***** Title: Warten auf die Richtige Autor: Acidqueen Paar: Wird nicht verraten :) Rating: PG Zusammenfassung: Mistelzweig ** Die Weihnachtsfeier fing gerade an, so dass der Sportsaal noch recht leer war, als Spock mit Kirk hereinkam. Nach der ersten offiziellen Begrüßungsrunde, die er in seiner Position als Erster Offizier machen musste, zog sich Spock wie üblich in den Hintergrund zurück. Er ging sogar so weit, ein Padd aus dem Nichts herbeizuzaubern und einige Aufzeichnungen zu sichten. McCoy, der an der Bar stand, runzelte die Stirn. Wahrscheinlich berechnete Spock gerade die Effizienz der Crew für den morgigen Tag - nun, sie würde niedrig sein. Eigentlich war es verwunderlich, dass Spock überhaupt noch hier geblieben war. Normalerweise verschwand Spock so schnell wie möglich, wobei er Kirks Abwesenheit von der Brücke vorschob, um selbst dorthin zu flüchten. Aber heute Abend war es irgendwie anders als sonst. Spock lief sogar für einen Moment ziellos umher, und setzte sich dann.gegenüber der Haupteingangstür? McCoy rieb sein Kinn. Etwas Eigenartiges ging hier vor sich. Es schien fast so, als würde Spock auf jemand besonderen warten. Aber nein, das konnte nicht sein - oder? Über der Tür war der klassische Mistelzweig, den die Crew als Ausrede nutzte, um eine Reihe ernster und weniger ernster Küsse auszutauschen. Aber würde Spock.? Neugierig geworden nahm McCoy seinen Drink und setzte sich in eine ruhige Ecke, von der aus er Spock, die Tür und den Mistelzweig im Blick hatte. Es wurde endlich Zeit, herauszufinden, auf wen Spock stand. Seit dem Pon Farr war Spock nicht mehr ganz so asexuell wie zuvor. Und McCoy bezweifelte auch, dass das so einfach möglich wäre, selbst wenn Spock in den unschuldigen, ignoranten Zustand zurück wollte. Die Enterprise war voll mit interessanten Leuten - es war schwierig, sich auf Dauer zu niemandem hingezogen zu fühlen. Uhura kam zur Tür herein, und McCoy hielt den Atem an - aber nein, Spock zuckte mit keinem Muskel. Schade, dachte McCoy und nippte an seinem Drink. Er hatte immer gedacht, dass sie gut zusammenpassen würden, und sie teilten ja auch diese Liebe zur Musik. McCoy war auch ziemlich sicher, dass er sie schon bei mehr als einem Seitenblick auf Spocks Unterleib erwischt hatte. Offensichtlich hatte der Kommunikationsoffizier ein paar der interessanten medizinischen Unterlagen gelesen, die McCoy in den letzten Monaten von der Medizinischen Akademie von Vulkan angefordert hatte. Die Tür ging wieder auf und gab den Blick auf ein weiteres Mitglied der Brückencrew preis - aber McCoy schüttelte sofort den Kopf. Rand war zwar nett, aber er wusste, dass sie es nicht war. Spock war manchmal richtig unfreundlich zu ihr; Sulu, der sie gerade unter dem Mistelzweig küsste, passte viel besser zu ihr. Sie gingen Hand in Hand zur Bar. McCoy machte sich eine geistige Notiz, morgen mal bei Chapel nach dem neuesten Stand zu fragen. Um von Chapel zu sprechen - da kam sie auch schon, M'Benga knapp hinter ihr. Sie würde Spock sicherlich sofort küssen, aber der Vulkanier sah nicht einmal zu ihr hinüber. Stattdessen musste sie sich mit M'Benga zufrieden geben, der seine Ankunft vermutlich absichtlich so passend geplant hatte. McCoy wusste, dass sein Kollege ein Auge auf sie geworfen hatte, aber offensichtlich würde sie noch etwas Zeit brauchen, um über ihre Schwäche für Spock hinwegzukommen. Er hätte sicherlich mehr Chancen mit spitzen Ohren. Die nächste war Lieutenant Polaski, einer der Shooting Stars des Maschinenraums. Scotty sang ständig ihr Loblied, und sie war mit ihm und Spock zusammen bei einigen Projekten zugange. McCoy war sich sicher, dass sie sich ein klein wenig in den Vulkanier verliebt hatte. Aber es war scheinbar eine einseitige Sache, und so ging sie von der Tür aus geradewegs in die Arme eines Kollegen, dessen Name McCoy gerade nicht einfiel. Andere kamen und gingen, intelligente, gut aussehende Frauen aus allen Abteilungen, aber sie alle schienen Spock kalt zu lassen. Sogar die junge Deltanerin, nach der sich alle anderen umdrehten, brachte den Vulkanier nicht dazu, von seinem Padd hochzuschauen. "Hey, Pille, was machst du so ganz alleine hier in der Ecke?" Mit einem lauten Plopp sank ein leicht angeheiterter Jim Kirk auf den Stuhl zu McCoys Rechter. Der Doktor sah ihn an. Vielleicht.vielleicht? "Ich führe gerade ein Experiment durch, Jim. Und ich brauche deine Hilfe." "Klar." Kirk zuckte mit den Schultern. "Was soll ich tun?" "Geh da zur Tür raus und komm wieder rein." "Das ist alles?", fragte Kirk leicht erstaunt. "Das ist alles." Der Captain zuckte nochmals mit den Schultern, stand auf, und ging zur Tür. Das Schott öffnete und schloss sich hinter ihm. McCoy starrte atemlos auf Spocks Rücken. Gleich würde er wissen, ob. Die Tür ging wieder auf, und mit fedrigen Schritten kam Kirk in den Raum zurück. Für einen Moment stand er unter dem Mistelzweig und warf einen strahlenden Blick in die Runde - aber nichts passierte. Spock stand nicht auf und ging auch nicht zu Kirk. Tatsächlich hatte sich Spock immer noch keinen Millimeter von seinem Sitz bewegt. Kirk winkte McCoy, wurde dann aber von einem Fähnrich aus der Abteilung Interstellare Geschichte abgefangen, die die Chance ihres Lebens ergriff und den Captain küsste. Umso besser für ihn, dachte McCoy. McCoy lehnte sich verblüfft in seinem Stuhl zurück. Jede Person, die ihm auch nur im Entferntesten als halbwegs passend für Spock einfiel, war durch diese Tür gegangen, und Spock hatte sie alle ignoriert. Offensichtlich hatten seine psychologischen Kenntnisse mal wieder versagt, was den Vulkanier anging. Er würde ihn nie verstehen. Egal. Genug für heute Nacht. Mit einer eigenartigen Mischung aus Erleichterung und Verwirrung, die er lieber nicht analysieren wollte, ging er zur Bar, um sein und Kirks Glas dort abzugeben. Als er in Richtung Tür an Spock vorbeiging, überlegte er für einen Moment, ob er ihn ansprechen sollte, doch dann widerstand er der Versuchung. Er hatte keine Lust, heute Abend noch zu debattieren. "Doktor", sagte jemand hinter ihm, und McCoy drehte sich um. "Was gibt's, Mr. Spock?", fragte McCoy überrascht, als er den Vulkanier auf sich zukommen sah. Ohne ein Wort der Erklärung lehnte sich Spock vor und küsste ihn. McCoy schnappte nach Luft. "Spock! Sind Sie krank?" "Ich befinde mich bei bester Gesundheit, wie Sie selbst erst festgestellt haben", antwortete der Vulkanier. "Ich glaub's nicht." McCoy schüttelte den Kopf. "Ich meine.da sitzen Sie über zwei Stunden an dem verdammten Tisch, und dann stehen Sie für mich auf? Mit Ihrem Verstand kann etwas nicht stimmen!" "Tatsächlich war meine Wartezeit um 30% kürzer als erwartet. Aber ich bin neugierig - was hat Sie in Ihrer Ecke aufgehalten?" "Mich aufgehalten? Sie haben mich aufgehalten, weil ich wissen wollte, auf wen Sie warten." McCoy gab ihm einen scharfen Blick. Er fühlte sich sehr viel besser damit, Spock anzuschnauzen, statt über den viel zu anregenden Kuss nachzudenken. "Warum sind Sie nicht einfach zu mir rüber gekommen und haben mich gefragt?" "Eigentlich war es meine Mutter, die vorgeschlagen hat, dass ich etwas kreativ sein sollte im Umgang mit Menschen, an denen ich interessiert wäre", antwortete Spock, und verfärbte sich einen Tick grünlicher. McCoy lächelte schräg. "Ich glaube nicht, dass sie an mich und einen Mistelzweig gedacht hat, als sie das sagte." "Ich bezweifle das auch", gab Spock zu. Nach einem ungemütlichen Moment der Stille sagte er: "Ich entschuldige mich, falls ich -" McCoy hob die Hand. "Nein.nein, kein Grund, sich zu entschuldigen. Es war eine nette Idee, und nicht ganz.unwillkommen. Ich würde nur gern ein wenig darüber nachdenken. Sie haben mich wirklich überrascht, Spock." "Natürlich." Spock legte seinen Kopf schräg. "Ich werde dann auf die Brücke gehen. Genießen Sie die Party, Doktor." McCoy schüttelte den Kopf. Was zum Teufel -? "Pille?" Er erschrak und drehte sich um. "Jim! Wo hast du denn den puppengesichtigen Fähnrich gelassen?" "Als sie anfing über die Russische Revolution zu reden, habe ich sie an Chekov weitergereicht", antwortete Kirk. "Sag mal - hab ich das recht gesehen, dass Spock dich geküsst hat?" McCoy starrte ihn an. "Spock mich küssen? Warum sollte er?" "Keine Ahnung", sagte Kirk und schüttelte den Kopf. "Ja, echt komisch. Ich meine.das kann ja wohl nicht sein." "Nein", stimmte McCoy vollen Herzens zu, und fragte sich, ob sein leicht umnebelter Geist die Begegnung mit Spock nur erfunden hatte. Kirks verwirrter Blick klarte sich auf. "Sorry, Pille. Irgendwie zieht Scottys Zeug jedes Jahr mehr rein. Lass uns zur Party zurückgehen." Wohlwissend, dass sich die Sache zwischen Spock und ihm heute Nacht sowieso nicht mehr klären würde, feierte McCoy mit Kirk und dem Rest der Mannschaft an der Bar weiter. Und wenn er manchmal ein wenig gedankenverloren vor sich hin sah, so nahm es niemand persönlich. *****