Licht für die Seele Kapitel 4 /13 Teil 1: Licht im Dunkel / Wenige Monate nach TOS / Kapitel 1 bis 3 Teil 2: Erkenntnis und Abschied / Direkt nach Teil 1 / Kapitel 4 bis 5 Teil 3: Licht und Dunkelheit / Zwischen dem ersten und dem zweiten Kinofilm / Kapitel 6 bis 11 Teil 4: Alles Dunkel sinkt hinweg / Nach dem fünften Kinofilm / Kapitel 12 und 13 Noch mehr Übersicht zur Story gibt es hier: http://myblog.de/lichtfuerdieseele1/page/1266116/Ubersicht_der_Story Zusammenfassung: Die Welt ist voll von Gewalt und Missbrauch, Blindheit und Vorurteilen. Doch ungewöhnliche Kunstwerke bringen Licht in die Seelen. ACHTUNG! Diese Story ist kein Mainstream K/S. Sie ist ein komplexes und idealistisches Weihnachtsmärchen mit einer Extraportion Kitsch und einer dreifachen Portion Harmonie. Wer so etwas nicht mag, sollte jetzt ganz schnell das Weite suchen. Diese Warnung ist ernst gemeint. Autor: Liliane Romano Beta: Paxstartrek Ein Weihnachtsmärchen im Star Trek Universum K/S, K/m, S/f, m/m PG 13 Mit dabei: unbeherrschte Künstler / faszinierende Vulkanier / eine traurige, lähmende Erinnerung / eine Spezies ohne Ethik / ein verzauberter Herbstwald / eine fesselnde Frau in Blau / Romantik / Erotik / Winter - und Weihnachtskitsch Disclaimer: Das Star Trek Universum gehört mir nicht und ich verdiene damit kein Geld. Ich spiele nur ein bisschen mit den sexy Jungs und den netten Mädels die dort wohnen. Ich schreibe nur zum Spass und will keine Rechte verletzen. ***** Samstagnachmittag vor dem 1. Advent Erinnern und Verstehen Sein "Zimmer" war eigentlich eine Suite. Jim sah sich darin um. Im Hauptraum standen dunkelbraune Möbel, wie aus längst vergangenen Zeiten und bequeme Sessel. Schwere, samtige Vorhänge hingen an den Fenstern. Die Lichter in den Tannen des Anwesens waren hell genug und Jim konnte das Schneetreiben draußen beobachten. Ein dunkelbunter Teppich schluckte seine Schritte und ein prasselnder Kamin mit einem Fell davor zog Kirks Blicke magisch auf sich. In der Nähe des wuchtigen Bettes im großen Schlafzimmer stand das A.L.C.E. Jim warf sich auf das Bett und streckte sich aus. "Bist du müde?" Jim setzte sich wieder auf. "Nein, das Bett war nur so einladend. Meinetwegen können wir anfangen. Hat Robin das Zimmer eingerichtet?" "Cupio Martinez war es. Er hat eine Schwäche für romantische Zimmer mit Kaminen." Liam setzte sich neben ihn auf das Bett. "Ich möchte dir vorher noch ein paar Dinge sagen. Erstens: Es kann sein, dass du dich im dem Modell verlierst. Wenn du wieder heraus willst und eine Art Blockade dagegen spürst, fokussiere die großen Naturbestandteile in der Mitte. Sie sind ein Anker und so kommst du leicht wieder heraus. Zweitens: Du wirst wahrscheinlich Dinge sehen, die du längst vergessen und verdrängt hast. Das ist nicht leicht zu ertragen. Auch wenn die Stärke des A.L.C.E. dir hilft damit fertig zu werden. Du solltest auf heftige Sachen eingestellt sein. Drittens: Ich bleibe hier und du kannst danach mit mir darüber reden. Wenn du willst." Liam dirigierte Jim zu einem Sessel neben dem Bett. Kirk schaute in das Modell eines Herbstwaldes. "Für Robin ist Herbst die schönste Jahreszeit", erklärte Liam. Jim lächelte. "Es sieht so aus, als hätte ich ein faszinierendes Familienmitglied verpasst. Ich werde so bald wie möglich Kontakt mit ihm aufnehmen." Liam nickte. "Robin schuf das Modell, als er letztes Jahr im Herbst mit seiner Familie vier Wochen lang Urlaub in einem unberührten Wald machte. Er nahm den Wald in sich auf und spürte seine alte Kraft, sein Leben, seine Tiefe, seine Geschichte, sein Innerstes und dann schuf er wie im Rausch das Modell." Liam setzte sich auf einen Stuhl ein Stück von ihm entfernt und dimmte das Licht im Hintergrund. Jim suchte sich eine angenehme Stellung im Sessel und fokussierte das A.L.C.E.. "Ich glaube, dieses Kunstwerk passt zu dir. Du hast ein Leuchten wie Herbstlaub an dir", flüsterte Liam unhörbar für Jim. Das A.L.C.E. strahlte Fülle und Schönheit aus und Jim genoss den Anblick des Herbstwaldes. Das Modell war vor allem mit buntem Laub, kleinen Zweigen und Eicheln gefüllt. Eine halb zerbrochene Steinmauer im Hintergrund, Tannenzapfen und ein Fliegenpilz in der Mitte ergänzten es. Alle Farbabstufungen zwischen Grün, gelb, rot und braun leuchteten in kraftvoller Komposition. Das Modell zeigte den Herbst in all seiner Schönheit. Jim ließ sich in das Werk fallen. Als Bewegung in das Modell kam, erschien ein überraschtes Lächeln auf seinem Gesicht. Schatten huschten durch das A.L.C.E., wurden zu halbdurchsichtigen Figuren und begannen, eine Geschichte zu erzählen. Rehe, Füchse, Wölfe und andere Tiere streiften durch den Wald. Wanderer, Jäger und Holzsammler kreuzten ihre Wege. Zarte Feen und wilde Kobolde brachten sie vom Weg ab, spielten mit ihnen, paarten sich mit ihnen, benutzten sie und ließen sich benutzen. Er erlebte eine Legende aus uralter Zeit, als die Menschen die Tiere noch als Mitgeschöpfe sahen und die übernatürlichen Wesen des Waldes real erschienen. Eine Zeit, in der die Menschen nur ein Teil der Welt waren und nicht ihr Beherrscher. Sie liebten die Kraft des Waldes, dankten ihm für die Nahrung und den Schutz vor Verfolgern, die er bot. Sie fürchteten sich vor seiner Dunkelheit und Endlosigkeit. Die dritte, die persönliche, nur für den Betrachter bestimmte Wirkung, begann. Die Menschen fürchteten und liebten die Feen und Kobolde, die sie im undurchdringlichen Dickicht und auf den von Bienenschwärmen umsurrten Lichtungen zu erkennen glaubten. Sie jagten die Tiere als Nahrung und beteten sie wegen ihrer Stärke an. Sie liebten sich auf dem weichen Waldboden und zeugten in der gesegneten, reichen Natur Kinder der Liebe. Sie töteten sich in ehrenvollem Kampf unter den sich sanft im Wind wiegenden Wipfeln und bestatten ihre Toten ehrenvoll. Sie ermordeten ihre Feinde und verscharrten sie geheimen Stellen. Kirk staunte über die Tiefe des Waldes. Er liebte den Wald, doch so tief waren seine Gefühle für ihn nie gewesen. Diese Dimension kannte er nicht. Der Wald hatte das Gefühl jedes Ereignisses bewahrt. Den Schmerz und die Freude, die Stärke und den Trost. Tief in sich drin behütete er sie und gab die aus ihnen entstandene Kraft weiter. an den, der das Modell betrachtete. . und Jim fand sich auf einem Planeten wieder, wo ein junger Lieutenant einen sinnlosen Tod starb. Er war nicht der einzige. Jim trauerte über die Opfer der Fünfjahresmission und die Namen jedes Mannes und jeder Frau kamen ihm ins Gedächtnis. Doch sie kamen nicht als Alptraum zu ihm. Nein, sie schwebten auf einer zarten Melodie heran und wurden danach wieder auf ihr davongetragen. Zuerst, wenn ihm der Name einfiel und er ein Bild vor sich sah, erinnerte er sich und fühlte Schmerz. Dann legten sich die Melodie und ein leuchtendes hellblaues Tuch auf die Toten und lösten Kirks Schmerz auf. Je mehr der 72 Opfer in dem hellblauen Tuch davongetragen worden, umso freier fühlte er sich. Befreit von dem Schuldgefühl, von der bohrenden Frage, ob er den Tod der Männer und Frauen hätte verhindern können. Doch er hatte immer getan was möglich war. Das A.L.C.E. machte ihm das noch einmal klar. Er dankte ihm dafür und fühlte sich so frei wie lange nicht mehr. Er glaubte fertig zu sein, als ihn das A.L.C.E. wieder in seinen Bann zog.. Jim fand sich auf dem Highschoolgelände wieder und erinnerte sich. Er war fünfzehn und sein letztes Schuljahr hatte gerade begonnen, denn die Sternenflottenakademie würde im März nächsten Jahres seine Bewerbung annehmen. Jim sah sich um, erkannte seine ehemaligen Mitschüler und dann befand er sich plötzlich woanders und sah. ihn. Don. Blitzartig waren alle seine Erinnerungen wieder da und sein Herz raste. Die Erinnerungen wollten keinesfalls schnell vorüber ziehen. ,Ich hätte es wissen müssen.', dachte Kirk und ergab sich ihnen. **** Don war fünf Jahre älter als er und arbeitete als Mechaniker bei einer Landschaftsgärtnerei. Nebenher absolvierte er in Des Moines ein Technikstudium. Jim machte ein Technikpraktikum in Dons Landschaftsgärtnerei und dort lernten sie sich kennen. Für Jim war es Liebe auf den ersten Blick. Er träumte von ihm, sehnte sich nach ihm und fasste schließlich Mut. Als sie sich eines Tages freundschaftlich umarmten, griff er einfach in sein dunkelbraunes welliges Haar und drückte ihn sehnsüchtig an sich. Don lächelte und Jim nahm es als Zeichen. Er zögerte nicht und machte seine Träume wahr. Er küsste ihn und genoss Dons dunkles Lachen. Es gehörte zu dem, was Jim am besten an ihm gefiel. Gleich nach den starken Muskeln und dem wilden Brusthaar, das seine Fantasie nachts auf Höchstleistung trieb. "Du bist heiß.", lachte Don leise "Und du bist schuld.", erwiderte Jim und presste sich noch fester an ihn. Der fünfzehnjährige Jim ließ sich mit Haut und Haaren in seine Liebe für Don fallen. Seine Mutter sah seine Freude und als er ihr Don vorstellte, war sie über den netten jungen Mann begeistert. Ganze Abende saßen sie in der privaten Werkstatt auf Dons winziger Farm. Don brachte ihm Verständnis für Technik bei, half ihm bei seinen Schulaufgaben und ermutigte ihn dazu, sich an der Akademie zu bewerben. Die Liebe zu Don war zu diesem Zeitpunkt das Beste, was ihm hätte passieren können Seine Leistungen in der Schule kletterten ganz nach oben und als ein Fachmann von der Sternenflottenakademie kam, um den jungen Bewerber zu begutachten, stieß er auf einen ausgeglichenen, fröhlichen Jungen mit viel Wissen und Ehrgeiz. Mit dem Frühling kam das Ja der Akademie und Jim fühlte sich im Paradies. Für einige Monate. * Der Sommer war fast zu Ende und in wenigen Tagen würde Jim nach San Francisco an die Sternenflottenakademie gehen. Er war traurig, Don dann für lange Zeit nur selten sehen zu können. Er kostete die letzten Tage ihres Beisammenseins aus und verbrachte fast jede Nacht mit ihm. Seine Mutter versuchte ihn abzulenken, wenn sie die Traurigkeit über den kommenden Verlust Jims großer Liebe in seinen Augen sah. An diesem Nachmittag fuhr Jim mit dem Fahrrad zu Dons Farm und wurde schon erwartet. Sie küssten sich und Dons Hände fuhren unter sein Shirt. Jim drängte sich näher an ihn und zuckte plötzlich zurück, denn aus den Augenwinkeln heraus hatte er Guss und Florinio erblickt. Sie hatten wohl auf der anderen Seite der Scheune gestanden und schlenderten nun heran. Er mochte die beiden nicht besonders, doch leider waren sie Dons Freunde. "Hallo Jimmy, stören wir bei etwas?" fragte Florinio und lächelte. "Ja. Könnt ihr euch für eine Weile verdrücken?" antwortete Jim kühl. Guss lachte. "Du hast ja recht. Nächste Woche gehst du an die Akademie und bis dahin willst du es noch so oft wie möglich besorgt haben. Komm, Florinio, lassen wir die beiden allein." Er grinste und winkte den Anderen weg. Jim ärgerte sich, dass die beiden ausgerechnet jetzt auftauchen mussten. Sie hatten nur noch so wenig gemeinsame Zeit. Don zog ihn mit sich in die Scheune und küsste ihn zärtlich. Jim wehrte ihn ab. "Die beiden sind dort draußen." Don ließ ihn los. "Ignorier die beiden doch. Komm, lassen wir uns nicht den Spaß verderben." Er zog ihn wieder an sich, dann mit sich auf den Boden der Scheune. Jim ließ sich in seine Zärtlichkeiten fallen. Don zog ihn auf die Füsse und schob ihn zu einem Heuballen. Dann drehte er ihn vorsichtig herum. Die Mattigkeit genießend rieb Jim sein Gesicht im Heu. Da hörte er, dass er mit Don nicht mehr allein war. Wütend erhob er sich und zog sich an. Dann drehte er sich um. Florinio und Guss standen nur wenige Meter entfernt und grinsten. Don trat zu den beiden Männern. "Was für ein Problem habt ihr zwei eigentlich?" fragte Jim, schaute sie eisig an und drehte sich dann zu Don. "Deine Freunde sind manchmal. und außerdem sind sie Spanner. Ich gehe jetzt. Ruf mich an, wenn sie weg sind." Er wollte zur Tür gehen, doch Don hielt ihn fest. "Bleib bitte, ich muss mit dir über etwas reden", bat Don. Jim blieb stehen und sah ihn fragend an. Don zog ihn in eine andere Ecke der Scheune. "Ich brauche deine Hilfe. ich bin in Schwierigkeiten. Wirst du mir helfen?" fragte er und streichelte seine Wange. Jim wurde mulmig zumute, doch noch sah er keinen Grund, seinem Freund zu misstrauen und nickte. "Ich habe einige illegale Sachen gemacht und jetzt habe ich Ärger mit Guss und Florinio. und dem Gesetz." Er sah Jim bei seinem Geständnis nicht an. Jim schüttelte ungläubig den Kopf. "Du machst. illegale Sachen mit diesen beiden Pappnasen? Was soll das? Was habt ihr getan?" "Technologiediebstahl. Wir haben Forschungsergebnisse aus dem Technikinstitut in Des Moines gestohlen und verkauft", sagte Don leise. Jim starrte ihn fassungslos an. Er konnte nicht glauben was er hörte. ".Jetzt bin ich in Schwierigkeiten, denn es ist etwas schiefgelaufen und Guss und Florinio sind erwischt worden. Nächste Woche ist die Verhandlung. Mich haben sie nicht erwischt, aber. die beiden werden mich verraten, wenn." Er sah Jim an und strich ihm eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. "Du bist so unglaublich süß und das ist Guss und Florinio aufgefallen. Sie haben mir versprochen mich nicht zu verpfeifen, wenn du es mit ihnen machst. Leg dich am besten wieder auf den Heuballen und in ein paar Minuten ist es vorbei. Kannst du das für mich tun, mein kleiner goldener Engel? Es fällt mir nicht leicht, dich darum zu bitten, aber es ist notwendig. Sie haben versprochen, dir nicht weh zu tun." Bittend sah er Jim an. "Du hast sie wohl nicht mehr alle! Bin ich eine Sexpuppe? Sowas tue ich nicht!" Er stieß Don wutentbrannt weg und lief eilig zum Scheunentor. Doch er stolperte über einen absichtlich gestellten Fuß und Florinio drehte ihm die Arme auf den Rücken. Jim befreite sich aus seinem Griff, schlug zu und versuchte zu fliehen. Guss und Don fingen ihn ein. "Jimmy. bitte.. So schlimm ist das doch nicht." sagte Don. "Du bist schon so gut wie im Gefängnis", zischte er ihn an. Don packte noch etwas fester zu. "Wenn du zur Polizei gehst, ziehe ich dich in die Sache mit rein und dann ist nichts mit der Akademie nächste Woche. Selbst wenn du deine Unschuld beweisen kannst. das dauert eine Weile und ganz sicher bleibt etwas hängen. Dein Traum wäre dann aus." Für Jim brach eine Welt zusammen. Don, sein Freund, der Mann, den er liebte. nein, das konnte nicht sein. Don und Guss schubsten ihn zum Heuballen. "Besser, du wehrst dich nicht. Es tut sonst weh. Genieße es einfach. Ich weiß, wie sehr du es magst, genommen zu werden. Lass dich einfach fallen.", hörte Jim die Stimme von Don. Jims Gedanken rasten. Er konnte es nicht glauben. Don. Meinten sie es ernst? Würden sie ihn wirklich.? Er dachte an die Schmerzen, die ihm bevorstanden, falls ihm die Flucht nicht gelingen sollte. Er fühlte sich gedemütigt und seine Seele, der Ort zu dem Don bisher gehört hatte, war leer und dunkel. Don. Dann begann er zu kämpfen. Nicht gegen die drei Männer. Nein, sie waren zu stark. Aber er wollte kein Opfer sein. Auf keinen Fall würde er das zulassen. Kein Opfer, niemals. Er bekämpfte seinen Ekel, vor dem was er tun musste. Er würde stark sein. Er hörte auf sich zu wehren, atmete tief durch und nickte. "Macht schnell und dann verschwindet!" sagte er mit fester Stimme. "Sehr klug", lobte Guss. "Tolle Idee, uns den Kleinen zu schenken, sehr schön, dafür verzeihen wir dir und verraten dich nicht", lachte Florinio. Als die beiden fertig waren, kam Don zu ihm und nahm ihn ebenfalls. "Ich wusste, du würdest es genießen", flüsterte er. Später, als alle drei weg waren, rappelte Jim sich auf. Keine Träne rann über sein Gesicht. Er war kein Opfer, wollte keines sein. Niemals. Er säuberte sich mit dem herumliegenden Heu, zog sich an und fuhr nach Hause. Bis zu seiner Abreise wenige Tage später blieb er im Haus und bereitete sich auf die Sternenflottenakademie vor. Seiner Mutter sagte er nichts und sie glaubte, er bliebe aus Liebeskummer und Abschiedsschmerz im Haus. * Jim ging an die Akademie und lernte soviel er konnte. Er versuchte, so wenig wie möglich an Don zu denken. Nein, er war kein Opfer und würde nie eines sein. Er belegte jeden Selbstverteidigungskurs, der an der Akademie gegeben wurde. Jim konzentrierte sich auf nichts anderes als das Lernen. Keine Verabredungen, keine Flirts, nichts. Bis er Gary Mitchell kennenlernte. Er fühlte wieder das Kribbeln wie damals bei Don und deutete es als Bestätigung dafür, dass alles in Ordnung war. Doch als sie sich öfter trafen und Gary ihm näher kam, zuckte er zurück. Er konnte es einfach nicht tun. Schon beim Gedanken daran bildete sich ein Kloß in seiner Magengrube und seine Körpermitte reagierte nicht auf Gary. Gary hatte Geduld. Er merkte, dass seinen Freund etwas bedrückte. Doch Jim schwieg und nichts änderte sich. Schließlich beendete Jim die Beziehung, die noch gar nicht richtig angefangen hatte. Gary erfuhr nie den Grund für Jims Zögern. Es dauerte ein Jahr, bis sie sich wieder rein freundschaftlich annäherten. Sie wurden die besten Freunde und blieben es für immer. Jim fielen irgendwann die Reize der weiblichen Kadetten auf. Er begann mit ihnen zu flirten, tanzte mit ihnen, küsste sie. Einige Male ging er weiter als sonst. Es fühlte sich gut an. Er zog keinen Vergleich mit einem Mann. Mit dem Mann. Dem ersten und einzigen. Unmöglich. Er verbannte Don vollständig aus seinem Gedächtnis und mit ihm die Gefühle für alle anderen Männer. Er verliebte sich später öfter in Frauen . ,Nie so wie es schien. Liebe ja, mehr. kaum.', erkannte er. Seine Beziehungen waren immer nur von kurzer Dauer, von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil Frauen nicht das waren, was er sich wirklich wünschte. Kirk zitterte und dann überfiel es ihn mit aller Macht. Die Erkenntnis, dass er mehr als zwanzig Jahre lang von seinem Trauma um Don beherrscht worden war. Er hatte seine wahre Neigung, seinen Wunsch nach einer Liebesbeziehung mit einem Mann, ignoriert, missachtet und ihn schließlich gar nicht mehr wahrgenommen. Mehr als zwanzig verpasste Jahre. Er war Ende 30 und hatte so viele Jahre verloren. Er stöhnte vor Wut und Schmerz auf und spürte Liams Hände auf seinen Schultern. "Bleib. Das A.L.C.E. wird dir helfen damit fertig zu werden." Jim blieb und dann traf ihn die nächste Erkenntnis. Spock. Er liebte ihn. Das war es. Jetzt fühlte er sein Begehren, dass er so lange in sein Unterbewusstsein verdrängt hatte. Er bedeutete ihm mehr als Don es jemals vermochte. Er hatte seine Gefühle nicht sehen können, weil seit Don Männer für ihn tabu waren. Die vielen Momente der Nähe zwischen ihnen drangen mit Macht in sein Bewusstsein. Das Vertrauen, das sie bei ihren gemeinsamen Missionen verband, die fast. fast. intime Nähe, wenn sie abends in ihren privaten Räumen Schach spielten, Spocks Beinahe - Lächeln, wenn er entspannt war. Er sah die verdrängten Szenen ihrer Beziehung vor sich. Ihrer Beziehung. ,Freundschaft. mehr als Freundschaft. Liebe und Sehnsucht.' Jetzt sehnte er sich nur noch danach Spock zu berühren. Seine Fantasie kitzelte ihn und zauberte ein Lächeln der Vorfreude auf sein Gesicht. Er glaubte seine Hand in der von Spock zu spüren. geschah das wirklich oder war es nur seine Fantasie, die ihm diese Geste vorspielte? ,Er hat meine Hand gehalten', erinnerte sich Jim an die Tage, in denen seine Seele in Janice Lester steckte. Wie konnte er das nur verdrängt haben. und. schien es ihm nur so oder. doch. Es musste so sein. ,Er liebt mich.', war Jim sich plötzlich sicher. ,aber wenn er mich liebt, hat er nie etwas angedeutet. wenn.' Dann schlug die dritte Erkenntnis zu. ,Spock geht bald nach Gol. Ich werde ihn vielleicht nie mehr wiedersehen.' Er wollte aufspringen, ihn festhalten, doch er fühlte sich gelähmt, konnte sich nicht bewegen. Er fühlte Tränen in seinen Augen, trauerte um die verpasste Chance und seine Seele fühlte sich leerer an als nach der Sache mit Don. Da spürte Jim plötzlich Wärme und ein weiches Licht. Ihm war, als ob ein mitfühlendes Bewusstsein seine Seele streichelte und die unerwartete Leere in sich wieder füllte. Es zeigte ihm, wie oft Spock in den Jahren mit ihm Glück gespürt hatte und wie er es selbst oft gefühlt hatte, wenn sie zusammen waren. ,Er kommt nicht mit sich selbst zurecht, mit seiner menschlichen Seite, deshalb sieht er keine andere Wahl als Gol.', erkannte Jim. Er fragte sich, ob er Spock daran hindern sollte nach Gol zu gehen. Doch das fühlte sich falsch an. ,Es ist sein Weg. er muss ihn gehen.' Wieder füllten sich seine Augen mit Tränen. >Spock geht nicht für immer. Er wird wiederkommen. zu dir.<, hörte Jim von irgendwoher. Das Bewusstsein streichelte seine Seele, tröstete ihn. Es lenkte seinen Blick auf die andere Erkenntnis, auf seine so lange unbewusst unterdrückte Neigung. Er spürte, wie er sich nach der Liebe eines Mannes sehnte und seine Fantasie malte ihm seine Zukunft aus. *** Kirk stand langsam auf. Er drehte sich um und sah Liam wie durch einen Schleier an. "Wenn du willst. ich höre zu.", bot ihm Liam an. Kirk schüttelte den Kopf. "Nein, nicht jetzt." Er sah den Künstler an. Liam war ein schöner Mann. Vorhin war ihm das noch nicht aufgefallen. "Ich hatte es einfach. nicht gesehen, hatte es unterdrückt. so viele Jahre. Liam." Er trat zu ihm, sah ihm im Halbdunkel des Raumes intensiv in die Augen. "Kannst du heute Nacht bei mir bleiben?" "Natürlich." "Liam. ich meine. ich. verdammt, ich wusste es nicht. wusste nicht, was ich fühle. so lange nicht. ich möchte, ich brauche." Er zögerte. ,Ich weiß doch nicht mal ob er.' Liam nickte und zog ihn an sich. "Ich weiß, was du brauchst." Er zog Jim das Shirt über den Kopf, legte dann langsam die Hände an seinen Hosenbund, gab ihm Gelegenheit sich zurück zu ziehen. Jim war unsicher und ungeduldig zugleich. "Ja. Liam, lass uns nicht warten. ich habe 23 Jahre nachzuholen." Er griff in Liams schwarzes Haar, bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Zum ersten Mal seit langen Jahren küsste er wieder die raue Haut eines Mannes. Er schob ihn zum Bett und kniete sich über ihn. Ungeduldig zerrte er ihm den Pullover vom Körper. Seine Zunge glitt über Liams muskulösen Körper und er atmete seinen Duft ein. Er genoss Liams Männlichkeit und ließ seiner Sehnsucht freien Lauf. Seiner Sehnsucht, die er so lange unbewusst unterdrückt hatte. Sie fühlte sich richtig an und er konnte in dieser Nacht nicht genug von ihm bekommen. Liam war nicht Spock, nicht der Mann, den sein Herz begehrte. Doch in dieser Nacht war Liam für ihn das Symbol seines endlich an das Licht der Oberfläche gelangten Wunsches, sein Leben mit einem Mann zu teilen. Robins A.L.C.E. hatte ihm seine Wünsche gezeigt und die Liebe zu Spock. Der Vulkanier würde in wenigen Tagen gehen und Jim dankte dem A.L.C.E. dafür, dass es ihm nicht nur seine Wünsche gezeigt, sondern ihm auch geholfen hatte, mit Spocks Verlust irgendwann fertig zu werden zu können. Weiter in Kapitel 5