"Zeit der Wunder" (T'Sihek) Teil 4/9 T T T Inzwischen war es Anfang Dezember geworden. Kirk hatte nach langer Zeit mal wieder einen Brief seiner Mutter erhalten, in dem sie ihn über die Weihnachtsfeiertage einlud. Sam und Aurelan würden nicht kommen und sie fragte ihn, ob er es denn nicht ermöglichen konnte, wenigstens einen Tag bei ihr zu verbringen. Allein wäre es einfach kein Weihnachten. Kirk stimmt ihr da zu. Er ließ seine Gedanken treiben und landete schließlich wieder bei *Christmas Eve*. Die Station war ihm nur als schale Ausrede eines Weihnachtsmarktes in Erinnerung geblieben. Allerdings hatte er dort auch den Blut-Seelenstein gefunden. Nachdenklich öffnete er seinen Schreibtisch und nahm das Schmuckstück heraus. Es lag auf schwarzem Samt in einer schlichten Schachtel, strahlte eine würdevolle Schönheit aus. Kirk strich behutsam mit der Fingerkuppe darüber. Wenn er es Spock gab... wenn er jemals den Mut dazu fand... Spock würde es als die Bitte um ein Partnerband verstehen. Denn genau das war dieses Schmuckstück: eine Gabe an den erwählten Partner und gleichzeitig ein Siegel der Liebe. Sorgfältig wickelte Kirk das Schmuckstück wieder in den Samt und schloss die Schachtel. Spock... Seit er auf dem Weg der Besserung war hatte sich wieder die alte Vertrautheit in ihrem Verhältnis zueinander eingeschlichen. Sie spielten wieder in Spocks Kabine oder in seiner Schach, verbrachten wieder die Abende in der Gesellschaft des anderen. Sogar die eine oder andere beiläufige Berührung war wieder möglich, ohne dass Spock sofort zurückzuckte, als hätte er sich verbrannt. Gleichzeitig aber... Kirk seufzte und rieb sich müde über das Gesicht. Spock wirkte trotz allem angespannt, nervös. Und eine seltsame Melancholie hatte sich in den dunklen Augen eingenistet, beinahe so als hätte Spock einen lang gehegten Traum aufgegeben. Irgend etwas war auf *Christmas Eve* geschehen, das Spock noch immer belastete. Er musste etwas erlebt oder erfahren haben, dass ihn beeinflusste. Doch hier, in der Enge des Schiffes, würde sich Spock nie erlauben, sich Kirk gegenüber weit genug zu öffnen, damit dieser herausfinden konnte, was es war. Ein Landurlaub allerdings... Kirk starrte minutenlang auf den Brief seiner Mutter, während sich in seinem Kopf ein Plan formte. T T T Kirk hatte an einigen Fäden gezogen, hier eine Gefälligkeit eingefordert, dort ein Versprechen eingelöst bis er schließlich erreichte, was er wollte. Der Jubel der Crew dankte es ihm. Vier Wochen Landurlaub auf der Erde. Zur Weihnachtszeit. Das war noch viel besser als *Christmas Eve*. Alle freuten sich und die Stimmung an Bord war mehr als ausgelassen, als sie den Kurs zur Erde einschlugen. Alle freuten sich, bis auf Spock. Der Vulkanier schien von allem völlig unbeeindruckt zu sein, tat weiter seinen Dienst als wäre nichts geschehen. Kirk ließ ihn einige Tage gewähren, bis er ihn schließlich nach dem Abendessen darauf ansprach. "Was werden Sie im Urlaub machen, Spock? Ein Besuch auf Vulkan?" Spock schüttelte langsam den Kopf, während er sich behutsam zurücklehnte. "Nein. Ich hatte vor an Bord des Schiffes zu bleiben. Einige Teile des Antriebs werden überholt, ebenso wie diverse Komponenten des Bordcomputers. Das möchte ich persönlich überwachen." McCoy der ebenfalls mit am Tisch saß, schüttelte den Kopf. "Vergessen Sie's Spock. Das gesamte Schiff wird generalüberholt. Schließlich werden wir ja nicht umsonst vier Wochen im Trockendock geparkt. Scott sagte mir, dass während der meisten Zeit der Einfachheit halber Schwerkraft und Lebenserhaltung abgeschalten werden. Niemand kann an Bord bleiben." Spock hob eine Braue. "Das wusste ich nicht." Sein Blick galt Kirk, doch der grinste nur und ignorierte die stumme Beschwerde. "Ich habe selbst erst vor einer halben Stunde davon erfahren. Kurzfristig geänderte Pläne der Admiralität. Lt. Scott wurde sogar noch vor mir informiert, weil er einiges an Vorarbeit leisten muss." Er rührte in seinem Kaffee, um von seiner plötzlichen Nervosität abzulenken. Er, der Held der Galaxie, fühlte sich auf einmal wie ein grüner Junge, nur weil er einen Freund einladen wollte. Nun... etwas mehr als ein Freund. Wenn Spock ablehnte, würde es ein sehr einsames Weihnachtsfest werden. "Nun, falls Sie noch keine Pläne haben... Erinnern Sie sich an *Christmas Eve*?" Spock nickte knapp, wollte nicht so genau an jene Station denken. Aber die Nervosität, die er plötzlich von Jim wahrnahm, machten ihn neugierig und lenkten ihn von den negativen Erinnerungen ab. "Das war nur eine schlechte Kopie, finde ich. Wie wäre es, wenn Sie mit mir nach Iowa kämen? Dann könnten Sie dort ein *echtes* Weihnachtsfest erleben. Es wäre doch eine faszinierende Gelegenheit typisch menschliche Bräuche zu studieren." Spock dachte kurz nach, ignorierte dabei die amüsiert gehobenen Brauen des Bordarztes, der mit verschränkten Armen von Kirk zu Spock sah. Die Einladung bedeutete, dass er vier Wochen in Kirks Gesellschaft verbringen konnte. Vielleicht in Gegenwart von dessen Familie, aber immerhin weit weg von den anderen Offizieren. Und vielleicht... Spock schluckte die aufkeimende Hoffnung hinunter, als er sich an jene Bar erinnerte oder besser gesagt an das, was er danach erlebt hatte. Das würde er niemals mit Jim erleben, würde ihm das nicht zumuten können. Seine Gegenwart mussten genügen, war kostbar genug. Er nickte. "Ich nehme die Einladung gerne an, Captain." McCoy legte nachdenklich die Stirn in Falten. "Ich würde Ihnen auch davon abraten, sich momentan längere Zeit auf Vulkan aufzuhalten, Spock. Das sich neu bildenden Gewebe ist noch sehr empfindlich und die Strapazen der höheren Gravitation und der Hitze würden den Heilungsprozess eher behindern als fördern." Spock sah leicht überrascht auf. "Das hatte ich gar nicht in Erwägung gezogen." "Logisch. Sie sind ja auch mit der hohen Gravitation vertraut", schmunzelte Kirk. "Eben. Drum weise ich ja extra darauf hin. Aber auch auf der Erde sollten Sie sich nicht überanstrengen, Spock. Die Nerven und Bindegewebszellen sind noch empfindlich. Lange Spaziergänge durch den Schnee oder sonstige körperlich anstrengende Aktivitäten sind tabu." "Ich werde daran denken." T T T Einige Tage später starrte Spock stumm auf eine Nachricht seines Vaters. Es war ihm ein Rätsel, wie Sarek von dem bevorstehenden langen Landurlaub der Enterprise-Crew erfahren hatte, aber der Botschafter hatte diesen Fakt für sich zu nutzen gewusst. Direkt, wie es seine Art war, forderte er Spock auf, sich während der vier Wochen auf Vulkan um seine Mutter zu kümmern, die sich von einer Erkrankung erholte. Eigentlich war geplant gewesen, dass sie ihn auf eine diplomatische Reise begleitete, doch ihr angeschlagener Gesundheitszustand ließ das nicht zu. Zudem herrschte in Shi-Khar Hochsommer und mit zunehmendem Alter machte ihr die Hitze in der Stadt zu schaffen, weshalb sie sich in die Bergvilla in den Llangon-Bergen zurückgezogen hatte. Momentan war Solak bei ihr, doch es war dem Kind nicht zuzumuten, dass er die volle Verantwortung übernahm, wenn Spock diese Aufgabe übernehmen konnte. Spock schaltete die Aufzeichnung ab und faltete die Hände auf der Tischplatte. Dies würde bedeuten, dass er Jims Einladung absagen musste. Auch McCoy würde nicht einverstanden sein. Spock wusste, dass der Rat des Arztes sich keiner hohen Gravitation auszusetzen, durchaus gerechtfertigt war. Er kam gerade mal so mit der auf Erdnorm eingestellten künstlichen Gravitation der Enterprise zurecht. Aber - Kaiidith - Sarek hatte bereits alles in die Wege geleitet und war schon unterwegs. Spock konnte den Befehl seines Vaters gar nicht ablehnen, geschweige denn nach einer anderen Lösung suchen. Es gab schlicht keine. Als Sohn war es seine Pflicht nach der kranken Mutter zu sehen, wenn deren Partner nicht anwesend war. Und Solak... Spock seufzte leise, als er an seinen jüngeren Bruder dachte. Er war noch ein Kind, gerade mal knapp sieben Jahre alt. In vier Monaten würde er sein Kash-wan ablegen. Dann würde er als alt genug betrachtet werden, um die Verantwortung zu übernehmen. Das sich die Brüder nicht gut verstanden war in diesem Fall irrelevant. Spock würde die zynischen und kindlich-überheblichen Bemerkungen erdulden müssen. Solak war ihm in vielem überlegen, da er zwar auch menschliche Gene in sich trug, aber in weit geringerem Ausmaß als Spock. Dadurch fiel ihm vieles leichter und er hatte die volle Bestätigung Sareks. Und das wurde von dem Kind in jeder möglichen Form ausgenutzt. Nun, nach dem Kash-wan würde er sich das nicht mehr länger gefallen lassen. Hoffte aber auch, dass dann die strengere Ausbildung des Kindes dessen Verhalten ihm gegenüber bessern würde. T T T Wie erwartet waren weder McCoy noch Kirk erfreut, als Spock Ihnen beim Frühstück die Neuigkeiten eröffnete. Der Bordarzt sagte erst mal gar nichts, sondern zog nur ein finsteres Gesicht. Kirk versuchte seine Enttäuschung hinunter zu schlucken und gleichzeitig Spock dazu zu überreden, in doch zur Erde zu begleiten. Es fiel Spock schwer, aber er blieb bei seiner Ablehnung. Allerdings hatte er nicht mit Kirks Hartnäckigkeit gerechnet. Einen Tag bevor sie Vulkan auf dem Weg zur Erde passierten, kam der Captain abends in Spocks Kabine. Er wedelte mit einem Computerausdruck. "Ich hab gute Neuigkeiten, Spock", sprudelte er los, kaum dass Spock ihn hereingebeten hatte. "Sagten Sie nicht, dass Ihre Mutter sich in der kühleren Umgebung der Llangon-Berge erholen muss?" "Ja." Spock, der keine Ahnung hatte worauf Kirk hinauswollte, lehnte sich abwartend in seinem Sessel zurück. "Gut. Dann wäre doch ein Aufenthalt auf der Erde noch viel besser für sie, oder etwa nicht?" Spock hob überrascht die Brauen. "Wie meinen Sie das? Bitte spezifizieren Sie." "Nun ja... Sie haben irgendwann mal erwähnt, dass es zwischen Amanda und ihren irdischen Verwandten vor einigen Jahren zum Bruch kam und sie seitdem die Erde nicht mehr besucht hat. Ich schließe daraus, das deshalb keiner auf die Idee kam, dass sie sich auf der Erde würde noch besser erholen können als auf Vulkan. Eine Rückfrage McCoys bei den behandelnden Ärzten Ihrer Mutter hat aber ergeben, dass sowohl die niedrigere Gravitation als auch die kühlere Umgebung eines winterlichen Iowas ihr sehr gut tun würden. Daraufhin habe ich meiner Mutter mitgeteilt, dass nicht nur ich kommen würde, sondern auch Sie und Amanda mitbringe." Er hob den Ausdruck an, den er noch immer in der Hand hielt. "Hier ist ihre Antwort. Sie freut sich darauf, noch mehr Gäste zu haben. Je mehr, desto besser." Kirk ließ sich mit einem breiten Grinsen in den Besuchersessel an Spocks Schreibtisch fallen. "Na? Was sagen Sie dazu?" Ein leichtes Lächeln erschien in Spocks Mundwinkeln, verriet dadurch mehr, als er mit Worten sagen konnte. "Ich danke Ihnen, Jim", war seine schlichte Antwort. Kirk beugte sich vor und reichte ihm das Schreiben. "Hier. Lesen Sie selbst, damit Sie mir auch wirklich glauben." Spock überflog die Nachricht und sah dann auf, eine feine Falte bildete sich auf seiner Stirn. "Ich müsste dennoch einige Tage auf Vulkan verbringen um den Flug zur Erde vorzubereiten und meine Mutter zu begleiten. Allein ist sie nicht reisefähig. Und Solak würde auch mitkommen müssen. Er wurde extra für die Dauer von Sareks Abwesenheit aus dem Internat beurlaubt, in dem er üblicherweise lebt." Kirk horchte auf. "Solak? Ein Bediensteter des Hauses?" "Nein. Er ist... mein jüngerer Bruder." "Ihr Bruder? Ich wusste gar nicht, dass Sie noch Geschwister haben." "Nur den einen. Er ist knapp sieben Jahre alt und wird, da Sarek oft in diplomatischer Mission unterwegs ist und Amanda ihn meist begleite, in einem Internat erzogen. Wäre Amanda nicht erkrankt, wäre er jetzt dort. Es steht nicht in meiner Macht, ihn wieder zurück zu schicken. Er müsste mit zur Erde kommen, da er noch zu jung ist um allein auf Vulkan zurück zu bleiben." Kirk runzelte einen Moment lang die Stirn, als er glaubte eine Spur Unwillen in der ansonsten so ruhig wie immer klingenden Stimme zu hören. Dann zuckte er mit den Schultern. "Das macht keine Probleme. Platz ist im Haus genug vorhanden und ich bin sicher, dass meine Mutter keine Einwände haben wird, zumal mein Bruder und dessen Frau dieses Jahr nicht zur Erde kommen. Es ist übrigens mit dem Hauptquartier abgesprochen, dass wir einen kurzen Zwischenstopp auf Vulkan einlegen und Ihre Mutter und dann eben auch Solak an Bord nehmen. Dr. McCoy hat Sarek kontaktiert, als er das Okay der vulkanischen Ärzte hatte. Sarek hat zugestimmt und seine Beziehungen spielen lassen, damit Amanda als Zivilist an Bord kommen darf. Minderjährige Kinder in ihrer Begleitung sind da kein Problem. Und so lange Solak das Kash-wan nicht abgelegt hat, fällt er ja wohl unter diese Kategorie, oder?" Spock nickte, leicht sprachlos. //Wann hat Jim das alles organisiert? Es sind doch erst 25,3 Stunden vergangen, seit ich ihn informiert habe?// dachte Spock verblüfft. Was Jim erreicht hatte, grenzte an ein Wunder, nur dass Spock nicht an Wunder glaubte. Noch nicht. T T T Amanda erwartete ihn bereits, als Spock einige Tage später mit einem Shuttle in er Nähe der Bergvilla landete. Manchmal konnte es wirklich von Vorteil sein, der Sohn eines angesehenen Botschafters zu sein. Er hatte ohne Probleme die Landeerlaubnis erteilt bekommen, als er von der im Orbit um Vulkan stationierten Enterprise aus die Raumflugkontrolle darum gebeten hatte. Es war schlicht einfacher, als nach Shi-Khar zu beamen und von dort mit einem gemieteten Gleiter zum Haus seiner Eltern in den Llangon-Bergen zu fliegen. Und er konnte auf diese Weise etwas weniger Zeit auf Vulkan verbringen. Die Gravitationskontrolle innerhalb des Shuttles bewahrte ihn vor den Auswirkungen der höheren Schwerkraft seines Heimatplaneten. "Spock!" Amanda saß im Garten der Villa auf einer im Schatten einer Sequila-Fichte stehenden Bank. Sie war blass und wirkte erschreckend zerbrechlich auf Spock, als dieser zu ihr ging. "Mutter." Einen Moment lang genoss er das Leuchten in ihren Augen, als sie ihn ansah. Es war das einzige Zeichen ihrer Zuneigung, das sie sich in Gegenwart anderer Vulkanier ihm gegenüber erlaubte. Solak war also nicht weit entfernt. Im nächsten Moment verrieten die leichten Schrittgeräusche eines Kindes den Aufenthaltsort seines Bruders. Dann tauchte der Junge auch schon zwischen einigen Sukkulenten auf. Anders als Spock in diesem Alter war er relativ groß und besaß schon jetzt beinahe das gesetzte eines erwachsenen Vulkaniers. Er neigte grüßend den Kopf, als er sich Mutter und Bruder näherte. "Spock. Du kommst früh." "Glück und langes Leben, Solak." Spock grüßte ihn mit dem traditionellen Gruß, neigte ebenfalls den Kopf in einer familiäreren Geste und deutete dann kurz in Richtung Eingangspforte. "Ich bin mit einem Shuttle der Enterprise hier, direkt vom Schiff aus. Hole bitte euer Gepäck aus dem Haus und hilf mir beim einladen." Amanda sah überrascht auf. "Du willst sofort aufbrechen?" "Ja. Eine noch nicht ganz verheilte Verletzung erlaubt es mir nicht, mich längere Zeit der höheren Schwerkraft Vulkans auszusetzen. Im Shuttle und auf der Enterprise herrscht eine der Erdnorm angepasste Gravitation, die auch für dich besser geeignet ist." Solaks missbilligend gehobene Brauen ignorierte er. Die Überheblichkeit seines Bruders war nichts Neues für Spock und unter anderem ein Grund, weshalb er den Kontakt zu seiner Familie so gering wie möglich hielt. Alles, worin sich Solak überlegen fühlte, wurde Spock von ihm bei jeder Gelegenheit präsentiert. Zudem erkannte das Kind Spock nicht als Autoritätsperson an, ignorierte meist was der Bruder zu ihm sagte. Ein Verhalten, dass aus Sareks Bevorzugung und der Erziehung im Internat resultierte, wie Spock vermutete. Einer seiner ärgsten Widersacher aus Kindertagen war dort Tutor und unter anderem für Solaks Ausbildung zuständig. Und Vorurteile waren selbst auf Vulkan nicht unbekannt. Das hatte er früh gelernt. Amanda bemerkte das trotzige Verharren Solaks und nickte dem Jungen zu. "Geh und tu, wozu Spock dich aufgefordert hat. In Abwesenheit Sareks wirst du seinen Anweisungen folgen. Hier, an Bord des Schiffes und auf der Erde." Sie wartete keine Erwiderung ab, wusste, dass keine erfolgen musste. Dennoch entging ihr der unwillig verzogene Mund Solaks nicht. Sie beschloss, es fürs erste zu ignorieren. Statt dessen deutete sie mit der Hand auf die Bank neben sich. "Komm, setzt dich zu mir. Dr. McCoy hat mich grob darüber informiert, was dir zugestoßen ist und warum wir jetzt zur Erde fliegen. Captain Kirk hat das alles arrangiert, nicht wahr?" Spock folgte ihrer Bitte und ließ sich behutsam auf der steinernen Bank nieder. Er hielt sich erst wenige Minuten auf Vulkan auf und schon zitterten seine Knie und die überlasteten Muskeln begannen zu schmerzen. Er hätte Sareks Befehl niemals nachkommen können, begriff er. "Ja. Er hatte mich eingeladen, das Weihnachtsfest mit ihm auf seiner elterlichen Farm in Iowa zu verbringen und war enttäuscht, als ich auf Grund von Sareks Anweisung absagen musste. Er kann sehr stur sein und erreicht für gewöhnlich, was er sich vorgenommen hat." Amanda lächelte. Der warme Schimmer, der bei der Erwähnung Kirks in Spocks Augen erschienen war, war ihr nicht entgangen. "Ich freu mich drauf, mal wieder ein richtiges Weihnachtsfest zu erleben. Es ist so lange her, dass ich überhaupt Schnee gesehen habe", plauderte sie mit einem etwas wehmütigen Unterton. So unauffällig wie möglich musterte sie Spock. Er wirkte müde, erschöpft und tiefe Linien hatten sich in sein Gesicht gegraben, ließen ihn weitaus älter aussehen, als er war. Sie seufzte leise. Es wurde Zeit, dass Spock jemanden fand, mit dem er sein Leben, seine Gedanken und Sorgen teilen konnte. Er war schon zu lange allein. Solak kehrte zurück. Er trug zwei Koffer, die Amanda sofort nach McCoys Nachricht gepackt hatte. "Wohin soll ich sie bringen?" Spock stand etwas mühsam auf und deutete zur Pforte. "Ich begleite dich. Allein hast du keinen Zugang zum Shuttle." Amanda beobachtete still wie die beiden so ungleichen Brüder den Garten verließen. Solak galt noch als Kind, seine unverschämten Kommentare wurden ihm verziehen. Noch. Doch er wurde angehalten sich besser zu beherrschen, seine fehlerhaften Einschätzungen wurden korrigiert. Doch es genügte immer noch um Spock zu verletzen, auch wenn dieser es nicht zeigte. Sie konnte es dennoch in der rigiden Körperhaltung und der starren Mimik sehen. Sie kannte diesen Blick zu gut. T T T Amanda, die nur selten Gelegenheit hatte, in einem raumtüchtigen Shuttle unterwegs zu sein und mehr an beamen und komfortable Passagierraumer gewöhnt war, genoss die neue Erfahrung. Sie hatte Spock gebeten, möglichst langsam zum Orbit aufzusteigen, so dass sie und Solak den Ausblick genießen konnten. Spock hatte ihr diesen Wunsch gerne erfüllt. Es war eine Erleichterung für ihn gewesen, als sie ihre Plätze im Shuttle eingenommen hatten und er die auf irdische Norm eingestellte Gravitation aktivieren konnte. Solak hatte sich kurz über das für ihn ungewohnte Empfinden beklagt, wurde aber von Amanda daran erinnert, dass er sich besser dran gewöhnen sollte. Es hatte ihr einen missbilligenden Blick eingebracht, aber immerhin schwieg der Junge jetzt, während er staunend aus einer der Sichtluken schaute. Zwanzig Minuten später hatten sie die Enterprise erreicht und Spock landete das Shuttle sicher im Hangar. Solak wollte sofort aufstehen. "Bleib noch sitzen, Solak", wurde er von Spock zurückgehalten. "Im Hangar wird erst noch der Druckausgleich hergestellt. Wir können das Shuttle erst in 1,27 Minuten verlassen." "Warum dauert das so lange?" wollte der Junge wissen. Er konnte es sichtlich nicht erwarten, das große Schiff zu erforschen. In dieser Hinsicht war er ebenso neugierig wie Spock. "Es liegt kein Notfall vor, weshalb die langsamere Standardprozedur angewandt wird. Du wirst dich gedulden." Amanda hatte sich den Wortwechsel schweigend angehört, dachte sich aber ihren Teil dabei. Es war ihr nicht ganz wohl, dass Solak und Spock gezwungen waren, die nächsten Wochen in engster Gesellschaft zu verbringen. Es war ihr klar, dass es nicht lange beim derzeitigen Status quo bleiben würde: Solak war viel zu unbeherrscht und geradezu frech gegenüber seinem erwachsenen Bruder, als dass dieser das lange dulden würde. Schließlich gab der zuständige Techniker den Hangar frei und sie konnten aussteigen. Amanda stellte angenehm überrascht fest, dass Captain Kirk ihnen bereits entgegenkam. "Lady Amanda. Ich begrüße Sie an Bord der Enterprise." Er deutete eine leichte Verbeugung an, sein übliches charmantes Lächeln auf den Lippen. Dann glitt sein Blick zu Solak und er hob die Hand im vulkanischen Gruß. "Glück und langes leben, Solak. Auch dich heiße ich an Bord willkommen. Ich bin Captain Kirk. Dies ist kein Passagierschiff, sondern ein militärisches Schiff und aus diesem Grund sind manche Bereiche des Schiffes nicht für Gäste zugänglich. Ich möchte dich deshalb bitten, stets in der Gesellschaft deiner Mutter oder Spocks zu bleiben. Wenn deine Mutter und du es wünschen, wirst du aber einen Rundgang durchs Schiff machen dürfen, in Begleitung eines Crewmitglieds." Er musterte den Jungen freundlich, ließ ihn aber mit einem ernsten Blick wissen, dass er es durchaus so meinte, wie er sagte. Dann wandte er sich erneut an Amanda. "Ich werde Ihnen einen Yeoman zuteilen, der sich auch um Solak kümmern wird, wenn er einmal allein bleiben sollte." "Ich danke Ihnen." Ihr Blick huschte zu einem bereits in der Nähe wartenden Fähnrich und sie nickte ihm lächelnd zu. Kirk winkte ihn näher. "Dies ist Fähnrich Nichels. Er wird sich um Ihr Wohlbefinden kümmern, bis wir die Erde erreichen. Sollte es Probleme geben, wenden Sie sich bitte an mich, Spock oder den Quartiermeister." Wieder nickte Amanda, vertiefte sich dann in ein Gespräch mit dem jungen Fähnrich, der schon einen der Koffer trug. Ein Techniker kam hinzu und nahm die übrigen beiden. Dann verließen sie den Hangar. In der Sicherheitsdruckschleuse warf Amanda noch einmal einen Blick zurück. Sie lächelte, als sie sah wie nahe Kirk und Spock beieinander standen, während sie sich unterhielten. Spocks Haltung war deutlich weniger steif als sie es auf Vulkan gewesen war und der Schatten eines Lächelns lag auf den strengen Zügen. Dann folgte sie dem Fähnrich und Solak, der es gar nicht erwarten konnte mehr vom Schiff zu sehen. T T T Es geht weiter in Teil 5