"The
Hollow Men"
von Jimaine
Okay, die heutige Story wird
gesponsert von Mr. T.S. EliotJ Der Mann muß an Hawkeye
gedacht
haben, als er dieses Gedicht
schrieb. Man kombiniere Eliot und Francis Ford Coppolas episches Werk
"Apocalypse Now" –
einfach, denn schließlich hatten Coppola und Eliot eine gemeinsame
Inspirationsquelle, Joseph
Conrads "Heart of Darkness" – und die Stimmung ist geschaffen.
Nachdem
ich's sechs Jahre lang
versucht hatte und nie mehr als die erste halbe Stunde schaffte, habe ich es
neulich endlich
fertiggebracht, den Film in voller Länge zu sehen.
Der Stil ist etwas
ungewöhnlich, ich weiß, ich habe etwas experimentiert. Wer die englische
Version
mal haben will, soll's mir
sagen unter Imm5000@t-online.de
Pairing: Hawkeye/B.J.
Rating: PG
Archiv: Fanfiction Paradies,
dann noch im Archiv von T'Len & Lady Charena, und jeder, der es haben
will, bekommt es, wenn er
vorher fragt
Disclaimer. MASH gehört bis
hin zum letzten Skalpell 20th Century Fox, das Gedicht T.S. Eliot
und
seinen Erben, und ich
verdiene hiermit überhaupt nichts!
"Non
sum qualis eram."
(I am not as once I was)
- Titel eines Gedichtes von
Ernest Dowson (1867-1900)
I
(We are the hollow men
We are the stuffed men
Leaning together
Headpiece filled with straw. Alas!)
Die Zeilen verschwimmen vor
seinen Augen und er setzt das dünne Buch ab, läßt den Kopf kurz aufs
Kissen zurücksinken. Das
dünne, gestreifte, klumpige Armee-Kissen, das ständig nach Schweiß und
Schimmel riecht. Will er
genau wissen, welche Art von Mikroorganismen auf dem Stoff leben? Nein.
Auf jeden Fall, findet er,
führen sie ein weitaus glücklicheres, weniger sorgenvolles Leben als die
Menschen und verdienen daher
das Kissen. Schließlich ist es ihr Wohn- und Lebensraum, in dem sie
nur gelegentlich – sehr
unregelmäßig – von dem Kopf gestört werden, der auf sie herunterfällt.
(Our dried voices, when
We whisper together
Are quiet and meaningless
As wind in dry grass
Or rats' feet over broken glass
In our dry cellar)
Die vergangenen paar Tage
haben sie einmal wieder an ihre begrenzten Fähigkeiten erinnert, haben
wieder mal betont (jedes Mal
ist ein Mal zuviel) daß sie Menschen sind, keine Götter.
Der Gedanke, daß all ihre
harte Arbeit, ihre Opfer, nutzlos sind, ist zur Zeit unerträglich. Geschrieene
Befehle, gedämpfte Flüche,
Namen von Leuten und chirurgischen Instrumenten...still und
bedeutungslos.
Angespannte Augenblicke
verstreichen, während seine Hände in der Nachmittagshitze schweißfeucht
werden. Er wischt sie an
seiner Hose ab und trocknet dann sein Gesicht mit einem benutzten T-Shirt.
Seine Kehle fühlt sich
ausgetrocknet, fast verbrannt an; er beschließt, daß er noch einen Drink
braucht.
Bald wird es regnen.
(Shape without form, shade without colour,
Paralysed force, gesture without motion)
Formen und Schatten,
schemenhafte Wesen, die durch das Lager driften, Chamäleons in Khaki
verschmelzen mit ihrer
Umgebung, als sie durch den Schlamm hasten. Er hört einen Jeep mit
überhöhter Geschwindigkeit
vorbeifahren und im nächsten Moment nimmt das Fahrzeug eine (dem
Klang nach größere) Pfütze
mit, gefolgt von einem entrüsteten Schrei. Spätestens in einer Stunde
werden alle Beweise wieder
fort sein, Reifenspuren und Fußstapfen und dreckige Kleidung. Der
Monsun löscht alle Spuren
ihres Wirkens hier aus.
Mit Ausnahme von
Bombenkratern und Gräbern wird die Oberfläche von Korea unberührt bleiben.
Nichts wird dauerhaft daran
erinnern, daß sie je hier waren.
Kein Fußabdruck wird an einen
gehetzten Sprint in den OP erinnern, keine Reifenspur die niemals
abreißende Kolonne von
Ambulanztransportern dokumentieren. Selbst die Erinnerungen an ihre
Lähmung angesichts des
Gemetzels werden verblassen.
Das einzige bleibende Mahnmal
werden die Narben sein, die sie auf den Körpern hinterlassen, und die
Dankbarkeit, die ihnen
entgegengebracht wird, wenn 'die Körper' ihre Stimme und ihr Denken
zurückgewinnen. Das ist der
Beweis, daß das Leben nicht komplett ausgelöscht werden kann, der
Beweis, mit dem sie sich
einfach zufrieden geben müssen.
Mehr zu verlangen
wäre...nun...
Wie er die Seite umblättert,
lächelt er, allerdings ohne ein Spur Humor.
Vier Chirurgen in der 4077th.
Und von jedem von ihnen gibt es zwei. Der eine ein Arzt...und der andere
ein Opfer, so wie die Kinder,
die sie zu heilen versuchen. Sie sind schon vor langer Zeit zu ihresgleichen
geworden, Verwundete, die
Verwundete behandeln. Wo kam jetzt dieser Gedanke her...?
Wie viele der großen
Literaten fängt auch Eliot meisterhaft die Einzigartigkeit des Schreckens ein,
unverändert durch die
Jahrhunderte der Geschichte. Jedoch schaffen es Bücher und College-
Professoren nicht, das Bild
hinter den Worten in seinen wahren Farben zu malen...und er erinnert sich
mit einer gewissen Nostalgie
an seine verlorene Studentennaivität.
Vielleicht hat Charles
deshalb das Buch im Regal. Um sich an Tage zu erinnern, als Worte nur Worte
waren und Rattenfüße keine
echten Ratten beinhalteten?!
Er scheint über diese Frage
kurz nachzudenken, schüttelt dann den Kopf.
(Those who have crossed
With direct eyes, to death's other Kingdom
Remember us -- if at all -- not as lost
Violent souls, but only
As the hollow men
The stuffed men.)
Ob sie sich erinnern, fragt
er sich. Die Männer, die in Einzelteilen ankommen, ihre Beine fünf Minuten
vor ihren Armen, ihre
Eingeweide zwei Minuten nach ihren verstümmelten Torsos – woran erinnern sie
sich?
Nun, mit Sicherheit an
Schmerz und Stimmen und blinde Furcht. Ja, vermutlich erinnern sie sich am
besten an die Furcht. Es hat
noch keinen einzigen Mann gegeben, in dessen Augen er keine Furcht
gesehen hat. Furcht ist
universell.
Aber erinnern die Verwundeten
sich auch an jene, die vergeblich versuchten, sie zu retten? Welche
Erinnerungen dürfen sie mit sich
nehmen an jenen anderen Ort? Vielleicht gibt es da so eine Art Zensur.
Falls ja, dann erinnern sie
sich hoffentlich nur an Familie, Eiscreme und Apfelkuchen und wie jemand
für sie 'Happy Birthday'
singt...und nicht an den Geruch von Äther, ihre eigenen Schreie, die zum steten
Zischen des Gases immer
schwächer werden. Nicht an die Gesichter über ihnen, jedes 'Tut mir leid,
Junge' verborgen hinter einer
weißen Maske.
Wenn sie sich erinnern,
bestehen die Erinnerungen aus gestochen scharfen Bildern oder bloß
phantomgleichen Schatten in
blutverschmierter, weißer Kleidung? Und sind sie sich bewußt, daß sie
Stücke ihrer
Möchtegern-Retter mit sich nehmen, wenn sie die letzte Schwelle überschreiten?
Sie sind es, die aus ihnen
die hohlen Menschen machen, Tod für Tod, einer nach dem anderen.
II
(Eyes I dare not meet in dreams
In death's dream kingdom
These do not appear:
There, the eyes are
Sunlight on a broken column)
Ganz wie die Augen, die ihn ansehen, wenn er zu seltenen Anlässen mal
beschließt, sich vernünftig zu
rasieren und gnädigerweise einen Spiegel verwendet. So muß es sein, für
seine Sünden zu bezahlen,
während man noch lebt. Wenn er sich nur daran erinnern könnte, was er
falsch gemacht hat. Äpfel
geklaut…nein, der verrenkte Magen hinterher war immer Strafe genug gewesen.
Ab und an ein
zerbrochenes Fenster…für das Dad brav zahlte und er Hausarrest erhielt.
Kleine Regelverstöße in einer
Welt der Erwachsenen. Die Dinge, die Erwachsene sich gegenseitig antun,
sind weitaus schlimmer.
Und ihre Augen (blau, braun, grün, grau) erzählen die Geschichte, erzählen
die Wahrheit.
(There, is a tree swinging
And voices are
In the wind's singing
More distant and more solemn
Than a fading star.
Let me be no nearer
In death's dream kingdom
Let me also wear
Such deliberate disguises
Rat's coat, crowskin, crossed staves)
Oder Khaki. Oder Weiß, das zu
Rot wird. Nur die Haut ist real. Und manchmal fühlt auch sie sich wie
eine Tarnung an. Wie lange
kann dünne, leicht zerreißbare Haut das zusammenhalten, was im Inneren
verborgen liegt? Seine
Beklemmung wächst, er rutscht ruhelos auf dem schmalen Feldbett hin und her,
doch außer dem leisen
Quietschen von Metall und gedämpften Stimmen von draußen ist nichts zu
hören. Wohin werden ihre
Loyalitäten sie letztendlich führen, fragt er sich. Mit jeder weiteren Zeile
dringt die Dunkelheit etwas
mehr in den Kreis seiner Wahrnehmung ein, bemächtigt sich seiner Welt,
bis das Lesen zu einer
Anstrengung wird im schwach-gelblichen Schein der verstaubten Glühbirne.
(In a field
Behaving as the wind behaves
No nearer --)
Verhalten ist Trainingssache,
bestimmt durch externe Stimuli, und das gleiche gilt für Politik. Uralte
Muster, die gelernt und
gelehrt und angewendet werden, Matrizen von Macht und Ideologien. Sie
könnten genauso gut ein
Kapitel von "Gullivers Reisen" als Theaterstück aufführen. Er
erinnert sich nur
vage an das Buch, aber ein
Seufzer, eine nebensächliche Bemerkung im OP bringt alles wieder zurück.
Swifts schwach getarnte
Kritik, die in ihrer Fiktivität zu real ist, die Stimme des Autors zu leicht
hörbar
in den Worten des Erzählers.
Menschen fangen wegen der
seltsamsten Dinge Kriege an. Kommunismus, Demokratie, Rassen- und
Religionskonflikte...oder an
welchem Ende ein Ei aufzuschlagen ist...
Die Dinge, wegen der sie sich
bekriegen...sind sie es wert, daß man *für* sie kämpft?
Menschen sterben auf beiden
Seiten, also könnte man sagen, daß jeder Recht hat, es werden keine
Ausnahmen gemacht, wenn es um
den Verlust von Leben geht. Alle haben sie Recht und Unrecht und
kämpfen für das größte Nichts
in der Geschichte. Und trotz ihrer vereinten Talente versagen sie wieder
und wieder, Soldaten und
Chirurgen gleichermaßen. Niemand gewinnt. Jeder verliert.
Sie sind Weizenähren auf dem
Schlachtfeld, biegsam und stark, aber der Wind ist gnadenlos und sie
können sich nur bis zu einem
gewissen Punkt beugen...
(Not that final meeting
In the twilight kingdom)
Dort und dort allein wird die
endgültige Entscheidung über Richtig und Falsch getroffen. Und wenn sie
tot sind, wen kümmert es dann
noch, ob sie Recht oder Unrecht hatten? Vielleicht ist es eine gute
Sache, daß der einzige Feind,
um den er sich Sorgen machen muß, der Tod ist. Tod...mit einem
großem T.
III
(This is the dead land
This is cactus land)
Keine Kakteen hier, dies ist
Korea.
Eliot ist nie hier gewesen,
nur einige seiner Werke, gebunden in braunes Leinen in seiner Hand, und sie
lesen sich wie eine
Zusammenfassung von all dem, das zu fühlen er sich nicht erlauben will. Es tut
gut,
jemand anderem das Fühlen zu
überlassen.
(Here the stone images
Are raised, here they receive
The supplication of a dead man's hand
Under the twinkle of a fading star.)
Davon bekommen sie gewiß eine
Menge. Hände toter Männer. Bittstellungen noch häufiger als
termingerecht erfüllte
*Be*stellungen, und die einzigen Dinge, die hier glitzern, sind Gegenstände aus
Stahl, Skalpelle,
Hundemarken, Kugeln und Granatsplitter.
Helle, schimmernde Dinge, die
entweder Leben geben oder es nehmen. Seltsam, daß sie sich in ihrer
anorganischen, präzisen
Schönheit so sehr ähneln.
Wenn sie überleben, werden
diese Personen – die als überaus selbstsichere Männer ankommen und zu
verwundeten Körpern mit
ebenso verwundeten Seelen reduziert werden – vielleicht einen Moment
erübrigen können, diese
besondere Art zu verstehen, auf die ihre behandelnden Ärzte ihren erschöpften
Humor ausdrücken, ihre
zynische Lebenseinstellung.
*Wenn* sie überleben.
Schließlich ist *wenn* nur
ein Wort mit vier Buchstaben, das weder im Leben noch beim Scrabble
besonders viele Punkte
bringt.
(Is it like this
In death's other kingdom
Waking alone
At the hour when we are
Trembling with tenderness
Lips that would kiss
Form prayers to broken stone.)
Es gibt einfach zu viele Leute,
die schon dorthin gegangen sind, in jenes andere Königreich. Nicht daß
sie als Ärzte das so einfach
zulassen, nein, keinesfalls.
Sie...sie gehen einfach.
Einfach so. Manche, weil das, was sie zu Menschen machte, bei ihrer Ankunft
hier schon fehlt…andere, weil
sie gemeinsam mit ihren Freunden tot sein wollen.
Draußen nähern sich langsame,
schleppende Schritte, dann öffnet sich die Tür und ein weiterer hohler
Mann tritt ein, Müdigkeit in
seinen Augen und in seinem Schweigen, in das er sich hüllt wie in ein
Kleidungsstück. Eines, das
schon zu fadenscheinig ist und an den Nähten ausfranst.
Vielleicht bezeichnet man
deshalb die Armeekleidung als "fatigues".
"Wir haben fünf in der
Postoperativen verloren", ist alles, was er sagt, bevor er sich auf sein
Feldbett
fallen läßt und der Welt den
Rücken zuwendet.
Er braucht das Gesicht seines
Freundes nicht zu sehen, um die Veränderungen zu sehen, wie
jungenhafte Züge harte Ecken
und Kanten bekommen. Später heute Nacht wird er sich erneut wundern,
wie ein Gesicht aus Stein
(_Gebrochenem Stein..._) so weiche Lippen haben kann. Und wie tief wohl
die Tränen verborgen sein
mögen, um nicht durchzubrechen.
IV
(The eyes are not here
There are no eyes here
In this valley of dying stars
In this hollow valley
This broken jaw of our lost kingdoms
In this last of meeting places
We grope together
And avoid speech
Gathered on this beach of the tumid river)
Mit einem ergebenen Seufzer
schließt er das Buch und steht auf. Es tut weh…vielleicht ist es
Erschöpfung, vielleicht der
Alkohol, und vielleicht etwas völlig anderes. Was immer es ist, es tut weh.
Seine Muskeln protestieren,
als er zwei Schritte macht und neben dem anderen Feldbett stehenbleibt,
auf den reglosen Körper
herabschaut.
Auf dieses Heilmittel für seinen
Schmerz…zumindest für die Symptome.
Die Menschheit kann nicht
sonderlich viel Realität ertragen. Und Liebe ist nur eine weitere
Komplikation. Es ist nicht
B.J.s Schuld, es ist halt so, wie es ist. Hohl plus hohl ist nicht gleich voll,
sie
wären schön blöd, das zu
glauben. Nun, einst hatte er es für möglich gehalten, aber diese Illusion hatte
man ihm genommen...in einem
verkaterten Nebel aus Hitze und Tränen und einem nervösen Kuß auf die
Wange ("Er ist weg,
Hawkeye...")...und hier – heute – hat er zuviel Angst bei dem Gedanken,
was er zu
tun bereit wäre, um wieder
eine solche andere Leere zu spüren...nur noch einmal, ein einziges Mal. Und
er entledigt sich dieser
Versuchung, indem er ihr nachgibt.
"Sieh mich an. Halt mich
fest", ruft die Stille seiner Berührung. B.J. wendet sich fort, lehnt ab.
Aber bei
ihm, so weiß er mit
Sicherheit, ist es nie eine Frage des Willens. Eine weitere Berührung an der
Schulter, Finger, die durch
sich lichtendes aschblondes Haar fahren, und jeglicher Widerstand ist
gebrochen. Schieferblaue
Augen blicken zu ihm auf. Müde, so unendlich müde...
Keine sichtbaren Tränen. B.J.
weint niemals, und er hat schon vor langer Zeit aufgehört, nach dem
Warum zu fragen. Jetzt ist es
eine Tatsache, die er akzeptiert, so wie schlechtes Essen, den Geruch
schmutziger Socken und
furchterfüllte Augen, die sich widerstrebend schließen, manchmal für immer,
wenn man ihnen die schwarze
Gummimaske aufs Gesicht setzt und das Gas zu wirken beginnt.
Manchmal sind da auch
Tränen...die Patienten weinen, während ihre Ärzte es nicht können. Das einzige
Mal, daß er B.J. hat weinen
sehen, war in den Nachwehen eines Briefes gewesen.
Eine Hand stiehlt sich in die
seinige und hält sie fest.
(Sightless, unless
The eyes reappear
As the perpetual star
Multifoliate rose
Of death's twilight kingdom
The hope only
Of empty men.)
Die Sterne sind die Augen,
die sie beobachten. Sie sehen, was menschliche Augen oft versehentlich –
absichtlich – übersehen, alle
Fehler ihrer menschlichen Existenz. Immer wachsam, ihnen entgeht nichts
und sie urteilen nicht.
Dennoch fühlt er sich nackt, äußerlich und auch in seinem schmerzhaft hohlen
Inneren.
Sein Daumen streichelt sanft
die Krümmung der anderen Handfläche. _Funkel',
funkel', kleiner
Stern..._
Hier können sich verträumte
Sterngucker nichts wünschen. Schon gar nicht heute, wo schwere
Wolken den Himmel bedecken
und den Nachmittagsmonsun ankündigen.
Sie sitzen stumm da. Obwohl es
heiß und schwül ist, ist ihnen kalt, sie zittern und fassen sich noch
fester an den Händen. So
fest, daß jeder normal empfindende Mensch weinen würde, nur gehören sie
nicht zu dieser Kategorie.
Nicht mehr. Er verstärkt seinen Griff, versichert B.J. schweigend, daß er
seinen Schmerz teilt, und
bekommt eine Antwort in derselben wortlosen Sprache. Ihre Augen sind
offen, aber ihre Stimmen sind
verschlossen.
Und die ersten Tropfen
fallen. Seltsamerweise sind sie nicht rot.
V
(Here we go round the prickly pear
Prickly pear prickly pear
Here we go round the prickly pear
At five o'clock in the morning.)
Ein Kinderreim…etwas, das
B.J. Erin erzählen könnte - *sollte* - wie er auf dem Spielplatz hinter der
Schaukel steht und ihr
Schwung gibt. Und Erin lacht und sagt, sie sei ein Vogel. Höher, Daddy, ich
muß noch höher fliegen…
"Beej." Mehr
braucht nicht gesagt werden. Er versucht ein aufmunterndes Lächeln und
überrascht sich
selbst, als es ihm gelingt.
"Hawk." Die Antwort
ist knapp, genau wie die Bewegung, mit der er sich etwas zur Seite rollt, Platz
für
ihn macht. Alles weitere wird
durch die Küsse gesagt, die nun folgen.
(Between the idea
And the reality
Between the motion
And the act
Falls the Shadow)
Der Schatten verbirgt die Tat.
Der Regen die Geräusche.
(For Thine is the Kingdom)
Und solange sie
hier sind, gehören sie einander.
(Between the conception
And the creation
Between the emotion
And the response
Falls the Shadow)
'Denn obwohl ich schon
wandelte im finsteren Tal –'
(Life is very long)
Das ist es. Und auch nicht.
Manche Leben dauern ewig, aus Tagen werden Monate, und andere
dagegen enden abrupt, völlig
unerwartet. Es ist ein tägliches Ratespiel…was wird heute sein? Wird
heute das Ende kommen, oder
wird es noch einen weiteren Tag geben? Mit jedem Tag, der verstreicht,
sieht das 'wenn' in 'wenn sie
heimkommen' mehr und mehr wie ein 'falls' aus. Und mit jedem Tag, der
verstreicht, wird es
schwieriger, dies zu leugnen.
(Between the desire
And the spasm)
— ist Korea
— ist zuviel
— sind sie beide
— ist die Erinnerung an
jemand anderen, aber er ist nun offiziell fort und vergessen, B.J. kann es auf
Hawkeyes Lippen schmecken,
hört es in den Seufzern, die seinen Mund füllen.
So ein völlig unbedeutendes
Bißchen Kontakt, und dennoch haben sie das Gefühl als würde frisches
Leben in ihre Körper strömen.
Sie biegen sich abermals unter dem Wind, ein jeder gießt das, was er von
sich erübrigen kann, in die
Leere des anderen. Füllt sie auf...nur um darin zu ertrinken.
(Between the potency
And the existence)
Was gibt es, das
zwischen diese Konzepte kommen könnte? Oder zwischen sie beide…? Aber die Frage
schwindet rasch
aus seinen Gedanken.
(Between the essence
And the descent
Falls the Shadow
For Thine is the Kingdom)
— und die Macht und –
(For Thine is
Life is
For Thine is the)
— die Herrlichkeit für immer
und ewig.
Amen.
(This is the way the world ends
This is the way the world ends
This is the way the world ends
Not with a bang but a whimper.)
…und sie tun es ihr gleich.
FINIS