"Zeit der Wunder" (T'Sihek) Teil 7/9 T T T Einige Minuten später bog Kirk von der Straße ab und wählte einen unter der Schneedecke nur zu erahnenden Waldweg, der sie tiefer in das dämmrige Halbdunkel führte. "Noch einige hundert Meter, dann sind wir da. Du solltest besser auf dem Schlitten sitzen blieben. Der Schnee liegt hier zwar wegen der Bäume nicht ganz so hoch wie auf den Wiesen, aber für dich ist es immer noch zu anstrengend hindurch zu gehen." Spock löste sich aus der Umarmung und setzte sich auf. "Das Fällen des Weihnachtsbaumes gehört auch zu den für deine Familie typischen Weihnachtsbräuchen?" Kirk nickte lediglich, war sich nicht ganz sicher, worauf Spock hinaus wollte. "Dann möchte ich dich begleiten. Nur zusehen ist etwas anderes, als wirklich aktiv dabei zu sein." Kirk seufzte leise. "Irgendwie habe ich so etwas geahnt. In Ordnung, du kannst mitkommen. Aber unter einer Bedingung." Er wartete, bis Spock knapp nickte. "Du bleibst dicht bei mir und keine Aktionen, die deine Beine und Hüften übermäßig anstrengen. Finger weg vom Baum. Den trag ich allein. Bones macht mich einen Kopf kürzer, wenn du dich überanstrengst." "Aye, Captain." Kirk grinste, hielt dann die Kutsche an, als sie eine Pflanzung junger Tannen erreichten. Er deutete mit dem Kopf hinüber. "Die direkt am Weg sind noch zu klein, dahinter sind größere und ich hatte vor, dort einen Baum zu holen." Dann schwang er sich vom Kutschbock und half Spock anschließend dabei ebenfalls abzusteigen. Durch Kälte und die lange Fahrt verkrampfte Muskeln gaben nach und ließen den Vulkanier taumeln. Kirk griff sofort zu und hielt ihn an den Oberarmen fest, bis Spock sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. "Alles okay?" "Ja. Bitte geh voran. Du kennst den Weg." "Es ist nicht weit." Kirk sicherte die Bremse und schlang die Zügel um einen jungen Baum am Wegrand, holte dann die mitgebrachte altmodische Baumsäge und zwei dicke aufgerollte Seile aus dem Schlitten. Er deutete auf eine zwischen den jungen Tannen sichtbare Schneise. "Da durch, dann erreichen wir die Pflanzung am schnellsten." Die Schneise war relativ schmal und Kirk ging langsam voran, bahnte so einen Weg durch den hier kniehoch liegenden Schnee. Er achtete aber darauf, dass Spock dicht hinter ihm blieb. So würde er sofort merken, wenn der Marsch zu anstrengend für ihn werden würde. Von sich aus würde Spock niemals etwas sagen, das wusste er. Sie kamen erstaunlich schnell voran. Nach etwa zweihundert Metern öffnete sich der Weg vor ihnen zu einer künstlichen Lichtung, die mit den vereinzelten Stümpfen bereits in früheren Jahren geschlagener Bäume gefüllt war. Sie waren als schlanke Erhebungen unter der Schneedecke sichtbar. Kirk blieb stehen. "Da wären wir. Die Bäume am Rand der Lichtung hatte mein Vater gepflanzt, als Sam und ich noch Kinder waren. Sie sind jetzt gerade richtig. " Spock sah etwas zweifelnd zu den gut zwanzig Meter hohen Tannen auf" "Sie erscheinen etwas... groß... um sie in die Wohnung zu stellen", bemerkte er sichtlich irritiert. Kirk grinste erneut. "Keine Sorge. Der Stamm wird zu Brennholz für den Kamin verarbeitet. Wir nehmen heute nur die Krone mit und die sind bei so großen Bäumen nun mal am schönsten. Wart einfach ab." Kirk sah prüfend zu den Baumkronen hinauf und entschied sich nach einigem Suchen für ein gleichmäßig gewachsenes Exemplar. Spock hatte ihn während der ganzen Zeit nicht aus den Augen gelassen. Die von der Fahrt zerzausten Haare - Kirk hatte sich geweigert eine Mütze aufzusetzen - und die geröteten Wangen ließen ihn jünger erscheinen, als er war. Die voller Vorfreude blitzenden Augen taten ein übriges. Schließlich setzte Kirk die Säge an einem Stamm an und begann mit den Fällarbeiten. Spock war weit genug entfernt, um nicht in den Gefahrenbereich zu geraten, beobachtete von dort aus interessiert, wie der noch recht dünne Stamm mit einigen kräftigen Zügen gefällt wurde. Kirk sägte zunächst einen Keil heraus und trennte dann den Rest des Stammes auf der anderen Seite durch, gab dann dem Baum einen deftigen Schubs, als er zu kippen begann. Im nächsten Moment war die Sicht durch fallenden Schnee versperrt. Kirk wartete, bis sich das Gestöber gelegt hatte und sah dann stolz grinsend zu Spock, der sich eben den Schnee von der Jacke klopfte. "Ich kann es noch. " Spock sah zu ihm hinüber. "Offensichtlich. Die Fallrichtung des Baumes war jedoch durch die Lichtung schon vorgegeben. Alles andere wäre unlogisch gewesen." Kirk zog einen übermütigen Schmollmund und kam zu seinem Freund hinüber. "Ich meinte eigentlich die Fälltechnik. Das ist mit einer so alten Säge gar nicht einfach. Aber es gehört einfach dazu und es ist irgendwie unpassend hierzu eine energiebetriebene Säge zu nehmen." Er sah zu dem liegenden Baum. "Was meinst du, wo sollen wir die Krone abnehmen? Das Zimmer ist fast drei Meter hoch. Wir haben also jede Menge Platz." Gemeinsam stapften sie durch den jetzt nicht mehr so unberührt liegenden Schnee und begutachteten das Geäst genauer. "Wir brauchen auch noch jede Menge Äste für die sonstige Dekoration", murmelte Kirk, während er um die Krone herumlief. Schließlich setzte er die Säge erneut an und kappte den zukünftigen Weihnachtsbaum vom Stamm. Spock beobachtete ihn schlicht dabei, registrierte alles aber enthielt sich eines Kommentars. Er wusste schlicht nicht, worauf es ankam. Nach einigen erklärenden Worten Kirks half er ihm dann dabei, noch einige der am Stamm verbliebenen Äste abzusägen und mit einem der mitgebrachten Seile zu einem recht handlichen Bündel zusammenzuschnüren. Kirk umwickelte währenddessen die Krone des Weihnachtsbaumes mit dem anderen Seil, so dass die Zweige zusammengedrückt wurden und der Baum leichter transportiert werden konnte. Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg. Spock hatte sich nach einiger Diskussion damit abgefunden, lediglich das ihm sehr leicht erscheinende Bündel aus Zweigen hinter sich her zu ziehen, während Kirk den Baum für sich beanspruchte. Es dauerte länger als beim Hinweg, bis sie den geduldig wartenden Rappen mit dem Schlitten erreichten. Spock packte mit an, als Kirk den Baum auf den Wagen wuchtete, lud dann die Zweige und die Säge dazu. Als er wieder auf den Kutschbock kletterte, bemerkte er das deutlicher gewordene Pulsieren in seinen kaum verheilten Beinen, mit dem sich die Überbeanspruchung bemerkbar machte. Spock sagte nichts, doch er hüllte sich besonders sorgfältig in die wärmenden Decken. Kirk merkte nichts davon. Voller Vorfreude schlug er den Heimweg ein. Es war inzwischen fast Mittag und die Sonne schien deutlich wärmer als noch eine Stunde zuvor. Kirk erlaubte dem Pferd nur ein langsames Tempo, damit kein kalter Fahrtwind den Genuss für Spock trüben konnte, machte ihn hin und wieder auf besonders schöne Ausblicke auf die Landschaft aufmerksam. Spock gelang es endlich, sich auf Jims Nähe und dessen Vorfreude einzulassen, die Fahrt voll auszukosten. Als sie in Sichtweite des Hauses kamen, dachte er gar nicht mehr an Solak, der ihn dort wieder in seiner kindlich-arroganten Überheblichkeit an seine Unzulänglichkeit erinnern würde. T T T Als sie wieder am Haus ankamen, war es schon merklich kühler geworden. Spock, der die ganze Zeit über reglos auf dem Kutschbock neben Kirk gesessen hatte, merkte erst jetzt, wie sehr er fror. Auch Kirk merkte es. "Himmel, Spock. Warum hast du denn nichts gesagt", grummelte er, während er dem vom langen Sitzen verkrampften Vulkanier vom Schlitten herunter half. Es erschreckte ihn, wie sehr sich Spock dabei auf ihn stützte. Ohne weiter auf das Pferd zu achten, führte er seinen Freund ins Haus, half ihm dort die Thermokleidung auszuziehen. "Was ist?" Winona hatte die Ankunft der beiden bemerkt und kam nun ebenfalls heran. Ein Blick in das aschfahle Gesicht des Vulkaniers genügte ihr. "Kommen Sie, Spock. In der Bibliothek brennt ein Feuer im Kamin. Das Sofa davor ist der beste Platz um sich nach einer solchen Fahrt aufzuwärmen." Kirk nickte . "Gute Idee. Würdest du bitte einen heißen Tee zubereiten, Mom? " Noch während sie in Richtung Küche verschwand, führte Kirk Spock in die Bibliothek. "Geht es?" fragte er besorgt. Spock nickte knapp. Jede Bewegung sandte schmerzhaftes Stechen durch Hüfte und Beine, ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. Draußen hatte er die Belastung gar nicht so stark wahrgenommen, doch hier im warmen Haus begann seine unterkühlte Haut zu kribbeln und die einsetzende Blutzirkulation verstärkte die Schmerzen nur noch. Er wusste, er hatte einen Fehler gemacht, doch um nichts um alles in der Welt hätte er auf die Stunden allein in Jims Gesellschaft verzichten wollen. Er würde Schmerzen haben in der Nacht. Nur zu wohl bekannte Schmerzen. Er war bereit, diesen Preis zu zahlen. Schließlich hatten sie das Sofa erreicht und Kirk ließ Spock behutsam darauf nieder. Dann hob er dessen Beine an, streifte Stiefel und Socken ab und legte auch sie auf die Unterlage. Spock ließ es einfach geschehen. Er war zu sehr damit beschäftigt, seine Kontrollen aufrecht zu erhalten. Dankbar ließ er sich von Kirk in eine wärmend Decke einhüllen. "Ich würde ja vorschlagen, die kalte Kleidung auch auszuziehen, aber da wir hier nicht allein sind wirst du das nicht wollen, hm?" "Nein", brachte Spock leise hervor, während sein Körper unkontrolliert zu zittern begann. Kirk betrachtete ihn einen Moment lang, dann setzte er sich ans Fußende und schob seine Hände unter die Decke. Spock zuckte kurz zurück, ließ dann aber zu, dass Kirk einen der eiskalten Füße in seine wärmeren Hände nahm und ihn behutsam massierte. Es tat weh, Kirk konnte es an den feinen Fältchen erkennen, die sich in Spocks Augenwinkeln bildeten. Schmerzen, vor denen er ihn gerne bewahrt hätte. Das leise Rascheln von Kleidung ließ beide zusammenzucken und Kirk sah halb ärgerlich, halb überrascht auf. "Sind das die Folgen von einem zu langen Aufenthalt in der winterlichen Kälte?" fragte Solak und musterte seinen noch immer bleichen Bruder mit deutlicher Geringschätzung. "Mutter warnte mich, zu lange draußen zu bleiben und ich halte mich an ihre logische Anweisung. Du solltest dir der Gefahren noch weit eher bewusst sein." Spock schloss lediglich die Augen, zu erschöpft, um sich den kaum verborgenen Beleidigungen zu stellen. Er war schlicht müde. Kirks Berührungen waren angenehm, auch wenn sie die Blutzirkulation auf recht schmerzhafte Weise wieder in Gang brachten. Es fiel ihm schwer, die Schmerzen zu verbergen. Allein mit Kirk wäre es einfacher für ihn gewesen, doch in Gegenwart Solaks war es eine Unmöglichkeit, sich fallen zu lassen. Das Kind erinnerte ihn zu sehr an seine Unzulänglichkeiten, an Erwartungen, die in ihn gestellt wurden und die er niemals würde erfüllen können. Gleich, wie sehr er sich bemühte. Es war hart, deswegen abgelehnt zu werden. War ihm Kirk deshalb so wichtig? Weil der Mensch ihn so akzeptierte wie er war? Weil er keine unerfüllbaren Forderungen an ihn stellte, keine Erwartungen? Die Bewegungen der Hände stoppte und Kirk holte tief Luft, riss Spock damit aus seinen Grüblereien. "Ich würde vorschlagen, du setzt dich erst mal selbst der winterlichen Witterung aus, bevor du andere kritisierst. Abgesehen davon ist Commander Spock unter anderen Voraussetzungen in der Lage mit weitaus härteren Umweltbedingungen klar zu kommen. Derzeit leidet dein Bruder noch unter den Folgen einer lebensgefährlichen Verletzung. Aber gleichgültig, ob dir dieser Fakt bekannt war oder nicht, ist es schlicht unverschämt, derartige Bemerkungen an ihn zu richten. Du wirst dich, solange du dich in diesem Haus aufhältst, angemessen benehmen. Für den Anfang schlage ich vor du machst dich nützlich und hilfst dabei, die Zweige vom Schlitten zu laden. Um den Baum werde ich mich später kümmern." Solak starrte ihn einen Moment sprachlos an, machte dann auf dem Absatz kehrt und stakste mit der ganzen Entrüstung seiner knapp sieben Jahre aus dem Zimmer. Kirk sah ihm stirnrunzelnd nach. "Warum, Spock? Warum benimmt er sich so?" Sein Blick suchte den des Vulkaniers, doch sein Freund hatte den Kopf zur Seite gedreht. Die Augen waren geschlossen, verrieten dennoch die Frustration des Vulkaniers. "Ich weiß es nicht, Jim", murmelte dieser schließlich. Nicht ganz mit der Antwort zufrieden, setzte Kirk die Massage fort. Es dauerte nicht lange und er spürte, wie sich der Vulkanier merklich entspannte. Der Atem wurde tiefer, ruhiger. Er war eingeschlafen. Kirk blieb noch einen Moment lang bei ihm sitzen, strich die zerzausten Ponysträhnen glatt. Er konnte nicht ganz nachvollziehen, weshalb sich Spock so sehr von einem Kind gängeln ließ, ahnte aber, dass da mehr dahinter steckte. Es ging nicht um Solak. Es ging um Sarek und dessen Anerkennung. Die Anerkennung des Vaters. Auch die des Clans? Wie weit zogen sich diese Kreise? Ging es wirklich nur allein um die Erblinie? Kirk wusste nicht viel darüber, welche Rolle Spocks Clan auf Vulkan wirklich spielte. Er war einflussreich, hatte Macht. Soviel wusste er immerhin, doch nichts genaueres. Es hätte ein so schönes Weihnachtsfest werden können. Aber vielleicht war es sogar gut so, dass eine solche Konfrontation auf Spock wartete. Sarek würde in einigen Tagen auch ankommen, das Weihnachtsfest mit ihnen verbringen. Kirk wusste noch nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Etwas würde geschehen, die Frage war nur, wie es enden würde. Leise, um Spock nicht zu wecken, legte Kirk einige Holzscheite nach, starrte dann nachdenklich in die auflodernden Flammen. Auch er hatte lange mit Sam um die Gunst des Vaters konkurriert, hatte versucht alles *richtig* zu machen. Es hatte lange gedauert, bis er begriffen hatte, dass es ihm nicht gelingen würde. Erst dann war er frei gewesen, sich ohne Trotz oder Beeinflussung um sein eigenes Leben zu kümmern, konnte sich frei für seinen Traumberuf entscheiden. Stand Spock unter einem ähnlichen Druck? Er war noch jung für einen Vulkanier, eigentlich noch kaum erwachsen. Es wäre denkbar. Er würde mit ihm darüber reden, später. Mit einem letzten Blick auf seinen erschöpften Freund ging Kirk hinaus, um den Frauen dabei zu helfen, den Tannenbaum fürs erste zu verstauen und das Pferd wieder in den Stall zu bringen. Danach würde es sicher bald Abendessen geben. Bis dahin sollte Spock schlafen. Es tat ihm gut und Kirk wusste, dass er sich die dringend benötigte Ruhe anders kaum gönnen würde. Es war ein anstrengender Nachmittag für ihn gewesen und Bones hätte ihnen beiden wahrscheinlich die Leviten gelesen, wäre er nun hier. Kirk würde dafür sorgen, dass sein Freund sich auch nach dem Abendessen bald wieder schlafen legte. T T T Leises, schmerzhaftes Stöhnen weckte Kirk später in der Nacht. Er war sofort hellwach und lauschte angespannt. Als es sich wiederholte, schwang er die Beine aus dem Bett, warf sich nur schnell einen Morgenmantel über und eilte ins angrenzende Zimmer, in dem Spock untergebracht war. Er fand den Vulkanier zitternd und mit einer feinen Schweißschicht bedeckt zusammengerollt im Bett vor. Der Kopf war im Kissen vergraben, die Hände in das Laken gekrallt, so dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Erschrocken setzte er sich auf die Bettkante. "Spock? Hörst du mich?" Der Vulkanier reagierte zunächst nicht und Kirk glaubte schon, er sei gar nicht ansprechbar. Dann jedoch löste sich eine der verkrampften Hände und griff blind nach Kirk. Der fing die zitternde Hand ein. ""Sssscht... ich bin hier. Himmel! Sind das die Krämpfe, vor denen Bones gewarnt hatte? Ich hatte keine Ahnung, dass sie so stark sein können... Hast du das Medikament mitgenommen, dass Bones dir gegeben hat?" Wieder reagierte Spock nicht und Kirk entdeckte schließlich die offene Tablettendose auf dem Nachttisch. Er spähte hinein. "Hast du die Menge genommen, die dir Bones genannt hat?" "Ja." Die Stimme war nur ein heiseres Krächzen. "Kann nicht... bewegen... keine Wirkung..." Kirk starrte geschockt auf den verkrampften Körper, registrierte erst jetzt, dass Spock nackt war. Dadurch waren die hart gespannten Sehnen an seinen Beinen und der Hüfte sichtbar, sowie der sicher schmerzhafte Winkel, in den seine Wirbelsäule durch die Muskelkrämpfe gezwungen wurde. McCoy hatte sie beide davor gewarnt, dass das passieren würde, wenn sich Spock nicht schonte. Wenn das Medikament nicht mehr wirkte, würde nur noch Wärme helfen... Körpertemperatur hatte Bones gesagt... Ohne zu zögern begann Kirk behutsam damit die stahlhart gespannten Sehnen und Muskeln zu massieren, was Spock allerdings leise Wimmern ließ. Es tat weh.. würde noch eine ganze Weile dauern, bis die überreizten Nerven aufhörten Schmerzimpulse und fehlgeleitete Informationen zu senden, die dafür sorgten, dass sich die Muskeln verkrampften. Es dauerte fast eine halbe Stunde und Kirks Hände begannen bereits erste Ermüdungserscheinungen zu zeigen, als Spocks Finger sich schließlich aus ihrer starren Haltung lösten und die ersten Zeichen von Entspannung sichtbar wurden. "Besser?" fragte Kirk leise und beugte sich über seinen zitternden und leise keuchenden Freund. Selbst das Atmen war ihm schwer gefallen. "Ja." Nur ein Flüstern mit vor Anstrengung heiserer Stimme. Kirk ließ die sanfte Massage in ein ebenso sanftes Streicheln übergehen, gönnte dem geschundenen Körper etwas Ruhe, zog dann schließlich seine Hände ganz weg, als Spock vorsichtig etwas weiter an die Wand heranrutschte. Die Decke, die Spock in seinem Bemühen die beginnenden Krämpfe durch gezielte Bewegungen zu verhindern, vom Bett geschoben hatte, war verschwitzt, klamm und kalt. Kirk warf sie mit einem unwilligen Brummen wieder auf den Boden, stand dann auf. Spock zuckte zusammen und versuchte sich umzudrehen. "Bitte bleib Jim." Kirk sah auf seinen erschöpften Freund hinab. Die eben erst abklingenden Schmerzen gruben noch immer tiefe Linien in das jetzt völlig offene Gesicht. Spock hatte schlicht keine Kraft um seine Emotionen zu verbergen. Er hob eine Hand und strich beruhigend eine der zerzausten Strähnen aus der Stirn. "Ich hole nur meine Decke. Deine ist verschwitzt und wird dich nicht genügend wärmen. Und Wärme brauchst du jetzt." Spock nickte und ließ sich wieder zurücksinken. Kirk war wirklich wenige Augenblicke später wieder zurück und hüllte den zitternden Vulkanier in die noch warme Decke. Etwas unschlüssig setzte er sich dann auf die Bettkante. Er wollte Spock nicht in diesem Zustand allein lassen, wusste aber auch nicht, ob der Vulkanier nicht gerade jetzt seine Ruhe brauchte. Spock nahm ihm die Entscheidung ab. "Deine Berührung... hat mir geholfen, die Wärme deiner Hände ist... angenehm", murmelte er und drehte mühsam den Kopf, um Kirk ansehen zu können. "Möchtest du ein Thermoelement? Ich kann es auf die richtige Temperatur einstellen." "Nein." Spock zögerte und sah scheu zu ihm auf. Er schluckte. "Würdest... würdest du zu mir liegen? Deine Wärme..." Kirk nickte, wollte Spock nicht zwingen, sich noch mehr zu verausgaben. Der Vulkanier brauchte jetzt dringend Schlaf. Ohne zögern streifte er seinen Morgenmantel ab und schlüpfte hinter Spock unter die Decke, zog den sich entspannenden Vulkanier in eine behutsame Umarmung, während er seinen Körper an ihn schmiegte. "Versuch jetzt zu schlafen. Darüber, dass du mir nicht gesagt hast, dass du dich überanstrengt hast, reden wir morgen. Ich hatte nur angenommen, dass es dir zu kalt geworden ist. In Zukunft werde ich wohl besser auf dich aufpassen müssen, mein Lieber", flüsterte Kirk an einem der elegant geschwungenen Ohren. Spock nickte lediglich und griff nach Kirks Hand, die auf seinem Brustkorb lag. Ihre Finger verwoben sich. Minuten später merkte Kirk an den tiefer werdenden Atemzügen, dass Spock eingeschlafen war. Er lag noch lange wach, verblüfft und gleichzeitig froh über das Vertrauen, das ihm der Vulkanier entgegenbrachte, über die Nähe, die dieser so plötzlich zuließ, sogar erbat. Aber auch die Tatsache, dass sie beide nackt waren und er nur zu deutlich die samtige Textur der warmen Haut an viel zu empfindsamen Stellen spüren konnte, ließ ihn nicht einschlafen. In seiner Eile sich um Spock zu kümmern, hatte er gar nicht mehr daran gedacht, sich etwas anzuziehen. Nun, es schien seinen Freund nicht zu stören. T T T Kirk seufzte leise und schmiegte sich noch etwas enger an den Körper in seinen Armen. Es war ein angenehmer... anregender Traum. Ein Traum, wie er ihn schon so oft morgens beim Aufwachen erlebt hatte... Spock in seinen Armen, die warme Haut, das dunkle Haar leicht zerzaust, die Augen noch verschlafen... Kirk konnte und wollte nicht verhindern, dass sich Hitze in seinem Bauch und tiefer ausbreitete. Es war so angenehm und er wollte noch nicht wach werden. In seiner Phantasie bewegte sich Spock, schmiegte sich enger an ihn, nahm ihn in sich auf.... Im nächsten Moment keuchte Kirk erschrocken, als er tatsächlich fühlte, wie sein hartes Glied in einen mehr als willigen Körper glitt und sich eben dieser warme, schlanke Leib enger an ihn drängte. Seine Augen schnappten auf und er starrte auf einen zerzausten Hinterkopf, der sich eben mit einem leisen Stöhnen ins Kissen grub. "Spock.... Gott... ich..." Kirk wollte reflexartig zurückweichen, doch eine Hand auf seiner Hüfte stoppte ihn sehr effektiv. Spock richtete sich halb auf einen Arm gestützt auf, ohne dabei den intimen Kontakt ihrer Körper zu stören, und drehte den Kopf in seine Richtung. "Jim... bitte... ich... ich wünsche mir das schon so lange von dir... wünsche mir..." Dunkle Augen bohrten sich in hellbraune, erstickten Kirks verdatterten Protest im Keim. Wellen aus Begierde und angenehmen erotischen Gefühlen erfassten ihn, gingen ganz klar von dem Vulkanier aus. Schließlich, als sich Kirk in den Moment fallen ließ, löste Spock den Blickkontakt und ließ sich aufs Kissen zurücksinken. Sein Körper spannte sich an, drängte sich erneut gegen Kirk und nahm den Menschen noch tiefer in sich auf. Kirk, der noch immer verblüfft die Reaktionen seines Körpers wie durch eine Glasscheibe hindurch beobachtete, spürte, dass er eine leichte Wölbung im Inneren des warmen Körpers berührte. Wieder drängte sich Spock gegen ihn und diesmal nahm er auch den Schauer wahr, der durch den Vulkanier lief, als er jenen Bereich erneut streifte. Das genügte schließlich, um ihn aus seiner Starre zu lösen. Gott... er wollte das! Er wollte Spock auf diese Weise spüren, ihm zeigen wie angenehm es sein konnte, sich so tief in seine Gefühle fallen zu lassen mit der Person der man vertraute... die man liebte. Plötzlich sicher geworden, umfing er den sich hektisch hebenden und senkenden Brustkorb und zog Spock eng an sich. Sein Bein schlang sich um die schmale Hüfte des Vulkaniers, während seine Hand über den flachen Bauch nach unten tastete, bis er fand was er suchte. Spock keuchte, als ihn Jims kühle Hand umfing, doch bewegungslos verharrte. Einen Moment lang blieben sie so liegen... reglos... erstarrt. Dann ertrug Spock die stärker werdende Spannung in seinem Körper nicht länger und begann instinktiv sich erneut zu bewegen. Kirk überließ ihm die Führung, ließ zu, dass seine locker zur Faust geschlossene Hand über die samtweiche, heiße Haut glitt, ließ zu, dass sein eigenes geschwollenes Glied tief in dem Vulkanier versank, während der sich langsam vor und zurück bewegte, dabei jede Empfindung, jedes Gefühl voll auskostete. Allmählich wurden die Bewegungen schneller, ruckartiger. Der Atem wurde flach, hektisch, bis sich der schlanke Körper in Kirks Armen versteifte und dann von unkontrollierbaren Spasmen geschüttelt wurde. Eine warme, seidige Flüssigkeit ergoss sich zwischen Kirks Finger, mit denen er behutsam die sensible Kuppe liebkoste. Das war genug, um auch seinen Körper reagieren zu lassen. Kirk hatte, gefesselt vom Anblick des völlig in seiner eigenen Ekstase gefangenen Vulkanier seine eigenen Empfindungen ignoriert. Das Losbrechen seines eigenen Höhepunktes überraschte ihn und er stieß instinktiv zwei-, dreimal in den heißen, engen Kanal, bevor er sich mit einem erstickten Keuchen entlud, das Gesicht gegen die weiche, leicht verschwitzte Haut in Spocks Nacken gepresst. Sie blieben reglos liegen, während ihre Körper langsam wieder in die Realität zurücksanken. Schließlich drehte sich Spock um und zog Kirk in seine Arme, bettete den blonden Schopf auf seine Schulter. Dann strich er zögern und scheu eine Strähne aus der Stirn seines Freundes. "Jim?" Schläfrig und völlig entspannt blinzelte Kirk zu ihm auf. Er fühle sich noch immer betäubt, wollte nicht über das nachdenken, was eben geschehen war. //Spock ist Telepath... er hatte meinen Traum wahrgenommen und darauf reagiert. Es kann gar nicht anders sein... war nicht möglich, dass er von sich aus diese Intimität gesucht hatte... // Langsam wurde Kirk munter. Er würde mit Spock reden müssen - jetzt. "Spock... was eben geschehen ist... Davor... ich habe geträumt... von dir..." Kirk spürte wie sich Hitze in seinen Wangen ausbreitete, wollte sein Erröten nicht verbergen. Wenn er Spocks Freundschaft nicht verlieren wollte, musste er ehrlich sein, musste sicher gehen, dass Spock wirklich verstand was eben geschehen war. Ein schlanker Finger legte sich streichelnd auf seine Lippen und ließ ihn verstummen. "Ich weiß, Jim. Es war... es war das, was ich mir schon seit sieben Komma drei vier Monaten wünsche und mir vorzustellen versuche." Spock wich dem überrascht fragenden Blick aus, ließ seine Augen über ihre nackten, ineinander verschlungenen Körper gleiten. "Ich habe mir das schon lange gewünscht... versucht, mir vorzustellen, wie es... mit dir... ich meine..." Er schwieg hilflos, wusste nicht, wie er die wirren Gedanken in seinem Kopf ausdrücken sollte. Zu neu, zu überwältigend war, was er eben erlebt hatte. Nie hätte er für möglich gehalten, dass es so... angenehm sein konnte. Langsam wurde sich Kirk der Arme bewusst, die ihn mit sorgfältig gezügelter Kraft festhielten, spürte den sehnigen Körper so dicht an seinem. Er richtete sich auf und stützte sich leicht mit einer Hand auf dem Brustkorb ab, spürte den weichen Flaum der Haare auf der samtigen Haut. So anders als bei einem Menschen, mehr sicht- als spürbar. Spocks Worte, seine Handlungen, gerade eben und jetzt wanderten erneut durch seine Gedanken und er begann zu begreifen, was ihm der Vulkanier versuchte zu sagen. "Du... begehrst mich auf diese Weise schon länger? Ich wusste nicht... dachte immer du..." Kirk schwieg verwirrt, strich sich mit einer Hand durchs Haar während er sich aufsetzte und mit angezogenen Knien neben seinen Freund hockte. Ein Schauer lief durch Spocks Körper und der Vulkanier griff blind nach der zur Seite gerutschten Decke, hüllte sich darin ein, den Blick von Kirk abgewandt. "Bitte... ich möchte dich ansehen... oder ist dir kalt?" Kirks leise Stimme stoppte Spock und er schüttelte zögernd den Kopf, unsicher, wie er jetzt reagieren sollte. Er blinzelte zu den lächelnden Augen hoch und schob die Decke wieder etwas zurück, entblößte seinen Oberkörper. Behutsam strich Kirk über die bloßen Schultern, zeichnete mit den Fingerkuppen die Linie eines Schlusselbeins nach. "Ich... Gott, Spock... ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Das eben... es war so wunderbar, perfekt... schöner, als ich es mir jemals ausgemalt habe." Spock schluckte, die weiche, leise Stimme umfing ihn, hüllte ihn ein, besänftigte seine Ängste. //Empfindet Jim ähnlich wie ich?// grübelte er unsicher. Er war zu unerfahren, um Jims Handlungen korrekt einordnen zu können. Kirk lächelte, als er die sich langsam entspannenden Züge sah. Es gab ihm den Mut weiterzusprechen. "Ich hatte keine Ahnung, dass du Männer bevorzugst. Die Bindung mit T'Pring... du hast immer so unnahbar gewirkt... ich hatte Angst dich zu verscheuchen, wenn ich dir sagte, wie viel ich wirklich für dich empfinde. Wie viel du mir weit über unsere Freundschaft hinaus bedeutest." Spock drehte langsam den Kopf zu ihm, sah seinen Geliebten an. //Ist Jim das jetzt für mich? Darf ich ihn so nennen, nach diesem einem Mal?// "Du.. diese Form der Intimität stößt dich nicht ab?" Kirk lachte leise. "Weil ich scheinbar nur mit Frauen ins Bett gehe?" Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe auch schon mit Männern geschlafen, ziehe kein Geschlecht dem anderen vor. Was ich suche, ist eine Person, die zu mir passt, die meine Wünsche, meine Art zu leben teilen und verstehen kann. In welchem Körper die steckt ist nicht wichtig." Wieder strich eine kühle Hand über Spocks Schultern, nahm die deutliche Anspannung in dem schlanken Körper wahr. "Es ist wohl einfach nur so, dass es noch immer mehr beachtet wird, wenn ein Mann mit einer Frau flirtet, als wenn es zwei Männer oder zwei Frauen sind." Kirk zog die Hand fort, erinnerte sich plötzlich daran, dass Spock durch die Berührung Teile seiner Gedanken wahrnehmen konnte, wollte ihn nicht mit seiner eigenen Verwirrung belasten. "Ich hatte keine Ahnung, dass du... ich meine..." Spock hatte die Augen geschlossen, sprach leise, als er antwortete. "Ich... erst seit dem Pon farr und nach der Trennung von T'Pring ist mir bewusst geworden, dass ich keine Frau als Partner möchte. Schon vorher war es für mich unangenehm von Frauen berührt zu werden, oder mit ihnen intim zu werden. Danach aber... es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was mit mir los war." Kirk erinnerte sich an seine eigenen Erfahrungen als Teenager, konnte nachvollziehen wie verwirrend die Erkenntnis für Spock gewesen sein musste. "Ich weiß, was du meinst. Aber... versteh mich bitte nicht falsch... aber ich hatte vorhin den Eindruck, dass du sehr genau wusstest, was du willst." Spock schluckte. "Auf *Christmas Eve*... ich habe dort weitere, praktischere Erkundigungen eingeholt, als meine theoretischen Quellen an Bord erschöpft waren. Es war eine... tolerierbare Erfahrung." "Moment. Du willst mir jetzt nicht etwa sagen, dass du auf jener missglückten Ausrede eines Weihnachtsmarktes ein Etablissements aufgesucht hast in der Absicht, deine... praktischen Erfahrungen zu erweitern?" "War das falsch?" Spock sah unsicher fragend zu ihm auf. Mit diesem Blick und den zerzausten Haaren erschien er Kirk plötzlich sehr jung, kaum älter als Solak. Liebe und ein unbezwingbarer Beschützerinstinkt erfassten ihn und er schloss den Vulkanier eng in seine Arme. "Nein Spock. Das war nicht falsch... doch warum bist du nicht zu mir gekommen? Hattest du Angst?" Spock nickte langsam, suchte in Kirks Augen nach der Versicherung, dass ihre Freundschaft noch immer bestand. Kirk verstand ihn. "Ich liebe dich Spock, schon seit Monaten... wahrscheinlich sogar schon länger, aber seit einigen Monaten ist es mir bewusst und spätestens seit diesem Erdbeben weiß ich, dass ich Angst habe dich zu verlieren." Plötzlich wurde ihm bewusst, wie unerfahren Spock tatsächlich noch war und er suchte besorgt den Blick der dunklen Augen. "Vorhin... habe ich dir wehgetan? Ich meine, da war kein Gel oder etwas anderes." Spock schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe gelernt, den initialen Schmerz zu kontrollieren und als du mich berührt hast... es fühlte sich gut an und ich wollte mehr davon, mein Körper verlangte nach mehr. Was dann... ich habe nur reagiert, überließ mich meinen Instinkten." Ein leichter Grünschimmer legte sich auf die eleganten Züge. Kirk beugte sich impulsiv zu ihm hinunter und küsste ihn sanft, was Spock ein überraschtes Aufstöhnen entlockte. Kirk strich ihm lächelnd übers Haar. //So empfindsam... so unerfahren...// "Es muss nicht immer weh tun. Sie haben dir doch sicher gezeigt, wie du dich vorbereiten kannst, wie du dich entspannend kannst... auf *Christmas Eve* meine ich." "Nein. Ich... ich war nicht in einem dieser Häuser, bin statt dessen in eine Bar gegangen. Aus Gesprächen der Crew wusste ich, wonach ich Ausschau halten musste. Als ich eintrat spürte ich sofort das Interesse einiger Männer auf mir. Einige davon sprachen mich an und mit einem von ihnen bin ich schließlich in dessen Wohnung gegangen. Ich... er wusste nicht, dass ich noch unerfahren bin." Spock drehte sich auf die Seite und rollte sich zusammen, das Gesicht in den Armen verborgen, als er sich an jenen Abend erinnerte, sich mit schnellen, harten Sätzen das Erlebte von der Seele redete. "Es sagte... er drückte mich auf die Knie, nahm mich einfach. Es tat weh, verhinderte, dass ich mich entspannen konnte. Ich wollte zurückweichen, aber er ließ mich nicht. Es war schnell vorbei und erst, als sein Samen in mir war ließ das Brennen nach. Ich wollte danach gehen, aber einer seiner Freunde war auch mitgekommen, ohne dass ich es gemerkt hatte. Er... berührte mich, streichelte mich, versuchte mich zu erregen. Es ging nicht... ich konnte es nicht zulassen. Er nahm mich trotzdem... vorsichtiger als der andere und es tat weniger weh. Am Schluss ließ der Schmerz nach und ich... ich begann es zu genießen. Dann war es vorbei. Ich... ich wollte nur noch zurück aufs Schiff und bin schnell gegangen." Kirk schluckte und streckte sich hinter dem zitternden Vulkanier aus, nahm ihn fest in die Arme. "Spock... was du erlebt hast grenzt an Vergewaltigung. Das hat nichts mit Liebe oder Zärtlichkeit zu tun. Dass du mit ihm gegangen bist spielt dabei keine Rolle. Er hätte erkennen müssen, dass du nicht weißt, wie du reagieren musst. Und der zweite... das war unfair und grausam dich so zu benutzen." Unterdrückte Wut schwang in der Stimme mit und Spock versteifte sich unwillkürlich. Kirk spürte es sofort. "Sssscht... ich bin nicht wütend auf dich. Nur auf diese beiden brutalen Typen. War das der Grund gewesen, warum du dich nach der Abreise von der Station von mir zurückgezogen hattest?" Spock nickte leicht. "Ja. Ich hatte zwar gelesen, dass es anders sein sollte. Aber ich fürchtete, dass das, was ich erlebt hatte, die wirkliche Realität war. Ich wusste nicht, wie du für mich empfandest, oder wie du über eine solche Beziehung denkst. Das konnte ich dir nicht zumuten... die Erniedrigung... die Schmerzen. Du bist zu kostbar für mich. Aber mein Körper sehnte sich nach dir, verriet mich. Darum zog ich mich zurück, damit du nichts merkst." Kirk streichelte über die weiche Haut, bis er spürte, dass sich Spock entspannte und gegen ihn lehnte. Langsam ließ er seine Hände tiefer wandern, strich zärtlich über den flachen Bauch, die schlanken Hüften und über die langen Oberschenkel. "Ich kann es kaum fassen, dass du mir nach all dem noch so sehr vertraust... dich so fallen lassen kannst", flüsterte er leise, während seine Lippen sanft über die zarte Haut am Hals entlang wanderten. Spock beugte den Kopf etwas zur Seite, gab ihm mehr Raum. "Ich habe dir schon immer vertraut, hatte nie Grund dich zu fürchten. Und dein Traum... du warst mir so nah und ich konnte nicht verhindern, dass ich Teile deiner Gedanken und Empfindungen wahrnahm. Du warst so... erwartungsvoll... wusstest, dass es ganz anders sein würde, als das was ich erlebt hatte. Es war leicht, mich deiner Führung anzuvertrauen, leicht deinen Gedanken und Wünschen zu folgen und entsprechend zu reagieren. Als du wach wurdest... ich spürte deinen Schreck, aber auch, dass du wolltest was geschah. Dein Körper in mir... es fühlte sich richtig an... tat nicht weh, war nur ungewohnt. Es war anders als das, was ich erlebt hatte." Kirk drehte ihn herum und zog ihn überwältigt an sich, suchte dann zärtlich Spocks Lippen und küsste ihn, bis ihnen beiden die Luft ausging. "Ich liebe dich, Spock. Glaube mir... es IST anders." Spock sah ihn mit geweiteten Pupillen an, die vom Kuss geschwollenen Lippen waren leicht geöffnet und glänzte noch feucht. Schauer jagten über seinen Rücken und instinktiv drängte er sich dichter an Kirk, suchte den Kontakt, nach dem sein Körper verlangte. Kirk lächelte, als er die wachsende Härte an seinem Bein spürte. "Schon wieder bereit?" neckte er seinen Freund, während seine Finger scheinbar unbefangen über den Brustkorb tasteten, bis sie eine der kleinen Brustwarzen fanden. Spock schnappte überrascht nach Luft, spürte aber ansonsten reglos den ihm noch kaum vertrauten Empfindungen nach, die die Berührung in ihm auslöste. "Lass mich dir zeigen, was es heißt verführt und erregt zu werden, lass mich dich lieben", flüsterte Kirk mit heiserer Stimme, die seine eigene Erregung verriet. Spock nickte atemlos, ließ sich mit sanften Druck auf den Rücken drehen und schloss die Augen, als er seinen Körper in die Liebkosungen fallen ließ. T T T Amanda schaute zum wiederholten Male besorgt auf die Uhr. Es war schon spät am Morgen und es sah Spock gar nicht ähnlich, so lange zu schlafen. Das hatte er noch nie getan. Dr. McCoy hatte ihr eingeschärft darauf zu achten, dass sich Spock nicht überanstrengte, sich die Ruhe gönnte, die er brauchte um den erforderlichen langsamen Heilungsprozess zuzulassen. //Was, wenn er Hilfe brauchte, was, wenn während der Nacht etwas passiert war?// Winona war der Blick nicht entgangen. Aber auch Jim war noch nicht heruntergekommen und irgendwie ahnte sie, dass die beiden momentan nicht wirklich an Frühstück und ihre besorgten Mütter dachten. Sie kannte ihren Sohn, kannte seine Vorlieben und die sehnsüchtigen und liebevollen Blicke, die er dem eleganten Vulkanier zuwarf, wann immer er sich unbeobachtet fühlte, sagten ihr genug. //Ich kann nur hoffen, dass Spock ähnlich empfand. Sie würden so gut zusammenpassen, teilten das gleiche Leben, die gleichen Interessen und waren ein so schönes Paar. Der Anblick, wenn die beiden jungen Männer nebeneinander stehen...// Sie seufzte leise. "Winona?" Amanda sah sie fragend an, stoppte ihr nervöses Umrühren in der Teetasse. Winona winkte ab. "Schon gut. Ich habe gerade über etwas nachgedacht." Ihr Blick wanderte aus dem Fenster und fiel auf den vor dem Haus spielenden Solak. Wobei *spielen* etwas übertrieben war. Der Junge stand dick eingemummt im fallenden Schnee und schien die Bahn der fallenden Schneeflocken zu verfolgen. Minuten zuvor hatte er die Schneekristalle untersucht. Sie schüttelte resignierend den Kopf und fragte sich, wie ein Kind so ernst und *erwachsen* sein konnte. Amanda war ihrem Blick gefolgt und jahrelange Übung im lesen subtiler Mimiken machten es ihr leicht den Gedankengängen der anderen Frau zu folgen. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch zurück. "Solak ist ein typisches vulkanisches Kind. Die Ausbildung beginnt schon mit einem Jahr und entsprechend weniger kindlich ist das allgemeine Verhalten. In vier Monaten wird er sein Kash-wan ablegen und dann zum Kreis der Erwachsenen gehören." Winona hob überrascht den Kopf. "Oh? Das wusste ich nicht. Ist das nicht... grausam... so viel Verantwortung für ein Kind?" "Nein. Vulkanier sind anders. Durch ihre Telepathie ist vieles anders. Ich hoffe nur, dass Solak dann lernt sein Verhalten Spock gegenüber zu ändern. Noch ist er ein Kind und es wird ihm verziehen, wenn er gewisse Grenzen überschreitet. Später jedoch... Spock wird dann die verbalen und subtileren Angriffe gegen ihn nicht länger tolerieren und sich wehren... oder sich Solaks Spott und Missachtung entziehen, in dem er sich zurückzieht." Sie trank einen Schluck Tee und ließ die verbliebene Flüssigkeit dann in der Tasse kreisen. "Er wird wohl eher letzteres tun, es entspricht eher seinem Wesen", fügte sie leise und traurig hinzu. "Die beiden Brüder kommen nicht gut miteinander aus, nicht wahr?" Amanda nickte, froh sich endlich einmal ihren Kummer von der Seele reden zu können. Sie mochte Winona, fühlte sich in der Gesellschaft der anderen Frau wohl. "Der Grund dafür liegt in Sareks Verhalten gegenüber den beiden. Spock hat mehr menschliche Gene. Vieles, was für Vulkanier normal und selbstverständlich ist, musste er sich hart erkämpfen, sich antrainieren oder schlicht lernen. Er brauchte lange dazu und zog dadurch Sareks Missfallen auf sich, was dieser kaum vor ihm verbarg, da er ihn hoffte dadurch zu besseren Leistungen bringen zu können. Spock tat was er konnte, tut es immer noch, aber es war für Sarek niemals genug. Solak... er erfüllte von Anfang an die jetzt auch geringeren Ansprüche Sareks und hat damit seine Achtung erworben. Spock spürt das, zumal ihm Solak dass auch bei jeder Gelegenheit unter die Nase reibt. Ich hasse dieses Verhalten, da ich sehen kann, wie sehr Spock darunter leidet, aber ich kann nichts dagegen tun. Spock ringt noch immer um die Anerkennung seines Vaters, trotz aller Erfolge, die er schon erreicht hat. Seine Position innerhalb der Flotte, seine Auszeichnungen, das alles erkennt Sarek nicht an." Sie seufzte leise und faltete die Hände im Schoß. "Es gibt noch einen anderen Punkt, in dem Spock in Sareks Augen versagt, obwohl der nichts daran ändern kann." Sie holte tief Luft. "Spock ist auf Grund seiner gemischt-genetischen Abstammung nicht in der Lage gesunde Kinder zu zeugen und damit die Blutlinie fortzuführen. Solak kann das, speziell darauf wurde geachtet, als die Genetiker seinen Genpool zusammenstellten. Zudem... Spock war zwar mit T'Pring gebunden, aber er... die Bindung wurde getrennt, als T'Pring ihn als Partner ablehnte. Spock ist jetzt frei entsprechend seinem Wunsch und... Wesen einen Partner zu wählen, aber er..." Sie schwieg, brachte es nicht fertig auszusprechen, was sie am meisten beschäftigte. Sie wusste, dass Spock sich zu Männern hingezogen fühlte, hatte diese Neigung schon früh in ihm erkannt, lange bevor er gebunden worden war. Als er gezwungen wurde Kinder zu zeugen... sie hatte seine innere Ablehnung, seinen Widerwillen in den gequälten Augen gesehen, auch wenn er sich sonst nichts hatte anmerken lassen. Auch Sarek wusste es... und machte keinen Hehl daraus, Spock deutlich zu machen, dass er eine solche Partnerschaft ablehnte. Zumal er seit der Babelkonferenz ahnte, dass es Kirk war, den Spock wollte. Einen Menschen. Winona verstand trotzdem und legte ihr eine Hand auf den Arm, drückte ihn sanft. "Spock wird sein Glück finden, glauben Sie mir Amanda. Es ist Jim, den er sich wünscht, nicht wahr?" Amanda sah sie mit großen Augen an, erschrocken darüber, dass Spocks Verhalten von anderen so leicht durchschaut werden kann. Winona ging gar nicht darauf ein. "Ich denke, die beiden brauchen einfach noch etwas Zeit, um zu begreifen, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaft. Jims Briefe der letzten Monate waren voll von Spock. Er beschreibt ihn immer wieder in allen Fassetten, allen Eigenarten, die ihm auffallen. Ich brauchte nicht mal zwischen den Zeilen zu lesen, um Jims wahre Gefühle zu erraten. Geben wir den beiden doch einfach etwas Zeit und die Ruhe, die sie brauchen. Zudem... Weihnachten wird doch nicht umsonst das Fest der Liebe genannt, oder?" Sie lächelte warm und ließ mit einem letzten versichernden Drücken den Arm der anderen Frau los. "Kommen Sie... gehen wir an die Arbeit und machen in der Küche weiter. Spätestens der Duft frischgebackener Plätzchen dürfte zumindest Jim aus den Federn locken." Amanda trank ihren Tee aus und stand auf, strich die Schürze glatt, die sie über ihrem Kleid trug. "Ja. Machen wir uns an die Arbeit." T T T Es geht weiter in Teil 8