Autor:
Lady Charena
Serie:
TOS
Code:
G
Archiv:
ja
Feedback: LadyCharena@aol.com
Summe: Eine Freundschaft im Wandel...
Erstveröffentlichung in der Amok Times Nr. 16, der
Clubzeitschrift des ClassiKS-Clubs (http://www.geocities.com/classiks1701/index.html
Disclaimer: Paramount/Viacom gehört Star Trek und alles,
was ich mir hier borgte. Die Story ist mein, und Fanfiction - ich beabsichtige
weder, damit Geld zu verdienen, noch irgendwelche Rechte zu verletzen.
Wer unter 18 ist, bzw. sich am Inhalt dieser Story stören
könnte, sieht sich bitte anderswo für passendere Unterhaltung um.
Vier Jahreszeiten
* * * * * * * * * *
Lady Charena
Okt. 1999
Im Frühling schlenderten wir langsam durch einen erblühenden
Park. Überall brach üppiges Leben hervor, kündete vom erneuten Triumph über den
Winter. Frühling auf der Erde, ich hatte dir irgendwann davon erzählt. Und
jetzt war alle vulkanische Zurückhaltung vergessen, alle Steifheit aus deiner
Haltung verschwunden. Mit der Begeisterung und Neugier eines Kindes entdecktest
du die Schönheit und den Reichtum der Natur. Du zeigtest mir die Wunder, die zu
sehen ich längst verlernt hatte. Doch das größte Wunder für mich warst du. So
frei, so entspannt, hatte ich dich während der Zeit unserer Freundschaft noch
nie gesehen.
Nur zu bald kehrten wir in den Raum zurück. Doch ich nahm
mir ein Stück des Frühlings mit – in meinem Herzen hatte auf dem fruchtbaren
Boden unserer Freundschaft ein zartes Pflänzchen zu keimen begonnen.
* * *
Zwei Jahre vergingen, bis uns die Pflicht wieder in die
Heimat zurückkehren ließ. Wir hatten Glück, unsere Ankunft erfolgte mitten im
Sommer.
Jetzt konnte ich dir die Erde auch zu dieser Jahreszeit
zeigen. Endlich war es warm genug, dass du dich auch ohne dicke Kleidung
wohlfühltest. Wir verbrachten zwei herrliche Wochen an den Orten meiner
Kindheit. Ich liebe, wie sich Sonnenstrahlen in deinem dunklen Haar verfangen,
es schimmern lassen. Ich wünschte, ich hätte den Mut, dir zu sagen, wie
wunderschön du mir in diesen kostbaren Tage erschienst. Hundertmal legte ich
mir in Gedanken die Worte zurecht – und vergrub sie mit meiner Sehnsucht nach
dir im hintersten Winkel meines Ichs.
Jetzt zurück auf dem Schiff, die Erde liegt weit hinter
uns zurück, fehlt mir die Wärme der Sonne, der Duft der Blumen, der uns
überallhin auf unseren Streifzügen begleitete, als wir die Gegend um mein
Elternhaus erkundeten. Völlig selbstvergessen, wie zwei Jungs in den
Sommerferien. Mir fehlt das scheue Lächeln auf deinen Lippen, das allein für
mich bestimmt war.
* * *
Eine außerplanmäßige Rückkehr zur Erde, verbunden mit
einem kurzen Urlaub, ermöglichte es mir, dir auch die bunteste Jahreszeit
Terras – den Herbst – zu zeigen. Ich weiß, dass ich nicht mehr so unbefangen
wie früher an deiner Seite stehen kann. Immer wieder schweift mein Blick von
der herbstlichen Pracht der Bäume draußen auf der Allee vor dem Gebäude zu dir.
Aus dem zarten Keim, den ich einst im Frühling mit mir nahm, ist eine Rose
gewachsen, fest und sicher in meinem Herzen wurzelnd.
Seit dem Vorfall auf Vulkan bist du wieder distanzierter.
Und ich wünschte mir, ich könnte dir sagen, wie sehr mich das schmerzt. Ich
sehe die Qual in deinen Augen und möchte dich in die Arme schließen. Doch
obwohl ich mir meiner Gefühle endlich sicher bin, bin ich doch zu feige, sie
dir anzuvertrauen.
Zwischen zwei Besprechungen entwischen wir für eine halbe
Stunde nach draußen, spazieren durch buntes Laub. In wenigen Stunden werden wir
ins All zurückkehren.
Ich werde nie dein Gesicht vergessen, als du das
besonders prächtig gefärbte Blatt aus dem Umschlag nahmst, in dem ich es dir
geschenkt hatte. Als Erinnerung.
Wenn ich nur wüsste, was dieser seltsame Ausdruck in
deinen Augen zu sagen hat...
* * *
Winter. Dicke Schneeflocken fallen vom grauen Himmel. Wir
sitzen allein, in zwei dicht nebeneinander stehenden Sesseln vor dem Kamin.
Jeder in eigene Gedanken versunken, starren wir in die Flammen. Es ist
Weihnachten. Pille hat sich ins Gästezimmer zurückgezogen, er hat dem Punsch,
den er eigenhändig fabriziert hat, wohl etwas zu gütlich zugesprochen. Ich
konnte mich kaum dazu überwinden, etwas davon zu trinken. Seit einiger Zeit
habe ich festgestellt, dass es nicht gut ist, wenn ich in deiner Nähe zuviel
Alkohol trinke – er versetzt mich in falsche Euphorie und ich möchte nicht das
Risiko eingehen, etwas zu sagen, was unsere Freundschaft vernichtet.
Heute Nachmittag machten wir einen Spaziergang in der
frostigen Luft, über die Jahre ist uns das zu einer lieben Gewohnheit geworden.
Eingemummt wie ein Eskimo standest du neben mir im Schnee, doch aus deinen
Augen leuchtete die gewohnte Faszination über die immer neuen Wunder, die Terra
dir zu bieten hat.
Langsam stelle ich meine leere Tasse ab, wende mich dir zu.
Seit vier Jahren beobachte ich dich nun schon.
Plötzlich richten sich deine Augen auf mich, eine stumme
Frage liegt in deinem Blick. Unfähig, dir länger eine Antwort zu verweigern,
öffne ich den Mund. Ich spreche zögernd von Freundschaft – und meine Liebe, die
Worte, die ich nicht auszusprechen wage, ersticken mich fast. Ich sehe auf
deine gefalteten Hände und sehne mich danach, sie zu berühren, ihre Kraft zu
spüren. Dein Blick folgt meinem und ich sehe verlegen zu Boden. Beschämt über
das, was du in meinen Augen lesen könntest. Deine Stimme, die leise, fast
zärtlich, meinen Namen ausspricht, zwingt mich dazu den Kopf zu heben. Ohne zu
zögern greifst du nach meiner Hand, umschließt sie mit deine warmen, starken
Fingern. Verlegen versuche ich mich an einem Grinsen, doch ich kann es nicht –
kann dich nicht täuschen.
Etwas in deinem Blick fesselt mich, als du meine Hand an
die Lippen ziehst. Dieser scheue Kuss auf die Handfläche zerbricht etwas in
mir. Und durch einen Flor aus Tränen sehe ich dich zum ersten Mal wirklich
lächeln...
Ende