Title: Der Agent
Author: Myra
Pairing: K/S
Rating: NC-17
Type: AU, angst
Feedback: gern
Summary: Jim
ist ein Undercover-Agent mit einer ganz besonderen Mission.
Disclaimer:
Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Star Trek gehören
Paramount.
REV
Der Agent
"Wo bleibt
dieser Kerl, verdammt noch mal!"
Jetzt sitze ich
hier schon seit geschlagenen zwei Stunden und starre wahlweise auf das leeres
Glas vor mir oder auf diese hässliche Spelunkentür.
Mein Kontakt
auf Orchios hatte mir versichert, dass Spock sich in
dieser billigen Absteige mit jemandem treffen wollte. Spock! Wie sehr sich sein
Namen schon in mein Gehirn eingebrannt hatte!
Wahrscheinlich
dachte er, das sei eine besonders clevere Tarnung. Er, der Topkriminelle in
diesem wüsten Untergrund Getto. Als wenn man mich damit hinter das Licht führen
könnte. Dieser Tipp war allerdings teuer erkauft worden und leider hatte ich
bei dieser Gelegenheit auch gleich meinen ergiebigsten Informanten verloren.
War ein bisschen zu lange mit dem Kopf unter das Wasser gedrückt worden. Na
gut. Das kam vor. Aber schuld daran war dieser Spock. Ich hatte noch nie so
lange gebraucht, einen Auftrag zu erfüllen.
Dabei war ich
der Beste in meinem Job. Aber ich habe eine schlechte Eigenschaft: Ich bin
ungeduldig. Sehr ungeduldig.
Inzwischen
kannte ich fast jedes Detail aus seinem Leben. Seine Zufluchtsorte, seine
Kontakte, seine Gewohnheiten. Jeder hat welche! Mir konnte keiner mehr etwas vormachen.
Auch kein vulkanischer Superverbrecher, der bereits auf mehreren Planeten wegen
besonders gefährlichem Missbrauch von mentalen Fähigkeiten gesucht wurde.
Aber irgendwann
bekam ich sie alle. Lebend oder nur noch als ein Stück Geschichte, gut verpackt
in einem neutralen, stabilen Leichensack. Serviert der Starfleet Agency für Geheimoperationen.
Und danach wartete schon der nächste Auftrag auf mich.
Es strömten
trotz der späten Stunde immer mehr Gäste durch die Tür und das Lokal platzte
bald aus allen Nähten. Es war offensichtlich ein Treffpunkt für jede Menge Gesocks. Vermutlich war das der Grund für gerade diesen Treffpunkt.
Ich zog an
meiner Zigarette und saugte den mit einer Droge versetzten Rauch so hart ein,
bis es tief unten in der Brust schmerzte. Zigaretten von Livor
MII. Das Schärfste, was es gab. Jeder Zug zerstörte etwas in meiner Brust. Wenn
die kleinen Kristalle die zarten Lungenbläschen aufrissen und sich langsam in
die Blutbahn fraßen.
Wirklich keine
gute Angewohnheit, aber ich liebte diesen Schmerz. Er ließ mich fühlen, dass
ich noch lebte. Ich brauchte das. Denn wenn ich auf die Jagd ging, wurde ich zu
einem von ihnen, vergaß mich selbst, machte mir ihre Macken, ihre ganze Psyche
zu eigen.
Ich aß ihr
Essen, sprach ihre Sprache, kleidete mich wie sie, hatte dieselben sexuellen Präferenzen
und politischen Überzeugungen wie sie. Das war mein Geheimnis. Und für mich
ganz leicht. Vielleicht, weil ich zuwenig eigene Persönlichkeit
besaß.
Nur so zum Spaß
hatte ich schon als Kind immer wieder versucht, ein anderer Mensch zu sein. Zum
Beispiel Linkshänder. Das war eine interessante Erfahrung und mit dieser
Marotte brachte ich schon damals meine Umgebung regelmäßig zur Verzweiflung.
Nicht, das mich das besonders interessiert hätte.
Aber dieser
Spock war einfach nicht zu packen. Er tauchte an den unterschiedlichsten Ecken
auf und schien überall perfekt hinzupassen. Unglaublich. War mir immer um eine
Nasenlänge voraus, hatte überallhin beste Kontakte.
Fast ohne Spuren. Er schien genau so ein Chamäleon zu
sein, wie ich.
Aber im
Gegensatz zu ihm kam ich mir beinahe wie ein Tölpel vor.
Nur vom Äußeren
konnte er sich nicht so gut tarnen wie ich. Dieses markante Gesicht vergaß wohl
niemand, der es einmal gesehen hatte. Und diese kuriosen Ohren.
Na ja, ist Geschmacksache. Obwohl ich mich in letzter Zeit immer öfters
dabei ertappte, wie ich fasziniert nach so etwas Ausschau hielt. Aber das ist
wohl eine Folge meines Berufs, und passiert ganz automatisch, wenn man, wie ich,
seinen Opfern bis unter ihre Haut kriecht.
Hey, was ist
mit mir los? Fange ich jetzt an, zu spinnen? Dieses lange Herumsitzen ist dass,
was ich am meisten an meinem Beruf hasse. Es bringt mich nur auf idiotische
Gedanken. Ich bin offensichtlich wirklich ein ungeduldiger Typ.
Wieder geht die
Tür auf, aber es treten nur ein paar irdische Männer ein. Hässliche, billige
Typen. Den widerlichen Gestank von ungewaschenen Körpern musste ich nicht
riechen, um ihn mir vorzustellen zu können. Die würde eine Frau wohl kaum an
sich ranlassen. Aber der Hintern des einen war gut. Da könnte man problemlos
ein paar schöne Stunden mit verbringen. Erst müsste er mich verwöhnen und dann
würde ich mich über ihn hermachen, bis er sich unter mir winden und ... Ein
gemeines Grinsen konnte ich mir bei dieser Vorstellung nicht verkneifen.
Verdammt,
Verdammt, jetzt machen mich schon diese widerlichen Kerle an. Und wieso habe
ich überhaupt solche Fantasien? Ich muss wirklich ein Problem haben. Es wird
Zeit, dass ich aus dieser Kneipe komme und endlich etwas Konstruktives tue.
Vielleicht hatte mich ja Phil, mein Informant belogen- sozusagen als späte
Rache - und Spock war längst auf einem anderen Planeten.
Egal. Dann würde
ich halt dort den nächsten Trick versuchen.
Aber Hallo, was
war das? Diesen markanten Hinterkopf kannte ich doch! Ich würde ihn unter
Millionen wiedererkennen. So sehr war ich schon in der monatelangen Jagd in
jeden Aspekt seines Lebens und seines Körpers eingedrungen. Wie ein Porträtist
kannte ich jede Pore, jede Linie, jedes Fältchen und hatte mir dutzende male versucht vorzustellen, welches Lebensereignis sich
darin abgesetzt hatte. Ich kannte sein Gesicht inzwischen besser als mein
Eigenes.
Aber das gehörte
zum Job. Nur, dass dieser hier offensichtlich langsam über meine Kräfte ging.
Unauffällig
drehte ich mich weg. Sollte er wirklich nicht wissen, dass ich ihm schon so nah war? Das wäre zu schön, um wahr zu sein.
Wenn er wieder aufstand, würde ich ihm sofort folgen und jetzt auch kein Risiko
mehr eingehen. Ein gezielter Schuss in den Hinterkopf und das war es dann. Das bedeutete
zwar eine geringere Prämie, aber auch endlich wieder mal ruhig durchschlafen.
Sein Kopf wurde
immer wieder durch immer neue Gäste in speckigen Mänteln und Jacken verdeckt.
Er selber trug auch so einen hier typischen Umhang, aber diese Tarnung konnte
mich natürlich nicht mehr täuschen.
In diesem
Moment traf mich eine volle Ladung romulanisches Ale.
Irgend so eine kreischende Kellnerin oder was sie sonst war, führte einen
lautstarken Streit mit einem Gast und hatte offensichtlich nicht einmal
bemerkt, dass sie dabei gerade ihr Getränk über mich verschüttet hatte. Wütend
wischte ich mir das Zeug von der Schulter meines Mantels. Wahrscheinlich roch
ich jetzt auch nicht besser, als der Rest der Anwesenden. Aber als ich wieder
in seine Richtung blickte, war Spock weg!
"Verdammt!
Verdammt!" Ich ging mein komplettes zehnsprachiges Repertoire an Flüchen
durch. Aber das hielt mich nicht davon ab, in Sekundenschnelle meine wenigen Habseligkeiten
zu packen und mich an dem Pack vorbei, das mir überall den Durchgang
versperrte, aus dem Laden zu kämpfen. Tief durchatmend stand ich endlich in der
frostigen Kälte von Orchios und versuchte, mein
Augenlicht an das diffuse Licht der Straßenbeleuchtung zu gewöhnen.
Vor mir lag die
Hauptstraße und auf dem ersten Blick gab es keine auffälligen Bewegungen, kein
unnatürliches Drängeln oder Zusammenballen, was auf eine flüchtende Person
schließen ließ. Dann gab es noch zwei kleine Seitenstraßen. Aber ein kurzer
Blick enthüllte nur dunkle Häuserschluchten. Ein enttäuschter Seufzer kam mir über
die Lippen. So viel zu einem schnellen Abschluss des Falles. Ich würde noch mal
von vorne anfangen müssen.
Nachdenklich
wanderte mein Blick an der Wand der Spelunke hoch. Über der in außerirdischen Kürzeln
geschriebenen Reklameschrift des (frei übersetzten) Goldfisch Clubs (wer denkt
sich nur solche Namen aus? Hier gab es keine Fische, nicht mal Wasser)
erstreckten sich Fenster von vermutlich genauso billigen Wohnungseinheiten.
Hinter einem der Fenster flackerte kurz ein blaues Stroboskoplicht.
Hey, Moment
mal! Wenn hier einer wohnte, warum stand der im Dunkel? Oder war das ein
Beobachtungsposten? Ich versuchte mir, von meiner Aufregung nichts an merken zu
lassen, und drückte mich unauffällig in die nächste Häuserecke. Das Licht
tauchte nicht mehr auf, aber ich hatte bereits Blut geleckt. Vielleicht hatte
Spock geplant, meine unrühmliche Verfolgung zu beobachten, um sich dabei ins Fäustchen
zu lachen? Konnte es so einfach sein? Begann er, Fehler zu machen? So wie ich? Ich
schloss meinen trenchcoatähnlichen Mantel und
kletterte - von der Straße aus nicht mehr sichtbar - durch ein nahe gelegenes
Fenster.
Nach einer
kurzen Orientierungsphase fand ich den Zugang zum nächsten Haus und schlich
mich durch die verwinkelten Gänge, um zu dem Zimmer zu kommen, hinter dem ich
das Licht vermutete. Unendlich langsam drehte ich den Knopf, um hinein zu spähen.
Meine Phaserpistole entsichert in der Linken. Das war
zwar gefährlich, aber er schien ja genauso unvorsichtig zu werden wie ich. Und
er wusste nicht, dass ich kam.
In dem kaum möblierten
und mit einer altmodischen, halb abbröckelnden Tapete verzierten Zimmer stand
am Fenster seine dunkle Silhouette. Aber Spock blickte nicht hinaus, sondern
mir direkt ins Gesicht und in seiner Hand blitzte eine Detonierbombe.
Das war also das blaue Licht, das ich gesehen hatte.
Warum war mir
das nicht gleich aufgefallen? Ging sie hoch, waren nicht nur wir beide Brei,
auch dieses Viertel würde es nicht mehr geben. Ein erstaunlich radikales Gegenmittel
gegen meine dagegen wie ein Kinderspielzeug anmutende Handfeuerwaffe.
"Ich
wusste, dass du nicht widerstehen konntest", verkündete die mir inzwischen
schon vertraute, tiefe Stimme. "Ich kenne dich inzwischen besser, als du
selbst."
Aber das war
doch mein Satz! Ich Idiot, ich war am Ende, ausgebrannt, hatte nicht mehr die
Kurve gekriegt. Ein Agent, der vorhersehbar agierte. Das Ganze war eine Falle
gewesen und ich bin reingestolpert wie ein Lämmchen zur Schlachtbank. Ich hätte
unten verschwinden, oder besser noch den Fall frühzeitig abgeben sollen. Alles,
nur nicht diese Demütigung. Aber jetzt war es entschieden zu spät für
Selbstvorwürfe.
"Okay,
Spock. Bringen wir es hinter uns. Du kannst mich hier nicht wieder lebend
herauslassen. Ich weiß inzwischen zuviel von
dir."
"Das
stimmt. Aber auch ich habe die Angewohnheit mich mit meinen Verfolgern vertraut
zu machen."
Oh, Gott, wie
ich diese gespreizte Redeweise hasse. Eine zusätzliche Verhöhnung. Es sollte
endlich ein Ende machen, bevor ich noch anfing, wie ein Hund, um mein Leben zu
winseln.
"Da gibt
es nichts von mir zu wissen, außer meinem Auftrag dich zur Strecke zu bringen.
Und so lange ich atme, werde ich es versuchen. Also erwarte keine falsche Rücksicht,
falls du vorhast, aus welchen Gründen auch immer, mich zu verschonen."
Es tat mir
richtig gut ihm das ins Gesicht zu schleudern, auch wenn es ein bisschen
kindisch klang. So dauerte der Triumph auch nicht lange, denn bevor ich es noch
richtig mitbekam, eilte er die drei Schritte auf mich zu und griff mir gezielt
in den Nacken.
Das Letzte, das
ich noch wahrnahm, war ein kleines ironisches Lächeln auf seinem Gesicht, und
ein leises, beinahe vorwurfsvolles: "Jim, Jim ..."
Ich verlor das
Bewusstsein.
Ein scharfer Hustreiz weckte mich wieder und die ersten Wahrnehmungen bestätigten
meine schlimmsten Befürchtungen. Es wäre besser gewesen, nicht mehr
aufzuwachen. Ich versuchte, krampfartig Luft zu bekommen, aber es steckte ein
Lappen zwischen meinen Zähnen. Aber nicht nur das, auch mein ganzer Körper war
gefesselt. Mit Mühe versuchte, ich meine Augen zu öffnen, aber schloss sie
gleich wieder. Das Licht war zu schmerzhaft. Aber mein Peiniger hatte natürlich
sofort bemerkt, dass ich wieder zu mir gekommen war.
"Schön, du
bist wach und wenn du mir versprichst nicht zu schreien, nehme ich dir den
Knebel aus dem Mund, einverstanden?"
Was blieb mir
anderes übrig als zu nicken? Befreit holte ich Luft und hustete mir dabei fast
die Seele aus dem Leib.
"Du
solltest mit dem Rauchen aufhören."
Natürlich war
es Spock. Ich sah ich vor mir hocken und mir neugierig in mein Gesicht starren.
Ich konnte beinahe seinen Atem riechen.
"Du
gottverdammter Scheißkerl!"
Als Antwort
verabreichte er mir eine Ohrfeige. Nicht wirklich stark, aber kräftig genug,
dass sie das Blut in meine Wange trieb. Ich war so überrascht, dass ich erst
gar nicht darauf reagieren konnte, aber jetzt war ich hellwach und schlagartig
wurde mir bewusst, dass ich festgebunden auf einem Stuhl hockte. Die Arme lagen
gefesselt auf meinem Rücken und meine Füße waren rechts und links an den
vorderen Stuhlbeinen fixiert. Meinen Oberkörper und die Oberschenkel hatte er
mit dicken Paketschnüren am Sitz befestigt. Und als wenn das nicht genug wäre,
dieser Mistkerl hatte mir sogar die Kleider
ausgezogen! Ich saß hier vollkommen nackt und war seinen Launen ausgeliefert.
Und dann nahm
ich etwas wahr, das mir eiskalte Schauer über den Rücken und Blut in das
Gesicht jagte. Dieses Schwein musste noch etwas ganz anderes mit mir gemacht
haben! Ich spürte es genau. Die Brustwarzen waren merkwürdig wund, so als wenn
jemand daran gerieben oder sogar gesaugt hatte! Mein Rücken klebte noch von
getrocknetem Schweiß an der Rückseite des Stuhls und meine Genitalien fühlten
sich missbraucht an. Aber ganz mies war das Gefühl da, wo normalerweise kein
Sonnenlicht draufschien. Eindeutig wund und geweitet. Es fühlte sich sogar noch
feucht an. Dieses Schwein! Dieses perverse Schwein hatte mich während meiner
Bewusstlosigkeit vergewaltigt!
"Was hast
du mit mir gemacht?"
Hatte er wirklich
geglaubt, ich würde es nicht merken? Oder war das gerade sein perfider Plan
gewesen, mich auf diese Art zu demütigen?
"Nichts
anderes, als was du dir nicht auch in deinem tiefsten Inneren gewünscht
hast." Spock redete, als wenn er gerade mit mir das Abendessen zusammenstellen
würde. Ich musste würgen.
Er kam er mir
noch näher und streichelte mir tatsächlich leicht über die Wange. Dann über den
Hals und über das Schlüsselbein und tiefer über meine Brust. Dabei schaute er
mir unablässig erwartungsvoll ins Gesicht. Ich roch sein Haar und spürte die
Hitze seiner Haut.
"Und was
jetzt? Willst du mich noch einmal vergewaltigen, nur mit dem Unterschied, dass
ich jetzt freiwillig mitmache?" Schließlich war er für seine Fähigkeit,
das Gehirn anderer Lebensformen zu manipulieren berühmt und berüchtigt. Das
machte ihn ja gerade zu dem gefährlichsten
Verbrecher. Ich war außer mir vor Wut.
"Jim ...“
"Nenn mich
nicht so. Nicht du! Du Ratte!"
"Du willst
das eigentlich alles gar nicht." Seine Stimme klang so seltsam, fast
traurig. Sollte ich etwa Mitleid haben mit ihm? Ich erstickte fast an meinem
Hass.
"Gut
erkannt, Spock. Es gibt Leute, die lieben es bewusstlos vergewaltigt zu werden
und dann nackt auf einem Stuhl aufzuwachen. Aber ich gehöre definitiv nicht
dazu! Binde mich sofort los und wir bringen es wie Männer zu Ende. Du bist doch
ein Mann, oder?"
Da packte er
mir an meine Genitalien. Warum, weiß ich nicht. Es war nicht wirklich
schmerzhaft, eher wie eine Art Besitzanspruch. Jedenfalls irgendwie pervers.
Ich spuckte ihm ins Gesicht mit dem widerlichsten Speichel, den ich zusammen
sammeln konnte. Er wich sofort wieder zurück. Aber er nahm die Spucke, die über
seine Wange lief und legte dann den feuchten Finger in seinen Mund. Wirklich
widerlich.
"Hey, was
ist mit dir? Dieses kranke Theater macht dir wohl wirklich Spaß?"
Ich bebte vor
Abscheu.
"Warum
jagst du mich, Jim?"
"Weil du
ein Verbrecher bist!"
"Du könntest
damit aufhören."
"Niemals!"
"Es macht
keinen Sinn. Du willst mich in Wirklichkeit gar nicht fangen."
Wieder dieser
seltsame Ton.
"Ich habe
einen Auftrag und wenn du mich jetzt gehen lässt, werde ich dich eines Tages in
Ketten der Agency vorführen. Also bringe deinen Job zu Ende, oder wenn du mich
am Leben lässt, verschwinde durch diese Tür und nutze den Vorsprung, denn meine
Leute werden bald nach mir suchen." Mir ging langsam die Luft aus. Sollte
er doch machen, was er wollte. Ich fühlte mich unendlich müde. Was hatte ich
schon zu verlieren.
Erst regierte
der Gangster nicht, aber dann passierte etwas Seltsames. Er beugte sich zu mir
hinab und küsste mich auf den Mund. Weich und sinnlich.
Wenig später
hatte er wohl wieder die Lichter bei mir ausgeknipst.
*
Als ich auf dem
flachen Sofa - das einzige weitere Möbelstück neben dem Stuhl - wieder
erwachte, fand ich auf dem Boden meine Kleider fein säuberlich zusammengelegt.
Und daneben lag ein kleines Tape mit einer visuellen Aufnahme. Spock war natürlich
inzwischen verschwunden. Während ich mich schnell anzog, hatte ich mir bereits
x-Mal die Frage gestellt, ob ich mir das Band ansehen sollte, oder besser doch
nicht? Oder einfach meiner Behörde geben, oder am besten ungesehen vernichten
sollte?
Mist. Ich
konnte das alles nicht. Ich musste es jetzt sehen, auch wenn es mir vermutlich
endgültig den Rest geben würde.
Ich setzte mich
also wieder auf den Stuhl und schaltete das Gerät ein. Erst waren es nur
verwackelte Bilder, aber dann sah ich mich nackt halb auf dem Sofa, halb auf
dem Boden hocken. Spock schmiegte sich neben mir an mich. Auch unbekleidet und
wir tauschten Zärtlichkeiten aus. Wie ein verliebtes Pärchen. Dann lachten wir
miteinander und ich begann ihn auf den Bauch zu küssen. Mir stockte der Atem
und ich glaubte, mir würde gleich der Kopf platzen, als ich meine Erektion sah.
Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Dann hörte ich
mein eigenes Flehen: "Ich liebe dich. Oh, wie sehr ich dich liebe! Wieso können
wir nicht zusammen bleiben? Bitte, lass uns gemeinsam verschwinden. Ein Wort
von dir und ich quittiere den Dienst."
Als ich dieses
schwülstige Gebrabbel hörte, kam mir fast das Kotzen. Es war wirklich krank,
sich selbst so zu sehen. Aber ich konnte einfach nicht aufhören, auf diese obszönen
Bilder zu schauen. Abartig. Unvorstellbar. Unfassbar, dass ich überhaupt zu
einer derartigen Leidenschaft in der Lage war.
Das Liebesspiel
wurde immer intensiver. Wir begannen erregt, an uns herumzufummeln. Und ich hörte
mich wieder stöhnen: "Bitte nimm mich. Bitte, du weißt, wie sehr ich das
liebe."
Und dann kniete
sich Spock vor mich hin, schob mich näher an sich und legte meine Beine über
seine Schultern.
Wie ein
Masochist quälte ich mich durch diese Bilder und hörte Spock flüstern:
"Mein T´hy´la, auf ewig mein. Wenn du doch nur
verstehen könntest."
"Spock ich
flehe dich an, mach diesem Albtraum endlich ein Ende. Lass uns gemeinsam
untertauchen. Ich halte diese geheimen Treffen nicht mehr aus. Du bist alles,
was mir etwas bedeutet. Warum quälst du mich so? Wenn du mich liebst, dann ...
dann mach dem ein Ende."
"Meine
Seele, ich kann es nicht. Du kannst es nicht ..."
"Aber
warum nicht?"
"Weil wir
sind, was wir sind."
"Oh Spock,
ich sterbe vor Sehnsucht nach dir. Oh ja, dring in mich ein. Ja, tiefer, mehr.
Ich muss dich spüren. Ganz in mir. Spock, nur du ... Ich liebe dich auf immer
und ewig."
Ich beobachte
wie ein Insektenforscher, wie er mich nimmt und meine Hüften sich verbiegen, um
ihn so nah wie möglich an mich heranzulassen. Es muss mich maßlos erregen, denn
mein Gesicht ist selig verzerrt vor Begierde und Hingabe. Immer wieder treffen
die Körper klatschend in einem erregenden Rhythmus aufeinander, nur unterbrochen
von meinem Stöhnen und seinem schweren Atmen.
Wenn es nicht
so unglaublich wäre, könnte man meinen, ich hätte den schönsten und
liebevollsten Sex meines Lebens erlebt.
Aber das konnte
doch alles nicht wahr sein. Ein Verhältnis mit meinem schlimmsten Feind! Und es
schien sogar, als wäre es nicht das erste Mal passiert! Als ich dann noch sah,
wie er kurz vor meinem Orgasmus seine langen Finger auf meine Stirn legte, warf
ich wutentbrannt das Gerät an die Wand.
Die verbogenen
Metallsplitter rieselten auf den Boden. Diese Ungeheuerlichkeit! Was hatte er
nur aus mir gemacht? Einen liebeskranken Idioten, der sich danach sehnte, von
seinem Vergewaltiger genommen zu werden!
Aber dennoch
blieb die Frage, warum er mir zwar einerseits immer wieder das Gedächtnis gelöscht
hatte, aber mir dennoch diesen Film hinterlassen hatte. Hatte er Angst, dass
die Agency bei einer Untersuchung seine Gehirnmanipulationen an mir feststellen
würde? Oder sollte ich etwa eine schöne
Erinnerung daran behalten? Denn in wie vielen Räumen wie diesen hatte er
schon sein grausames Spiel mit mir getrieben?
Ich vermute
aber, dass es ihm einfach nicht mehr ausgereicht hatte, dass bis jetzt nur er
den Grad meiner Demütigung kannte. Die Veröffentlichung seines Verbrechens
brachte ihm sicher einen zusätzlichen Reiz, eine Steigerung seines Machtgefühls,
seines Triumphs über mich.
Egal - ich würde
meine neue Chance nutzen und mir so schnell wie möglich neue Informationen über
seinen nächsten Aufenthaltsort besorgen. Und dieses Mal würde ich noch
wachsamer sein. Ihm keine Möglichkeiten mehr lassen, seine widerliche Gehirnwäsche
an mir anzuwenden!
Die Karten sind
neu gemischt worden und das Spiel geht in seine nächste Runde. Ich kann unser nächstes
Zusammentreffen kaum noch abwarten. Man könnte fast sagen, dass ich mich schon
darauf freue. Denn wie gesagt, ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch.
Ende