeye auf dem Badetuch am Seeufer und ließ sich von Trapper den Rücken mit Sonnenöl einreiben. "Weißt du", brachte er die Sprache auf die Party, die nun schon eine Woche hinter ihnen lag, "ich habe heute eine Mail von Birgitt bekommen." "Ach?" Langsam kreisten die Hände über seine Schulterblätter. "Sie übermittelt Attis Dank und Begeisterung und so weiter und so fort." Trapper kicherte. "Und nebenbei auch Attis Kater..." "Ja, den gab's gratis als Attachment. Aber wir haben unterm Strich exzellente Arbeit geleistet." "Das freut einen doch zu hören. - Streck' die Arme mal etwas aus, ich komm' sonst nicht ran... danke." "Und", fuhr Hawkeye fort, "einen Anruf von Klinger habe ich auch bekommen." Die Bewegungen von Trappers Händen stoppten. "Sag's nicht. Die Rechnung..." "Yup." Schluss mit dem Einölen. Wie ein gefällter Baum sank Trapper neben ihm nieder und stöhnte leise: "Wie schlimm ist es?" "Verdammt schlimm", meinte Hawk wahrheitsgemäß. "Fünfstellig?" "Sechsstellig." "Okay, das heißt, wir verkaufen ein Auto und nehmen eine zweite Hypothek auf das Haus auf. Au!" beschwerte er sich, denn Hawkeye hatte ihn soeben mit dem Handtuch geschlagen. "Wofür war das denn?" "Du sollst still sein und mich ausreden lassen!" Hawk drehte sich auf die Seite und schob die Sonnenbrille auf die Stirn, um Trapper sein Strahlen ganz zeigen zu können. "Ich wollte gerade zum *ABER* ansetzen." Hawkeye hatte diesen gewissen Unterton... "Na, komm' schon", drängte er, "spuck's aus!" "Aaaaaaaalso..." Jetzt, wo er Trap am Haken hatte, liebte er es, ihn zappeln zu lassen. "Also, Klinger und Radar haben alle ihre Kontakte spielen lassen...und so weiter und so fort...es hat sie einiges an Zeit gekostet, aber..." "Aber *WAS*?" Fast schrie Trapper es; einige Vögel fühlten sich schon gestört und ergriffen die Flucht. "Auf dem Umweg über einige Bekannte aus Sidneys Branche gerieten sie an einen gewissen H.M. Murdock, der sie an einen Kerl namens Templeton Peck verwies...beide sind sie Mitglieder des berühmt-berüchtigten A-Teams." "Schon mal was von läuten hören", brummte Trapper. "Weiter." "Nun, dieser Peck und seine Freunde waren wohl auch auf der Party - als Mitglieder des Kontingents 'Diverse Serien' -" "Kein Wunder, dass ich mich nicht an sie erinnere." "Unterbrich mich nicht ständig! Wie gesagt, sie waren auch da, hatten viel Spaß, und deshalb", jetzt kam er zum wichtigen Teil und streute die bedeutsame Pause ein, "hat Peck, ein ausgebuffter Filou, der Radar und Klinger, dem alten Kameldieb, jederzeit das Wasser reichen kann, rumtelefoniert, Rechnungen frisiert, Gefallen eingefordert, mindestens ein Dutzend Lieferanten und Subunternehmer beschwindelt... mit dem Ergebnis, dass wir nicht nur *keine* ausstehende Summe von sechs Stellen haben, sondern bei dem ganzen Zirkus auch noch mit einem kleinen Plus weggekommen sind." Trapper blieb der Mund offen stehen. Wow. "Wie klein?" "Für Peck und Klinger je zwei Boxen kubanischer Zigarren, für Radar ein neues Auto und für uns", er grinste, "die Eismaschine, die du unbedingt haben wolltest." "Was?" "Hah, reingelegt. Ich meinte natürlich, einen Toaster." "Bitte?" "Rasenmäher?!" "Hawk!" "Deluxe-Bügeleisen?! Trapper, nicht kitzeln, bitte - Hilfeeee!" "Nicht bevor ich nicht die Wahrheit erfahre!" Die Wahrheit war eine zweiwöchige Kreuzfahrt San Francisco nach Alaska und zurück, doch damit rückte Hawkeye erst nach über einer Stunde 'qualvoller Folter' heraus. FINIS - bis zum nächsten Jubiläum!!!