"Zeit der Wunder" (T'Sihek) Teil 9/9 T T T Spock versuchte unterdessen vergeblich die einfachste Stufe der Meditation zu erreichen. Sareks offene Missbilligung nagte an ihm und es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren. Seine Worte hatten Zweifel in ihm gesät und Fragen bloßgelegt, die sich nicht so leicht beantworten ließen. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu Jim, bis er schließlich aufstand, an das Fenster trat und hinausstarrte. Der Himmel war inzwischen von dichten grauen Wolken bedeckt, die alles in ein unwirkliches Zwielicht tauchten, durch das die Sonne nur als blasser Fleck zu erahnen war. Während er hinaussah, begann es erst zögernd, dann immer dichter in dicken Flocken zu schneien. Stumm beobachtete Spock, wie die fallenden Flocken die Spuren im Schnee zudeckten, sie bald nur mehr noch als Mulden erkennbar waren und dann ganz im einheitlichen Weiß verschwanden. Wenn es doch nur so einfach wäre, sein in alle Richtungen zerbrechendes Leben ebenso zuzudecken. Spock wusste genau, dass Sarek eine Beziehung zu Jim niemals gut heißen würde, auch wenn er etwas anderes sagte. Der Blick, mit dem er sie beide gemustert hatte, sagte alles. Die anschließende *Diskussion* wäre nicht nötig gewesen. Spock seufzte und stütze sich am Fensterrahmen auf, lehnte die Stirn gegen das kühle Glas. //Alles was ich mir wünsche, ist endlich so sein zu dürfen wie ich bin. Ohne Regeln, ohne Einschränkungen die mich zwingen Teile meines Wesens zu leugnen, zu unterdrücken... zu ignorieren. Ich liebe Jim. Und er liebt mich... so wie ich bin. Mit den menschlichen Aspekten meines Wesens und mit den vulkanischen. Er begreift sogar, was es bedeuten würde, das sich formende Partnerband zuzulassen. Nie zuvor habe ich erlebt, dass jemand mich so uneingeschränkt akzeptiert hat. Warum soll das falsch sein? Warum kann ich nicht so leben wie ich möchte?// Stimmen ertönten in der Eingangshalle. Aus seinen Grüblereien gerissen wich Spock vom Fenster zurück, obwohl draußen niemand zu sehen war. Unbewusst lauschte er auf die Stimmen, die sich ausgelassen unterhielten. Jim und Winona. Sie hatten gemeinsam Holz aus einem der Schuppen geholt und kehrten jetzt zurück. Schritte wurden erst auf der Treppe, dann im Gang, der an Spocks Zimmer vorbeiführte hörbar, verschwanden dann im Zimmer nebenan. Jims Schritte. Plötzlich wollte Spock nichts anderes als seinen Geliebten festhalten, ihn spüren. Einfach nur fühlen, dass er geliebt wurde. Ohne drüber nachzudenken eilte Spock aus dem Zimmer und in Kirks Raum. Kirk drehte sich überrascht um, als sich plötzlich die Tür öffnete. Er lächelte, als er Spock erkannte. Doch sein Lächeln verblasste schnell, als er die angespannte Mimik seines Freundes sah. "Spock? Stimmt etwas...?" Der Vulkanier ließ ihm keine Zeit um seine Frage zu stellen. Statt dessen küsste er ihn besitzergreifend und drehte ihn dann um, drängte den überraschten Menschen gegen eine Wand. Mit einigen raschen Handgriffen öffnete er dessen Hose und entblößte auch sich selbst. Kirk keuchte überrascht auf, als Spock ohne Vorwarnung oder Vorsicht in ihn drang und ihn schnell und hart nahm. Dennoch tat es ihm nicht weh, erregte ihn statt dessen maßlos. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Vulkanier mit einem Keuchen zurückwich und ihn losließ. Kirk drehte sich um und konnte gerade noch durch schnelles Zupacken verhindern, dass der sichtlich verstörte Vulkanier zu Boden fiel, als dessen Knie nachgaben. Er dirigierte ihn zum Bett und setzte sich dann neben ihn. "Raus damit, Spock! Was ist los?" Spock starrte ihn bestürzt und eine Spur ängstlich an. "Ich... Jim... bitte verzeih... bitte. Ich..." Er brach hilflos ab und starrte auf seine im Schoß verkrampften Hände. Kirk schloss behutsam eine Hand darum und legte den anderen Arm um Spocks Schultern, strich beruhigend darüber. "Hat Sarek dich so durcheinander gebracht?" "Sarek? Wie...?" "Wie ich darauf komme? Spock... " Kirk schüttelte mit einem leicht amüsierten Lächeln den Kopf. "Ich weiß, dass du noch immer um die Achtung deines Vaters kämpfst. Und ich habe seinen Blick gesehen... vorhin... in der Bibliothek." Spocks Nicken bestätigte seine Vermutung. "Er... er kam in mein Zimmer und hat mich wegen meines ungebührlichen Verhaltens zurecht gewiesen. Meinte, es wäre unwürdig und ich würde Schande auf die Familie und den Clan bringen." "Wie bitte?" Kirk setzte sich auf, die Brauen ärgerlich zusammengezogen. "Du liebst mich, ich liebe dich. Was bitte soll daran falsch oder unwürdig sein? " Spock sah ihn nicht an, starrte weiterhin auf seine verkrampften Hände. "Was... was eben geschehen ist. Er meinte, ich würde meine Kontrollen verlieren, wenn ich eine derartige Beziehung einginge." "Weil ich ein Mensch bin oder weil ich ein Mann bin? Was genau stört ihn denn daran?" "Weil du ein... Mann bist. Meine Disziplinen wären zu schwach um die daraus resultierenden emotionalen und körperlichen Wechselwirkungen zu kontrollieren. Früher oder später würde es uns beide zerstören, ein Band wäre unmöglich." "Hm... " Kirk lehnte sich nachdenklich gegen die Wand, rückte dabei ein wenig von Spock ab. Er spürte, dass sein Freund jetzt ein wenig körperliche Distanz brauchte. Spock sackte sichtlich in sich zusammen. "Was ich eben getan habe... dir angetan habe. Damit sind Sareks Worte bestätigt. Ich... ich hatte versucht zu meditieren aber es gelang mir nicht. Dann habe ich dich gehört und ich wollte dich einfach sehen, dich spüren. Also kam ich her. Aber dann... als ich dich sah, brauchte ich dich. Musste dich..." "Weißt du was? Ich habe es genossen." Damit erreichte Kirk endlich, dass Spock ihn ansah. Die absolute Verblüffung in den strengen Zügen ließ Kirk lächeln. "Du glaubst mir jetzt nicht, aber ich fand es wunderbar, als du mir auf diese Weise sehr direkt und unmissverständlich gezeigt hast, dass du mich brauchst. Das eben war Sex. Reiner, purer Sex und nichts anderes. Nicht anders, als es im Pon farr sein wird, nehme ich an. Du hast mir weder weh getan, noch mich verletzt, noch mich erschreckt oder irgendwelche negativen Gefühle in mir geweckt." "Aber ich habe mich dir aufgezwungen... ohne deine Erlaubnis... dein Einverständnis..." Spock legte verwirrt den Kopf etwas schief, wirkte dadurch noch unerfahrener als er es war. "Und? Als mein Partner brauchst du nicht jedes Mal eine explizite Erlaubnis. Zudem ist es für Menschen völlig normal seelische oder körperliche Anspannung mit Hilfe von körperlicher Aktivität los zu werden. Sex ist dabei nur eine Möglichkeit... eine sehr angenehme obendrein. Du bist auch zum Teil ein Mensch und ein Mann. Das kannst du nicht leugnen. Was also soll falsch daran sein, wenn du die Möglichkeit nutzt, die sich dir bietet?" "Du verstehst nicht Jim." Spock stand ruhelos auf und ging zum Fenster. Es schneite immer noch. "In den letzten Tagen... ich verstehe nicht, was mit mir geschieht. Es ist nicht das Pon farr... kann es nicht sein. Dennoch bin ich ruhelos, nervös. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren, wenn ich nicht in deiner Nähe bin. Und auch dann... ich nehme kaum etwas anderes wahr außer dich, mit allen Sinnen, mit jedem Gedanken. Ich kann es kaum ertragen, wenn wir uns nicht berühren. Und wenn wir uns lieben... Dieses Verlangen dich zu berühren... es wird nicht weniger, eher mehr. Mit jedem mal, mit jedem Kuss, jeder Berührung... Ich kann es kaum noch kontrollieren." Kirk war leise aufgestanden und neben Spock getreten. Jetzt strich er behutsam mit einer Fingerkuppe über eine Wange. "Sollst du auch nicht. Was du empfindest ist völlig normal, Spock... für einen verliebten Menschen. Selbst das unstillbare Verlangen... das ist sogar logisch, würde ich sagen." Eine Augenbraue schoss nach oben und brachte Kirk zum schmunzeln. "Betrachte es doch rational: Seit mehr als sieben Monaten weißt du, dass du mich liebst, mich körperlich begehrst. Und im gleichen Zeitraum hast du eben dieses Wissen, diese Empfindungen verleugnet, ignoriert oder verdrängt. Hast sie nicht zugelassen. Dann, plötzlich, hast du die Freiheit und jedes Recht deine Empfindungen in vollem Umfang auszuleben, sie zu erleben. Und da wundert es dich, dass du nicht genug davon bekommen kannst? Du hast sieben Monate nachzuholen, mein Lieber", neckte er ihn, obwohl er es sehr ernst meinte. Spock starrte blicklos aus dem Fenster, zog dabei abwesend die Unterlippe nach innen. Eine Geste, die Kirk noch nie an ihm beobachtet hatte, die aber genau zu der Unsicherheit und Verwirrung passte, die er durch das noch sehr feine Band von Spock wahrnehmen konnte. //Warum kann Sarek ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Warum erwartet er so viel von seinem Sohn.. so vieles, was dieser gar nicht erfüllen kann? Von wollen ganz zu schweigen.// "Dennoch. Es ist nicht angemessen, meine ungeordneten Empfindungen an dir auszulassen", beharrte Spock. "Wenn du meinst... Aber glaubst du wirklich, es wird niemals Missstimmungen oder sogar Streit zwischen uns geben? Sicher ist das für niemanden angenehm und sollte beherrscht werden. Das ist nicht immer möglich, gehört aber auch zu einer Partnerschaft. Lass es zu. Lass zu, dass sich dein Leben, deine Empfindungen ändern. Ich bin nun mal sehr emotionell und teilweise unbeherrscht. Damit musst du erst mal lernen klar zu kommen. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Wir müssen beide lernen, damit klarzukommen. Hier, ohne Star Fleet oder der Verantwortung für ein Schiff samt Besatzung im Nacken, können wir das in aller Ruhe lernen. Wir haben noch über eine Woche Urlaub. Zeit genug, um uns an die neue Situation zu gewöhnen. Das alles ist auch für mich neu und ungewohnt. Ich hatte zwar viele kurze Affären, aber nie eine Beziehung, die mir so wichtig war wie unsere jetzt. Lass uns diese Zeit der Unbeschwertheit genießen. Und Sarek... Er wird mit Amanda und Solak nach Weihnachten abreisen. Dann haben wir immer noch einige Tage für uns allein. Du bist weder von ihm abhängig, noch stehst du in seiner Schuld. Sogar den Druck Nachkommen zu zeugen hat er selbst von dir genommen, indem er dafür gesorgt hat, dass Solak das übernehmen wird. Du bist ihm keine Rechenschaft schuldig, wenn du dir jetzt einen Partner suchst, der allein deinen Ansprüchen genügt." Langsam sackten die angespannten Schultern nach unten und Spock ließ zu, dass Kirk ihn in eine Umarmung zog. "Halt mich fest, bitte. Ich... es ist, als würde etwas in mir zerbrechen", murmelte er, als er sein Gesicht in Kirks Halsbeuge schmiegte. T T T Nach einiger Zeit schob Kirk seinen Geliebten sanft von sich. Er konnte spüren, dass sich Spock wieder unter Kontrolle hatte und sogar damit begonnen hatte, Kirks Argumente zu verinnerlichen. Seine gesamte Haltung wirkte nun zuversichtlicher. "Komm. Es gibt noch eine Tradition auf der Kirk'schen Farm." "Die wäre?" Spock hob eine Braue, froh, sich anderen Themen widmen zu können. "Das Schmücken des Weihnachtsbaumes am 24. Dezember und am Abend Bescherung. Bis dahin sollte doch alles fertig sein. Hilfst du mir?" Spock nickte. "Sag mir, was ich tun soll." "Mitkommen." Kirk steuerte zunächst den Dachboden an, wo er mit Spocks Hilfe schnell die Kiste mit dem Christbaumschmuck heruntergeholt hatte. Dann machten sie sich daran den Tannenbaum im Wohnzimmer aufzustellen. Den Frauen waren die Aktivitäten nicht entgangen und Winona hatte Amanda und Solak schnell überredet, ihr beim Schmücken der übrigen Räume zu helfen, in dem sie Gestecke und geschmückte Tannengirlanden anfertigten und überall verteilten. Sogar Sarek beteiligte sich daran - mit der angemessenen Würde versteht sich. Kirk und Spock bekamen davon nicht viel mit. Sie waren voll und ganz damit beschäftigt den Weihnachtsbaum zu schmücken, wobei Kirk es seinem Freund überließ die unzähligen Glaskugeln an den Zweigen zu befestigen. Er selbst hatte unterdessen eine Lichterkette mit Hunderten kleiner Birnchen um den Stamm und über die Zweige drapiert und eingeschaltet. Das Licht spiegelte sich im Glasschmuck und sandte funkelnde Reflexe durch den Raum. Spock war vom Anblick fasziniert, was wiederum Kirk faszinierte. Je mehr er über diesen einzigartigen Mann erfuhr, als desto erstaunlicher empfand er die Gegensätze und erstaunlichen Eigenschaften, die er in sich vereinte. Sogar Solak, der nach einiger Zeit hinzukam, machte sich nützlich, in dem er ihnen mit Handreichungen half. Sein Verhalten gegenüber Spock hatte sich völlig verändert und er schien ihn plötzlich zu respektieren. Spock reagierte nicht weiter darauf, doch Kirk machte sich so seine Gedanken. T T T Winona hatte ein schlichtes, aber deswegen nicht weniger festliches Abendessen zubereitet. Etwas unsicher hatte sie ihren Sohn danach gefragt, was für den Botschafter und dessen Familie angemessen wäre und Kirk hatte mit der ihm typischen Gelassenheit gemeint, sie solle doch schlicht bei den üblichen Familientraditionen bleiben. Pomp und außergewöhnliche Delikatessen wurden Sarek schließlich oft genug geboten. Sie war dem Rat gefolgt, wusste sie doch, dass ihr Sohn als Captain eines Raumschiffs Bankette und Festlichkeiten der unterschiedlichsten Völker und Zivilisationen kannte. Als alle gegessen hatten, war sie sogar froh, strikt bei alten Gewohnheiten geblieben zu sein. Die zufriedenen Minen bestätigten die Worte ihres Sohnes. Amanda half ihr das Geschirr in die Küche zu bringen, doch Winona überzeugte sie, dass der Rest bis morgen warten konnte. Jetzt war anderes wichtiger. Schnell zogen sie sich um und gesellten sich dann zu den Männern, die es sich inzwischen in der festlich geschmückten Bibliothek mit Punsch und Plätzchen gemütlich gemacht hatten. Jim hatte noch echte Kerzen auf den Zweigen des Weihnachtsbaumes befestigt und zündete sie nun mit Spocks Hilfe an. Ein weicher Duft nach Honig, echtem Wachs und fast unvermeidlichem Kerzenruß füllte den Raum, ergänzte den angenehm harzig-frischen Geruch der Tannennadeln und den eher süßen des weihnachtlichen Backwerks. Winona musterte die beiden Vulkanier, sichtlich beeindruckt von deren eleganter Kleidung. Beide Männer trugen Roben aus schwerem Satin. Sarek in einem dunklen Grau, Spock in einem tiefen Günton, der seinem Teint schmeichelte. Der Stoff fiel in weichen Falten um die schlanken Gestalten, betonte die breiten Schultern und die geschmeidigen Bewegungen. Amanda hatte sich ebenfalls umgezogen - in erstaunlich kurzer Zeit, wie Winona staunend bemerkte. Sie trug nun ein ähnliches Gewand wie die Männer, nur dass es aus einem leichteren, etwas durchscheinenden Stoff gefertigt war und in mehreren Schichten ihren Körper bedeckte, so dass es letztendlich blickdicht erschien. Es gab ihr ein zartes, zerbrechliches Aussehen, betonte ihre zierliche Figur. Jim hatte seine Galauniform angezogen und erschien seiner Mutter ebenfalls sehr würdevoll und gut aussehend. Sie betrachtete ihn stolz und beobachtete still lächelnd, wie er gemeinsam mit Spock die unzähligen Kerzen am Baum anzündete. Spock blickte dabei immer wieder zwischen Jim und den funkelnden Lichtern hin und her, schien nicht zu wissen, was ihn mehr faszinierte. Es war so offensichtlich, dass beide ein Paar waren - und ein glückliches obendrein. Blieb nur zu hoffen, dass das auch Sarek so sah. Ihre Intuition sagte ihr, dass noch nicht alle Fragen geklärt waren. Schließlich setzten sich alle wieder, und einer weiteren Tradition folgend, las Jim die Weihnachtsgeschichte vor. Im Hintergrund spielten leise Weihnachtsmelodien und halfen mit, alles in eine unwirkliche, verträumt-besinnliche Atmosphäre zu tauchen. Sarek, Spock und Solak beobachteten alles, sogen die Eindrücke förmlich in sich auf, was Jim zu einem Lächeln reizte. Spock würde ihn später mit Fragen überhäufen, dessen war er sich sicher. Er freute sich darauf, seinem Freund alles zu erklären. Freute sich, dieses Stück Kindheit, das Weihnachten noch immer für ihn war, mit ihm teilen zu können. Es fühlte sich richtig an, auch wenn es andere, außenstehende vielleicht als kitschig empfinden mochten. Die Frauen stimmten schließlich in die Melodien ein und sangen einige der Lieder mit leisen, sanften Stimmen mit. Solak sah seine Mutter dabei fasziniert an, hatte er sie doch nie zuvor singen gehört. Spock, der die hohe, angenehme Stimme kannte, schloss die Augen und ließ sich in den Melodien treiben. Er konnte Jims Präsenz fühlen, spürte das fester werdende Band. Angenehm und Willkommen, füllte es ihn doch mit einer Wärme, die er nie zuvor erlebt hatte. Er empfand es, als würde er schweben. Nichts war wichtiger als diese Verbindung zu dem Mann, den er liebte. Als er die Augen öffnete, schaute er direkt in die hellbraunen Jims, konnte spüren wie tief bewegt dieser war. Er sandte seine eigenen Empfindungen durch das noch fragile Band, gespannt darauf, ob Jim es bemerkten würde. Pupillen weiteten sich erstaunt und ein breites Lächeln erschien auf dem Gesicht des Menschen, gaben Spock die Antwort, auf die er gehofft hatte. Wäre das Band einseitig, hätte Jim nichts von ihm wahrnehmen können. Sarek hatte den Blickwechsel schweigend verfolgt. Er senkte seine Schilde etwas, voll auf Spock konzentriert. Die Wärme und Tiefe der Empfindungen, die er in seinem Sohn wahrnehmen konnte verwirrte ihn einen Moment lang, hatte er doch nicht damit gerechnet, das Spock dazu fähig sein würde. Er stand darin seiner Mutter in nichts nach, vereinigte die Stärke der vulkanischen Emotionen mit der der menschlichen, ohne es überhaupt wahrzunehmen. Hinzu kamen seine außergewöhnlich hohen mentalen Fähigkeiten. Sareks Blick wanderte zwischen seinem Sohn und seinem gewählten Partner hin und her, bestätigten ihm, was er bisher nur gehofft hatte. Spock hatte seinen T'hyla, seine ihn ergänzende Seelenhälfte gefunden. //Gibt es diese Einheit, diese Vollkommenheit wirklich, wie sie in den alten Legenden erzählt wird? Es scheint unlogisch und doch sehe ich den Beweis vor mir.// Er verbarg seine Gedanken sorgfältig vor seiner Gemahlin, die jede Sekunde des Abends genoss und sich nicht durch seine zurückhaltende Neugierde bremsen ließ. Dies war ein Teil ihrer Kultur und sie hatte sich oft genug der vulkanischen angepasst, um nun von Sarek das gleiche fordern zu können. Sarek hatte keine Einwände. Schließlich waren die Kerzen hinuntergebrannt und verloschen, eine nach der anderen, in den metallenen Halterungen. Für Jim war es das Signal aufzustehen. Er trat zu dem Baum und bückte sich nach einigen darunter verborgenen Päckchen. Alle waren in buntem, mit winterlichen Motiven bedrucktem Papier eingeschlagen und mit goldenen Bändern geschmückt. Amanda lächelte, als sie es sah. Ihr Blick glitt zu ihren beiden Söhnen und ihrem Gemahl. Spock und Sarek wussten, worum es sich handelte, doch beide hoben dennoch simultan eine Braue. Nur Solak kannte diese irdische Tradition nicht und schaute verwirrt, als Kim mit den Päckchen zu ihm ging. "Weihnachten ist ein Fest der Freude. Man teilt diese Freude, indem man anderen, die einem etwas bedeuten, ein Geschenk macht. In meiner Familie war es immer die Aufgabe des Jüngsten, die Geschenke zu verteilen, weshalb nun dir diese Aufgabe zufällt. Ich hatte es lange genug machen müssen", fügte er mit einem zu seiner Mutter gerichteten Augenzwinkern hinzu. Sie lachte. Solak musterte erst die Päckchen, dann Kirk, dann seine Eltern, die ihm beide zunickten. Sogar Spock wurde mit einem fragenden Blick bedacht, doch dieser hatte nur Augen für Jim. "Schau, hier stehen die Namen drauf. Deine Aufgabe ist also nicht allzu schwer", neckte Jim und zeigte Solak die kleinen, angebundenen Schildchen. Der Junge nickte und mit aller Ernsthaftigkeit, die er für die Situation angemessen hielt, verteilte er die Gaben, bis der Stapel weg war. Jeder hatte etwas erhalten und ein allgemeines Auspacken, Staunen und Danken begann. Sarek hatte für jeden wundervoll geformte Kristallskulpturen mitgebracht, von einem der besten Glasbläser Vulkans gefertigt. Er wusste von Amanda, dass sie auf der Erde weitgehend unbekannt waren und fand es bestätigt. Winona dankte ihm überschwänglich und Jim bewunderte den sanften Schimmer, der von der Skulptur ausging, als sich das Licht in ihr brach. Doch noch mehr schien er sich über den Bildband zu freuen, den Spock heimlich dem Stapel hinzugefügt hatte. Er schlug das Buch sofort behutsam in der Mitte auf und ließ die Fingerkuppen über das echte Papier gleiten. Dann sah er zu Spock auf. Ihre Blicke trafen sich und Worte waren nicht nötig, als sie er ihm mit den Augen dankte. Überwältigt von den Empfindungen, die Spock über die feine Verbindung wahrnehmen konnte, senkte er den Blick auf sein zweites, noch nicht geöffnetes Geschenk. Die hölzerne Schatulle mit dem Räucherwerk stand bereits neben ihm, hüllte ihn in ihren kostbaren Duft ein. Seine Finger strichen sanft über das einfarbig rote Papier, als er die sorgfältig gebundene Schleife löste. Er spürte, dass dies etwas besonderes sein musste. "Pack aus, bitte", raunte Jim leise und kniete sich neben Spock. Es war ihm völlig egal, dass sie nicht allein waren, achtete doch kaum jemand auf sie. Die anderen waren viel zu sehr in Gespräche vertieft, untermalt von dem Geklapper eines antiken mechanischen Spielzeugs, das Solak von Winona erhalten hatte und das er fasziniert immer und immer wieder aktivierte. Spock nahm es nicht wahr. Statt dessen war er völlig auf Jim und dessen Nähe konzentriert. Wärme entstand in ihm und er hob die Hand, strich sanft über das geliebte Gesicht vor ihm. Es war ihm völlig gleichgültig, dass Sarek in genau diesem Moment hinübersah, bemerkte es nicht einmal. Kirk drehte den Kopf und küsste sanft die Fingerspitzen. Dann nickte er zu dem kleinen Päckchen hin. "Bitte... öffne es." Spock sah wieder auf seine Hand hinab, sah dann noch einmal zu Jim. Schließlich entfernte er das Geschenkpapier. Eine unscheinbare Schatulle kam zum Vorschein, so klein, dass sie bequem auf seiner Handfläche Platz hatte. Auch Amanda und Winona waren still geworden, betrachteten das völlig mit sich beschäftigte Paar. Weder Spock noch Jim merkten es. Eine unwirkliche, gleichzeitig gespannte und friedliche Stimmung lag in der Luft. Langsam öffnete Spock die Schatulle. Er schluckte, versuchte sichtlich seine Beherrschung nicht zu verlieren, als der Inhalt sichtbar wurde. Es gelang ihm nur teilweise. Sein Blick huschte zu Jim, der lächelnd vor ihm saß, dann zurück zu dem in schwarzem Samt eingeschlagenen Schmuckstück. Ein kleine Stück davon war sichtbar, fing das gedämpfte Licht ein. Er atmete tief durch, schlug dann behutsam das Tuch zurück und nahm den Blut-Seelenstein heraus. Ein Keuchen ließ ihn aufsehen und er schaute geradewegs in die verblüfft geweiteten Augen seines Vaters. *Damit* hatte Sarek offensichtlich nicht gerechnet. Spock ignorierte es, zu tief bewegt um sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Es war ihm gleichgültig, ob seine Kontrollen zerfielen, gleichgültig, ob sichtbar wurde, was er empfand, gleichgültig, ob andere Zeuge seiner Liebe zu Jim wurden. Er zog Jim auf die Füße, während er selbst auch aufstand. Eine Hand ausgestreckt, das Schmuckstück auf der Handfläche, schaute er Jim an. "Du bittest mich damit um die Besiegelung eines Bandes, wie es nur in Legenden existiert. Um die Vereinigung unsere Seelen bis über den Tod hinaus. Um das Teilen einer Seele in zwei Körpern. Ist dies dein Wunsch?" Kirk wusste, dass es sich um eine rituale Formel handelte, die Spock lediglich in Standard aussprach, damit alle es verstehen konnten. Er antwortete ebenso. "Ich bitte dich mit dieser Gabe um die Besiegelung eines Bandes, wie es nur in Legenden existiert. Um die Vereinigung unsere Seelen bis über den Tod hinaus. Um das Teilen einer Seele in zwei Körpern. Dies ist mein Wunsch." Ohne Zögern legte er seine geöffnete Hand so auf Spocks, dass er den Blut-Seelenstein ebenfalls mit der Handfläche berührte. Spocks Finger schlossen sich um seine Hand, hielten ihn, während die andere Hand zu den Kontaktpunkten in seinem Gesicht glitt. Auch diese Geste kopierte Kirk ohne Zögern, auch wenn er nicht wirklich einen Kontakt würde initiieren können. Sofort fühlte Jim Spocks willkommene Präsenz in seinem Bewusstsein und er schloss überwältigt die Augen. Er wollte es, wollte ihm immer auf diese Weise nahe sein, uneingeschränkt das komplexe, starke und doch so feinfühlige Bewusstsein spüren. Ein Teil davon sein. Er würde es sein. Ohne dass einer von beiden aktiv mitwirkte, konnten sie fühlen wie sich das Band zwischen ihnen formte, sich tief in ihnen verankerte in Bereichen, die sie nicht bewusst erreichen konnten. Selbst ein Heiler konnte nicht so tief vordringen. Winona, Amanda und Sarek beobachteten schweigend die lautlose Szene, wurden Zeuge, als beide Männer begannen im gleichen Rhythmus zu atmen. In beiden Gesichter spiegelte sich das gleiche wider: Staunen, Freude, Liebe und Glück. Alles ohne Einschränkung, ohne Kontrolle, ohne Scham. Langsam stand Sarek auf. Er wusste, da kein Heiler anwesend war, war es seine Aufgabe, das Band zu vollenden. Er trat neben das Paar, legte seine Hand auf die sich haltenden Hände und wurde sofort mit in das sich bildende Band hineingezogen. Nicht als Teil der Bindung, sondern in der Rolle, die ihm zukam: die des Besiegelnden und Zeugen. Staunend betrachtete er das Bild, auf das er im inneren der Mentalverschmelzung stieß. Beide Männer standen voreinander, ohne sich zu berühren. Bänder aus schimmerndem Licht wanden sich um sie, verbanden sie enger miteinander, als alle verbalen Schwüre und Versprechungen es konnten. Die Bänder bewegten sich, wurden schneller, bis alles in einem einzigen Leuchten verschwand und Sarek für einen Moment nichts als Helligkeit erkennen konnte. Er trat näher, die Hände noch vorne gestreckt, bis er mit den Fingerkuppen das Licht berührte. Spock und Jim hießen ihn willkommen, baten ihn, die Verbindung zu prüfen und zu bestätigen. Er tat es. Dann zog er sich zurück, überließ das Paar sich selbst. Zurück in der Realität schloss er kurz die Augen, sammelte sich. Dann kehrte er zu seinem Platz neben Amanda zurück. Gemeinsam betrachteten sie Spock und Kirk, die sich nun umarmten und völlig selbstvergessen küssten. Spock hielt den Blut-Seelenstein noch immer in der Hand. Licht fing sich in dem Edelstein und er schien von innen heraus zu glühen, war mit einem ganz eigenen Leuchten erfüllt. Sarek war sich nicht so ganz sicher, ob es wirklich nur eine Lichtbrechung war. Er fühlte Amandas Hand, die sich in seine schob und drückte sie sanft. Sie sah lächelnd zu ihm auf. "Es ist Weihnachten, Sarek. Nicht umsonst nennt man diese Zeit auf der Erde auch die Zeit der Wunder." T T T T T T