Break
Me
von
Jimaine
inspiriert von dem Lied "Break
Me" von Jewel
Rating:
PG
Archiv:
Fanfiction Paradies und der Sumpf von T'Len & Lady Charena
Pairing:
Hawkeye/Trapper, Trapper's POV
Spoiler:
"Check-Up" und "Welcome to Korea"
Disclaimer: Die üblichen Verdächtigen
besitzen die Show und die Charaktere, ich beanspruche nichts
davon als mein Eigentum außer der
Tatsache, daß ich sie mir ausgeliehen habe, um etwas Spaß zu
haben. Und ich füttere sie, ja, auch wenn
ich dadurch ihre Eßgewohnheiten durcheinander bringe.
***********
Wie ich hinunterschaue auf die
sonnenverdörrte Landschaft finde ich es bemerkenswert, wie friedlich
die Hügel von hier oben aussehen. Man
sieht die Krater nicht, Pockennarben hinterlassen von den
Granaten, oder die toten und sterbenden
Leute, man riecht weder Rauch noch Tod noch Verwesung.
Auch hört man keine Explosionen oder die
Schreie der Verletzten. Oh nein, ganz gewiß nicht. Der Klang
von Hubschraubern, Metronome für
Konzertchirurgen, die eine weitere koreanische Kampfsonate in T-
Moll aufführen, ist stumm.
T für Tod.
Von hier oben sieht alles anders aus, und
mir ist, als sei mein Herz da draußen, als stürze es schreiend
seinem Ende entgegen. Ohne einen
Fallschirm.
Und hier in diesem Sitz bleibt eine leere
Hülle.
Mein Souvenir an Korea wird die Leere
sein, denn ich habe alles zurückgelassen, was ich gerne
mitgenommen hätte.
Gegenstände, Gefühle, Personen.
Ich wüßte nicht, wie ich anfangen sollte,
mich bei ihnen zu entschuldigen. Die Plötzlichkeit der ganzen
Geschichte – insbesondere meine eigenen,
mir selbst unerklärlichen Handlungen – lähmt mich weiterhin
als wäre ich auf eine Landmine getreten.
Warum? Ich hätte einen weiteren Tag
bleiben können…zumindest lange genug, um mich zu
verabschieden.
Richtig zu verabschieden.
So wie ich es hätte tun sollen.
Ich hätte mich dir gegenüber wenigstens
dieses eine, einzige Mal korrekt verhalten sollen!
Laß dir gesagt sein, unser
ach-so-wunderbarer CO Major Franklin Marion Burns hat mich nicht
gelassen! Aber dann gab es eine Menge
Dinge, die er uns nicht tun ließ, also ist diese Entschuldigung
ziemlich lahm. Ich hätte einen Weg finden
sollen.
Frank hat dich als Hindernis betrachtet
und wollte dich aus dem Weg haben, während er seinen
Kommandostil und neuen militärischen
Corpsgeist einführte. Er wollte es ganz gezielt vermeiden, daß
wir ein letztes Mal zusammenkamen, wollte
diesen letzten Sieg über uns haben. Sozusagen als
Revanche für alles, was wir ihm zugemutet
haben.
Und er war erfolgreich.
Ich habe versucht, dich anzurufen, glaub'
mir, aber du warst unauffindbar. Verschollen in Tokio. Aber
anderseits...selbst wenn es mir gelungen
wäre, dich zu erreichen, was hätte ich gesagt?
Auch auf dem schriftlichen Weg habe ich's
versucht, aber auch da habe ich versagt. Kläglich.
Also war 'nichts' das, was ich tat.
Nichts.
Nichts ist das, was ich immer noch tue.
So konnte ich mich nur besaufen und versuchen,
das Ticken der Uhr nicht zu spüren, die meine letzten
zweiundsiebzig Stunden im beschaulichen
Ouijongbu, Kyónggi-do, abzählte, dem Amputationsplätzchen
Nr.1 in Korea.
Zweiundsiebzig langsam verrinnende
Stunden...ich habe jede Sekunde mitgezählt. Und durch jede
einzelne dröhnte das Echo meines
Schmerzes, nicht mit dir reden zu können.
Da ist die Küste, wir sind jetzt über
offenem Wasser. Diesen Anblick muß auch Henry gehabt haben
bevor sein Flugzeug abstürzte...diesen
endlosen blauen Spiegel, nur hier und da ein weißer Fetzen.
Wunderschön. Man stelle sich so eine
Schönheit vor, kurz bevor man stirbt.
Nur war ich schon gestorben, als das
Flugzeug von der Startbahn in Kimpo abhob.
In meinem Schoß liegt der Schreibblock,
der Bleistift ist ein Fremdkörper in meiner Hand. Ich habe kein
Talent für Briefe. Du bist der Schreiber,
derjenige, der diesen Krieg – Verzeihung diesen Polizeieinsatz –
aus der Falkenperspektive verfolgt,
deinem Aussichtspunkt hoch über der Realität, wo dich der leicht
verzerrte Blickwinkel die wahre Natur der
Dinge erkennen läßt.
Diese machst du zu Worten und das mit
ausgesprochener Eloquenz.
Wie gesagt, ich bin kein Schreiber.
Trotzdem versuche ich es. Wieder und wieder.
'Hawkeye, ich bin mir nicht sicher, ob
ich es diesmal schaffe, aber ich muß den Versuch machen und
aufschreiben, was –'
Ja, was aufschreiben? Sieh' der Realität
endlich ins Auge, Blödmann, man könnte genauso gut die
Tricks eines Zauberers aufdecken. Wenn
sie im Detail erklärt wird, ist Magie nicht länger Magie, und
wenn man Liebe erklärt…nun ja…
Du warst so behutsam in deinen ersten
Berührungen.
Noch nie zuvor sowas getan…
Halfen einander, uns im Sturm zu biegen.
Hände in meinem Haar..
Für jemanden mit deiner tollen Erfolgsquote
bei den Schwestern schienst du unbeholfen, hätte man
meinen können, es mangele es dir an
Selbstvertrauen für den ersten Schritt.
Eigentlich glaube ich sogar, daß das
Angst in deinen Augen war...oder, Hawk?
_Was
genau tun wir hier, Trap?_
_Weiß
nicht. Werd's dich wissen lassen, wenn ich eine Antwort habe._
_Wann
wird das sein?_
_Später._
Später wie in 'wenn wir mit dem fertig
sein, was wir tun'.
Taten.
Und in den Monaten danach noch
ach-so-viele Male getan haben.
Wir alle haben in diesem Krieg –
entschuldige die Wortwahl – unseren Siedepunkt und du warst meiner.
Mit deinen bloßen Händen und einem
beiläufigen Streicheln konntest du mich mehr verletzen als eine
Wagenladung Granaten…und gleichzeitig,
immer der Denker, der analytischere von uns beiden, warst
du zur Stelle, um mich von einem zu
impulsiven Streich abzuhalten, zum Beispiel das Toilettenpapier in
der Latrine mit Juckpulver zu präparieren
kurz bevor Frank raus mußte. Oder schwülstige
Liebesromane in die Umschläge aller
seiner Bibeln zu packen.
Du würdest mich darüber belehren und es
dann selber machen.
Du hast mich ebenso sehr gebraucht, wie
ich dich brauchte - *brauche* - denn ich habe dich nie zu viel
denken lassen.
Über diesen Ort, über das Operieren, über
den Tod...oder uns...
Zitternde Hände öffnen meinen Gürtel,
gleiten dann zaghaft unter mein Hemd…
Findest du nicht, daß wir zu weit gehen?
Das war die Antwort auf die Frage 'was
genau tun wir', denke ich. 'Zu weit gehen'.
Ich habe nie etwas mehr gewollt als dies
Du hast mich mit einem Blick zerbrochen,
die Scherben sind im Sumpf verstreut. Der Boden ist
bedeckt von ihnen…und du ebenfalls. In
diesem Moment gehst du über sie, trittst sie in den Schmutz.
Eine Behandlung, die ich verdiene.
Ich bin das silbrige Glitzern in deinem
Haar, auf deinen Händen…deinen Wangen.
Kleine flüssige Stücke von mir tropfen in
den selbstgebrannten Gin, in dem du deinen Schmerz
ertränkst.
Seltsamerweise finde ich sie auch auf
meinen eigenen Fingern und ihre Wärme ist ein Brennen im
Vergleich zu der Kälte des Fensters,
gegen das ich meine Handfläche lege.
Du hast mich kaputtgeliebt.
Wie ich Radar darum beneide, dich ein
letztes Mal küssen zu dürfen. Ich bin mir sicher, der Junge hat
getan, worum ich ihn gebeten habe, hat
die Abschiedsstellvertretung übernommen, und ich bin mir fast
sicher, daß er dir noch viel mehr gesagt
hätte, wenn ich es verlangt hätte. Mit Worten,
selbstverständlich, nicht mit weiteren
Taten. Nur mit Worten.
Den Worten, die mir nicht einfielen und
die sich nach wie vor nicht fassen lassen. Sie rasen durch
meinen Kopf wie ein Tornado.
Aber ich werde es alles aufschreiben,
jawohl, das werde ich. Hier ist das Blatt. Also, wie fange ich an?
****'Hawkeye,
tut mir leid, daß ich abreisen mußte, aber man hat mir gesagt, daß es vor
Ostern keinen
weiteren Flug in
die Staaten geben würde...'****
Nah. Neue Seite, neuer Versuch.
****'Lieber
Hawkeye, wenn Du das hier liest, bin ich bereits tausend Meilen entfernt. Du
sitzt neben
mir
in diesem Flugzeug, so sehr ein Teil von mir wie mein linker Arm…oder so rede
ich's mir ein. Ich
hätte
gerne alles von Dir gerettet, nicht bloß den Teil, den Du mir mit Deinem ersten
Kuß anvertraut
hast.'****
Ich könnte deine Schwachstelle
anvisieren…davon hast du mehr als gut für dich ist. Ich auch…haben
wir denn gar nichts gelernt, verdammt?
****'Lieber
Hawkeye, ich hasse tränenreiche Abschiedsszenen, also ist es besser für uns
beide, daß es
auf
diese Weise passiert. Ich bin auf dem Weg nach Hause, doch wo ich an die
strahlenden Gesichter
meiner
kleinen Mädchen denken sollte, wie sie mich wiedersehen, kann ich mir nur die
Tränen in
Deinen
Augen vorstellen. Erinnerst Du Dich an die Zeit, wo ich das Magengeschwür hatte
und es so
aussah,
als würde man mich heimschicken? Es kommt mir vor wie ein Omen –'****
Hier fällt mir
der Stift aus der Hand, rollt unter den Sitzen zwei Reihen nach hinten. Ihn
wiederzubekommen
– ein alter Marine reicht ihn freundlicherweise zurück – dauert eine Weile und
ich
bin dankbar für
die Unterbrechung. Als ich wieder zurück in meinen Sitz sinke, bin ich etwas
ruhiger.
Aber nur etwas.
Nun, wo waren wir? Magengeschwür. Omen.
Oh, ja.
Ja, es kommt mir jetzt wie ein Omen vor,
eine Generalprobe für die echte Aufführung, den echten
Schmerz, der ohne Vorwarnung kam.
Vorsichtig ziehe ich eine bestimmte
Erinnerung ins Licht, den Ausdruck auf deinem Gesicht, als ich mit
dem Packen fertig war. Du hast gelächelt,
ehrlich glücklich, doch deine Augen erzählten eine ganz
andere Geschichte. Und ich erinnere mich
an meinen Wunsch, niemals wieder solche Augen sehen zu
müssen.
Sorge – derjenige, auf den du angewiesen
bist, geht fort und du mußt wieder du selbst sein.
Glück – demjenigen, den du liebst/gern
hast, gelingt die Flucht aus diesem Loch.
Und Schuld – dafür, daß du dir wünschst,
daß er dableiben möge.
Und ich blieb. Das war das
Allerschlimmste, dieser ungläubige Blick, als ich sagte, daß ich nicht
abreisen würde. Bedauern gemischt mit
schuldbewußter Freude und Schmerz darüber, daß ich so
verletzt/verladen wurde. Habe ich hier
den Verlust von geistiger Gesundheit beobachtet, den Funken
gesehen, der besagte, daß etwas hinter
diesen blauen Augen starb? Sehr wahrscheinlich. Jeder würde
den Verstand verlieren bei der grausamen
Army-Politik des Gebens und Nehmens und Gebens und
schließlich Fortnehmens-für-immer.
Das war damals.
Was würde ich jetzt in deinen Augen
sehen? Wut, denke ich. Vielleicht Haß.
Die Erinnerungen steigen an die
Oberfläche wie Luftblasen, oder der Schlamm, der hochwirbelt, wenn
man in den schnellfließenden Strom der
Zeit hineinwatet, um die eine oder andere Forelle zu fangen.
Hier gibt es schöne Exemplare, ich hab'
sie gesehen. Und schon kommen sie näher. Bilder, Geräusche,
sogar der Geruch von Staub, ungewaschenen
Socken und fermentierendem Gin in der Destille.
Deine Augen. Die Farbe des Himmels…eines
anderen Himmels, nicht des koreanischen Himmels. Nein,
sie sind ein Fenster zum Himmel der
Heimat. Und deine Stimme…rauh, ernsthaft. Keine Spur von
Scherz in ihr, aber auch keine Anklage.
Deine Stimme ist…nur Stimme.
Ich bezweifele, daß einer von den Leuten,
die an dem Tag meinen bevorstehenden Abschied feierten,
jemals deine wahre Stimme gehört hat…und selbst
ich hatte sie nur einmal zuvor gehört. Als du mir
sagtest, daß du mich liebtest.
//"Dank dir, Trap."//
Der ganze Schmerz, das Bedauern, es war
alles in deinen Augen.
Uh-oh, und hier kommt's… Meine Finger
krampfen sich um die Armlehnen, denn ich kann den vom
Gedächtnis abgespulten Dialog nicht
anhalten.
//"Was?"//
//"Mit dir war's erträglich. Ich war
glücklich. Du warst ehrlich und offen. Ich konnte mich anlehnen."//
Und umgekehrt. Wie ich schon sagte,
Hawk…Geliebter…das kostet nichts.
Ich werde nach dem Licht in der
Bettpfanne Ausschau halten.
Ein weiteres jungfräuliches Blatt ist
bereit für meinen Stift.
****'Mein
liebster Hawkeye...so habe ich mir das
Ende nicht vorgestellt. Ich hatte diesen absurden
Traum,
daß wir zusammen durch das Tor hinausspazieren würden. Nicht unbedingt Hand in
Hand, aber
zusammen.
Wir würden bleiben oder gehen...zusammen. Niemals getrennt. Und gewiß nicht auf
diese
Art
und Weise.
Ich
kann mit Worten nicht ausdrücken, wie elend ich mich fühle. Wie einsam. Hier
oben in den Wolken,
in
dieser Stille, wo es außer dem gedämpften Brummen der Motoren, die mich
forttragen (fort, fort),
und
meinem eigenen klopfenden Herzen keine Geräusche gibt, wird alles deutlich.
Endlich.
Schätze,
ich werde allmählich nüchtern. Ich mag das Gefühl nicht, das mit dem
Nüchternsein
einhergeht.
Nein,
ich mag es absolut nicht.
Etwas
in meinem Inneren dehnt sich und dehnt sich immer mehr mit jeder Meile, die das
Flugzeug
zurücklegt,
der letzte Faden, der dich und mich verbindet, und ich warte auf den Moment, an
dem er
zerreißt.
Kennst
Du das Gefühl...wenn es etwas wirklich Wichtiges gibt, das du hättest tun
sollen, aber vergessen
hast?
Und dein Magen dreht sich um, wenn du dich daran erinnerst? So geht es mir jede
Sekunde auf
diesem
Flug.
Ich
kann nicht behaupten, sehr viele logisch zusammenhängende Gedanken gehabt zu
haben, seit Radar
den
Umschlag schwenkte und die Worte schrie, 'Sie kommen nach Hause, Trapper', aber
inmitten des
Chaos
der Fragen *Warum? Warum JETZT? Ist es diesmal echt?* gab es eine Idee, die so
deutlich
hervorstach,
daß ich mich an sie erinnern muß.
Der
bloße Gedanke daran jagt mir nun Angst ein. Daß ich so etwas auch nur in
Erwägung ziehen
konnte...
Es
wäre einfacher gewesen, wenn Du gestorben wärst. Oder wenn ich gestorben wäre.
Einer von uns,
oder
wir beide.
*I've got you under my skin, I've got you deep in the
heart of me.*
Für
uns war das die Wahrheit. Mir ist niemals klargewesen, wie ironisch Sinatra
doch sein kann und
wie
doppelt ironisch es ist, daß es eines unserer Lieblings-OP-Lieder war. Wird's
wohl auch bleiben, es
ist
das Klagelied der Chirurgen.
*So deep in my heart that you're really a part of me.
I've got you under my skin.*
Es war eine Sache, mir zu erlauben, Dich zu
lieben…ich hatte nicht das Gefühl, Louise zu betrügen. Sie
und ich lebten schon getrennte Leben, bevor sie
mich einzogen; die Mädchen waren das einzige, was
uns zusammenhielt.
Aber jetzt fühle ich mich wie...um die Wahrheit zu
sagen, weiß ich nicht, wie ich mich fühle. Schlimmer
als ein Betrüger, schlimmer als ein Ehebrecher.
Wie jemand, der aufgegeben...einfach aufgehört hat.
Ich bin nun AWOL. Absent
Without Official Love.
Ich frage mich, zu was für einem Leben ich
zurückkehre. Das werde ich nun sicher bald herausfinden.
Ich
weiß nicht, ob ich Dir je wieder schreiben werde, Hawkeye…eigentlich bezweifele
ich es.
Hiermit
wollte ich Dich nur wissen lassen, daß ich, wenn ich sagte, daß ich Dich
liebte, es auch so
gemeint
habe. Jedes Mal. Und ich tue es noch immer. Aber das Leben muß weitergehen,
egal was für
ein
Leben es ist.
Dein
Dich liebender Freund
Trapper'****
Was machst du
jetzt gerade, Hawkeye? Sitzt du im Messezelt, um den Neuen, den die Army
hergeschickt hat,
mit den Gefahren der Igorianischen Küche bekannt zu machen, zum Dessert dann
eine Lektion
darüber, wie man das Frettchengesicht am besten ärgert? Frank als
kommandierenden
Offizier zu
haben, muß die Hölle sein…
Verstehst du dich
mit dem Neuen? Wie kommt er mit deiner besonderen Sorte Humor klar? Das
Lachen, das ich
so liebe, das Lächeln, das ich im Dunkeln mit den Fingern nachzeichnete...ist
er in
diesem Moment der
Empfänger?
Ist er mir
irgendwie ähnlich?
Da ist so viel,
das ich wissen möchte, so viel, das ich sagen muß...Worte, von denen ich weiß,
daß du
sie hören mußt.
Sie *brauchst*. Ohne sie wirst du nie verstehen. Der Schmerz wird dich ewig
begleiten, du
wirst dich immer nach dem Warum fragen.
Warum ich dich
zerbrochen habe, warum wir uns gegenseitig zerbrochen haben. Warum es die
einzige
Überlebensmöglichkeit
war.
Gott, ich weine schon wieder. Schwester,
Tupfer, bitte, einmal absaugen…
Noch zehn Minuten bis Tokio, dann schnell
umsteigen und tschüß, Asien.
Bald werde ich mich darauf vorbereiten
müssen, Korea auf ewig abzustreifen und wieder ein Vater zu
sein. Ein Vater für Becky und Kathy, der
beste Vater, der ich sein kann.
Ich muß es sein.
Ja, bald werde ich das Salz getrockneter
Tränen abwaschen, mich rasieren und duschen und zusehen,
wie Korea im Ausguß verschwindet.
Mein Kopf fällt zurück in das Polster und
wie meine Augen zufallen, kämpfe ich nicht dagegen an.
Langsam, nur unter Schmerzen und
unendlich langsam, ändert mein Denken die Richtung, bewegt sich
nach vorne anstatt zurück in die
Vergangenheit. Das Flugzeug setzt seinen Sinkflug gen Tokio fort.
Hallo, Japan.
Und ich sinke ebenfalls, fühle, wie der
Schlaf näherkommt, und gebe mich auf. Ja, ich falle wieder.
Schlafen, vielleicht nicht träumen...
Wie ich fortschwebe, ballt sich meine
Hand zur Faust und im nächsten Moment fällt das zerknüllte
Papier auf den Boden, gefolgt vom Stift.
Wie sagt man so schön, 'Das war's dann
wohl'.
Ich muß die Erinnerung für mich sprechen
lassen und vielleicht wirst du mir eines Tages vergeben.
//Wir werden dein dummes Lachen
vermissen…und deine goldenen Hände."//
Ich vermisse deine ebenfalls.
FINIS