Early in the 21st Century, THE TYRELL
CORPORATION advanced Robot evolution
into the NEXUS
phase - a being, virtually
identical to a human - known as a Replicant.
The NEXUS 6 Replicants were
superior
in strength and agility, and at least equal
in intelligence, to the genetic engineers
who created them.
Replicants were
used Off-World as
slave labor, in the hazardous exploration and
colonization of other planets.
After a bloody mutiny by a NEXUS 6
combat team in an Off-World colony,
Replicants were declared
illegal
on Earth - under penalty of death.
Special police squads - BLADE RUNNER
UNITS - had orders to shoot to kill, upon
detection, any trespassing Replicant.
This was not called
execution.
It was called
retirement.
Blade Runner erreichte bereits 1982 die Kinos und
begeisterte damals vor allem SF-Fans, die einen anspruchsvollen Film sehen
wollten. Spielbergs E.T. und zwei Star Wars Filme hatten damals schon extrem
erfolgreich die Kinoleinwand erobert und die Macher in Hollywood begannen das
Genre zunehmend ernster zu nehmen.
Auch Blade Runner konnte mit dem bekannten
Regisseur Ridley Scott (Alien) und -
dem sich gerade auf dem ersten Höhepunkt seiner Karriere befindlichen -
Harrison Ford als Hauptdarsteller aufwarten. Aber Blade Runner ging ganz
bewusst in eine andere, realistischere Richtung, gab der möglichen Zukunft ein
- wenn auch extrem düsteres, so doch - glaubwürdigeres Gesicht.
Die Story, in der es rein oberflächlich betrachtet um
die Jagd nach entflohenen Replikanten bzw. Androiden geht, setzt sich dabei
vielschichtig mit den existentiellen Fragen nach dem wer oder was bin
ich auseinander bzw. fragt, wo eigentlich die Grenzen zwischen Künstlichem
und Lebendigem liegen. Ein Thema, dass auch heute noch nichts von seiner Aktualität
verloren hat (Neuromancer von Gibson, Natural City, I Robot u.v.a.)
Obwohl Blade Runner sich damals in der Tat zu einem
überzeugenden, Bahnbrechenden visuellen
Ereignis gestaltet hatte und auch inhaltlich einer der wenigen SF Filme bleibt,
die auch fast 25 Jahre danach noch nichts an Eindringlichkeit und Tiefe
verloren haben, blieb die erste Resonanz beim breiten Publikum doch eher
verhalten. Die Gründe lagen vielleicht an einem insgesamt ungünstigen Zeitpunkt
der Veröffentlichung. Unter Umständen lag es auch an mangelnder Action bzw.
fehlendem Überhelden. Allerdings stellte der Film für damalige Verhältnisse
auch eine ungewöhnlich triste Zukunft dar.
Auch in Europa war Blade Runner kein kommerziell
überragendes Ergebnis beschieden, aber wurde
insgesamt doch deutlich besser angenommen. Und die über die Jahre immer wieder
neuen Vorführungen in diversen Programm-Kinos, die vielfältigen
Interpretationsmöglichkeiten und die Diskussionen um die richtige Version haben
das Interesse bis heute in einer treuen Fan-Gemeinde
immer noch wach halten können.
1992 gab es dann tatsächlich den erhofften Director´s Cut, der offiziell - bis jetzt - als letztes Wort gilt. Aber auch dieser in einigen wichtigen Details veränderte Film beantwortet immer noch längst nicht alle inhaltlich offen gebliebenen Fragen.
Die meisten werden aber nur diese Version kennen und den Originalfilm selbst nie gesehen haben.
Unterschiedlichste
Einflüsse haben über den langen Zeitraum zwischen Roman bis zum Director´s Cut (1968 – 1992) ihre Spuren
hinterlassen und deshalb lohnt sich ein kurzer Rückblick auf die
Entstehungsgeschichte bzw. dem derzeitigen Stand von Blade Runner. Denn auch
gerade diese Spurensuche verführt dazu, sich dieses Meisterwerk des SF immer
und immer wieder anzuschauen.
“Do Androids dream
of electric Sheep?”
Alles begann
mit diesem Roman des sehr produktiven, aber auch als ziemlich paranoid und
einzelgängerisch berühmt/berüchtigten SF-Autors
Philip K. Dick (Foto: Ridley links, Dick rechts). Von Anfang an extrem misstrauisch
gegenüber dem Hollywoodbetrieb eingestellt, aber seltsamerweise nach dem
Verkauf der Rechte auch nicht in den Produktionsprozess mit einbezogen, wurden
ihm dennoch wenige Tage vor seinem überraschend frühen Tod mit 54 Jahren einige
bereits fertig gestellte, mit dem Computer animierte Einstellungen gezeigt, die
ihn nach Zeugenaussagen aber vollends begeistert hatten.
Sein Roman war bereits 1968 erschienen und geprägt von
der damaligen Desillusionierung über den Vietnamkrieg bzw. den zweiten Weltkrieg.
Dick fragte
sich, wie unmenschlich und mechanisch Menschen überhaupt sein können und seine
äußerlich so menschlich aussehenden Androiden standen dafür als Metapher. (Ein
Thema, das immer noch nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat.)
Tödlicher Staub hatte in seiner Geschichte
systematisch die Erde vergiftet und es waren nur noch
wenige Stadtbewohner, einige große Industrien und die Ordnungshüter auf der
Erde zurückgeblieben. Die Tiere waren bereits fast ausgestorben und
galten inzwischen als besonders kostbare Statussymbole. Die meisten Menschen
führten inzwischen in den außerweltlichen Kolonien ein bequemes Leben und
ließen sich dort von menschlich aussehenden Androiden bedienen und beschützen.
Aber einige Androiden kehrten illegal wieder auf die Erde zurück und der von
der Polizei angeheuerte Androidenjäger Rick Deckard sollte sie töten. Dabei
agierte er genauso emotionslos wie seine Opfer, so dass es letztendlich keinen
Unterschied mehr machte, wer hier Mensch und wer Maschine war. In Dicks desillusioniertem
Weltbild wird der menschliche Deckard durch die Jagd auf sie zu einem von
ihnen, wird durch die Umstände selbst entmenschlicht.
Und für seinen Stil ganz typisch, stellt sich die
vermeintliche Wirklichkeit für den Protagonisten als extrem vielschichtig und
verwirrend dar. (Das ist übrigens auch das Grundthema seines anderen von
Hollywood verfilmten Romans, Total Recall.)
Zwischen Roman und erstem Film lagen 14 Jahre und der
Hauptteil des - vom Roman in weiten Strecken deutlich
abweichenden -Drehbuchs stammte von dem schon viele Jahre vorher an der
Geschichte sehr interessierten Drehbuchautor (und späterem Executive Producer)
Hampton Fancher, der den Schwerpunkt jetzt aber fast ausschließlich auf die
Beziehung einiger weniger Hauptfiguren ausrichtete. Besonders er gab neben
Ridley Scott dem Film seinen ganz unverwechselbaren Charakter. Die Handlung
umfasst nur noch einen Zeitraum von 24 Stunden und es wird viel mehr Wert auf
die Beschreibung der futuristischen Umwelt gelegt.
Die ausgestorbene Tierwelt verliert in dem Film z.B.
jedoch wieder ihre ursprünglich wichtige Bedeutung. (Aber so erklären sich die
manchmal seltsam anmutenden Testfragen.)
Die Replikanten, wie die Androiden jetzt heißen, um
das Roboterhafte herauszunehmen, haben nun auf Grund von implantierten
Erinnerungen beinahe menschenähnliche Emotionen. Das betrifft vor allem die
Figur der Rachael, mit der der zwangsverpflichtete Replikantenjäger Rick
Deckard, ein jetzt so genannter Blade Runner, eine emotionale Beziehung
beginnt.
Eine wichtige Änderung stammte allerdings von dem kurz
vor Drehbeginn zur Vermittlung zwischen Hampton und Scott noch hinzugezogenen Drehbuchautor David Webb
Peoples. Die Replikanten hatten bereits in Dicks Roman nur eine begrenzte
Lebenszeit von vier Jahren. Aber jetzt suchen sie nach einer Möglichkeit zu
einer Verlängerung ihrer Lebensdauer. Ihr Schöpfer, der Leiter der auf der Erde
ansässigen Tyrell Company, der die neueste Generation von Replikanten
entwickelt hat, soll sie ihnen geben.
Noch während der Dreharbeiten wurde heftig an den
verschiedenen Handlungssträngen und Details gefeilt, auch dem Off-Kommentar,
aber 1981 konnte es in den Burbank-Studios in Nord Hollywood dann endlich
losgehen.
Der Schwerpunkt des bereits durch den ersten Alien-Film und wegen seiner Detailverliebtheit
berühmt/berüchtigten Regisseurs Ridley Scott lag definitiv auf dem visuellen
Aspekt.
Augen bzw. das Sehen sind denn auch ein wichtiges,
immer wiederkehrendes Motiv in seinem Film.
Schon die allererste Szene ist ein überdimensionales Auge, das auf Los Angeles
schaut (und vermutlich Dave Holden gehört). Das Voight-Kampff-Testgerät registriert beispielsweise das
Zusammenziehen der Pupillen, das Espergerät dient der Analyse von Fotos, Eldon
Tyrell trägt eine auffällige, riesige Brille, es gibt einen asiatischen
Augendesigner und ein Erinnerungsfoto beginnt plötzlich zu leben. Und diese
Liste würde sich ins Endlose weiterführen
lassen.
Aber das ist noch längst nicht alles, dem Scott seinen persönlichen Stempel aufgedrückt hat.
Bei den Außenaufnahmen wurde das ganze Set einem
Dauerregen ausgesetzt, und das nicht - wie sonst üblich - nur im vorderen
Bereich. Dieser dadurch insgesamt viel realistischer wirkende Eindruck – erkauft
mit extremen Belastungen für das ganze Drehteam - eines nur notdürftig
funktionierenden Stadtkonglomerats wurde durch den häufigen Einsatz von so
genannten Lichtschwertern verstärkt; Licht, das sich mit breiten Schatten Bahn
bricht (große Ventilatoren, Jalousien usw.) und die Szenen immer wieder in
schnell wechselnde Kontraste tauchte. Alles war offensichtlich futuristisch,
aber wirkte doch so in der Tiefe der Straßenschluchten alt und
heruntergekommen. Der häufige Einsatz von Nebel und Rauch tat dann noch ein
Übriges.
Die
grundsätzliche Konzeptidee bestand in der Annahme, dass in der weiteren Zukunft
die Hochhäuser nicht mehr komplett abgerissen, sondern irgendwann nur noch mit
hypermodernen, neuen Strukturen überbaut und in die Höhe getrieben werden.
Das alles schaffte dann diesen unverwechselbaren,
eigentümlich widersprüchlichen Look. Die Zukunft begann bereits zu verfallen.
Das einzig wirklich Bunte in dieser Welt sind die
allgegenwärtigen, großen Werbetafeln und Neonreklamen, die interessanterweise in
Absprache mit heutigen, real existierenden Firmen auf Zukunft getrimmt wurden.
Für die einzelnen Szenen wurde von Scott jedes noch so
kleine Detail in den Kulissen persönlich und manchmal stundenlang überprüft.
Das und die nächtlichen, extrem langen, strapaziösen Drehtage führten bald zu
dem Spitznamen „Ridleys Inferno“. Der Regisseur erklärte seine Besessenheit
später in einem Interview damit, dass er die Frage nach dem warum nicht mehr hören wollte, gab aber
zu, dass er sich heutzutage mehr mit den Darstellern und dem Drumherum
beschäftigen würde.
Besonders mit dem sehr engagierten Hauptdarsteller
Harrison Ford gab es auf dem Set viel Streit und der Schauspieler erinnert sich
heute nicht mehr gerne an den Film. Aber es gibt viele, die sagen, dass es eine
seiner besten Rollen war. Ford, der gerade die Indiana-Jones-Filme abgedreht hatte, versuchte
Ridleys Version eines eher eindimensionalen, zynisch- fatalistischen Philip
Marlowe-Typen in der Tradition des Film Noir,
der sich im Laufe seiner Jagd immer weniger von seinen Opfern unterscheidet,
den futuristischen Detektiv wider Willen entgegenzusetzen. Er konnte sich
größtenteils durchsetzen und hat damit dem Film letztendlich mehr Tiefe
gegeben.
Die weibliche Hauptrolle Rachael wurde von der jungen
und damals noch ganz unbekannten Sean Young verkörpert. Beiden gelang in dem
Film eine der intensivsten Leinwand-Kussszenen überhaupt, in der es um echte
und künstlich hergestellte Gefühle geht.
Die Person des bei der Verfolgung seiner Ziele bis zur
Selbstzerstörung grausam vorgehenden,
dominanten Replikanten Roy Batty, Deckards Gegenspieler, übernahm ein perfekt
besetzter Rutger Hauer. In weiteren Rollen agierten noch die bekannten
Darsteller Emmet Walsh (Bryant) und Daryl Hannah (Pris). Auch die Hollywoodschauspieler
Brion James (Leon) und Edward James Olmos (Gaff) gaben ihren Figuren ihr
unverwechselbares Gesicht.
Randnotiz: Die Rechte an dem Titel Blade Runner
mussten im Vorfeld erst noch dem Schriftsteller Williams Burroughs (Naked
Lunch) abgekauft werden. Dessen Buch Blade Runner/The Movie hat aber nichts mit
dem Projekt zu tun.
Die Effekte stammten von Douglas Trumbull, der auch
schon für Star Trek - Der Film und Star Wars gearbeitet hatte. Die Maske
übernahm Marvin G. Westmore.
Die wichtigsten Produktionsdesigns entwickelte Syd Mead, so auch den Spinner – ein
futuristisches Vehikel im Retro-Look, die Esper Maschine und den Voight-Kampff-Detektor, mit dem die Replikanten entlarvt werden
konnten.
Der Autor
Dick sah in seinem Roman die Replikanten lediglich als grausam und kalt an.
Auch im Film sind sie körperlich überlegen, aber zusätzlich mit Pseudogefühlen
versehen und ganz menschlich vor allem von dem Wunsch nach längerer Lebenszeit
angetrieben. Die Gegensätze zwischen Mensch und Maschine beginnen sich
zunehmend aufzuheben und schaffen damit erst den Raum für vielfältige
Interpretationsmöglichkeiten. Letztendlich könnte jeder ein Replikant sein.
(Selbst in den ersten Drehbüchern hatte sich das immer mal wieder komplett
verändert.) Besonders über die Frage, ob auch Rick Deckard ein Replikant sein
könnte, wurde heftig diskutiert. Zum Beispiel blieb im Film
das Schicksal des sechsten Flüchtlings immer ein Geheimnis – es könnte
ja auch Deckard gemeint sein.
Aber es spricht mehr dafür, dass er doch ein Mensch
ist. Er bleibt den Replikanten körperlich immer unterlegen bzw. überwältigt sie
immer nur mit List oder der Hilfe anderer bzw. wird vom letzten der Replikanten
sogar gerettet. Und es blieb auch völlig ungeklärt, wie sich seine
offensichtlich jahrelange, unbehelligte Existenz auf der Erde erklären ließe.
Besonders die erste Version des Films, in der er erst
durch die Beziehung zu Rachael die Kraft entwickelt, den ungeliebten Beruf
endgültig aufzugeben, legt eine Entwicklung von einem fatalistischen,
gefühlsarmen Detektiv zu einem mitfühlenden Menschen, dem die fremdartigen
Replikanten zu menschlich geworden sind, um sie noch töten zu können, nahe. (Ganz am Anfang sagt er noch: was ist das und nicht: wer ist das.)
Jahre später bestätigte der Regisseur allerdings die Vermutung vieler Fans, dass Deckard ein Replikant sei. Aber an anderer Stelle erklärte er wiederum, dass es ihm in seinen Filmen vor allem um Unterhaltung des Publikums ginge.
Originalzitat:„Dieser Film hat keine intendierte
Botschaft, auch wenn die Leute alles mögliche hineininterpretieren werden...“
Die Wahrheit liegt also irgendwo dazwischen. Dick
würde es gefallen.
Kaum ein Film lebt derartig von seiner Musik.
Vangelis, ein griechischer und mit der POP-Gruppe Aphrodite's Child bereits bekannt gewordener Musiker, hatte
mit seinem unglaublich abwechslungsreichen, ethnisch geprägten Klangteppich
einen eigenen Kosmos geschaffen, der untrennbar mit dem Film verbunden ist.
Aber auf Grund von Rechtsstreitigkeiten
zwischen Polydor und der Filmproduktionsfirma Warner konnte der auch
eigenständige, sehr hörenswerte Blade Runner-Soundtrack
leider erst 1994 veröffentlicht werden.
Wenn man etwas herumsucht, findet man von Deck Art
oder Esper Production noch bedeutend ausführlichere Tracks. Die Doppel-CD Blade Runner - Esper Edition ist aber leider nur
in einer extrem geringen Auflage erschienen, wenn auch ein absolutes
Klangerlebnis.
Die CD Los Angeles November 2019 enthält die
Geräuschkulissen der verschiedenen Stadt-Sektoren. (Witzig, wenn plötzlich auch
deutsche Sprachfetzen auftauchen.)
1992 haben sich übrigens der
Komponist und Ridley Scott wieder für den Film Conquest of Paradise 1492 mit G.
Depardieu zusammengetan.
Erstaunlicherweise
entwickelte sich die Video Zweitauswertung zu einem wirklichen Bestseller.
Ein Grund lag vielleicht an einigen zusätzlichen,
gewalttätigen Szenen in der unzensierten europäischen Version.
Es handelt sich hier allerdings nicht um sinnfreie Brutalität, sondern um nur wenige Minuten, die den Überlebenskampf der Replikanten noch deutlicher darstellen und damit letztendlich zum besseren Verständnis führen.
Dazu gehört Battys Gewalttätigkeit gegenüber seinem
Schöpfer/Vater Tyrell (wieder sind es die Augen), den
er kurz vorher noch auf den Mund geküsst hatte. In der zensierten Form
sieht man währenddessen nur die beobachtenden Augen einer Eule.
Im Weiteren ist auch der Überlebenskampf der Replikantin Pris und Deckards Reaktion darauf länger und anschaulicher. Für heutige Sehgewohnheiten stellt die Art der Darstellung allerdings kaum noch ein Problem dar.
Besonders erwähnenswert ist noch das Ende der
Originalversion. Deckard flieht mit Rachael in eine von der Umweltverschmutzung
verschonte, nördliche Landschaft. Diese Bilder bilden
einen enormen Kontrast zum bisherigen Film und geben dem Film noch eine
versöhnlich, romantische Note, mit einem für die Story schlüssigen Ende. Der
ehemalige Blade Runner hat sich entschlossen, das Töten sein zu lassen und
beginnt eine emotionale Beziehung zu einem im wahrsten Sinne fremden Wesen.
(Eine Flucht in den Weltraum wäre hier zugegeben allerdings viel logischer
gewesen.)
Die in dieser Version noch verwendeten Off-Kommentare
wurden im Original natürlich von Harrison Ford selbst gesprochen. Sie erklärten den Hintergrund der Geschichte, aber
boten auch Einblicke in das Seelenleben des Protagonisten und lassen wie in
einem der klassischen Noir-Krimis den Eindruck
entstehen, dass alle folgenden Ereignisse bereits passiert sind. Die deutsche
Übersetzung wirkt aber hier im Vergleich zum Original etwas überzeugender.
1992 entschloss sich Scott wegen des anhaltenden
Interesses den Film tatsächlich noch einmal neu auf den Markt zu bringen. Eine
verloren geglaubte Filmrolle hatte sich plötzlich wieder eingefunden und gab
den Anstoß, endlich auch alle vermeintlichen Fehler korrigieren zu können.
Letztendlich gelang Scott aber aus den verschiedensten Gründen doch nur ein
minimaler Kompromiss.
Eine wichtige Änderung betraf den Off-Kommentar. Er
wurde nur noch als unnötige Belehrung angesehen und vollständig gelöscht. Des
Weiteren musste das poetische, geschlossene Happy End einer abrupten,
lakonischen Schlussszene weichen und lässt damit am Ende den Zuschauer ganz
bewusst doch etwas ratlos zurück.
Des Weiteren wurden
verstärkt Hinweise eingebaut, die als Bestätigung dienen könnten, dass Deckard
doch ein Replikant ist. Gaff, sein Blade Runner-Kollege
bei der Polizei, ließ am Ende ein kleines selbst gebasteltes Einhorn vor seinem
Appartement liegen und auf Grund einer neu eingefügten Traumsequenz, in der Deckard von einem Einhorn träumt, könnte
jetzt der Schluss gezogen werden, dass sogar Gaff wusste, dass Deckards
Erinnerungen künstlicher Natur sind. Um sich dann
dafür zu entscheiden, ihn dennoch fliehen zu lassen.
Insgesamt geht aber mit diesen Veränderungen ein
wichtiges Handlungsmoment, die menschliche Entwicklungsgeschichte des Rick
Deckard, verloren. Sie machen insgesamt nicht wirklich Sinn, sondern wirken aus
heutiger Sicht eher wie ein Zugeständnis an Kritiker und vermeintliche
Publikumswünsche.
Bedauerlicherweise hat aber ausgerechnet diese Version
– und dann noch in der Videoausgabe, d.h. ohne Widescreen
– die weiteste Verbreitung gefunden.
Das gleichnamige, bereits etwas ältere PC-Spiel von Westwood Studios mit einer authentischen
Atmosphäre:
Auch hier geht es darum, in bester Dickscher Manier, jedes mal wieder neu heraus zu finden, wer Replikant ist und wer nicht. Und der Spieler kann mit seinen Entscheidungen auch den weiteren Verlauf der Geschichte bestimmen. Die Handlung ist eng an den Film angelehnt, aber nichtlinear. Wer PC-Spiele mag, für den ist das eine Empfehlung.
Die drei lesenswerten, teilweise auch ins Deutsche
übersetzten Blade Runner-Romane von K.W.
Jeter, die u.a. auch das im Film nie aufgeklärte Schicksal des sechsten
Replikanten aufklären.
Die informative Mark Kermode
BBC-Production On the Edge of Blade Runner:
In diesem ausführlichen Hintergrundbericht kommen bis auf Harrison Ford alle wichtigen Darsteller zu Wort und die Drehorte in Burbank und Los Angeles werden gezeigt. Die Produzenten, die Drehbuchautoren H. Fancher und D. Peobles, Philip K. Dick und Ridley Scott beschreiben anschaulich ihre Sicht der Dinge. Hier erklärt auch Ridley Deckard zum Replikanten.
Aber warum nicht selber nach Los Angeles fliegen und
die Drehorte dieses faszinierenden Films aufsuchen? Die meisten Dreharbeiten
wurden in Burbank Nord Hollywood fertig gestellt und die hierfür benutzten
alten Straßen können noch besichtigt werden.
Aber auch andere Orte in Los Angeles wurden zu Blade Runner-Kulissen umfunktioniert. Dazu gehört das Bradbury
Building (Sebastians Haus und die Schlussszene), die Union Station (Bryants Büro)
und das Loyd Hus (Deckards Wohnung). Die passenden Pläne und Fotos findet man
zum Beispiel auf den ausgezeichneten Seiten brmovie.com oder bladezone.com.
Hier gibt es auch weitere Infos über Fanfilme, Foren,
Fanfiction, weitere Veröffentlichungen und natürlich detailliertes
Hintergrundmaterial zum Film.
Besonders zu empfehlen sind die herunterladbaren,
diversen Transkripte des Films.
Zusammenfassung der wichtigsten, bisher
veröffentlichten Film-Varianten:
1) Erste amerikanische, geschnittene Kinoversion mit
Off-Kommentar und Happy End, 1982
2) Europäische Kinoversion incl. zensierter Szenen mit Off-Kommentar und Happy End, 1982
Davon gab es auch mal eine englischsprachige Laserdisk-Version ohne Regionalcode. (Tipp: wenn jemand im
Bekanntenkreis diesen Film z.B. als DVD gebrannt noch in seiner Sammlung hat,
sofort anschauen. Ein Hochgenuss.)
3) Deutsche Video-Version,
incl. der zensierten Szenen, Off-Kommentar und Happy End, aber leider kein Widescreen, d.h. das Bild ist an beiden Seiten
stark geschnitten, was gerade bei diesem Film besonders unangenehm auffällt.
(Das Original-Video ist inzwischen auch wenig empfehlenswert, da zu alt, aber
es gibt vielleicht auch hier und da noch Sicherungs-DVDs)
4) Die Director´s Cut ist als Video und DVD seit 1991 bzw. 1993 erhältlich. (Ein wirklich akzeptabler Einstieg, aber wer sich für die Details interessiert, kommt um die originale Version einfach nicht herum.)
Die DVD ist mit englischer und deutscher Tonspur. Bei der Special Edition liegt zusätzlich noch diverses Bonusmaterial bei. Dazu gehören Photos, das Drehbuch und eine Original-Fotozelle.
Im Internet wird gerüchteweise neuerdings sogar über
eine neue Fassung gemunkelt.
Man darf also immer noch auf die ultimativ beste
Version eines der anspruchsvollsten Films des SF-Kinos hoffen...
verwendetes Material
Frank Schnelle, Ridley Scotts Blade Runner
Paul M. Sammon, Future Noir
Der Blade Runner, Sonderheft Deutsches SF Magazin.
PC spiel: Blade Runner, Virgin/Westwood
Musik: Die original Filmmusik von Vangelis und diverse CD Produktionen von Deck Art (Japan) und Esper Productions (Titel: Los Angeles November 2019, Esper Edition - 2 CDs)
Film: Die originale Version von 1982 und der Director´s Cut von 1991, BBC Dokumentation.
Empfehlenswerte Internetseiten: brmovie.com, bladezone.com