Title: Die Geschichte des Wirts Author: Acidqueen Codes: Spock/McCoy und eine originale Figur Series: TOS - AU Rating: PG Summary: Einmal und für immer. *** Seit mehr als zwanzig Jahren bin ich Wirt, und ich kenne meine Gäste. Egal, ob es Menschen oder Aliens sind, jeder hat irgendetwas, das mich berührt und das ich nach einer Weile erfassen kann, um ihre Wünsche vorauszuahnen. Immerhin ist das mein Beruf. Und ich bin stolz auf meine gute Nase - sie ist mit der Grund, warum meine Kneipe die letzte Wirtschaftskrise überstanden hat. Aber manchmal überrascht mich jemand - wie zum Beispiel der Doktor. Er war damals schon eine Zeitlang mein Kunde, und kam öfters zum Mittagsessen und manchmal auf einen Drink nach Feierabend. Auf den ersten Blick war nichts Ungewöhnliches an ihm, wenn er so in der dunklen Ecke am Ende der Bar saß. Er war wie viele andere, hart arbeitende Männer, von denen man erwartet, dass sie Frau und Kinder zuhause haben, ein netter Kerl, mit dem du jederzeit ein Bier trinken gehen würdest. Er hat nie viel von seiner Arbeit erzählt, aber ich wusste, dass er im nahegelegenen medizinischen Forschungszentrum arbeitete und das Kantinenessen auf die Dauer nicht leiden konnte. Offensichtlich fand er bei mir, was er suchte - Steaks und Kartoffeln, Sheperd's Pie und andere herzhafte Essen, die er begeistert verschlang ohne auch nur ein Gramm auf seinen Rippen zuzulegen. Wenigstens aß er das bis zu dem Tag, an dem der Vulkanier zum ersten Mal herkam. Zuerst wusste ich nicht, was ich über den jungen Mann in der Uniform der Starfleet-Akademie denken sollte, der sich ans äußerste Ende der Bar setzte und ein Altair-Wasser bestellte. Normalerweise gehen Vulkanier nicht in Kneipen. Und schon gar nicht in meine. Und besonders nicht in diesem Aufzug. Ich habe den halben Abend versucht, mit ihm zu plaudern, bevor ich verstanden habe, dass ich ihn direkt fragen muss, um eine Antwort zu erhalten. Er sagte mir, dass ihm jemand empfohlen hatte, eine solche Umgebung aufzusuchen, um mehr über das typische menschliche Verhalten zu lernen. Ich sah mich um und dachte, dass es sicher bessere Plätze dafür gab als meine doch etwas heruntergekommene Kneipe.und außerdem hätte ich es bevorzugt, wenn er nicht gerade meine nicht immer vorbildlichen Gäste beobachten würde. Immerhin verdient ein Wirt sein Geld nicht mit Abstinenzlern, wie mein früherer Chef zu sagen pflegte. Aber alles in allem schien der Mann harmlos zu sein, und solange er meiner Kundschaft nicht das Essen und Trinken verdarb, konnte er ruhig hier bleiben. Glücklicherweise wurde er von den meisten ignoriert. Von den meisten, aber nicht vom Doktor, der bei seinem nächsten Mittagessen überraschenderweise einen Sitznachbarn an der Bar fand. Einen Moment lang zauderte er und überlegte, sich einen anderen Stuhl zu nehmen um einen Hocker Distanz zwischen ihnen zu lassen. Doch dann zuckte er mit den Schultern und setzte sich auf seinen üblichen Platz. Es dauerte nicht lang, bis sie miteinander redeten. Und es dauerte noch kürzer, bis sie in einer lebhaften Diskussion waren, über der das Schnitzel des Doktors kalt wurde. Ihre Diskussionen zogen sich über die folgenden Wochen, und jeder konnte sehen, dass sie gefestigte Überzeugungen hatten, wenn auch nicht unbedingt dieselben. Trotz einiger unerfreulicher Erfahrungen und Verluste (und man sah ihm an, dass es die gab), war der Doktor doch ein seelenvoller Humanist mit der nie endenden Hoffnung, dass die Menschheit sich weiter entwickeln würde. Der Vulkanier andererseits war die Stimme der Vernunft und Logik und betrachtete die Welt eher emotionslos (obwohl ich mehr als einmal ein humoriges Funkeln in seinen Augen entdecken konnte). Aber trotz ihrer Unterschiede hatten sie eine gemeinsame Basis aus Neugier und dem tiefen Respekt füreinander. Und es dauerte nicht lange, bis der Doktor andere Gäste zusammenstauchte, wenn sie dumm genug waren, in seinem Beisein über den Vulkanier herzuziehen. Während die Freundschaft enger wurde, wurden Bier und Whisky durch Altair-Wasser ersetzt; blutiges Steak wurde erst durchgebraten, dann durch Hühnchen und schließlich Fisch ersetzt. Am Ende verschwand der Fisch und es gab nur noch rein vegetarische Mahlzeiten. Ich schüttelte den Kopf darüber. Der Mensch lebt nicht vom Grünzeug allein, und der Doktor hatte doch sein Steak immer so geliebt. Aber er liebte seinen Diskussionspartner noch viel mehr, wie ich herausfand, als sie nicht nur Seite an Seite gingen, sondern auch kamen. Und dann, von einem Tag auf den anderen, kamen sie gar nicht mehr. Das passiert immer wieder, ich weiß, schließlich verändern sich immer mal Dinge im Leben, aber ich hätte schon gerne gewusst, wie es mit den beiden weiterging. Eine Weile dachte ich noch an das ungleiche Paar, doch dann vergaß ich die beiden. Ihre Story wurde ersetzt durch die vielen anderen Possen und Dramen von anderen Leuten, die kamen und sich an meine Bar setzten und ihre Geschichten erzählten. Von daher war ich mehr als verblüfft, als heute, nach all den Jahren, die Türe aufging und der Doktor eintrat. Älter und sogar noch schlanker als damals, aber mit einem entspannten Lächeln im Gesicht. Er ging geradewegs auf die Bar zu und setzte sich. Für eine Sekunde zögerte er mit seinem Gruß, sah mich erwartungsvoll an, ob ich ihn wohl erkennen würde. Meine Hand steuerte direkt auf das Altair-Wasser zu. "Das übliche Gift, Doktor?" fragte ich und er lachte. Ich musste nicht nach seiner Geschichte fragen, er erzählte sie mir sowieso. Er war auch zu Starfleet gegangen, um mit seinem vulkanischen Geliebten zusammen zu sein, und so waren sie gemeinsam im Weltraum gelandet. Ich lauschte dem Fluss seiner Geschichten, während ich mich halbherzig um die anderen Gäste kümmerte. Es kam nicht oft vor, dass ich ein Happy-End zu hören bekam; ich kannte eher die tragischen Enden. Ich brachte ihm noch ein Wasser und stellte einen Teller vor seinen Barnachbarn. Der Doktor beäugte das Menü. Hastig entschuldigte ich mich für den Geruch des Grillsteaks darauf, und bot ihm ein vegetarisches Essen an. Ganz langsam schob er sein Glas zur Seite, lehnte sich mit einem verschwörerischen Lächeln über den Bartresen und flüsterte etwas in mein Ohr. Mit einem zufriedenen Seufzer rotierte mein Universum wieder ins Gleichgewicht, als ich seine Bestellung an die Küche weitergab - eine Titan-Platte, das Steak blutig. Schön zu wissen, dass ich immer noch was von meinen Beruf verstehe. ***