Titel: best of
enemies
Autor: Lady Charena
Fandom:
M*A*S*H
Pairung: B.F. Pierce, C.E. Winchester
Rating:
gen
Beta: T'Len
Archiv:
ja
Summe:
feind, friend – nur ein einziger Buchstabe macht den Unterschied. Manchmal nur
ein Moment.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten
geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine
Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder
diese Inhaberrechte zu verletzen.
Cpt. Benjamin Franklin ‚Hawkeye’ Pierce
schlief. Um genau zu sein, träumte er. Und bis zu einem gewissen Grad war er
sich dessen sogar bewusst. Hawk hatte beschlossen, diesen Traum zu genießen.
Zumindest so lange er besser war als alles, was die Realität ihm bieten würde,
sobald er die Augen öffnete.
Er saß an einem langen Tisch, der
sich fast bog, so beladen war er mit Essen. Neben ihm saß sein Vater, auf der
anderen Seite Cousin Martin. Ganz Crabapple Cove schien sich an diesem Tisch
versammelt zu haben, wohin Hawk sah, blickte er nur in bekannte, lächelnde
Gesichter. Ein breites, echtes Grinsen legte sich über sein Gesicht und mit der
ureigenen Logik von Träumen hinterfragte er nicht, wieso er plötzlich an einem
Dinner teilnahm, dass bereits vor Wochen stattgefunden hatte, eine halbe Welt
von Korea entfernt. Hungrig glitt sein Blick über all die Köstlichkeiten – es
war unglaublich, wie viele Gerichte sich mit Ahornsirup zubereiten ließen... da
gab es natürlich Apfelkuchen mit einer dicken, knusprigen Kruste;
Süßkartoffelauflauf mit einer Decke aus halbgeschmolzenen Marshmellowstückchen,
wie sonst nur an Weihnachten und Thanksgiving. Das Schmuckstück des Tisches war
jedoch ein ganzes Ferkel auf einer silbernen Platte, einen roten Apfel im Mund,
Petersilie in den Ohren und mit einem glänzenden Überzug aus Sirup, in dem sich
das Licht spiegelte.
Eine Hand berührte Hawks Arm und
er wandte den Kopf, sah seinen Vater an, der lächelnd nickte und etwas zu ihm
sagte. Zumindest bewegten sich seine Lippen, doch es kam kein Ton darüber. Er
zog an Hawks Arm, als versuche er ihm etwas zu zeigen. Jemand begann an seinem
anderen Arm zu zerren und er sah über die Schulter, um Martin zu fragen, was
das sollte. Doch sein Lächeln gefror, als er sich statt Cousin Martin dem
namenlosen koreanischen Soldaten gegenüber sah, der ihn auf dem Weg nach Seoul
abgefangen hatte. In einer Hand hielt er das Gewehr, die Finger der anderen
krallten sich in Hawks Arm, verschmierten Blut auf seinem Hemd. Er deutete auf
den Tisch und sprach aufgebracht auf ihn ein. Hawk hob hilflos die Hände und
schüttelte den Kopf. Es tut mir leid. Es tut mir leid. Er wollte nicht
hinsehen, aber letztlich wurde sein Blick doch davon angezogen – inmitten der
reichgedeckten Tafel lag der blutende, von Schrapnellen schwer verwundete,
junge Mann, den er zu retten versucht hatte. Pfeifende Geräusche drangen aus
der Kugelschreiberhülle, mit dem er den Luftröhrenschnitt offen hielt. Doch
dann hatte der Atem des jungen Mannes ausgesetzt und er war nicht mehr in der
Lage gewesen, ihn zurück zu holen. Nicht auf seinen Knien im Staub, in einem
Gebüsch, ohne die Ausrüstung eines OP-Saals, ohne Schwestern, mit dem wenigen,
was er in seiner Tasche bei sich getragen hatte.
Hawk spürte Schweißperlen auf
seiner Stirn. Er hatte versucht, sich selbst dazu zu konditionieren, solche
Bilder zu vergessen. Er sah zu viele davon, und wenn er nicht schon kurz nach
seinem Eintreffen in Korea gelernt hätte, sie aus seinem Kopf zu verbannen,
wäre er längst zurück in den USA – in einer sicheren, netten, gutgepolsterten Gummizelle
und würde versuchen, sich in einer Zwangsjacke mit den Knien hinter den Ohren
zu kratzen. Irgendwie hatte er es fertig gebracht, eine Art
Toter-Mann-Schaltung in seinem Kopf anzubringen, die es ihm ermöglichte, sogar
im Schlaf eine gewisse Selbstkontrolle zu behalten. So wie er sich wach hinter
seinem Zynismus und den albernen Streichen versteckte, verschanzte er sich im
Schlaf hinter einem Schutzwall aus guten, freundlichen Erinnerungen aus seiner
Kindheit und Jugend. Nur selten gelang es etwas, diesen Schutzwall zu
durchdringen, wenn nicht die bloße Erschöpfung nach endlosen Operationen ihn in
eine traumlose, gierige Dunkelheit stürzte.
Er hörte sich selbst schreien,
dass er aufwachen müsse. Doch der Traum war so klebrig wie ein Spinnennetz – und
so undurchdringlich.
Er sah den koreanischen Soldaten
an, starrte in die schwarzen Augen, die jetzt nicht mehr wütend, sondern nur
noch traurig seinen Blick erwiderten. Langsam hob der Soldat seine Waffe. Nein.
Es tut mir leid. Ich konnte nicht mehr tun. Hawk öffnete den Mund, doch die
Worte blieben in seinem Kopf gefangen, rasten und bissen sich wie tollwütige
Wiesel. Es tut mir leid. Wieder wurde sein Blick zu dem Sterbenden auf dem
Tisch gezogen. Zu seinem Entsetzen trug das blasse, eingefallene Gesicht nun
die Züge seines Vaters. Dann verschwammen sie zu dem Gesicht seines Freundes
Beej. In immer rascherer Folge blickte er in andere Gesichter – Freunde,
Kollegen, vertraute und weniger bekannte Züge, bis er es nicht mehr aushielt
und die Handballen fest auf die Augen presste. Tränen brannten heiß auf seinen
Wangen.
* * *
Major Charles E. Winchester, III,
konnte nicht schlafen. Die bittere Niederlage gegen Hunnicutt und Houlihan
nagte an ihm. Er hielt die Augen fest geschlossen, weil er fürchtete, wenn er
sie öffnete, würde er sich seiner Schwester Honoria gegenüber sehen, die ihm
mit säuerlicher Miene erklärte, dass so etwas passierte, wenn man sich mit
Leuten einließ, die unterhalb ihrer gesellschaftlichen Klasse standen.
Er hatte vor einiger Zeit gehört,
wie Pierce zurückgekehrt war und sich auf seine Pritsche fallen ließ, scheinbar
ohne sich die Mühe zu machen, auch nur die Stiefel auszuziehen. Er rümpfte die
Nase und schüttelte den Kopf. Was er mit diesen stillosen Barbaren zu ertragen
hatte... So versunken war er in sein Selbstmitleid gewesen, dass es ihm
zunächst nicht auffiel, dass Pierce alles andere als ruhig schlief, sondern
sich unablässig auf der Pritsche hin- und herrollte, manchmal ein
unverständliches Gemurmel ausstieß.
Konnte der Mann nicht wenigstens
im Schlaf Ruhe geben? Dann runzelte er die Stirn, als er ein Geräusch hörte,
von dem er im ersten Moment nicht wusste, wie er es benennen sollte. Es war
vertraut, in gewisser Weise, aber... Er setzte sich unwillkürlich auf, als ihm
klar wurde, dass Pierce weinte. Es war sicherlich nichts, was er mit seiner
zynischen Nemesis in Verbindung gebracht hätte. Unschlüssig saß er auf der
Kante seiner Pritsche.
Major Charles Emerson Winchester,
III, hatte ein großes Geheimnis. Eigentlich wünschte er sich nichts mehr, als
dass die Leute ihn mochten. Er beneidete Pierce glühend um die Art, wie er mit
den Menschen in seiner Umgebung umging – und von ihnen behandelt wurde. Doch er
empfand diesen Wunsch als Schwäche und tat alles, um einen gegenteiligen
Eindruck zu erwecken.
Nach einer Weile wurde ihm klar,
dass Pierce nicht wach war. Leise stand er auf und näherte sich der Pritsche
des anderen Mannes, starrte neugierig den Arzt an, der sich hin- und herwarf,
offenbar fest im Griff eines Albtraumes. Er verspürte eine unerwartete Regung
von Mitgefühl, die er sogar sich selbst gegenüber verleugnen würde... Offenbar
war Pierce sein freier Tag nicht besonders gut bekommen.
Er stopfte die Hände in die
Taschen seines Bademantels und entschloss sich, in sein eigenes Bett zurück zu
kehren. Schließlich musste er bald aufstehen und Hunnicutt das Frühstück
servieren. Der Gedanke an die Häme, die sich über ihn ergießen würde, ließ ihn
wütend die Zähne zusammen beißen.
Doch dann wurde auf einmal Pierce
Gemurmel zu verständlichen Worten. „Es tut mir leid, es tut mir leid..“ Nur
diese vier Worte, immer und immer wieder. Ein so intensiver Schmerz lag auf den
Gesichtszügen des Arztes, dass Charles sich verwundert fragte, was passiert
war, um die zynische Schale Pierce’ zu durchbrechen. Er sah elend, richtig
krank aus. Und er umklammerte einen Brief, den er an seine Brust drückte wie
ein Kind ein Kuscheltier.
Eine Mischung aus ärztlicher
Ausbildung und einer halb unbewussten Erinnerung an eine Zeit in seiner
Kindheit, als er mit Fieber im Bett gelegen hatte und überzeugt gewesen war, zu
sterben, ließ Charles reagieren.
Er beugte sich über den
schlafenden Mann, streckte zögernd die Hand aus.
* * *
Eine kühle Hand berührte seine
Stirn, verharrte einen Moment dort, dann verschwand sie wieder.
Hawk schreckte aus seinem Alptraum
hoch. Er wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht, dann setzte er sich langsam
auf, öffnete die Augen und sah sich um. Er war zurück in seinem ganz eigenen,
ganz persönlichen Abschnitt der Hölle. Home-away-from-home. Beej und Winchester
schliefen ruhig in ihren Pritschen, soweit er das erkennen konnte.
Er rieb sich über die Stirn,
erinnerte sich an die Berührung, die ihn zurück in die Realität geholt hatte.
Sie war so real erschienen, dass er für einen Moment gedacht hatte, er würde
seinen Vater vor dem Bett stehen sehen, als er die Augen aufschlug. Er
erinnerte sich, als Kind einmal krank gewesen zu sein, sein Fieber so hoch,
dass er glaubte zu verglühen und dass sein Vater ihm dann die Hand auf die
Stirn zu legen pflegte. So herrlich kühl und beruhigend, dass er einschlief.
Hawk stützte den Kopf in die
Hände. Er war sich nicht sicher, ob er auch dieses Mal wieder einschlafen
konnte. Was, wenn er wieder träumte? Viel zu deutlich standen ihm die Bilder
seines Albtraums vor den Augen. Etwas segelte leise knisternd zu Boden und als
er aufsah, entdeckte er, dass es sich um den Brief seines Dads handelte. Er hob
ihn auf und legte ihn beiseite. Graue Erschöpfung kroch durch seine Glieder und
er streckte sich wieder auf seiner Pritsche aus, einen Arm übers Gesicht
gelegt. Er rief sich das Gefühl der kühlen Hand auf seiner Stirn zurück.
Ein paar Minuten später schlief
Hawkeye, sein Schlaf nun tief und traumlos.
* * *
Räumlich nur durch ein paar Meter
getrennt und doch wie in unterschiedlichen Welten, schloss auch Charles
Winchester die Augen. Er empfand plötzlich so etwas wie Scham darüber, dass er
ein verlorenes Kartenspiel zu solchen Dimensionen aufgeblasen hatte und sich in
Selbstmitleid suhlte. Doch er konnte sich nicht helfen. Wenn die Leute ihn
schon nicht mochten, sollten sie ihn zumindest verabscheuen. Es war besser, als
ignoriert zu werden. Er seufzte und boxte sein Kissen zurecht. Er wusste, am
Morgen würde er sich selbst für diese Gedanken und die Schwäche, die sie
implizierten, tadeln und zu seinem alten, feindseligen Verhalten gegenüber
Pierce zurückkehren. Ein Ausrutscher zählte schließlich nicht.
Ende
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Z-404 195. The Best of Enemies
Feind spielt mit
Hawkeye ist happy: Er ist auf dem
Weg nach Seoul. Er hat endlich einen ganzen Tag wohlverdienten Urlaubs
bekommen. Unterwegs wird der Arzt von einem Koreaner aufgehalten. Der Feind
zwingt Hawkeye mit vorgehaltener Waffe, einen Schwerverwundeten zu behandeln.
Hawkeye versucht alles Menschenmögliche - aber ohne Operationszelt mit
ordentlicher Ausrüstung ist bei diesen Verwundungen nicht viel zu machen.
(Quelle: www.epguides.de)