Titel: Manchmal ist ein Hund nur ein
Hund
Autor: Lady Charena (April 2007)
Fandom: The A-Team (Serie)
Episode: 93. Glückstreffer (Family Reunion)
Charaktere: HM „Howling Mad“ Murdock, Templeton
„Face“ Peck
Pairing: --
Rating: gen, Freundschaft, missing scene, POV
Beta:
T'Len
Worte: 1148
Summe: Murdocks Angst, seinen besten Freund verloren zu haben, manifestiert
sich im Auftauchen eines Hundes. Oder ist der auch nur eine Halluzination?
Anmerkung: Die Idee entstand daraus, dass man in der Szene, in der sich Face
und Murdock streiten – nachdem Murdock eingestand, dass er gewusst hatte, dass
AJ Bancroft, Face‘ Vater war – deutlich das Kläffen eines Hundes zu hören ist.
Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen
und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt
nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu
verletzen.
Ich beobachte ihn, als er sich von mir abwendet und in Richtung Hütte, zurück
zu den anderen, geht. Ich bin so durcheinander. Hat er mir verziehen? Wird er
mir verzeihen? Ich weiß, er wollte sich entschuldigen – ob dafür, dass er mich
auf den Boden gestoßen hat oder für die harschen Worte davor, weiß ich nicht.
Aber ich konnte ihn nicht sprechen lassen. Nicht jetzt. Es wäre nicht richtig
gewesen, wenn er sich bei mir entschuldigte. Es ist schließlich alles meine
Schuld.
In meinem Kopf wirbeln die Gedanken wild durcheinander. Ich lehne mich gegen
den Baumstamm hinter mir und reibe mir mit beiden
Händen übers Gesicht. Was ist, wenn er mir nicht verzeiht? Was ist, wenn er mir
nie wieder vertraut?
Als ich aufsehe, glaube ich für einen Moment Billy im Unterholz zu sehen.
„Nein, das kann nicht sein.“ Erst als ich meine eigene Stimme höre, wird mir
bewusst, dass ich laut gesprochen habe. Nicht Billy. Er ist nicht mehr da,
gehört nicht in dieses neue Leben. Ich kann nicht... darf ihn nicht mehr
gebrauchen, um bei den ersten Anzeichen von Problemen aus der Realität zu
verschwinden. Da war nichts. Nur ein Schatten. Trotzdem kann ich den Blick
nicht abwenden. Was ist, wenn er wirklich irgendwo dort auf mich wartet?
Zwischen den Sträuchern erscheint ein Hund. Es ist nicht Billy. Eine andere
Halluzination?
Aber dann erinnere ich mich, dass ich bereits bei unserer Ankunft Hundebellen
hören konnte. Ein paar der anderen Blockhäuser, weiter oben am See, sind wohl
das ganze Jahr über bewohnt. Sicher gehört er jemandem, der dort Thanksgiving verbringt.
Er trägt ein rotes Halsband und sein Fell sieht sehr gepflegt aus. Das ist
sicher kein Streuner.
Der Hund mustert mich misstrauisch, seine Ohren zucken.
Er ist real. Erleichtertes Lachen blubbert aus mir heraus und für einen Moment
vergesse ich ganz die deprimierten Gedanken, denen ich eben noch nachhing.
„Hey, wen haben wir denn da? Einen Golden Retriever.
Du bist aber ein hübscher Hund. Keine Angst. Ich werde dir nicht wehtun. Ich
liebe Hunde.“
Doch der Hund rührt sich nicht vom Fleck, sieht mich nur misstrauisch an.
Die momentane Ablenkung ist vorbei und ich sehe mich wieder mit meinen
Schuldgefühlen konfrontiert.
„Kein Wunder, dass du mir nicht nahe kommen willst. Wer würde schon so jemand
wie mir vertrauen. Dieses Mal habe ich wirklich großen Mist gebaut. Ich habe
alles kaputt gemacht. Kannst du das verstehen?“
Wieder zucken die Ohren des Hundes und als ob er auf die Traurigkeit in meiner
Stimme reagiert, wedelt er halbherzig mit dem Schwanz. Nur ein wenig. Nur ganz
kurz.
Aber immerhin scheint das Tier mir zuhören zu wollen. Es bleibt stehen, als ich
mich auf den Boden setze. „Ich schätze, ich muss es nehmen, wie es ist. Ich
fürchte, ich habe heute meinen besten Freund verloren.“
Der Golden Retriever scheint meinem Beispiel zu
folgen. Er setzt sich ebenfalls hin, immer noch den gleichen Abstand haltend,
wie zu vor, den Schwanz ordentlich um die Hinterbeine geschlungen.
Ich spreche weiter, mehr zu mir selbst, als zu dem Hund. „Ich hätte es ihm
sagen müssen. Es war so... es war nicht… ich wusste doch, wie wichtig es für
ihn sein würde. Er hat sich sein ganzes Leben lang gewünscht, zu wissen, wer er
ist, woher er kommt, warum er seine Eltern so früh verlor – und ich habe ihm
die Chance, das alles zu erfahren, weggenommen.“
Offenbar hat der Hund entschieden, dass ich ihm nichts tun werde. Er steht auf
und kommt näher, um an meiner Hose und meinen Schuhen zu schnüffeln.
„Und weißt du was?“, sage ich leise und das Tier sieht mich an, als verstände
es die Frage. „Ich habe dabei nur an ihn gedacht. Ich habe nur versucht, ihn zu
beschützen. Dafür sind wir doch Freunde. Um aufeinander acht zu geben. Sicher,
wir sind nur Menschen, also machen wir auch Fehler. Aber das
ich einen Fehler gemacht habe, bedeutet doch nicht, dass er mir weniger
bedeutet. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und wieder alles in
Ordnung bringen. Wirklich, ich wünschte, ich könnte es. Ich würde alles dafür
tun, wenn Face noch eine Stunde mit seinem Vater haben könnte. Aber ich kann es
nicht.“
Der Hund wedelt mit dem Schwanz, doch ich weiß nicht, ob es Zustimmung oder
Ablehnung bedeutet.
Ich schüttle den Kopf über mich selbst. Was er kann er mir schon raten? „Ich
wette, dein Leben ist einfacher. Du hast ein schönes Zuhause und jemand, der
dich liebt. Ich wette, du hast nie das Vertrauen von jemandem verletzt. Ich
frage mich nur, ob Face mir jemals wieder Vertrauen schenken wird.“
„Du hast es doch nie verloren.“
Ich springe erschreckt auf, als hinter mir eine Stimme erklingt. Seine Stimme.
„Face...“ Für einen Moment weiß ich nicht, was ich sagen soll, dann drehe ich
mich zu ihm um. „Ich… ich hätte nicht gedacht, dass du zurückkommst.” Nicht so
schnell. Vielleicht nie mehr. Wie viel hat er von meiner Unterhaltung mit dem
Hund gehört?
„Können wir reden?“, fragt Face.
„Okay, sicher.“ Ich lehne mich wieder gegen den Baum, unter dem ich stand, als
seine Vorwürfe auf mich niederprasselten.
Nach einer Weile tritt er neben mich, lehnt sich seitlich von mir gegen den
breiten Stamm. Ich kann nur die eine Seite seines Gesichtes sehen.
Ich glaube, keiner von uns weiß so Recht, was er sagen soll. Aber irgendwann
ist mir die Stille einfach unerträglich. „Hast du... hast du den Hund auch gesehen?“
Face wendet mir den Kopf zu. „Welchen Hund?“
„Ein Golden Ret... Nicht so wichtig.“ Habe ich ihn mir doch nur eingebildet?
Ich sehe weg, als Face irritiert die Stirn runzelt. Doch da ist etwas, das sich
in den Büschen bewegt, für einen Augenblick schimmert goldenes Fell durch die
Blätter und Zweige. Nein. Nein, ich bin nicht mehr verrückt. Nicht so verrückt.
Der Hund ist wirklich da.
Manchmal ist ein Hund nur ein Hund, ist ein Hund nur ein Hund...
Ich sehe auf, sehe Face an und als er lächelt und mir die Hand entgegenstreckt,
weiß ich plötzlich, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung kommen wird.
Vielleicht nicht sofort. Aber wir haben ja Zeit. Ich werde nicht weggehen.
Ende